Pflanztipps - Wyss
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pertal, Turin, Mailand, Bern, Basel, Luzern, Zü-<br />
rich, St. Gallen und auch in New York zu finden,<br />
wo ich 4 Jahre lang gelebt habe. Ich nutze<br />
Brach-Nischen, überall, wo man eine solche<br />
Blu menpracht nicht erwartet. Denn so sensibi-<br />
lisiere ich die Menschen am stärksten für die<br />
Natur.<br />
Meine Aktionen kündige ich natürlich nicht an.<br />
Sie erfolgen eher spontan. Ich mache mir bei-<br />
spiels weise Notizen über Bautätigkeiten oder<br />
merke mir unterwegs mögliche Plätze. Meist<br />
erstelle ich meine Blumengraffitis nachts, besonders<br />
die grösseren Aktionen. Auch wenn<br />
ich den harten Boden aufkratzen muss, fällt<br />
dies im Schutze der Dunkelheit doch weniger<br />
auf.<br />
Am Zürcher Letten wurde in den 80er-Jah-<br />
ren ein Bahntrassée stillgelegt und man hörte<br />
Gerüchte von Überbauung. So habe ich dort<br />
Trockenteiche und -beete angesät mit geschüt-<br />
zten einheimischen Pflanzen. Jahre später wur -<br />
de dieser Ort zum Naturschutzgebiet erklärt.<br />
Während der Expo war ich im Raum Bielersee<br />
tätig. In Erlach leuchten den Menschen heute<br />
prächtige Malven entgegen.<br />
Und als Reaktion auf die roten Sitze aus Basel<br />
im neuen Letzigrund-Fussballstadion liess ich<br />
2008 rund um das Stadion herum Blumen gedeihen<br />
– in den Farben des Zürcher Fussballclubs,<br />
Weiss und Blau.<br />
wie viel saatgut Benötigen sie pro<br />
JaHr?<br />
Von den einheimischen Pflanzen benötige ich<br />
ungefähr 1 kg (4g/m 2 ) im Jahr. Die Malven sind<br />
über die Jahre hinweg selbsttragend geworden.<br />
was pflanzen sie HauptsäcHlicH an?<br />
In den letzten 15 Jahren habe ich vermehrt<br />
einheimische Pflanzen, auch gefährdete und<br />
geschützte Sorten, gesät. Diese Samen verwen-<br />
de ich insbesondere für Grossflächen, wo ich<br />
nach Farben getrennt säe. Die Malven sind<br />
meine Lieblingsblumen und gelten bereits als<br />
mein Markenzeichen. Die tiefwurzelnden und<br />
schlanken Malven sind besonders geeignet für<br />
die Unterbepflanzung von Bäumen. Sie blühen<br />
auf Augenhöhe – und das über eine lange Zeit.<br />
was ist iHr «loHn» für iHre arBeit?<br />
Ich will die Leute für die Stadt-Natur sensibilisieren.<br />
Gelingt mir die Sensibilisierung,<br />
empfinde ich dies als meinen «Lohn». Zudem<br />
erfreut mich selbst immer wieder die wundersame<br />
Blumenpracht.<br />
wird einMal angesät und dann Hat es<br />
sicH – oder pflegen sie die pflanzen<br />
aucH?<br />
Nein, ich pflege die Pflanzen nicht. Das überlasse<br />
ich der Natur – was schliesslich auch die<br />
beste Selektion ist. Ich begutachte die Pflan-<br />
zen, beziehe Samen und analysiere das Ganze.<br />
Was wirkt wo am besten? In welcher Kombination?<br />
Und wann? Diese Informationen verwerte<br />
ich dann für meine weitere Arbeit.<br />
wieviel geld kostet dieses HoBBy? oder<br />
HaBen sie sponsoren?<br />
Nun ja, wie jedes Hobby kostet auch dieses etwas.<br />
Maler und Künstler müssen auch erst in<br />
die Farbe investieren, bevor das Gemälde oder<br />
Kunstwerk verkauft werden kann.<br />
Von Freunden, anderen Gärtnern sowie aus der<br />
Bevölkerung erhalte ich oft Samen für meine<br />
Aktionskunst. Eine über 90-jährige Frau aus<br />
Ein siedeln pflegt mehr als 300 einheimische<br />
guerilla gardening<br />
Der Begriff «Guerilla gardening« wurde erstmalig in den Siebzigern in New York geprägt, wo sich<br />
Gartenenthusiasten zusammenrotteten, um brachliegende öffentliche Flächen zu okkupieren, sie<br />
zu bepflanzen und so «cultural gardens» für jedermann zu etablieren. Ungefähr zehn Jahre später<br />
ahmten Berliner dieses Modell nach und bepflanzten brachliegende Grünflächen, deren Besitzverhältnisse<br />
ungeklärt waren. Es entstanden zahlreiche interkulturelle Gärten. Richard Reynolds,<br />
einer der bekanntesten Guerilla-Gärtner, bepflanzte 2004 erst einen verwahrlosten Pflanzkübel,<br />
daraufhin begrünte er seine ganze Strasse. Doch es blieb nicht bei diesem einen «Tatort». Das<br />
«wilde Gärtnern» hat aber auch bei uns einen Namen: Maurice Maggi ist DER Schweizer Guerilla-<br />
Gärtner.<br />
Pflanzen in ihrem Garten. Die Samen dieser<br />
Pflanzen sammelt sie und sendet diese sorgfältig<br />
verpackt und mit Beschrieb an mich. Für<br />
solche «Spenden» bin ich natürlich dankbar.<br />
wurden sie aucH scHon aufgefordert,<br />
iHre taten zu unterlassen?<br />
Nein. Meine Tätigkeit wird von der offiziellen<br />
Seite her toleriert. Ich vernehme sogar aus<br />
meinem Bekanntenkreis, dass die Stadtgärtner<br />
sorgfältig mit den Blumengraffitis umgehen.<br />
Sie belassen die Kunst und schneiden um Mal-<br />
ven, Wiesensalbei oder Königskerzen herum.<br />
wie gross ist die «szene» des<br />
guerilla gardening?<br />
Beispielsweise in London ist das Guerilla gardening<br />
verbreitet. Auch in Berlin bestehen Grup-<br />
pen, die Brachland zwischennutzen. Eine grosse<br />
Szene gibt es in New York, im East Village.<br />
In öffentlichen Räumen entstehen immer<br />
mehr «Gärten auf Zeit» (Zwischennutzung).<br />
Hier könnte man vorwerfen, dass es sich um<br />
Nachahmer des Guerilla gardening handelt und<br />
das Ganze kommerziell genutzt wird.<br />
BesteHt kontakt zwiscHen<br />
den verscHiedenen gärtnern und<br />
gärtnergruppen? oder werkelt<br />
Jeder auf eigene faust?<br />
Durch das Internet ist man natürlich in der heu-<br />
tigen Zeit gut vernetzt. Meldungen von Blumengraffitis<br />
werden gestreut, ein Austausch<br />
findet statt. Die Aktion selbst verrichtet man<br />
aber eher auf eigene Faust.<br />
können interessierte aus der<br />
Bevölkerung den guerilla-gärtner<br />
Maurice Maggi engagieren?<br />
Nein, ich nehme keine Aufträge entgegen. Das<br />
Guerilla gardening liegt immer noch im illegalen<br />
Bereich, auch wenn es nichts anstössiges<br />
ist. Jedoch können mir die Leute gerne Tipps<br />
und Feedbacks mitteilen.<br />
sie waren unter andereM aucH scHon<br />
zu gast in der fernseHsHow von und<br />
Mit kurt aescHBacHer. was Bedeutet<br />
dieser proMinenten-status für sie?<br />
Für mich ist das die Anerkennung für meine<br />
Arbeit. Die offizielle Seite ist diesbezüglich<br />
eher zurückhaltend, auch wenn sie meine Aktionskunst<br />
schätzt. Das Echo seitens Medien<br />
und Bevölkerung bestätigt mich jedoch in mei-<br />
ner Tätigkeit. 2004 durfte ich eine erste Ausstellung<br />
realisieren, seither treffen immer wie-<br />
der Nachfragen bei mir ein. Auch halte ich viele<br />
Vorträge. Im September beispielsweise halte<br />
ich in Rapperswil ein Referat vor Landschaftsarchitekten.<br />
weitere inforMationen unter<br />
www.Maurice-Maggi.cH<br />
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