'Gastarbeit' in der Bundesrepublik Deutschland - von Cord ...
'Gastarbeit' in der Bundesrepublik Deutschland - von Cord ...
'Gastarbeit' in der Bundesrepublik Deutschland - von Cord ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4.3. Funktionen <strong>der</strong> Rückkehrorientierung 91<br />
sie stärker an <strong>der</strong> beruflichen Integration als ihre wenig handlungsrelevante Rückkehrorientierung.<br />
„Die Zweite Generation kann sich jedoch ebenfalls nicht auf e<strong>in</strong>e bleibende Zukunftsperspektive im Aufnahmeland e<strong>in</strong>stellen,<br />
denn dazu fehlen ihr <strong>in</strong> den schulischen und beruflichen Bereichen zu viele Voraussetzungen, u.a. hervorgerufen<br />
durch den provisorischen Zustand, <strong>in</strong>dem sie bisher gelebt haben. So wird auch für sie, je stärker die Chancenlosigkeit<br />
e<strong>in</strong>er beruflichen und sozialen Integration wahrgenommen wird, die Rückkehr zur Illusion e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>takten Fluchtpunkts.“<br />
73<br />
Allerd<strong>in</strong>gs zeigten jugoslawische, nicht aber türkische Jugendliche verstärkt Streß-<br />
Symptome, wenn ihre Eltern rückkehrorientiert waren 74 .<br />
Während die Älteren, solange sie können, zwischen ihren Welten h<strong>in</strong>- und herpendeln werden,<br />
dürften die meisten Jüngeren def<strong>in</strong>itiv hier bleiben.<br />
Denn ihre Re<strong>in</strong>tegrationsprobleme wären noch größer als die ihrer Eltern; auch würden familiäre<br />
Gründe – trotz <strong>der</strong> Heiratsverb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> das Herkunftsland – nach dem Tode <strong>der</strong> Eltern<br />
immer weniger für e<strong>in</strong>e Rückkehr sprechen. Der Satz ‘Ich gehe zurück’ ist bei Jugendlichen<br />
noch stärker metaphorisch, noch weniger real planend als bei ihren Eltern. War die Rückkehr<br />
bereits bei den Eltern e<strong>in</strong>e Metapher, so wird diese Metapher nun schon begrifflich schief, denn<br />
für alle hier Geborenen wäre die Rückkehr ja ke<strong>in</strong>e Rückkehr.<br />
1 83 % <strong>der</strong> Türk., 69 % <strong>der</strong> Jugosl. und 77 % <strong>der</strong> Griech. Socialdata 1980, 74ff., vgl. Kap. 4.2.<br />
2 Da die Angabe 'seit Geburt' nicht nach Jahr differenziert ist, läßt sich nur schätzen, daß knapp zwei Drittel <strong>der</strong> GriechInnen,<br />
aber über vier Fünftel <strong>der</strong> TürkInnen seit 1979 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> geblieben s<strong>in</strong>d. Vgl. Statistisches Landesamt Berl<strong>in</strong><br />
1989, 17.<br />
3 ReprU 85, 477.<br />
4 Dietzel-Papakyriakou 1989, 3.<br />
5 Braun 1970, 454ff. S. Kap. 4.3. Wie die 'Ghettos' als Gefahr angesehen und verteufelt wurden, so spielte die Politik mit<br />
<strong>der</strong> Rückkehrorientierung als 'Lösung' des verme<strong>in</strong>tlichen 'Auslän<strong>der</strong>problems'.<br />
6 Herr T., nach Berl<strong>in</strong>er Geschichtswerkstatt 1993, 115.<br />
7 Maurenbrecher 1985, 392. Vgl. Dohse 1985, 293ff.<br />
8 Nach Korte 1990, 245.<br />
9 Vgl. Kap. 4.2. Auch Wilpert verweist auf die Diskrepanz zwischen Zielen und - durch Diskrim<strong>in</strong>ierung begrenzten -<br />
Mitteln, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich „durch die 'Illusion <strong>der</strong> Rückkehr' sowohl die Ansprüche (Ziele) als auch die Mittel beibehalten“<br />
und dadurch anomische Spannungen abbauen lassen. Sie bezieht dies auf die Zweite Generation und sieht es<br />
als e<strong>in</strong>e vorübergehende Variante des Konformismus. Wilpert 1980, 151ff.<br />
10 Maurenbrecher 1985, 388.<br />
11 Nach Schiffauer 1992, 177. So auch nach Korte 1990, 239.<br />
12 Statistisches Jahrbuch 1989, 58.<br />
13 E<strong>in</strong>e jugoslawische Mutter, nach Korte 1990, 244f.<br />
14 E<strong>in</strong> Italiener 1988, nach Projektgruppe 1990, 38.<br />
15 1985, nach Schiffauer 1992, 134f.<br />
16 Wilpert <strong>in</strong> Kubat 1984, 112. 1974 hatten 58 % <strong>der</strong> <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen befragten TürkInnen Angst, wegen e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>igkeit<br />
ausgewiesen zu werden. Nach Dohse 1985, 292f.<br />
17 Dieselbe jugoslawische Mutter 1984, im Rückkehrhilfe-Jahr, nach Korte 1990, 244f.<br />
18 Korte 1990, 245. Ähnlich Mehrlän<strong>der</strong> 1986, 69f.<br />
19 Mihçiyazgan 1989, 40.<br />
20 Mihçiyazgan 1989, 40.<br />
21 Zitiert <strong>in</strong> Korte 1990, 246.<br />
22 Korte 1990, 214.<br />
23 Mihçiyazgan 1989, 41.<br />
24 Vgl. ReprU 85, 479. Z.B. gerade wegen <strong>der</strong> Sprache Sevim, nach Berl<strong>in</strong>er Geschichtswerkstatt 1993, 97.<br />
25 Mihçiyazgan 1989, 41.<br />
26 Dietzel-Papakyriakou 1989, 9.<br />
27 Vgl. Hill 1990, 114, Schnell 1990, 55ff.<br />
28 Doomernik 1991, 138.<br />
29 Reimann 1987, 158, 162. Nach ReprU 85, 406, 411, liest die Hälfte <strong>der</strong> MigrantInnen deutsche, die Hälfte fremdsprachige<br />
Zeitungen, fast alle sehen deutsch- und fremdsprachiges Fernsehen.<br />
30 Kürsat-Ahlers 1992, 112.