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'Gastarbeit' in der Bundesrepublik Deutschland - von Cord ...

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64 4.2. Aufschieben <strong>der</strong> Rückkehr<br />

diesen Län<strong>der</strong>n zusammenhängen, obwohl die Befragungen ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis darauf erbrachten.<br />

Wichtiger war die gewachsene Absorptionskraft des spanischen Arbeitsmarktes durch die<br />

nachlassende Rückkehr aus Frankreich 12 . Ähnlich ließe sich die schon 1975 wie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>kende<br />

portugiesische Rückkehrbereitschaft erklären, wenn man die 1975–76 aus Angola gekommenen<br />

250 000 Retornados bedenkt 13 .<br />

Der <strong>in</strong> den siebziger Jahren <strong>in</strong> Griechenland herrschende Arbeitskräftemangel machte e<strong>in</strong>e<br />

Remigration dorth<strong>in</strong> attraktiv: Ohne diese Pull-Faktoren, argumentiert Fakiolas 14 , hätten Push-<br />

Faktoren wie Arbeitslosigkeit und Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> für Griechenland genau so<br />

unbedeutende Auswirkungen gehabt wie für die Türkei.<br />

Entgegen solchen verbreiteten Vorstellungen sticht die türkische Bleiberate aber nicht deutlich<br />

heraus; anhaltend höher als bei an<strong>der</strong>en Gruppen war nur die türkische Zuwan<strong>der</strong>ung, die<br />

auf die politisch-ökonomische Malaise <strong>der</strong> Türkei (Militärputsch 1980) und den später e<strong>in</strong>setzenden<br />

Familiennachzug zurückg<strong>in</strong>g.<br />

Der <strong>in</strong>sgesamt wohl feststellbare Zusammenhang zwischen den differierenden Bleiberaten<br />

und <strong>der</strong> sozioökonomischen Entwicklung <strong>der</strong> Herkunftslän<strong>der</strong> sche<strong>in</strong>t mir freilich zu schwach für<br />

die These, daß Pull-Faktoren stärker zur Rückkehr ermutigen als Push-Faktoren 15 . Auch wenn<br />

<strong>der</strong> Lebensstandard hier und da stieg, blieb er deutlich unter dem deutschen Niveau.<br />

Gegen die Push-Pull-Diskussion wendet sich Coelho. Er sieht die Remigration als<br />

„end of the ‘migration cycle’, which may last between 10 and 25 years. It is therefore not a question of an ‘economic return’<br />

brought about by specific repellent situations <strong>in</strong> the receiv<strong>in</strong>g countries or by attractive situations <strong>in</strong> the countries of<br />

orig<strong>in</strong>, but rather a ‘natural return’ represent<strong>in</strong>g the end of the migratory cha<strong>in</strong> for those who had left and voluntarily decided<br />

to return to their area of orig<strong>in</strong>“ 16 .<br />

Ähnlich argumentierte Barbara John bei ihrer Rückkehrför<strong>der</strong>ung: Jeweils 10 bis 15 Jahre<br />

nach dem Hauptzuzug e<strong>in</strong>er Gruppe gebe es e<strong>in</strong>e Rückkehrwelle – bei den Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre<br />

gekommenen GriechInnen und SpanierInnen um 1975, bei den um 1970 gekommenen TürkInnen<br />

e<strong>in</strong>ige Jahre später 17 . Wegen <strong>der</strong> vielen <strong>in</strong>tervenierenden Faktoren läßt sich diese These<br />

mit den Wan<strong>der</strong>ungsstatistiken we<strong>der</strong> be- noch wi<strong>der</strong>legen; durchschnittliche Aufenthaltszeiten<br />

<strong>von</strong> Rückkehrern variierten je nach Befragung erheblich 18 .<br />

Insgesamt müssen diese strukturellen Analyse stärker differenziert werden: „At the same<br />

po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> time different members of a return migrant stream may be motivated by quite different<br />

reasons for return“ 19 . Diese <strong>in</strong>dividuellen Motive werden nun betrachtet.<br />

Individuelle Rückkehrmotive<br />

Neben statistischen Zahlen gibt es ab 1974 zahlreiche Befragungen <strong>von</strong> RückkehrerInnen<br />

über ihre Motive.<br />

Interviews des türkischen Generalkonsulats <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, also exakt im Rückkehrzeitpunkt, ergaben<br />

1975 als wichtigste Motive Arbeitslosigkeit, ‘freiwillig’ und familiäre Gründe (s. Abbildung) 20 .<br />

Bei e<strong>in</strong>er Befragung <strong>von</strong> remigrierten JugoslawInnen 1977 21 gaben aber nur 10 % Arbeitslosigkeit<br />

an, 10 % nannten Arbeitsunfälle o<strong>der</strong> -unfähigkeit, 14 % Streß und allgeme<strong>in</strong>e<br />

Unzufriedenheit, 15 % das Erreichen ihrer Ziele und 54 % Heimweh und Sehnsucht nach <strong>der</strong><br />

Familie.

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