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'Gastarbeit' in der Bundesrepublik Deutschland - von Cord ...

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4.2. Aufschieben <strong>der</strong> Rückkehr 59<br />

4.2. Aufschieben <strong>der</strong> Rückkehr –<br />

„’N halbes Jahr wurde 28, fast 29 Jahre“<br />

Wie ursprünglich beabsichtigt, kehrten viele MigrantInnen nach e<strong>in</strong>iger Zeit <strong>in</strong> ihr Herkunftsland<br />

zurück. Viele schoben ihre Rückkehr aber h<strong>in</strong>aus und verlängerten ihren Aufenthalt <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong>.<br />

Die Frage, warum immer mehr MigrantInnen ihre Rückkehr immer weiter verschoben, wird<br />

hier ex negativo angegangen, also vom Umfang, den Ursachen und Motiven <strong>der</strong> tatsächlich erfolgten<br />

Remigration her. Dazu stelle ich zunächst Statistiken, anschließend Befragungsergebnisse<br />

vor und analysiere sie auf folgende Ursachenpaare h<strong>in</strong>: zwangsweise o<strong>der</strong> freiwillig, ökonomisch<br />

o<strong>der</strong> familiär, push o<strong>der</strong> pull.<br />

Dann diskutiere ich die Modelle <strong>von</strong> Rückkehr-Typen, die die Forschung aus diesen Motiven<br />

entwickelt hat. Ferner untersuche ich die Erwartungen <strong>der</strong> RemigrantInnen und die ökonomischen<br />

und kulturellen Schwierigkeiten, auf die sie <strong>in</strong> ihrer fremden Heimat stoßen. Denn die<br />

meisten MigrantInnen, die sich <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> nie<strong>der</strong>ließen, hatten entwe<strong>der</strong> bereits selbst e<strong>in</strong>mal<br />

die Rückkehr – erfolglos – probiert o<strong>der</strong> die Schwierigkeiten bei Landsleuten bzw. im eigenen<br />

Urlaub mitbekommen. Schließlich sollen quantitative und qualitative Forschungsergebnisse<br />

die daraus resultierende Verlängerung des Aufenthalts und die Charakteristika e<strong>in</strong>es Lebens im<br />

dauerhaften Provisorium belegen und erklären.<br />

Umfang <strong>der</strong> Rückkehr<br />

Um die Bleibetendenz zu messen, habe ich die jährliche Rückwan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>s Verhältnis zur<br />

jeweils hier lebenden ausländischen Wohnbevölkerung gesetzt. Die Grafik auf <strong>der</strong> folgenden<br />

Seite zeigt also die relativ kont<strong>in</strong>uierlich s<strong>in</strong>kenden Rückkehrraten.<br />

Nach <strong>der</strong> <strong>in</strong> den sechziger Jahren hohen Rotation hat sich seither bei allen Nationalitäten <strong>der</strong><br />

Aufenthalt verfestigt; die Rückkehrraten sanken <strong>von</strong> über 30 % auf rund 5 %. Rund die Hälfte<br />

<strong>der</strong> 1973 hier lebenden MigrantInnen ist <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> geblieben.<br />

Trotzdem blieb die Rückwan<strong>der</strong>ung erheblich: Seit 1967 s<strong>in</strong>d jedes Jahr über 300 000, meist<br />

sogar über e<strong>in</strong>e halbe Million Auslän<strong>der</strong>Innen aus <strong>Deutschland</strong> abgewan<strong>der</strong>t, <strong>in</strong>sgesamt also<br />

bis 1987 fast 10 Millionen. Diese anhaltend hohen Brutto-Wan<strong>der</strong>ungssummen (bei ger<strong>in</strong>gen<br />

Wan<strong>der</strong>ungssalden) s<strong>in</strong>d Folgen <strong>der</strong> durch die E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung entstandenen vielfältigen Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zwischen den betroffenen Län<strong>der</strong>n. Die EG-Freizügigkeit wird diese generelle Mobilität<br />

noch erhöhen.<br />

Darauf beruht auch die <strong>von</strong> Böhn<strong>in</strong>g für die zwischen 1961 und 1979 E<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>ten errechnete<br />

‘Rückwan<strong>der</strong>ungsquote’ <strong>von</strong> 68 % (mit erheblichen nationalen Differenzen 1 ). Denn<br />

diese außerordentlich hohen ‘Rückwan<strong>der</strong>ungsquoten’ beziehen nicht die jährliche Rückwan<strong>der</strong>ung<br />

auf den Jahresbestand, son<strong>der</strong>n die langjährige Rückwan<strong>der</strong>ung auf die langjährige Zuwan<strong>der</strong>ung<br />

2 .<br />

Abb. 8 (nächste Seite): Rückkehrraten: Von <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung <strong>der</strong> jeweiligen Nationalität <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> im<br />

Jahr x s<strong>in</strong>d y % <strong>in</strong> diesem Jahr fortgezogen (Eigene Grafik und Berechnungen) 3 .

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