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'Gastarbeit' in der Bundesrepublik Deutschland - von Cord ...

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1. E<strong>in</strong>leitung 13<br />

Neben diesen methodischen Problemen ersche<strong>in</strong>t auch theoretisch die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Migrationsforschung<br />

lange dom<strong>in</strong>ierende quantitative Makrosoziologie und -ökonomie alle<strong>in</strong> nicht ausreichend.<br />

Zu ethnozentrisch und sozialtechnologisch ist oft ihr Verständnis <strong>von</strong> Migration und Integration.<br />

Zu schematisch wirken die zugrunde liegenden Modelle auf ökonomischer (Zentrum-<br />

Peripherie-Modell vs. Mo<strong>der</strong>nisierungstheorie), sozialstruktureller (Hoffmann-Nowotny) o<strong>der</strong><br />

handlungstheoretischer (Esser) Basis 47 . Häufig zielen sie auf e<strong>in</strong>e universelle Anwendbarkeit<br />

und lassen konkrete kulturelle Bed<strong>in</strong>gungen außer acht. Integrationstheorien vernachlässigen<br />

meist die Rückkehrproblematik, Remigrationstheorien 48 vernachlässigen meist die Hierbleibenden.<br />

Seit den achtziger Jahren gibt es verstärkt anthropologisch orientierte Migrationsforschung,<br />

die unter an<strong>der</strong>em mit Fallstudien, teilnehmen<strong>der</strong> Beobachtung und narrativen Interviews arbeitet.<br />

Auch sie basieren auf <strong>der</strong> Handlungstheorie, versuchen aber, zu konkretisieren statt zu abstrahieren,<br />

spezifische Bedeutungen zu erkennen statt allgeme<strong>in</strong>er Gesetze 49 . Vor allem Mihciyazgan<br />

und Schiffauer untersuchen Lebensläufe und <strong>in</strong>dividuelle o<strong>der</strong> kollektive Deutungsmuster,<br />

wenn auch lei<strong>der</strong> nur <strong>von</strong> TürkInnen. Ohne sie läßt sich die Rückkehrorientierung kaum<br />

verstehen.<br />

Da im Verlauf <strong>der</strong> Analyse die Interviews zwangsläufig ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gerissen werden, möchte<br />

ich neben e<strong>in</strong>er theoretischen Zusammenfassung am Schluß e<strong>in</strong>e Biographie im Zusammenhang<br />

vorstellen. Sie beruht auf e<strong>in</strong>em Interview aus dem Projekt <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Geschichtswerkstatt.<br />

1 Wenn Männer und Frauen geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d, benutze ich die B<strong>in</strong>nenmajuskel. Sie ist nicht elegant, aber korrekt und <strong>in</strong>zwischen<br />

hoffentlich auch Nicht- „taz“-LeserInnen vertraut. Zu gewagt schien es mir dagegen, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen Geme<strong>in</strong>deordnung<br />

<strong>der</strong> Schweizer Stadt Wädenswil ausschließlich die weibliche Form zu benutzen. Vgl. „Verehrte<br />

Herr Bürgermeister<strong>in</strong>!“, <strong>in</strong> taz, 23.6.1993.<br />

2 Bade 1992, 393.<br />

3 Boos-Nünn<strong>in</strong>g 1990, 16.<br />

4 Nach Klee 1981, 149ff. Vgl. a. Pfleghar <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Geschichtswerkstatt 1993, 9.<br />

5 Bade 1992, 447.<br />

6 Heckmann 1981, Heckmann 1985, z.B. Bade 1992, 396ff., Haberl 1986.<br />

7 Booth 1992, 1, betrachtet dagegen den Migrationsprozess solange nicht als abgeschlossen, wie „the development of the<br />

population is significantly affected by migration, either directly or <strong>in</strong>directly“.<br />

8 Nach Kurz 1965, 815, waren aber schon die Gruppenstrukturen <strong>in</strong> den Wohnheimen „nicht unähnlich e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit“.<br />

Zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>heitenbildung grundlegend Amersfoort 1974.<br />

9 Vgl. Heckmann 1985, 96ff.<br />

10 Heckmann 1981, Heckmann 1985.<br />

11 Beide Zitate: Heckmann 1985, 114.<br />

12 Das Bundesverwaltungsgericht nimmt dagegen e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung auch bei <strong>der</strong> „Hoffnung o<strong>der</strong> Absicht, später <strong>in</strong><br />

die Heimat zurückzukehren“ an: „E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung liegt schon dann vor, wenn die Nie<strong>der</strong>lassung <strong>in</strong> dem an<strong>der</strong>en<br />

Staate e<strong>in</strong>e gewisse Dauerhaftigkeit erreicht hat.“ BVerwGE 36, 45 (20.8.1970). Vgl. Kap. 3.2.<br />

13 Bade 1992, 447.<br />

14 Pfleghar <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Geschichtswerkstatt 1993, 9.<br />

15 Hoffmann-Nowotny 1987, 61. An<strong>der</strong>s ist die Term<strong>in</strong>ologie bei Esser, vgl. Esser 1980, Nauck 1988. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s<br />

Mehrlän<strong>der</strong> 1974, 15f., Gaitanides 1983, 1ff.<br />

16 Vgl. Esser 1990, 73ff.<br />

17 Hoffmann-Nowotny 1987, 61. Kursiv im Orig<strong>in</strong>al.<br />

18 Dazu ausführlich v.a. Dohse 1985 für das Arbeitgeber-Gewerkschaften-Verhältnis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit bis 1977, Meier-Braun<br />

1988 für den Politikbereich 1973-1987.<br />

19 Vgl. Meillassoux 1985, 58f., Hammar 1985, 250., Castles 1984, 11ff.<br />

20 Vgl. Meier-Braun 1979, 34, 107ff., Dohse 1985, 314.<br />

21 Bovenkerk 1974, 13: „The marxist <strong>in</strong>terpretation of this process as the function<strong>in</strong>g of an <strong>in</strong>dustrial reservist army is<br />

now generally accepted.“<br />

22 Bestand: 1970-1989. Stat. Jahrbuch 1992, 71. Zuzüge: 1960-1974 und Fortzüge: 1962-1978. Booth 1992, 158, 160.<br />

23 Dazu Stolle 1990. Süddt. Ztg., 9.7.1971. Erfahrungsbericht 1972-3, 52ff.<br />

24 Siehe Kap. 2. Auch Datenprobleme sprechen für diese Zäsur, s. unten.<br />

25 Außer während <strong>der</strong> Rezession 1967. Booth 1992, 162.<br />

26 Kleff 2 1985. Dazu auch Shan<strong>in</strong> <strong>in</strong> Blaschke/Greuss<strong>in</strong>g 1985, Mihçiyazgan 1988, 33, Schiffauer 1992, 183ff., Dietzel-<br />

Papakyriakou 1989, 1.<br />

27 Dietzel-Papakyriakou 1988 und 1993, Hofmann/Issi 1991, Projektgruppe 1990. Berl<strong>in</strong>er Institut für Vergleichende<br />

Sozialforschung 1992.

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