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'Gastarbeit' in der Bundesrepublik Deutschland - von Cord ...

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12 1. E<strong>in</strong>leitung<br />

unter dem Titel „’... da s<strong>in</strong>d wir ke<strong>in</strong>e Auslän<strong>der</strong> mehr’ – E<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>te ArbeiterInnen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

1961–1993“ durchgeführt wurden.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> (Nicht-)E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungspolitik <strong>der</strong> <strong>Bundesrepublik</strong> (Kapitel 3) ist recht gut<br />

analysiert 31 . Für die konkrete Umsetzung <strong>der</strong> Konzepte stütze ich mich auf Materialien <strong>der</strong> Bundesanstalt<br />

für Arbeit und Interviews mit damals Beschäftigten 32 . Seit Ende <strong>der</strong> siebziger Jahre<br />

gibt es zudem e<strong>in</strong>e Fülle <strong>von</strong> Kongreßberichten, Gutachten, E<strong>in</strong>zelstudien und Zeitschriftenartikeln<br />

beson<strong>der</strong>s zum Thema Rückkehr, das damals politisch Hochkonjunktur hatte. Wichtig s<strong>in</strong>d<br />

zudem e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>ternationale Vergleiche 33 .<br />

Zum Kapitel 4 (MigrantInnen) verwende ich Statistiken, quantitative und qualitative Untersuchungen.<br />

Über e<strong>in</strong>e stets beson<strong>der</strong>er staatlicher Kontrolle unterliegende Gruppe wie die Auslän<strong>der</strong>Innen<br />

gibt es z.T. recht detaillierte amtliche Statistiken, die aber aus mehreren Gründen problematisch<br />

s<strong>in</strong>d 34 : Für die Frühzeit gibt es fast nur Zahlen zu ausländischen ArbeitnehmerInnen,<br />

da die gesamte Migration Angelegenheit <strong>der</strong> Bundesanstalt für Arbeit war. Ab 1967 zählt das<br />

Statistische Bundesamt dagegen die ausländische Wohnbevölkerung.<br />

Schätzungweise 30 % <strong>der</strong> RückkehrerInnen meldeten sich nicht ab 35 . Die Auslän<strong>der</strong>bestandszahlen<br />

mußten daher nach <strong>der</strong> Volkszählung 1987 um rund 190 000 nach unten korrigiert<br />

werden 36 . An<strong>der</strong>erseits schätzt man die Zahl <strong>der</strong> Illegalen auf ca. 200 000 37 . Fortgezogene<br />

werden meist nach Zielland, seltener nach Nationalität differenziert.<br />

Die Statistik zählt grundsätzlich Wan<strong>der</strong>ungsfälle. Wenn die gleiche Person mehrmals h<strong>in</strong>-<br />

und herwan<strong>der</strong>t 38 , wird sie daher mehrfach gezählt. Die Aufenthaltsdauer wird auch bei längerem<br />

Zwischenaufenthalt im Herkunftsland <strong>von</strong> <strong>der</strong> ersten E<strong>in</strong>reise an berechnet.<br />

Zahlenangaben verschiedener Staaten differieren erheblich: Bis 1981 kehrten aus Europa<br />

nach Jugoslawien je nach Berechnung zwischen 283 000 und 780 000 MigrantInnen zurück 39 .<br />

Die bundesweiten Repräsentativbefragungen <strong>der</strong> Bundesanstalt für Arbeit (1968, 1972) und<br />

<strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung (1980, 1985) – im folgenden als ReprU abgekürzt – liefern wertvolles<br />

Material. Ergänzt werden sie durch regionale Erhebungen zu verschiedenen Fragen <strong>der</strong> Integration,<br />

<strong>in</strong> denen die Rückkehrorientierung e<strong>in</strong>e Rolle spielt 40 . Für die Frühzeit gibt es allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur wenige Studien 41 .<br />

Während <strong>der</strong> Kampagne zur Rückkehrför<strong>der</strong>ung zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> achtziger Jahre erschienen<br />

spezielle Studien zu allen Herkunftslän<strong>der</strong>n 42 . Sie untersuchen allerd<strong>in</strong>gs tatsächliche RückkehrerInnen,<br />

seltener die Hierbleibenden. Quantitative Rückkehrerbefragungen decken die Zeit<br />

zwischen 1973 und 1986 ab, die daher auch den zeitlichen Schwerpunkt me<strong>in</strong>er Arbeit bildet.<br />

Bezeichnend ist, daß die Rückkehr erst mit <strong>der</strong> Wirtschaftskrise 1973 zum Forschungsproblem<br />

wurde 43 . Nach 1986 wurden ke<strong>in</strong>e umfangreicheren Erhebungen mehr durchgeführt; 1987 stellte<br />

das Statistische Bundesamt zudem se<strong>in</strong>e Reihe „Auslän<strong>der</strong>“ e<strong>in</strong>. Nachdem PolitikerInnen<br />

und Medien vom ‘Türkenproblem’ zum ‘Asylproblem’ übergewechselt waren, schien auch zum<strong>in</strong>dest<br />

die quantitative Forschung das Interesse verloren zu haben. Diese Forschungskonjunkturen<br />

zeigen e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Problem auf: Viele Studien leiden darunter, als Auftragsforschung<br />

für Senat o<strong>der</strong> Bundesregierung, Gewerkschaft o<strong>der</strong> Kirche zu sehr auf schnelle, politisch verwertbare<br />

Ergebnisse ausgerichtet zu se<strong>in</strong> 44 .<br />

Bei <strong>der</strong> Zielgruppe <strong>der</strong> MigrantInnen fallen zudem die grundsätzlichen methodischen Probleme<br />

standardisierter Befragungen stärker als sonst <strong>in</strong>s Gewicht, da ihr Mißtrauen gegenüber unbekannten<br />

InterviewerInnen, ungewohnten Fragebögen und nicht überprüfbarer Anonymisierung<br />

oft verstärkt wird durch Sprachschwierigkeiten und den höchst unsicheren, womöglich <strong>von</strong><br />

den eigenen Antworten abhängigen Aufenthaltsstatus. Die meisten vermieden daher zu genaue<br />

Antworten etwa über ihre Bleibeabsicht 45 .<br />

Selbst bei banalen Zusammenhängen konnten <strong>in</strong> den aufwendigen Regressionsanalysen oft<br />

nur ger<strong>in</strong>ge Varianzen erklärt werden; die amtliche Statistik wurde z.T. unzureichend mite<strong>in</strong>bezogen<br />

46 . E<strong>in</strong> Verständnis <strong>der</strong> dürren Daten wie ‘Anteil <strong>der</strong>er mit über 10 Jahren Aufenthalt’ o<strong>der</strong><br />

‘monatliche Überweisungshöhe’ erschließt sich oft erst durch weitere qualitative Untersuchungen.

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