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Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

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nur mit Einschränkungen bestätigen, denn je nach Geschlecht lassen sich spezifische<br />

Krankheitsprofile identifizieren. Darüber hinaus gilt es, die Geschlechterstereotypisierung<br />

im Bereich psychischer Krankheiten in den Blick zu nehmen. Es gibt Hinweise darauf,<br />

dass die epidemiologischen Erhebungsinstrumente ein Geschlechter-Bias aufweisen, da<br />

z.B. männertypische Belastungreaktionen auf Stress nicht erfasst werden; Ähnliches gilt<br />

für die Diagnostik hinsichtlich Depressionen. Die Erarbeitung geschlechtersensibler Instrumente<br />

ist nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, da die Geschlechtsunterschiede zwar<br />

vielfach belegt, die Ursachen hierfür jedoch kaum erforscht sind.<br />

Zur Verringerung übertragbarer und nicht übertragbarer Krankheiten muss das Prinzip des<br />

<strong>Gender</strong> Mainstreaming stärker in die klinische und gesundheitswissenschaftliche Forschung<br />

sowie in die gesundheitliche Versorgung integriert werden. So zeigen die epidemiologischen<br />

Daten, dass es vor allem im mittleren Lebensalter eindeutige geschlechtsspezifische<br />

Morbiditäts- und Mortalitätsmuster gibt. Herz-Kreislauf-Krankheiten und<br />

Krebserkrankungen sind für Frauen und Männer als Todesursachen relevant, während<br />

Unfälle als Todesursache vor allem in der Gruppe der Männer von Bedeutung sind. Hinter<br />

den Geschlechterunterschieden in der Mortalität stehen vor allem ein geschlechtsspezifisches<br />

gesundheitliches Risikoverhalten sowie gesundheitsgefährdendere Lebens- und<br />

Arbeitsbedingungen von Männern. Frauen und Männer sind von vielen Krankheiten in<br />

unterschiedlichem Masse betroffen, allerdings sind die Geschlechterunterschiede bislang<br />

kaum ausführlich untersucht. Eine Ausnahme bilden die Herzkrankheiten: Hier zeigt sich,<br />

dass Symptome von Frauen fehlgedeutet werden, eine beiden Geschlechtern angemessene<br />

Diagnostik nicht zur Verfügung steht und darüber hinaus spezifische Diagnostik und<br />

Therapie Frauen und Männern in unterschiedlichem Masse zugute kommt. Diese Erkenntnisse<br />

können zu einer deutlichen Verbesserung der Versorgungsqualität und Erhöhung<br />

von Geschlechtergerechtigkeit im Gesundheitssystem genutzt werden.<br />

Zur Verringerung von Verletzungen durch Gewalteinwirkungen und Unfällen ist ein besonderes<br />

Augenmerk auf jüngere Männer bis ins mittlere Lebensalter zu richten. Insgesamt<br />

haben Männer – im Vergleich zu Frauen – ein etwa 2,5-fach erhöhtes Risiko, aufgrund<br />

von Gewalteinwirkungen und Unfällen zu versterben. Forschungs- und Interventionsbedarf<br />

besteht im Zusammenhang mit Unfällen vor allem zu der Frage, wie eine geschlechtergerechte<br />

Ansprache gelingen kann, welche die identitätsstiftenden Momente<br />

gesundheitsriskanten Verhaltens (z.B. im Strassenverkehr) junger Männer aufnimmt.<br />

Sowohl Frauen als auch Männer sind Opfer von Gewalt. Während Männer tendenziell<br />

eher von ausserhäuslichen Gewalterfahrungen betroffen sind, sehen sich Frauen hingegen<br />

der Gewalt im sozialen Nahbereich häufiger ausgesetzt. Gewalt stellt ein Problem<br />

dar, welches im Kontext gesundheitlicher Intervention und Prävention künftig mehr Aufmerksamkeit<br />

zu schenken ist und ohne eine explizite Berücksichtung von Geschlecht<br />

nicht adäquat zu bearbeiten ist.<br />

Um einen <strong>Gender</strong>-Ansatz zur Erhaltung einer gesunden und sicheren natürlichen Umwelt<br />

gezielt zu fördern, ist die Erhebung geschlechterdifferenzierter Daten und die Schaffung<br />

einer genderorientierten Datenbasis als zentrales Kriterium in die Umweltforschung zu<br />

implementieren. Die Relevanz von <strong>Gender</strong>-Aspekten zeigt sich z.B. in der arbeitsplatzbedingten<br />

und alltagsrelevanten Chemikalienbelastung. Toxikokinetische Besonderheiten<br />

und unterschiedliche Empfindlichkeiten gegenüber Schadstoffen können zu geschlechtsspezifischen<br />

Differenzen in der Belastung mit Umweltchemikalien führen. Männer und<br />

Frauen sind zudem in ungleicher Weise von raum- und verkehrsplanerischen Massnah-<br />

Zusammenfassung <strong>Gender</strong>-<strong>Gesundheitsbericht</strong> <strong>Schweiz</strong> | 9

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