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Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

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Kasten 3.2-1: Angebote der Pränataldiagnostik<br />

Ultraschall: Die Krankenkasse übernimmt in der Regel zwei Ultraschall-Untersuchungen. Dabei werden<br />

in den verschiedenen Phasen der Schwangerschaft Grösse, Alter, Vorhandensein und Ausbildung der<br />

Extremitäten sowie der Organe bestimmt und Missbildungen erkannt. Weitere Ultraschall-Untersuchungen<br />

können auf Empfehlung der Ärztin/des Arztes durchgeführt werden und werden je nach<br />

Indikation auch von der Krankenkasse übernommen. Doppler-Ultraschall wird in der Regel im letzten<br />

Drittel der Schwangerschaft bei besonderen Situationen wie etwa bei kleinen Kindern, zu hohem mütterlichem<br />

Blutdruck, wenig Fruchtwasser, Diabetes mellitus der Mutter oder Mehrlingen durchgeführt.<br />

Mit Farbdoppler-Ultraschall können etwa kleine Fehler am Herzen leichter gefunden werden.<br />

Chromosomenuntersuchungen: Bei der Amniozentese werden ab der 13./14. Schwangerschaftswoche<br />

vom Bauch her unter Ultraschall-Kontrolle einige Milliliter Fruchtwasser entnommen. Die Chorionzottenbiopsie<br />

kann bereits ab der 11. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Je nach Lage des<br />

Mutterkuchens wird die Punktion der Chorionzotten vom Bauch her oder durch die Vagina durchgeführt,<br />

ebenfalls unter Ultraschall-Kontrolle. Bei den Blutanalysen, die ab der 16. Schwangerschaftswoche<br />

durchgeführt werden können, wird anhand von Hormonanalysen im Blut der Schwangeren das Risiko<br />

für eine Chromosomenstörung beim Kind berechnet. Es gibt auch Chromosomenuntersuchungen, die<br />

bereits ab der 10. bis 12. Schwangerschaftswoche möglich sind (Verein ganzheitliche Beratung und<br />

kritische Information zu pränataler Diagnostik, 2002; Hürlimann & Baumann-Hölzle, 2004).<br />

Psychische Gesundheit während und nach der Schwangerschaft<br />

Die psychische Gesundheit während der Schwangerschaft ist einerseits davon abhängig,<br />

wie die Einstellung der Frau zur Schwangerschaft ist (Wunschschwangerschaft, unerwünschte<br />

oder ambivalente Schwangerschaft, partnerschaftliche Situation usw.), und<br />

andererseits spielt auch das Ausmass an körperlichen Beschwerden eine grosse Rolle.<br />

Es gibt immer noch eine Tendenz zur Annahme, dass schwangere Frauen nur glücklich<br />

sind. Dies dürfte es für Frauen, die unter psychischen Problemen leiden, schwierig machen,<br />

diese zu adressieren. Etwas bekannter scheint das Auftreten von psychischen<br />

Beeinträchtigungen nach einer Geburt zu sein. Es dominieren drei Gruppen von Beeinträchtigungen:<br />

1. die leichteste Form, der Babyblues, eine vorübergehende Stimmungsveränderung<br />

mit Traurigkeit (Prävalenz ca. 25%); 2. die postpartale Depression, die das<br />

psychische Wohlbefinden weit stärker einschränkt und therapiebedürftig ist (Prävalenz<br />

ca. 10–15%) und 3. die postpartale Psychose 40 (Prävalenz ca. 0,01–0,02%), (Riecher-<br />

Rössler, 1997, Stähelin, Coda & Zemp, 2004, Gjerdingen & Chaloner, 1994).<br />

Die postpartalen Störungen und Krankheiten werden häufig von ÄrztInnen nicht diagnostiziert,<br />

weil die Beschwerden von den betroffenen Frauen wegen Scham- und Schuldgefühlen<br />

meist versteckt werden. Während üblicherweise die postpartale Phase auf die<br />

sechs Wochen nach einer Geburt bezogen wird, dauert sie in Wirklichkeit erheblich länger<br />

an. Zu Beginn stehen Symptome, die einen direkten Zusammenhang mit der<br />

Schwangerschaft und der Geburt oder mit dem Stillen haben, im Vordergrund. In einer<br />

späteren Phase, die bis zu einem Jahr nach der Geburt andauern kann, rücken Symptome<br />

wie Müdigkeit, Rückenschmerzen, Ängstlichkeit, Kopfschmerzen, Traurigkeit/Depression,<br />

Schlafschwierigkeiten, Libidomangel in den Vordergrund. Sozioökonomische<br />

Aspekte wie finanzielle Sorgen, schlechte Ausbildung, lediger Zivilstand oder Mangel an<br />

40 Postpartale Psychose (Wochenbettpsychose): Schwere psychische Störung im Wochenbettverlauf<br />

und darüber hinaus, tritt meist innerhalb der ersten 8 Wochen nach der Geburt auf. Symptome:<br />

extremer Stimmungsumschwung, extreme Angstzustände, Verzweiflung, Verwirrtheit, geringes<br />

Schlafbedürfnis und Schlafstörungen, starke Unruhe, Halluzinationen, Besessenheit, Wahnvorstellungen<br />

(berechtigte Angst, sich und/oder dem Kind etwas anzutun), Selbstmordgefahr.<br />

Geschlechterblick auf die Gesundheitsziele für die <strong>Schweiz</strong> | 87

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