Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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3.2. Reproduktive Gesundheit und ein gesunder<br />
Lebensanfang<br />
Linda Nartey und Nicole Graf<br />
Ziel 3: Ein gesunder Lebensanfang<br />
Bis zum Jahr 2020 sollten sich alle Neugeborenen, Säuglinge und Kinder im Vorschulalter<br />
in der Region einer besseren Gesundheit erfreuen, damit sie ihr Leben gesund beginnen<br />
können.<br />
Dieses Kapitel nimmt das Ziel «Ein gesunder Lebensanfang» als Ausgangspunkt, das<br />
seinen Fokus vor allem auf die Neugeborenen, Säuglinge und Kinder im Vorschulalter<br />
legt. Für das folgende Kapitel wurde diese Ausrichtung um den Aspekt der reproduktiven<br />
Gesundheit erweitert, also um Familienplanung, Schwangerschaft, Geburt, übertragbare<br />
Krankheiten sowie psychosozialer Gesundheit gesammelt und betrachtet. Reproduktive<br />
Gesundheit wird von der International Conference on Population and Development der<br />
WHO unter Bezug auf die WHO-Gesundheitsdefinition definiert als ein Zustand vollkommenen<br />
physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als Abwesenheit<br />
von Krankheit oder Gebrechlichkeit in Zusammenhang mit dem reproduktiven<br />
System, seinen Funktionen und Prozessen betrachtet (United Nations, 1994).<br />
3.2.1. Geburtenrate und Säuglingssterblichkeit<br />
Geburtenrate<br />
Die Zahl der Lebendgeburten pro Jahr ist zwischen 1970 und 1979 von 99’200 auf<br />
72’000 gesunken und dann bis Mitte der 1990er-Jahre wieder bis auf 83’000 gestiegen.<br />
Seither ist aber wieder ein kontinuierlicher Rückgang der jährlichen Geburtenzahlen auf<br />
71’800 in 2003 zu verzeichnen (BFS, 2005a), und es wird geschätzt, dass der sinkende<br />
Trend bis ca. 2010 anhalten wird. Am stärksten abgenommen hat die Anzahl Geburten<br />
bei den Frauen unter 25 Jahren: Die Geburtenrate in dieser Altersgruppe lag im Jahre<br />
1971 bei 65 pro 1000 Frauen, im Jahre 2003 bei 20 pro 1000 Frauen. Ein schwächerer<br />
Rückgang der Geburtenrate zeigte sich bei Frauen zwischen 25 und 34 Jahren, hier ging<br />
die Geburtenzahl von 114 (1971) auf 91 (2003) pro 1000 Frauen zurück. Zugenommen<br />
hat die Geburtenzahl bei Frauen über 35 Jahren von 17 (1971) auf 19 (2003) Kinder pro<br />
1000 Frauen. Der Zeitpunkt der Geburten hat sich somit in der fruchtbaren Lebensphase<br />
der Frau nach hinten verschoben. Dies zeigt auch das Durchschnittsalter der (verheirateten)<br />
Frauen bei Geburt des ersten Kindes, das 1970 bei 25,3 Jahren und 2003 bei 29,1<br />
Jahren lag (BFS, 2005a, <strong>Schweiz</strong>erisches Gesundheitsobservatorium, 2004).<br />
Die Abnahme der Geburtenrate war bei Frauen schweizerischer und ausländischer Herkunft<br />
gleichermassen markant und führte zu einer Abschwächung der Differenz zwischen<br />
den beiden Gruppen in den 1980er-Jahren. Ab Ende der1980er-Jahre entwickelte<br />
sich dann eine neue Dynamik: Während sich die Geburtenrate der ausländischen Frauen<br />
schrittweise erhöhte, setzte bei den <strong>Schweiz</strong>erinnen erneut ein Abwärtstrend ein. Dieser<br />
Unterschied lässt sich mit zwei Faktoren erklären: Mit der grösseren Zahl von Asylbewerberinnen<br />
im Laufe der 1990er-Jahre und mit dem neuen Bürgerrechtsgesetz von<br />
1992, das eine erleichterte Einbürgerung erst nach einer Wartefrist von drei Jahren vor-<br />
Geschlechterblick auf die Gesundheitsziele für die <strong>Schweiz</strong> | 83