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Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

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Er präsentiert die epidemiologischen Befunde aus einer <strong>Gender</strong>-Perspektive, interpretiert<br />

die Befunde vor dem Hintergrund der Diskussion um die Bedeutung von sex und gender<br />

und formuliert Handlungsempfehlungen.<br />

Hinsichtlich gesundheitlicher Chancengleichheit sind neben dem Faktor Geschlecht auch<br />

Alter, sozio-ökonomische Situation und Herkunft zu unterscheiden. Dabei zeigt sich, dass<br />

Geschlechterunterschiede in verschiedenen Altersklassen oder sozialen Schichten unterschiedlich<br />

ausfallen können. So steigt beispielsweise die Einschätzung des subjektiven<br />

Gesundheitszustandes mit zunehmendem Haushaltseinkommen bei Männern an, während<br />

dies für Frauen nicht zutrifft. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist gerade<br />

in der höchsten Einkommensklasse am prägnantesten. Demnach scheinen für Frauen<br />

in höheren sozialen Schichten andere als sozio-ökonomische Faktoren für die Beurteilung<br />

ihres subjektiven Gesundheitszustandes von Belang zu sein.<br />

Reproduktive Gesundheit wird derzeit in erster Linie vor dem Hintergrund des kontinuierlichen<br />

Rückgangs der jährlichen Geburtenrate diskutiert. Um diesen Trend zu stoppen,<br />

sind vor allem die familienergänzenden Betreuungsangebote auszuweiten. Dies ist notwendig,<br />

damit sowohl für Frauen als auch für Männer eine Vereinbarkeit von Familienund<br />

Berufsarbeit ermöglicht werden kann. Die Versorgungsangebote rund um Schwangerschaft<br />

und Geburt können durch ein Übermass an Diagnostik (z.B. im Bereich der<br />

Pränataldiagnostik) und Intervention (Kaiserschnittraten liegen mit knapp 30% auf europäisch<br />

hohem Niveau) zu einer Medikalisierung führen und sind daher eher den Bedürfnissen<br />

der Frauen und ihren Partnern gemäss zu entwickeln.<br />

Die Gesundheit junger Menschen, d.h. von Kindern und Jugendlichen ist vergleichsweise<br />

gut. Ein Blick auf die Haupttodesursachen verdeutlicht, in welchen Bereichen dennoch<br />

ein grosses Präventionspotenzial liegt: Unfälle machen mit 30% bis 40% die häufigste<br />

Todesursache bei Kindern und Jugendlichen männlichen Geschlechts aus Geschlechterunterschiede<br />

zeigen sich auch in einigen Bereichen des Suchtmittelkonsums. Für das<br />

Rauchen lässt sich festhalten, dass sich die Unterschiede in Bezug auf die Prävalenzraten<br />

verringern. Die Angleichung der Geschlechter findet sich aber nur auf dieser oberflächlichen<br />

Ebene, qualitative Konsumunterschiede wie die Menge des Konsums und die genutzten<br />

Tabakprodukte bleiben dagegen bestehen. Der Alkoholkonsum ist bei den Jungen<br />

deutlich höher als bei den Mädchen, auch wenn dieser Unterschied im Trend ebenfalls<br />

kleiner wird. Die geschlechtsdifferenzierten Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen<br />

müssen in künftigen Präventionsansätzen auch bei diesen Zielgruppen mehr<br />

reflektiert und aufgenommen werden.<br />

Durch die gestiegene Lebenserwartung wird dem Altern in Gesundheit zunehmende<br />

Beachtung geschenkt. Hinsichtlich der gesundheitlichen Situation unterscheiden sich<br />

Frauen und Männer auch im Alter, was wiederum die Entwicklung geschlechtersensibler<br />

Versorgungs- und Präventionsangebote notwendig macht. So steigt das Risiko, an Demenz<br />

zu erkranken, mit zunehmendem Alter an, wobei Frauen zwischen 75 und 90 Jahren<br />

– im Vergleich zu Männern – überproportional betroffen sind. Auffallend ist dagegen<br />

die hohe Suizidrate bei Männern im Alter, vor allem die der über 85-Jährigen.<br />

Die Verbesserung der psychischen Gesundheit der Bevölkerung gilt aus Public-Health-<br />

Perspektive als eine der grössten Herausforderungen. Ein geschlechterdifferenzierender<br />

Blick zeigt, dass Frauen und Männer in unterschiedlichem Masse von psychischen Störungen<br />

und Befindlichkeitsbeeinträchtigungen betroffen sind. Die häufig formulierte Einschätzung,<br />

Frauen litten häufiger unter psychischen Erkrankungen, lässt sich allerdings<br />

Zusammenfassung <strong>Gender</strong>-<strong>Gesundheitsbericht</strong> <strong>Schweiz</strong> | 8

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