Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Gesundheitsverhalten<br />
Ernährung, körperliche Aktivitäten und Suchtmittelkonsum sind Faktoren, die den Gesundheitszustand<br />
entscheidend beeinflussen. Auch innerhalb der ausländischen Bevölkerung<br />
achten Frauen mehr auf eine gesunde Ernährung als Männer (Frauen 68,8%, Männer<br />
58,2%), sind jedoch mit ihrem Körpergewicht weniger zufrieden (Frauen 53,4%,<br />
Männer 67,8%). Die ausländische Bevölkerung ist in ihrer Freizeit signifikant weniger<br />
körperlich aktiv als die schweizerische. Bei den Migrantinnen sind diese Unterschiede<br />
sogar noch ausgeprägter. Dabei ist allerdings zu beachten, dass gerade die Migrantinnen<br />
und Migranten in körperlich anstrengenden Berufen tätig sind (BFS, 2004).<br />
Der Tabakkonsum ist unter der ausländischen Bevölkerung weiter verbreitet als unter der<br />
schweizerischen. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist jedoch grösser als<br />
zwischen den Nationalitäten (Männer Ausland: 38,9%, Männer <strong>Schweiz</strong>: 35,2%; Frauen<br />
Ausland 28,3%, Frauen <strong>Schweiz</strong> 24,8%), (BFS, 2004).<br />
Beim Alkoholkonsum ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Während einige Migrantinnenresp.<br />
Migrantengruppen fast keinen Alkohol konsumieren, trinken beide Geschlechter<br />
anderer Gruppen täglich Alkohol. Allerdings ergeben sich keine signifikanten Unterschiede<br />
bezüglich der Häufigkeit von schweren alkoholbedingten Problemen zwischen den<br />
verschiedenen Gruppen (Weiss, 2003). Vielmehr scheint das unterschiedliche Konsumverhalten<br />
in Bezug auf Alkohol kulturell bedingt.<br />
Zugang zum Gesundheitssystem<br />
Die Schwierigkeiten der Migrantinnen und Migranten, sich Zugang zum Gesundheitssystem<br />
zu verschaffen, ist ein anerkanntes und in der Literatur oft thematisiertes Problem<br />
und wird im Rahmen der BAG-Strategie «Migration und Gesundheit» bearbeitet (BAG,<br />
2002). Die höhere perinatale Morbidität und Mortalität, der mangelhafte Impfstatus sowie<br />
die geringe Inanspruchnahme von medizinischen Vorsorgemassnahmen durch<br />
Migrantinnen und Migranten verweist auf einen erschwerten Zugang zu den Gesundheitsangeboten<br />
für diese Gruppe (Weiss, 2003). Auch Präventionsangebote werden von<br />
der ausländischen Bevölkerung weniger genutzt (Vranjes et al., 1995).<br />
Als Gründe werden neben Sprachproblemen auch Interaktionsprobleme genannt, die auf<br />
unterschiedliche Migrationshintergünde zurückgeführt werden. Wichtige Hindernisse<br />
sind ferner der unterschiedliche Sozialstatus sowie die Strukturen und Voraussetzungen<br />
des Gesundheitswesens selbst. Der Aufenthaltsstatus kann den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen<br />
ebenfalls wesentlich beeinflussen (Weiss, 2003). So sucht ein Teil der<br />
Sans-Papiers aus Angst vor einer Anzeige erst in äussersten Notfällen ärztliche Hilfe<br />
(Achermann & Efionayi-Mäder, 2003), und auch Asylsuchende (Ausweis N) unterliegen<br />
Zugangsbeschränkungen.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Die Nationalität der Migrantinnen und Migranten hat einen untergeordneten Einfluss auf<br />
die Gesundheit, während der Aufenthaltsstatus, die Aufenthaltsdauer, sozioökonomischer<br />
Status, geschlechts- und altersspezifische Entwicklungsthemen, soziale Netzwerkstrukturen<br />
sowie prä-, trans- und postmigratorische Stressoren eine zentrale Rolle spielen<br />
(Weiss, 2003). Diese verschiedenen Faktoren wirken kumulativ und erhöhen das<br />
Gesundheitsrisiko der betroffenen Personen erheblich. Der erschwerte Zugang zu den<br />
Einrichtungen des Gesundheitssystems lässt sich zum einen auf Probleme durch soziale<br />
Geschlechterblick auf die Gesundheitsziele für die <strong>Schweiz</strong> | 73