Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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nach wie vor geschlechtsspezifisch segregriert: Frauen arbeiten überwiegend in technischen,<br />
pflegerischen oder kaufmännischen, Männer überwiegend in handwerklichen<br />
Berufen (BFS, 2003). Die berufliche Stellung der Frauen ist schlechter: Nur jede vierte<br />
angestellte Frau, aber jeder zweite angestellte Mann hat eine Führungsfunktion (BFS,<br />
2003). Auch ist der Anteil der Frauen, welche ins höhere Kader aufsteigen, viermal kleiner<br />
als bei den Männern (Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und<br />
Mann und Bundesamt für Statistik, 2000).<br />
Ein Blick auf die Erwerbsquoten in unterschiedlichen Altersgruppen zeigt, dass diese bei<br />
Frauen und Männern zwischen 25 und 54 Jahren am höchsten liegen und anders als in<br />
der jüngsten Altersgruppe (15 bis 24 Jahre) bei Frauen und Männern um etwa 15 Prozentpunkte<br />
divergieren (vgl. Tabelle 2.14). Hinter diesen Zahlen stehen aber unterschiedliche<br />
Zeitkontingente: Während 89,2% der Männer Vollzeit beschäftigt sind (Umfang<br />
mindestens 90%), sind es bei den Frauen lediglich 43,5%. 6,4% der Männer, aber<br />
29,2% der Frauen arbeiten zwischen 50 und 89%, 4,5% der Männer und 27,3% der<br />
Frauen arbeiten weniger als 50% (BFS, 2005). Während über 60% der Frauen familiäre<br />
Gründe für die Teilzeitbeschäftigung angeben, sind es bei den Männern 17%, die diesen<br />
Grund benennen (Schmid & Schön-Bühlmann, 2003).<br />
Seit einigen Jahrzehnten lässt sich eine zunehmende Erwerbsbeteiligung von Müttern<br />
beobachten, obwohl eine Erwerbsausfallversicherung für Mütter erst seit Juli 2005 in<br />
Kraft ist (siehe hierzu Kapitel 3.2.6). Während die Erwerbsbeteiligung bei den kinderlosen<br />
Frauen zwischen 25 und 45 Jahren von 1990 bis 2000 fast konstant blieb (von 88,1% auf<br />
90,8%), stieg sie bei den Frauen gleichen Alters mit mindestens einem Kind zwischen 0<br />
und 6 Jahren von 39,6% auf 62,2% (BFS, 2004). Mütter steigen im Vergleich zu früheren<br />
Jahrzehnten gar nicht erst aus dem Arbeitsprozess aus oder deutlich früher wieder ins<br />
Erwerbsleben ein, allerdings reduzieren sie meist ihr Pensum und gehen dann vor allem<br />
einer Teilzeitbeschäftigung nach: Der Anteil der Frauen mit einem kleinen Teilzeitpensum<br />
ist bei Müttern mit Kind(ern) unter 15 Jahren mehr als doppelt so hoch wie bei Frauen<br />
ohne Kind(er) unter 15 Jahre (BFS, 2003). Je älter das Kind, desto höher ist die Erwerbsquote:<br />
Bei Müttern, deren jüngstes Kind zwischen 7 und 14 Jahren alt ist, lag die Erwerbsquote<br />
bei 75,7%, bei Müttern mit einem jüngsten Kind zwischen 15 und 20 Jahren<br />
bei 83,3%. In diesen Trends spiegelt sich eine veränderte Einstellung zur Vereinbarkeit<br />
von Erwerbsarbeit und Kindererziehung wider, die das traditionelle Bild einer Mutter, die<br />
ausschliesslich für die Kinder da ist, aufweicht. Die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie stellt sich also vor allem für Frauen. Dies verdeutlicht auch ein Blick auf die Erwerbsmodelle<br />
in Paarhaushalten mit und ohne Kind(er) unter 15 Jahren (vgl. Abbildung<br />
2.1): Während männliche Partner mit Kind(ern) unter 15 Jahren weiterhin einer Vollbeschäftigung<br />
nachgehen, reduzieren Frauen mit Kindern unter 15 Jahren im Vergleich zu<br />
Frauen in Paarhaushalten ohne Kinder ihr Arbeitspensum. Nur in 1,6% der Familienhaushalte<br />
gehen beide Partner einer Teilzeitbeschäftigung nach. Anders formuliert: Während<br />
Frauen das Ausmass ihrer Erwerbsarbeit an die Familienkonstellation anpassen, gilt dies<br />
für Männer umgekehrt nicht. Dies spiegelt gesellschaftliche Vorstellungen der Arbeitsteilung<br />
zwischen Frauen und Männern wider. Die Auswirkungen auf die Gesundheit von<br />
Frauen und Männern, die mit dieser Aufgabenverteilung einhergehen (z.B. Überlastung<br />
der Männer aufgrund von Hauptverantwortung als «Ernährer»; Vereinbarkeitsproblematik<br />
bei Frauen) sind bislang wenig untersucht; der Forschungsbedarf ist dabei für die männliche<br />
Bevölkerung grösser als für die weibliche.<br />
Demografische und sozioökonomische Determinanten der Gesundheit | 56