Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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Die Fertilitätsrate, also die durchschnittliche Geburtenzahl je Frau, ist auf 1,39 leicht gesunken<br />
(vgl. Tabelle 2.6). Der Anteil der Kinder, die vor dem 25. Lebensjahr der Mutter<br />
zur Welt kamen, lag 2003 bei 11,7%. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert,<br />
dass das mittlere Alter der Mutter bei der Geburt des ersten Kindes im Jahr 2003 bei<br />
29,1 Jahren lag und damit weiter angestiegen ist. Dies verweist darauf, dass die Familiengründung<br />
zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, da Frauen inzwischen zunächst einmal<br />
eine eigene Ausbildung abschliessen und sich im Beruf etablieren wollen, ehe sie in die<br />
Familienphase eintreten. Hierfür spricht auch, dass das Durchschnittsalter bei der ersten<br />
Eheschliessung ebenfalls angestiegen ist und für Frauen bei 28,4, für Männer bei 30,6<br />
Jahren liegt (vgl. Tabelle 2.7). Die Zahl der Eheschliessungen ist weiter gesunken und lag<br />
2003 bei 5,4/1000 (1993: 6,2/1000). Die Scheidungsrate ist mit 2,3/1000 leicht gestiegen<br />
(vgl. Tabelle 2.8).<br />
Die Lebensformen sind vielfältig geworden, der Trend zu kleinen Haushalten insbesondere<br />
in städtischen Gebieten hat sich in den vergangenen Jahren weiter fortgesetzt. Mit<br />
der sinkenden Heiratsquote haben Einelternhaushalte und nicht eheliche Lebensgemeinschaften<br />
an Bedeutung gewonnen. Trotz des Rückgangs an Eheschliessungen ist das<br />
Zusammenleben mit einem Partner bzw. einer Partnerin und mindestens einem Kind die<br />
Hauptlebensform (vgl. Tabelle 2.9): 48,5% der Männer und 52,3% der Frauen leben in<br />
dieser Haushaltszusammensetzung. Der Anteil der Personen, die ohne PartnerIn und<br />
ohne Kind leben, nimmt zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr ab. Der grösste Geschlechterunterschied<br />
ist in der Gruppe der Personen zu finden, die ohne Partner oder<br />
Partnerin, aber mit mindestens einem Kind zusammenleben: Während in der Gruppe der<br />
Frauen dies auf 5,5% aller Haushalte zutrifft (und hier insbesondere ehemals verheiratete<br />
Frauen umfasst), sind es in der Gruppe der Männer lediglich 0,6%, die in dieser Konstellation<br />
leben. Anders formuliert: Einelternfamilien werden neun Mal häufiger von Frauen<br />
geführt. Dieses Ergebnis verweist darauf, dass nach einer Ehescheidung das Sorgerecht<br />
trotz einer Änderung des Scheidungsrechts im Jahr 2000, das die Beantragung des gemeinsamen<br />
Sorgerechts möglich macht, noch immer vor allem von den Frauen wahrgenommen<br />
wird. Laut Familienbericht 2004 des Eidg. Departements des Innern erhalten zu<br />
66% die Mütter und zu 7% die Väter das Sorgerecht, in 25% der Scheidungsfälle wird<br />
das Sorgerecht gemeinsam ausgeübt (EDI, 2004).<br />
Die Lebensform ist eng verknüpft mit den materiellen Ressourcen. Nimmt man das Median-Äquivalenzeinkommen<br />
als Indikator und definiert Einkommensschwäche bei 70%<br />
(d.h., die Person lebt in einem Haushalt, der über weniger als 70% des Median-<br />
Äquivalenzeinkommens verfügt), so zeigt sich folgendes Bild (BFS, 2003): Im Durchschnitt<br />
sind 23,8% der in der <strong>Schweiz</strong> lebenden Personen als einkommensschwach zu<br />
klassifizieren. Allein lebende Frauen im Rentenalter, Personen mit drei oder mehr Kindern<br />
und Alleinerziehende sind überproportional häufig, allein lebende Frauen und Männer im<br />
erwerbsfähigen Alter sowie PartnerInnen in 2-Personen-Haushalten sind unterproportional<br />
häufig von Einkommensschwäche betroffen. Frauen tragen in Paarhaushalten weniger<br />
zum Familieneinkommen bei. Dieser Zusammenhang gilt umso stärker, je mehr Kinder<br />
zu versorgen sind. Anders formuliert: Je mehr Kinder, desto abhängiger sind Frauen<br />
vom Einkommen des Partners. Hingegen ist ihr Anteil an der Haus- und Familienarbeit<br />
grösser (zum Themenkomplex Armut und Gesundheit aus Geschlechterperspektive siehe<br />
Kapitel 3.1.5).<br />
Demografische und sozioökonomische Determinanten der Gesundheit | 54