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Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

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Sowohl das soziale Geschlecht (gender) als auch die Lebensbedingungen von Frauen<br />

und Männern sowie die Geschlechterverhältnisse stellen gesellschaftliche Konstrukte dar<br />

bzw. sind gesellschaftlich bedingt. Sie sind nicht nur kulturell, sondern auch historisch<br />

beeinflusst, d.h. sie verändern sich bzw. sind veränderbar. Dies wird beispielsweise<br />

sichtbar an der zunehmenden Beteiligung von Frauen in der Erwerbstätigkeit, was als<br />

vormals typisch «männliche» Domäne galt, sowie einer bislang zwar weit weniger deutlichen,<br />

aber doch in der Tendenz erkennbaren zunehmenden Beteiligung von Männern<br />

in der Familienarbeit, einer bislang typisch «weiblichen» Domäne. Auch hinsichtlich konkreter<br />

gesundheitsbezogener Verhaltensweisen wie dem Tabak- und Alkoholkonsum<br />

werden traditionelle soziale Geschlechtergrenzen durchlässiger, und so gelten das Zigarettenrauchen<br />

und Trinken von Alkohol mittlerweile nicht mehr als ausgesprochen «unweibliche»<br />

Eigenschaften, was entsprechende Auswirkungen auf die gesundheitliche<br />

Situation von Frauen hat. Diese Beispiele machen deutlich, dass einmal erworbene<br />

Kenntnisse über Geschlechterunterschiede hinsichtlich Gesundheit und Krankheit nicht<br />

schlussendlich gewonnen werden können, sondern einer ständigen Überprüfung und<br />

Aktualisierung bedürfen.<br />

Kasten 1.3-2<br />

Auswirkungen der Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit bei Frauen und Männern auf<br />

die Gesundheit<br />

Die schwedische Arbeitsmedizinerin Marianne Frankenhaeuser hat bereits in den 1980er-Jahren untersucht,<br />

welchen Einfluss die unterschiedlichen Vereinbarkeitschancen auf die Gesundheit von Frauen<br />

und Männern ausüben. Sie hat Frauen und Männer in der gleichen beruflichen Position – im mittleren<br />

Management einer schwedischen Automobilfirma – und gleicher familiären Konstellation untersucht. Ihr<br />

Hauptaugenmerk galt dem beruflichen Stress. Dazu hat sie sich nicht auf Befragungsdaten gestützt,<br />

sondern alle zwei Stunden Blut- bzw. Urinproben genommen, aus denen Stresshormone bestimmt<br />

wurden. Abbildung 1.3-5 zeigt den Noradrenalinpegel im Tagesverlauf. Bis 17 Uhr verlaufen die Kurven<br />

der Männer annähernd parallel zu jenen der Frauen, wobei der Noradrenalinpegel bei Frauen höher ist<br />

als bei den Männern. Ab 17 Uhr entwickeln sich die Kurven gegenläufig: Der Noradrenalinpegel der Frau<br />

steigt an, über das Tageshöchst hinaus, der der Männer sinkt. Während Männer also in eine Entspannungsphase<br />

eintreten, geht bei Frauen nach Feierabend die «zweite Schicht» los.<br />

Abbildung 1.3-5: Entwicklung des Stresshormons Noradrenalin bei berufstätigen Frauen und Männern<br />

im mittleren Management einer schwedischen Automobilfirma (Frankenhaeuser et al., 1989)<br />

Einleitung | 50

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