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Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

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grund ihrer höheren Lebenserwartung – oftmals auf Spitex oder stationäre Betreuung<br />

angewiesen sind. Daneben übernehmen vor allem Töchter und Schwiegertöchter die<br />

häusliche Versorgung pflegebedürftiger (Schwieger-)Eltern. Die gesellschaftliche Bedeutung<br />

dieser informellen Pflegeleistungen wird nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass<br />

diese unentgeltlich erbracht werden, vernachlässigt, doch es gibt erste Untersuchungen,<br />

die auf deren ökonomischen Wert für die <strong>Schweiz</strong> hinweisen (Camenzind & Meier, 2004,<br />

vgl. Kasten 1.2-1).<br />

Unterschiede hinsichtlich beruflicher Risiken ergeben sich für Frauen und Männer durch<br />

die immer noch stark geschlechtsspezifisch geprägte Berufswahl. Diesbezüglich lassen<br />

sich innerhalb der letzten 20 Jahre nur wenige Veränderungen feststellen. So wählen<br />

junge Frauen in erster Linie personenbezogene Dienstleistungsberufe, während von<br />

jungen Männern industrielle, gewerbliche und technische Berufe favorisiert werden.<br />

Daraus ergibt sich, dass Männer vor allem an Arbeitsplätzen tätig sind, die durch körperliche<br />

Belastungen, Lärm, Schmutz, Hitze und Stress gekennzeichnet sind, während Frauen<br />

z.B. in Dienstleistungsberufen mit sozialem Stress sowie einem geringen Handlungsspielraum<br />

und Autonomie konfrontiert sind. Gemäss der <strong>Schweiz</strong>erischen Arbeitskräfteerhebung<br />

aus dem Jahr 2001 zeigt sich, dass Frauen häufiger unter atypischen Arbeitsbedingungen<br />

erwerbstätig sind als Männer. So betrifft «Arbeit auf Abruf» mit 66% vor<br />

allem Frauen; darunter fallen auch Arbeitsverhältnisse, die kein garantiertes Minimum an<br />

Arbeitsstunden beinhalten, und auch davon sind mit 64% mehr Frauen betroffen als<br />

Männer. Auch Heimarbeit wird mit 78% ganz überwiegend von Frauen geleistet<br />

(www.bfs.admin.ch Pressemitteilung des BFS von 2001).<br />

Während Männer ganz überwiegend einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, sind Frauen<br />

vor allem als Mütter in Teilzeit erwerbstätig. Einerseits bietet Teilzeitarbeit die Möglichkeit,<br />

sich familiär zu engagieren, andererseits muss im Vergleich zur Vollzeitbeschäftigung<br />

eine schlechtere soziale Absicherung in Kauf genommen werden, und es bieten<br />

sich weniger Karrierechancen, was mehr Frauen als Männer betrifft (siehe Kapitel 2).<br />

Hinsichtlich der beruflichen Stellung sind Frauen daher auch seltener in leitenden Positionen<br />

vertreten als Männer. Darüber hinaus werden Frauen auch bei gleicher Bildung<br />

und gleicher beruflicher Stellung um bis zu einem Fünftel niedriger entlohnt als Männer<br />

(siehe Kapitel 2). Die Benachteiligung, die sich für Frauen aus ihrer geringeren beruflichen<br />

Stellung im Vergleich zu Männern ergibt, bezieht sich vor allem auf ökonomische Aspekte<br />

sowie auf das soziale Ansehen. Damit sind Frauen von gesundheitlichen Risiken aufgrund<br />

sozialer Ungleichheit besonders betroffen, während Männer eher von beruflichen<br />

Risiken betroffen sind. Der vom Bundesamt für Statistik im Jahr 2003 herausgegebene<br />

dritte Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern kommt daher auch zum<br />

Schluss, dass sich die meisten Lebensbereiche für Männer als vorteilhafter erweisen als<br />

für Frauen (BFS, 2003b). So sind Frauen mit schwierigen Lebenssituationen häufiger<br />

konfrontiert als Männer. Dies bezieht sich auf die geschlechtsspezifische Rollenverteilung<br />

im Haushalt, der damit zusammenhängenden Problematik der Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf (vgl. Kasten 1.3.2), sowie der höheren Betroffenheit von Armut. Unter<br />

einer Häufung schlechter Lebensbedingungen sowie erhöhter Unzufriedenheit leiden vor<br />

allem allein erziehende Frauen sowie Frauen, die eine Erwerbstätigkeit suchen. Aber<br />

auch AusländerInnen beiderlei Geschlechts sowie Männer in Familienhaushalten mit drei<br />

und mehr Kindern zählen zu denjenigen, die unter schlechten Bedingungen leben und<br />

damit ein hohes Mass an gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu befürchten haben.<br />

Einleitung | 49

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