Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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1.3.2. Ableitung eines geschlechtsspezifischen Präventionspotenzials und<br />
Versorgungsbedarfs<br />
Die aufgezeigten Geschlechterunterschiede in Gesundheit und Krankheit machen deutlich,<br />
dass präventive, kurative und andere therapeutische sowie rehabilitative und pflegerische<br />
Versorgung entsprechend auszurichten sind. Als eine erste Schlussfolgerung aus<br />
dem beschriebenen Geschlechterparadox lässt sich ableiten, dass für Männer eine Verringerung<br />
von Risikofaktoren zur Vermeidung vorzeitiger Sterblichkeit in den Vordergrund<br />
zu stellen ist, während für Frauen vor allem Massnahmen zur Verringerung körperlicher<br />
und psychischer Beschwerden ergriffen werden müssen. Werden die Ursachen für die<br />
deutlich höhere Sterblichkeit bei Männern in den Blick genommen, so zeigt sich, dass<br />
diese in erster Linie mit gesundheitsriskantem Verhalten erklärt werden können: Krebsund<br />
Kreislauferkrankungen, Unfälle und Gewalt sowie die alkoholische Leberzirrhose<br />
lassen sich zum grossen Teil auf den – im Vergleich zu Frauen – höheren Konsum von<br />
Tabak und Alkohol sowie eine weniger ernährungsbewusste Lebensweise zurückführen;<br />
hinzu kommt, dass Männer berufsbedingt bestimmten Risikofaktoren ausgesetzt sind,<br />
die eher zu Unfällen und Verletzungen führen, und sie sich gleichzeitig auch in ihrer Freizeit<br />
offenbar eher riskant verhalten als Frauen.<br />
Neben dem Geschlecht spielen allerdings noch weitere Faktoren eine entscheidende<br />
Rolle, wenn es darum gehen soll, eine zielgruppengerechte gesundheitliche Versorgung<br />
anzubieten. So zeigt dieser erste geschlechtervergleichende Überblick, dass beispielsweise<br />
Alter und Bildungsstand den Gesundheitszustand bzw. das Gesundheitsverhalten<br />
von Frauen und Männern in unterschiedlicher Weise beeinflussen. Da Rauchen als Risikofaktor<br />
unter der männlichen Bevölkerung weiter verbreitet ist als unter der weiblichen,<br />
ist es einerseits erfreulich zu konstatieren, dass Ansätze zur Tabakprävention innerhalb<br />
der letzten zehn Jahre offenbar bei Männern greifen. Allerdings zeigen die präventiven<br />
Bemühungen bei Frauen keine vergleichbaren Auswirkungen, wobei es vor allem die<br />
jungen <strong>Schweiz</strong>erinnen sind, die zunehmend rauchen. Auch sind Frauen offenbar über<br />
alle Bildungsschichten hinweg mit Angeboten zur Tabakprävention anzusprechen, während<br />
es bei Männern vor allem die bildungsfernen Schichten sind, die im Vergleich zu<br />
den höher Gebildeten mehr konsumieren. Auch was den Alkoholkonsum als zentralem<br />
Risikofaktor für Krebserkrankungen, für Unfälle und Verletzungen sowie Lebererkrankungen<br />
angeht, unterscheiden sich Frauen und Männer in ihren Konsummustern nicht nur<br />
hinsichtlich des Geschlechts, sondern auch hinsichtlich anderer Faktoren. Ähnlich wie<br />
beim Tabakkonsum trinken vor allem Männer mit einem niedrigen Bildungsabschluss<br />
häufig Alkohol – dagegen konsumieren Frauen mit höherem Bildungsabschluss häufiger<br />
Alkohol als Frauen bildungsferner Schichten. Solche und weitere geschlechtsspezifische<br />
Konsummuster bedürfen einer genauen Betrachtung sowie einer weiteren Differenzierung<br />
wie hier beispielhaft für Alter und Bildungsstand dargestellt. Indem diese Muster<br />
beschrieben und hinsichtlich ihrer Ursachen beleuchtet werden, können gezielte Präventionsprogramme<br />
entwickelt werden.<br />
Einleitung | 44