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Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

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nannten Punkt festhalten, dass sich die Datenlage in den vergangenen Jahren erfreulicherweise<br />

verändert hat. Lagen vor einigen Jahren viele Indikatoren noch nicht einmal<br />

nach Geschlechtern getrennt vor, gibt es mittlerweile viele Bereiche, in denen eine geschlechtervergleichende<br />

Bestandsaufnahme möglich ist. 15 Diese müssten aber zukünftig<br />

weiter differenziert werden, damit zu einer geschlechtervergleichenden Analyse auch<br />

eine geschlechtersensible hinzutreten kann, indem die Lebensbedingungen und Rahmenbedingungen<br />

für Gesundheit ebenfalls in den Blick genommen werden können.<br />

Qualitätsverbesserung im Gesundheitswesen<br />

Die zweite Zielsetzung bezieht sich darauf, dass bei den bisherigen gesundheitsbezogenen<br />

Interventionen (Prävention, Therapie, Rehabilitation, Pflege) das Geschlecht nur selten<br />

eine Rolle spielte. Dadurch waren viele Massnahmen nicht zielgruppenspezifisch<br />

genug, um eine grosse Wirkung zu zeigen. Für viele Versorgungsbereiche lässt sich zeigen,<br />

dass die Orientierung an einem vermeintlich geschlechtsneutralen Versorgungsmodell<br />

weder den Bedürfnissen von Frauen noch den Bedürfnissen von Männern angemessen<br />

Rechnung getragen wird. So zeigen Studien im Bereich der Suchtprävention, dass<br />

von den Angeboten schulischer Suchtprävention in der Regel jene Gruppen am wenigsten<br />

profitieren, die sie am meisten nötig haben, z.B. sozial schlecht integrierte Jungen<br />

(z.B. Leppin et al., 1999). In der Behandlung eines Herzinfarktes zeigt sich Umgekehrtes:<br />

Das geschlechtsneutrale Behandlungsmodell ignoriert, dass sich die Symptome eines<br />

Herzinfarktes bei Männern und Frauen unterscheiden können, dass die Behandlung auf<br />

Geschlechterunterschiede keine Rücksicht nimmt und folglich die Konsequenzen eines<br />

Herzinfarktes bei Frauen und Männern unterschiedlich sind (z.B. Bisig & Gutzwiller, 2002;<br />

Kuhlmann & Kolip, 2005). <strong>Gender</strong> Mainstreaming hat hier das Ziel, für alle Massnahmen<br />

zu prüfen, ob Frauen und Männer, Mädchen und Jungen, gleichermassen erreicht werden,<br />

ob spezifische Zugänge gewählt werden müssen und/oder ob die Methoden für<br />

beide Geschlechter angemessen sind. Für einige Bereiche, z.B. Prävention und Gesundheitsförderung,<br />

wurden Instrumente entwickelt, die sich für eine Geschlechtersensibilisierung<br />

eignen und die sowohl in Prävention und Gesundheitsförderung als auch in der<br />

gesundheitlichen Versorgung zu einer Qualitätsverbesserung beitragen können (z.B. der<br />

Kriterienkatalog, der von Gesundheitsförderung <strong>Schweiz</strong> entwickelt wurde:<br />

www.promotionsante.ch).<br />

1.3. Gesundheit und Geschlecht:<br />

epidemiologischer Überblick und erste Erklärungsansätze<br />

für die Geschlechterunterschiede<br />

Julia Lademann<br />

Der Wissensstand zu Gesundheit und Krankheit bei Frauen und Männern in der <strong>Schweiz</strong><br />

hat sich mittlerweile dank der zunehmend differenzierten Datenaufbereitung und <strong>Gesundheitsbericht</strong>erstattung<br />

deutlich verbessert. Diese Daten zusammenzutragen und im<br />

Hinblick auf Geschlecht als einen die Gesundheit entscheidend beeinflussenden Faktor<br />

15<br />

Für einige Bereiche, z.B. die Unfallstatistik oder die Inanspruchnahme von SPITEX, gilt dies allerdings<br />

noch immer nicht oder nur sehr eingeschränkt.<br />

Einleitung | 34

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