Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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Lebenskontext einbetteten. Damit wurde deutlich, dass sich Aspekte der Frauengesundheit<br />
nicht auf die reproduktive Gesundheit beschränken lassen, sondern dass z.B. auch<br />
das Thema Gewalt auf die Agenda von Public Health und Medizin geschrieben werden<br />
muss. Das Ziel der Frauengesundheitsberichte war und ist es, einen Beitrag zur Verbesserung<br />
der gesundheitlichen Chancengleichheit zu leisten, indem die Bereiche herausgearbeitet<br />
werden, in denen aus Frauenperspektive ein Handlungsbedarf besteht.<br />
Die Frauengesundheitsberichte stützten sich wesentlich auf die Arbeit der Frauengesundheitsforschung<br />
seit den 1980er-Jahren. Dies war einerseits ein Vorteil, denn damit<br />
war eine klare (auch feministisch-politische) Verankerung verbunden, die durch ihre Parteilichkeit<br />
und die Theorie-Praxis-Verbindung immer auf eine konkrete Verbesserung der<br />
gesundheitlichen Lage von Frauen abzielte. Es war zugleich ein Nachteil, weil damit der<br />
Mythos von Frauen als dem benachteiligten und zu fördernden Geschlecht transportiert<br />
wurde und eine breite politische Verankerung fehlte (siehe ausführlicher: Kuhlmann &<br />
Kolip, 2005). Frauengesundheitsaktivitäten gerieten so zu etwas, dass «man» sich nur in<br />
Schönwetterperioden und bei vollen Haushaltskassen leisten kann. Durch <strong>Gender</strong><br />
Mainstreaming (s.u.) kann dieser Nachteil reduziert und die geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung<br />
breiter verankert werden.<br />
Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich die Frauengesundheitsbewegung und ihre<br />
akademische Schwester, die Frauengesundheitsforschung, weiterentwickelt. So ist<br />
zunehmend die Heterogenität von Frauen in den Blick geraten, denn die Lebenslagen<br />
von Frauen differieren mit der Bildung, dem Einkommen und dem beruflichen Status.<br />
Verändert hat sich auch der thematische Zuschnitt der Forschungsaktivitäten und es ist –<br />
zumindest partiell – gelungen, die Frauengesundheitsforschung zu verankern. So wurde<br />
2003 in der <strong>Schweiz</strong> das nationale Forschungsnetzwerk <strong>Gender</strong> Health gegründet, das in<br />
der Aufbauphase vom Bundesamt für Gesundheit gefördert wird, langfristig aber z.B. an<br />
einer Universität strukturell verankert werden müsste. Das Forschungsnetzwerk fördert<br />
den Austausch zwischen den ForscherInnen zu Themen der Frauen- und/oder Männergesundheit<br />
bzw. zur geschlechtervergleichenden Gesundheitsforschung und soll einen<br />
Überblick und Transparenz hinsichtlich entsprechender Vorhaben schaffen. Dazu zählt die<br />
Erstellung und Pflege einer Datenbank, in der die Forschungsvorhaben dokumentiert<br />
werden. Die Gründung des Netzwerks markiert bereits eine weitere thematische Öffnung:<br />
von der Frauen- zur Geschlechterperspektive. Nicht mehr nur Frauen stehen im<br />
Zentrum des Interesses, sondern die geschlechtsspezifischen Gesundheitsbedürfnisse<br />
werden analysiert. Im Zuge dieses Perspektivenwechsels sind einige spannende Arbeiten<br />
entstanden, die ein neues Licht auf das Geschlechterverhältnis im Gesundheitswesen<br />
werfen (für ein Beispiel siehe die Studie «Gesundheitskosten nach Geschlecht»,<br />
herausgegeben von Camenzind & Meier, 2004; vgl. Kasten 1.2-1).<br />
Kasten1.2-1<br />
Gesundheitskosten nach Geschlecht (herausgegeben von Camenzind & Meier, 2004)<br />
Dass Frauen höhere Kosten im Gesundheitswesen verursachen, gilt als allgemein gültige Tatsache.<br />
Dabei werden in der Regel nur die Krankenversicherungsleistungen betrachtet, die lediglich ein Drittel<br />
der Gesundheitskosten erfassen. Andere Finanzierungsträger bleiben ebenso unbeachtet wie die informellen<br />
Pflegeleistungen von Familienangehörigen. In dem von Camenzind und Meier herausgegebenen<br />
Band wird das Vorurteil der höheren von Frauen verursachten Gesundheitskosten auf der Grundlage<br />
eines Datenpools der santésuisse überprüft. Die Auswertungen zeigen, dass ein Grossteil der Un-<br />
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