09.01.2013 Aufrufe

Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Weiterentwicklung der <strong>Gesundheitsbericht</strong>erstattung<br />

Die Datenlage hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert; mittlerweile lassen<br />

sich viele Indikatoren nach Geschlecht aufbereiten. Dennoch gibt es nach wie vor<br />

Bereiche, in denen kein Geschlechtervergleich möglich ist (z.B. Inanspruchnahme von<br />

Spitex, Sentinella); hier muss auf eine Verbesserung der Datenlage hingearbeitet werden.<br />

Der Bericht hat auch gezeigt, dass anknüpfend an den Geschlechtervergleich eine<br />

weitere Differenzierung notwendig ist, da Männer und Frauen keine homogene Gruppe<br />

darstellen. Hierfür scheint es sinnvoll, die Gesundheits-, Sozial- und Umweltberichterstattung<br />

– zumindest punktuell – zusammen zu führen, damit die Datensätze miteinander<br />

gekoppelt werden können.<br />

Die Geschlechterdimension sollte nicht nur in einem eigenständigen Bericht wie dem<br />

vorliegenden bearbeitet werden, da dieses dazu beiträgt, die Geschlechterfrage zu marginalisieren<br />

und an <strong>Gender</strong>beauftragte «abzuschieben». Vielmehr muss sich die Geschlechterkategorie<br />

durch alle <strong>Gesundheitsbericht</strong>e durchziehen, um eine Sensibilität für<br />

die Bedeutung des Geschlechts zu erreichen (<strong>Gender</strong> Mainstreaming in der <strong>Gesundheitsbericht</strong>erstattung).<br />

Nur so kann deutlich werden, dass die Kategorie Geschlecht<br />

auch bei vermeintlich geschlechtsneutralen Gesundheitsthemen eine Rolle spielt.<br />

Ein letzter Punkt bezieht sich auf die Gesundheitsbefragungen, die vielfach die Grundlage<br />

für <strong>Gesundheitsbericht</strong>e sind. In vielen Fällen wird hier auf Indikatoren zurückgegriffen,<br />

die einen <strong>Gender</strong> Bias (geschlechtsbezogene Verzerrung) aufweisen (z.B. bei den Indikatoren<br />

zur Erfassung des psychischen Befindens). Hier muss eine Analyse erfolgen, inwieweit<br />

durch die Instrumente (und auch durch die Studiendesigns) Ergebnisse reproduziert<br />

werden, die keine zuverlässige Aussage ermöglichen. Mittlerweile liegen Instrumente<br />

vor, die zur Sensibilisierung für einen <strong>Gender</strong> Bias in der Gesundheitsforschung<br />

geeignet sind (vgl. Kapitel 4.2.5 und 4.4). Darüber hinaus konzentrieren sich die bislang<br />

erhobenen Gesundheitsdaten auf Krankheits- und Risikoindikatoren; eine Erweiterung<br />

um Daten zu gesundheitlichen Ressourcen und salutogenetisch wirksamen Faktoren ist<br />

wünschenswert, auch wenn dies eine methodische Herausforderung darstellt.<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung der GesundheitsexpertInnen in Versorgung und<br />

Prävention<br />

Es zeigt sich, dass es nicht nur Forschungslücken gibt, sondern dass dort, wo es Wissen<br />

über Geschlechterunterschiede oder geschlechtergerechten Versorgungsbedarf gibt,<br />

dieses bislang kaum Eingang in die Praxis gefunden hat. So behandeln zum einen Ärzte<br />

und Ärztinnen Frauen und Männer trotz ähnlicher Beschwerden unterschiedlich (z.B.<br />

Herzinfarkt). Zum anderen sind sie häufig nicht in der Lage, den geschlechtsspezifischen<br />

Versorgungsbedarf zu erkennen (z.B. Unterdiagnostik depressiver Erkrankungen bei<br />

Männern, Versorgung von Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind). Hier müssen<br />

Curricula für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Gesundheitsberufe und der PräventionsexpertInnen<br />

entwickelt werden, die für die <strong>Gender</strong>perspektive sensibilisieren und die<br />

fachwissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis transportieren.<br />

Koordination und Verbreitung von Modellen guter Praxis<br />

Auch wenn es in vielen Bereichen noch Datenlücken gibt, so gibt es mittlerweile doch<br />

einige Projekte und Ansätze, die einen Beitrag zur Herstellung horizontaler oder vertikaler<br />

Gerechtigkeit im Gesundheitsbereich leisten. Die Erfahrungen mit diesen Ansätzen wer-<br />

Diskussion und Schlussfolgerungen | 205

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!