Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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Weiterentwicklung der <strong>Gesundheitsbericht</strong>erstattung<br />
Die Datenlage hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert; mittlerweile lassen<br />
sich viele Indikatoren nach Geschlecht aufbereiten. Dennoch gibt es nach wie vor<br />
Bereiche, in denen kein Geschlechtervergleich möglich ist (z.B. Inanspruchnahme von<br />
Spitex, Sentinella); hier muss auf eine Verbesserung der Datenlage hingearbeitet werden.<br />
Der Bericht hat auch gezeigt, dass anknüpfend an den Geschlechtervergleich eine<br />
weitere Differenzierung notwendig ist, da Männer und Frauen keine homogene Gruppe<br />
darstellen. Hierfür scheint es sinnvoll, die Gesundheits-, Sozial- und Umweltberichterstattung<br />
– zumindest punktuell – zusammen zu führen, damit die Datensätze miteinander<br />
gekoppelt werden können.<br />
Die Geschlechterdimension sollte nicht nur in einem eigenständigen Bericht wie dem<br />
vorliegenden bearbeitet werden, da dieses dazu beiträgt, die Geschlechterfrage zu marginalisieren<br />
und an <strong>Gender</strong>beauftragte «abzuschieben». Vielmehr muss sich die Geschlechterkategorie<br />
durch alle <strong>Gesundheitsbericht</strong>e durchziehen, um eine Sensibilität für<br />
die Bedeutung des Geschlechts zu erreichen (<strong>Gender</strong> Mainstreaming in der <strong>Gesundheitsbericht</strong>erstattung).<br />
Nur so kann deutlich werden, dass die Kategorie Geschlecht<br />
auch bei vermeintlich geschlechtsneutralen Gesundheitsthemen eine Rolle spielt.<br />
Ein letzter Punkt bezieht sich auf die Gesundheitsbefragungen, die vielfach die Grundlage<br />
für <strong>Gesundheitsbericht</strong>e sind. In vielen Fällen wird hier auf Indikatoren zurückgegriffen,<br />
die einen <strong>Gender</strong> Bias (geschlechtsbezogene Verzerrung) aufweisen (z.B. bei den Indikatoren<br />
zur Erfassung des psychischen Befindens). Hier muss eine Analyse erfolgen, inwieweit<br />
durch die Instrumente (und auch durch die Studiendesigns) Ergebnisse reproduziert<br />
werden, die keine zuverlässige Aussage ermöglichen. Mittlerweile liegen Instrumente<br />
vor, die zur Sensibilisierung für einen <strong>Gender</strong> Bias in der Gesundheitsforschung<br />
geeignet sind (vgl. Kapitel 4.2.5 und 4.4). Darüber hinaus konzentrieren sich die bislang<br />
erhobenen Gesundheitsdaten auf Krankheits- und Risikoindikatoren; eine Erweiterung<br />
um Daten zu gesundheitlichen Ressourcen und salutogenetisch wirksamen Faktoren ist<br />
wünschenswert, auch wenn dies eine methodische Herausforderung darstellt.<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung der GesundheitsexpertInnen in Versorgung und<br />
Prävention<br />
Es zeigt sich, dass es nicht nur Forschungslücken gibt, sondern dass dort, wo es Wissen<br />
über Geschlechterunterschiede oder geschlechtergerechten Versorgungsbedarf gibt,<br />
dieses bislang kaum Eingang in die Praxis gefunden hat. So behandeln zum einen Ärzte<br />
und Ärztinnen Frauen und Männer trotz ähnlicher Beschwerden unterschiedlich (z.B.<br />
Herzinfarkt). Zum anderen sind sie häufig nicht in der Lage, den geschlechtsspezifischen<br />
Versorgungsbedarf zu erkennen (z.B. Unterdiagnostik depressiver Erkrankungen bei<br />
Männern, Versorgung von Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind). Hier müssen<br />
Curricula für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Gesundheitsberufe und der PräventionsexpertInnen<br />
entwickelt werden, die für die <strong>Gender</strong>perspektive sensibilisieren und die<br />
fachwissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis transportieren.<br />
Koordination und Verbreitung von Modellen guter Praxis<br />
Auch wenn es in vielen Bereichen noch Datenlücken gibt, so gibt es mittlerweile doch<br />
einige Projekte und Ansätze, die einen Beitrag zur Herstellung horizontaler oder vertikaler<br />
Gerechtigkeit im Gesundheitsbereich leisten. Die Erfahrungen mit diesen Ansätzen wer-<br />
Diskussion und Schlussfolgerungen | 205