Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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stark erhöhten Unfallprävalenz und dem jungen Lebensalter bei Männern in erster Linie<br />
mit geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen erklären lässt, d.h. einem mit der männlichen<br />
Geschlechtsrolle verbunden risikoreichen Umgang mit dem eigenen Körper, muss<br />
dies bei der Entwicklung von Präventionsansätzen berücksichtigt werden.<br />
Darüber hinaus ist im Public-Health-Kontext stärker als bisher die Bedeutung von Gewalt<br />
für die Gesundheit zu berücksichtigen – und zwar für beide Geschlechter. Dabei gilt es<br />
auch hier zu bedenken, dass Frauen und Männer unterschiedlich betroffen sind und<br />
Frauen vor allem Schutz vor gewalttätigen Übergriffen im häuslichen Bereich benötigen.<br />
Da mehr Frauen als Männer über psychische Folgen von Gewalt berichten, bedeutet<br />
dies, dass sie in der gesundheitlichen Versorgung gezielt psychische Betreuung brauchen.<br />
Eine solche Versorgung ist aber auch für Männer als Gewaltopfer notwendig, auch<br />
wenn sie psychische Beeinträchtigungen möglicherweise weniger direkt formulieren, als<br />
dies Frauen tun. Weiterhin sind Massnahmen mit gesellschaftlich-sozialem Schwerpunkt<br />
notwendig, die dazu beitragen können, Gewalt zu verhindern und einzudämmen. Dazu<br />
könnte beispielsweise bereits das Erlernen von nicht aggressiven Konfliktlösungsstrategien<br />
in der Schule zählen, eine Massnahme, die erst auf den zweiten Blick eine gesundheitsförderliche<br />
Strategie darstellt. Bezogen auf die Geschlechter gilt es zu berücksichtigen,<br />
dass überwiegend Männer als Gewalttäter auftreten, während Frauen eher Opfer<br />
von Gewalt sind. Entsprechende Massnahmen zur Verhinderung und Minderung von<br />
Gewalt benötigen daher eine geschlechtsspezifische Ausrichtung.<br />
4.5.8. Ziel: Eine gesunde und sichere natürliche Umwelt<br />
Um das Ziel einer gesunden Umwelt für Männer und Frauen zu erreichen, muss zuvor<br />
geklärt werden, welche geschlechtsspezifischen Probleme bestehen. So sind Männer<br />
eher spezifischen Arbeitsplatzexpositionen ausgesetzt, während Frauen, die mehr Zeit im<br />
häuslichen Bereich zubringen, eher mit Wohnumfeldbelastungen konfrontiert sind. Auch<br />
die gesundheitlichen Beschwerden, welche infolge einer Exposition mit belastenden<br />
Stoffen auftreten können, unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern. Hinzu kommen<br />
Faktoren wie soziale Lage und Wohnregion, welche die Bedeutung von Umweltbelastungen<br />
bei Frauen und Männern bestimmen. Allerdings fehlt es bislang an einer systematischen<br />
Einbeziehung der <strong>Gender</strong>-Perspektive im Bereich der Umweltforschung,<br />
weshalb es auch an aussagekräftigem Datenmaterial zur Darstellung der Situation für<br />
beide Geschlechter mangelt. Darüber hinaus müssen Umwelt- und Gesundheitsdaten<br />
mehr als bisher verknüpft werden. Auch zur Entwicklung von Schutz- und Präventionsmassnahmen<br />
sowie einer effektiven Diagnose und Therapie bei entstandenen Schäden<br />
bedarf es im Sinne von Public Health einer besseren interdisziplinären Zusammenarbeit<br />
zwischen umwelt- und gesundheitsbezogenen Fachdisziplinen. Wird <strong>Gender</strong> im Kontext<br />
von Umwelt und Gesundheit künftig mehr Beachtung geschenkt, können die Anstrengungen<br />
zur Erreichung einer gesunden Umwelt gezielter vorangetrieben werden.<br />
Diskussion und Schlussfolgerungen | 200