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Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

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somatische oder auch gesellschaftlich-soziale Probleme übersehen werden und zu einer<br />

psychiatrischen Überversorgung führen. Bei Männern hingegen kann eine Vernachlässigung<br />

der Beachtung depressiver Symptomatik dazu führen, dass sie diesbezüglich gesundheitlich<br />

unterversorgt sind.<br />

Die Ursachen der unterschiedlichen psychischen Problemlagen bei Frauen und Männern<br />

liegen sowohl in biologischen, wie genetischen und hormonellen, als auch in sozialgesellschaftlichen<br />

Gründen. Da beispielsweise Angststörungen bei Frauen eine Folge<br />

von Gewalterfahrungen sein können, müssen breit angelegte Präventionsprogramme<br />

gegen Gewalt ein zuträglicheres gesellschaftliches Klima schaffen, in welchem sich<br />

Frauen angstfrei bewegen können. Es sind in erster Linie Männer, die aggressiv und mit<br />

körperlicher Gewalt gegen andere vorgehen. Dies betrifft auch die Ausübung von Gewalt<br />

gegen sich selbst – in Form des Suizids. Während Frauen häufiger einen Selbstmordversuch<br />

begehen, sind es mehr Männer, die aufgrund eines Suizids versterben. Der Suizid<br />

stellt in der <strong>Schweiz</strong> ein auffälliges Problem dar, zu dessen Lösung nicht nur das Gesundheitssystem<br />

gefragt ist, sondern vor allem über soziale und gesellschaftliche Ansätze<br />

nachgedacht werden muss. Dies ist zwar bei vielen gesundheitlichen Problemen notwendig,<br />

dennoch bedarf gerade der Suizid als ein in der gesundheitlichen Versorgung<br />

bislang eher vernachlässigtes und tabuisiertes Thema einer besonders engen Verknüpfung<br />

mit sozial-gesellschaftlichen und damit auch geschlechterbezogenen Lösungsansätzen.<br />

4.5.6. Ziel: Verringerung übertragbarer und nicht übertragbarer<br />

Krankheiten<br />

Zu den aus gesellschaftspolitischer Sicht wichtigsten Infektionskrankheiten zählt<br />

HIV/AIDS. Allerdings sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass andere Infektionskrankheiten<br />

wie Hepatitis B und C allein zahlenmässig von erheblich grösserer Bedeutung<br />

sind. Sowohl von einer HIV-Infektion als auch einer Aids-Erkrankung sind mehr<br />

Männer als Frauen betroffen. Allerdings ist der Anteil heterosexuell verursachter Neuinfektionen<br />

steigend, womit zu erwarten ist, dass auch der Frauenanteil unter den Infizierten<br />

und Erkrankten steigen wird. Möglicherweise haben eine gewisse Präventionsmüdigkeit<br />

sowie die deutliche Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten von Aids dazu<br />

geführt, dass die Schwere dieser Erkrankung nicht mehr in ihrem ganzen Ausmass ernst<br />

genommen wird. Aufgrund dieser Entwicklungen müssen wieder verstärkt Präventionsmassnahmen<br />

ergriffen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Infektionswege, wie<br />

dem ungeschützten heterosexuellen und homosexuellen Sexualverkehr sowie durch<br />

Drogenmissbrauch über Injektionen, müssen die verschiedenen Gruppen gezielt angesprochen<br />

werden. Eine Konzentration der Präventionsbemühungen auf homosexuelle<br />

Männer genügt daher nicht.<br />

Infektionskrankheiten spielen im Morbiditäts- und Mortalitätsgeschehen inzwischen eine<br />

geringe Rolle. Vielmehr sind es die chronisch-degenerativen Erkrankungen, die heute das<br />

Gesundheitswesen vor grosse Herausforderungen stellen. Unter diesen sind es in erster<br />

Linie die Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen, die nicht nur die wichtigsten Todesursachen<br />

darstellen, sondern auch mit langen chronisch-progredienten Krankheitsphasen<br />

einhergehen. Von diesen und anderen chronischen Erkrankungen sind Frauen und Männer<br />

unterschiedlich betroffen und können bei ihnen auch verschieden verlaufen. Am Bei-<br />

Diskussion und Schlussfolgerungen | 198

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