Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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4.5. Gesundheitsziele und Geschlecht: Situation und<br />
Handlungsbedarf<br />
Der vorliegende Bericht orientiert sich an den für die <strong>Schweiz</strong> formulierten Gesundheitszielen,<br />
um die Diskussion über eine gesundheitsgerechte Gesundheitsversorgung an die<br />
gesundheitspolitischen Zielsetzungen der letzten Jahre anzuknüpfen. 50 Dieser Bericht<br />
stellt – soweit es die vorliegenden Daten zulassen – eine Situationsbeschreibung dar,<br />
welche eine Ausgangsbasis zur Entwicklung gezielter Massnahmen bilden soll, um eine<br />
Erreichung der Gesundheitsziele explizit für Männer und Frauen zu realisieren. Im Weiteren<br />
ermöglicht der Bericht zukünftig eine Überprüfung der formulierten Gesundheitsziele<br />
für beide Geschlechter. Im Folgenden wird die gesundheitliche Situation von Frauen und<br />
Männern hinsichtlich der im vorliegenden Bericht bearbeiteten Gesundheitsziele zusammenfassend<br />
diskutiert, um die Kernaussagen herauszuarbeiten.<br />
4.5.1. Ziel: Gesundheitliche Chancengleichheit<br />
Die Geschlechterunterschiede hinsichtlich Gesundheit und Krankheit bei Frauen und<br />
Männern lassen sich generell so deuten, dass die gesundheitlichen Potenziale beider<br />
Geschlechter noch nicht ausgeschöpft sind. Da eine Angleichung des Gesundheitszustandes<br />
bei Frauen und Männern als nicht realistisch eingeschätzt wird (Doyal, 2000),<br />
können dennoch bei beiden Geschlechtern Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Gesundheit<br />
eingeleitet werden. Dies macht die Entwicklung gezielter gesundheitsfördernder<br />
Massnahmen und Präventionsprogramme sowie eine Verbesserung der gesundheitlichen<br />
Versorgungsangebote notwendig, in welchen dem Faktor Geschlecht adäquat<br />
Rechnung zu tragen ist. So müssen sich beispielsweise Präventionsprogramme zur Senkung<br />
des Tabakkonsums vor allem an Männer sozial niedriger Schichten wenden, während<br />
Frauen über alle Schichten hinweg und vor allem innerhalb der jüngeren Generation<br />
anzusprechen sind. In der gesundheitlichen Versorgung ist z.B. zu überprüfen, ob die<br />
körperliche Befindlichkeit von Frauen und die psychische Befindlichkeit von Männern<br />
ausreichend berücksichtigt wird.<br />
Gesundheitliche Chancengleichheit kann nicht über die alleinige Berücksichtigung des<br />
Faktors Geschlecht erreicht werden, sondern es müssen vor allem sozioökonomische<br />
Faktoren sowie Alter und Herkunft der Frauen und Männer einbezogen werden. Damit<br />
möglichst breite Bevölkerungsschichten ihre Chancen zur Erreichung eines guten Gesundheitszustandes<br />
verwirklichen können, müssen vor allem benachteiligte Gruppen<br />
angesprochen werden. Zu ihnen zählen in erster Linie die in Armut Lebenden sowie sozioökonomisch<br />
und gesundheitlich schlechter gestellte MigrantInnen. Die Notwendigkeit<br />
der Adressierung dieser Zielgruppen lässt sich unmittelbar aus den Daten der <strong>Gesundheitsbericht</strong>erstattung<br />
ableiten. An diesem Punkt werden aber auch die Grenzen der<br />
<strong>Gesundheitsbericht</strong>erstattung deutlich, da nur das dargestellt werden kann, was auch in<br />
den Daten abgebildet wird. Über Personengruppen, die in den amtlichen Statistiken un-<br />
50 Die Beschränkung der Aufbereitung und Analyse vorliegender Daten für die Gesundheitsziele lässt<br />
allerdings einige Themenbereiche aussen vor, die es im Hinblick auf eine geschlechtergerechte und<br />
geschlechterzpezifische Versorgung ebenfalls zu beachten gilt. Dazu zählt beispielsweise das Thema<br />
der Medikalisierung, welches bislang vor allem in der Frauengesundheitsforschung und zunehmend<br />
auch in der Männergesundheitsforschung näher beleuchtet wird.<br />
Diskussion und Schlussfolgerungen | 192