Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bereits bei männlichen Teenagern gehört das Bild des männlich Sportlichen zum Ideal.<br />
Es gilt gross und kräftig zu sein (Duke-Duncan et al., 1985; Kracke, 1993; Richards &<br />
Larson, 1993), und dieses Ideal erlangt man nicht alleinig über Reglementierungen in der<br />
Ernährung, sondern körperliche Aktivität ist zwingend notwendig. Anders bei jungen<br />
Frauen: Alsaker (1997) fand eine hohe Diätbereitschaft unter jungen Frauen in der<br />
<strong>Schweiz</strong>. Diese war, anders als etwa in anderen Ländern, losgelöst von den Prozessen<br />
der pubertären Reife. Die Autorin deutet diese Entwicklung bei jungen Frauen als Trend,<br />
Diäten zur allgemeinen Norm zu erheben. Hamburg et al. (1993) konnten zeigen, dass in<br />
der Adoleszenz erworbene Verhaltensweisen eine grosse Persistenz im Erwachsenenalter<br />
aufweisen.<br />
Generell sind Frauen weniger häufig übergewichtig als Männer, ihr Anteil in der Gruppe<br />
der Schwerübergewichtigen ist jedoch in etwa gleich hoch und im Trend eher steigend.<br />
Eine geschlechtsspezifische Prävention sollte darauf abzielen, beide Verhaltensweisen –<br />
bewusste Ernährung und körperliche Aktivität für beide Geschlechter – bewusst zu machen<br />
– auch Männer sollten darauf achten, sich gesund zu ernähren, und Frauen dürfen<br />
durchaus auch schwitzen.<br />
Hinsichtlich der betrachteten Substanzen zeigt sich, dass sich insbesondere bezüglich<br />
des Konsums legaler Substanzen wie Alkohol und Tabak eine zunehmende Annäherung<br />
der Konsumprävalenzen in den jüngeren Altersgruppen beobachten lässt. Zwar konsumieren<br />
Männer auch heute noch häufiger und in der Regel auch mehr, aber die Kluft<br />
zwischen den Geschlechtern (gender gap) wird zunehmend geringer. Gleiches scheint<br />
für den Gebrauch von Cannabis zu gelten. Anders als für die übrigen betrachteten illegalen<br />
Substanzen findet sich in den jüngeren Altersgruppen eine Angleichung der Geschlechter<br />
hinsichtlich der Lebenszeitprävalenzen.<br />
Verschiedene Erklärungsmodelle können für diese Schliessung des «gender gap» herangezogen<br />
werden. Zum einen behauptet die Emanzipationshypothese, dass Frauen sich<br />
zunehmend in eine bisherig von Männern dominierte Welt integrieren und dort ihren<br />
Platz einnehmen. Leider geht dies häufig mit einer Übernahme männlicher Muster des<br />
Substanzkonsums einher (Haavio-Mannila, 1991; Hammer & Vaglum, 1989; Bloomfield et<br />
al., 2001; Pala, 2004).<br />
Zum anderen kann auch die Theorie der «smoking epidemic» (Graham, 1996; Peto et al.,<br />
1994) als Erklärungsansatz herangezogen werden. Diese Theorie basiert in ihren Grundannahmen<br />
auf der so genannten «Theory of Diffusion of Innovations» (Rogers, 2003;<br />
Rogers & Shoemaker, 1971). Diese berücksichtigt langfristige Entwicklungsverläufe und<br />
besagt, dass Innovationen in einer Gesellschaft, wie zum Ende des letzten Jahrhunderts<br />
das Rauchen, zunächst von höheren sozialen Schichten übernommen werden und erst<br />
zu einem späteren Zeitpunkt in untere Schichten diffundieren. Gleiches gilt für die Geschlechter.<br />
Die Frauen folgen den Männern erst in einigem Abstand, und dieser Abstand<br />
ist von der Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft abhängig. Basierend auf der Annahme,<br />
dass Frauen den Männern beim Tabakkonsum den Vortritt lassen, aber später<br />
nachziehen, liessen sich die sinkenden Geschlechtsunterschiede in jüngeren Altersgruppen<br />
im Lebenszeitkonsum von Tabak erklären. Markantere Unterschiede finden sich<br />
Geschlechterblick auf die Gesundheitsziele für die <strong>Schweiz</strong> | 177