Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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Weller, 2001; Weller et al., 2003). Männer und Frauen sind zudem in ungleicher Weise<br />
von raum- und verkehrsplanerischen Massnahmen betroffen (Spitthöver, 2000; Spitzner,<br />
2002) und zeigen ein unterschiedliches Verhalten in der Verkehrsnutzung (Buhr, 1999;<br />
BFS & ARE, 2001).<br />
Auch für klimaabhängige Faktoren (z.B. Wahrnehmung von Wetterveränderungen, Reaktion<br />
auf Extremwetterlagen), (z.B. PIK, 2000; Röhr et al., 2004) sowie für nichtionisierende<br />
Strahlung sind Geschlechterunterschiede als relevant anzunehmen (Röösli & Rapp,<br />
2003, Huss & Braun-Fahrländer, 2005; Röösli, Huss & Schreier, 2005).<br />
3.8.4. <strong>Gender</strong>-Relevanz in der Umwelt bezogenen Gesundheitsforschung<br />
Gesundheitliche Folgen durch komplexe Umweltbelastungen betreffen Männer und<br />
Frauen abhängig von Alter, sozialer Lage, Bildungsstand, Wohnverhältnissen etc. in den<br />
verschiedenen Lebenskontexten in unterschiedlichem Masse. Sie sind einerseits als<br />
Betroffene und andererseits als Verursachende von Umweltdegradation und Umweltbelastungen<br />
zu berücksichtigen (Eidg. Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann,<br />
1999; Michel et al., 2002). Es zeigt sich insgesamt für die <strong>Schweiz</strong> wie für andere europäische<br />
Länder, dass zahlreiche Forschungsvorhaben im Kontext Umwelt und Gesundheit<br />
unmittelbar an <strong>Gender</strong>-Fragen anknüpfen, eine getrennte Analyse der Befunde nach<br />
Geschlechtern jedoch ausbleibt (Heinrich-Böll-Stiftung, 2001). Fehlendes «Know-how»<br />
hinsichtlich der möglichen Einbeziehung von <strong>Gender</strong>-Perspektiven scheint speziell im<br />
Bereich der Umweltforschung als zentrales Hindernis (Michel et al., 2002, Weller et al.,<br />
2003), demzufolge Geschlechter vergleichende Datenbestände in der <strong>Schweiz</strong> noch<br />
weitgehend ausstehen (Eidg. Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann, 2002;<br />
Michel et al., 2002).<br />
International verfügbare geschlechtersensible Auswertungen repräsentieren in der Regel<br />
das Ergebnis von Arbeiten, deren Fokus auf anderen Fragestellungen lag (z.B. Keller,<br />
2004; Keller et al., 2004; Stopper & Gertler, 2002). Expositionsabschätzungen basieren<br />
heute immer noch weitgehend auf Daten, Annahmen und Schätzungen für gesunde<br />
Männer (Au, 2002). Dass auf diese Weise zentrale Informationen für präventive, diagnostische<br />
und therapeutische Interventionen verloren gehen, zeigt sich, wenn Daten<br />
getrennt nach Frauen und Männern aufgeschlüsselt werden. Sowohl in der Exposition<br />
gegenüber Umweltbelastungen als auch in den umweltbezogenen, d.h. durch Umweltfaktoren<br />
mit beeinflussten gesundheitlichen Beschwerden (Hornberg et al., 2005), werden<br />
Geschlechterunterschiede sichtbar (Keller, 2004; Keller et al. 2004, 2005). Aussagen<br />
zur Prävalenz umweltbezogener Gesundheitsstörungen bei Männern und Frauen in der<br />
<strong>Schweiz</strong> basieren angesichts bestehender Datenlücken, fehlender Verknüpfung von<br />
Umwelt- und Gesundheitsstatistiken sowie fehlender institutioneller Rahmenbedingungen<br />
zur interdisziplinären Abklärung lediglich auf groben Schätzungen (Huss et al., 2004a,<br />
b). Repräsentative Befragungen in der <strong>Schweiz</strong>er Bevölkerung zur Risikoeinschätzung<br />
geben Hinweise auf die Besorgnis um die eigene Gesundheit angesichts von Umwelteinflüssen<br />
(ISPM, 2000a; Peters, 2004, Röösli, Huss & Schreier, 2005). Sorgen um die Gesundheit<br />
sind insbesondere auf Seiten der Frauen zu beobachten, während für Männer<br />
der Bedrohlichkeitscharakter von Umweltschäden überwiegt (ISPM, 2000a).<br />
Geschlechterblick auf die Gesundheitsziele für die <strong>Schweiz</strong> | 156