Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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3.8.3. Analysen und Bewertungen im Kontext Umwelt und Gesundheit<br />
aus der <strong>Gender</strong>-Perspektive<br />
In Übereinstimmung mit den Daten aus dem <strong>Schweiz</strong>er Haushalt-Panel (Tillmann et al.,<br />
2001) zeigt sich in den Gesundheitsbefragungen des Bundesamtes für Statistik, dass die<br />
Lebenszufriedenheit der <strong>Schweiz</strong>er ein hohes Niveau erreicht hat (Stamm & Lamprecht,<br />
2003). Umweltbewusstsein und die Wahrnehmung von Umweltproblemen nehmen in<br />
diesem Kontext einen zentralen Stellenwert ein und sind im internationalen Vergleich<br />
herausragend (Dieckmann & Franzen, 1997). Deutliche Unterschiede im Umweltbewusstsein,<br />
im umweltbewussten Handeln sowie in der Wahrnehmung von Umweltbelastungen<br />
(Kuckartz & Grunenberg, 2003; Kuckartz & Rheingans-Heintze, 2004) zeigen<br />
sich bezogen auf das Geschlecht, die soziale Schicht und die ethnische Zugehörigkeit<br />
(Empacher & Hayn, 2001; Weller, 2001). Sie werfen Fragen der gesellschaftlich «gerechten»<br />
Verteilung von Umweltbelastungen und Umweltressourcen auf und geben Anhaltspunkte,<br />
dass sozio-ökonomische Faktoren als wichtige Determinanten und mögliche<br />
«Modifikatoren» bei der Wahrnehmung und der Belastung durch Umweltfaktoren sowie<br />
im Hinblick auf gesundheitliche Effekte bislang unterschätzt wurden (Arend, 1998; Bolte<br />
& Mielck, 2004). Auswertungen bereits vorliegender Datensätze z.B. der <strong>Schweiz</strong>er Studien<br />
SCARPOL und SAPALDIA (Ackermann-Liebrich et al., 1997; Ackermann-Liebrich,<br />
2000; Braun-Fahrländer et al., 1997; Zemp et al., 1999) könnten die Frage beantworten,<br />
ob und in welchem Ausmass Umweltbelastungen nach sozialer Lage und nach Geschlecht<br />
variieren (Braun-Fahrländer, 2004; Mielck & Heinrich, 2002).<br />
Analysen und Bewertungen im Kontext <strong>Gender</strong>, Umwelt und Gesundheit bedürfen der<br />
integrativen Zusammenschau aller gesundheitsrelevanten Einflussfaktoren (Bargfrede et<br />
al., 2004). Hier sind insbesondere Unterschiede in den Lebensstilen, den sozioökonomischen<br />
Lebensverhältnissen (Mielck, 2002; Bolte & Mielck, 2004) sowie der<br />
Wohnregion (Arend, 1998; Maschewsky, 2001; Mielck & Heinrich, 2002) und den Arbeitsverhältnissen<br />
(BFS, 1997; Klotz, 2002; Koppelin & Müller, 2004; Keller et al., 2005)<br />
zu berücksichtigen. Dies ist umso wichtiger, da sich im Lebensverlauf in Abhängigkeit<br />
von den Lebensbedingungen die Expositionsfaktoren verändern. In der der Kindheit können<br />
z.B. das Stillen (Cameron & Smolka, 2005) sowie die «Hand-zu-Mund-Aktivitäten»<br />
das Expositionsrisiko gegenüber Schadstoffen erhöhen. Im Erwachsenenalter dominieren<br />
vor allem bei Männern Expositionsfaktoren am Arbeitsplatz (BFS, 1997; Klotz, 2002;<br />
Koppelin & Müller, 2004; Keller et al., 2005), während viele Frauen mehr Zeit im häuslichen<br />
Umfeld verbringen (Baumgartner & Fux, 2004), wo sie Innenraumschadstoffen<br />
(Keller, 2004; Keller et al., 2004; 2005; Stopper & Gertler, 2002) und Wohnumfeldbelastungen<br />
ausgesetzt sein können.<br />
Geschlechterunterschiede finden sich u.a. in der Lärm- (UBA, 2004) und Luftschadstoffbelastung<br />
sowie den möglicherweise daraus resultierenden Kombinationswirkungen<br />
(Eikmann, Herr & Seitz, 2005). Die Relevanz von <strong>Gender</strong>-Aspekten zeigt sich zudem in<br />
der arbeitsplatzbedingten (Koppelin & Müller, 2004) und alltagsrelevanten Chemikalienbelastung<br />
(Buchholz, 2004). Toxikokinetische Besonderheiten und unterschiedliche Suszeptibilitätscharakteristika<br />
determinieren die individuelle Empfindlichkeit gegenüber Schadstoffen<br />
und können zu geschlechtsspezifischen Differenzen in der korporalen Belastung<br />
mit Umweltchemikalien führen (Cameron & Smolka, 2005; Stopper & Gertler, 2002;<br />
Geschlechterblick auf die Gesundheitsziele für die <strong>Schweiz</strong> | 155