Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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stelle bei Gewalterfahrungen ist, so dass dem medizinischen und pflegerischen Personal<br />
eine besondere Aufgabe im Erkennen und Behandeln Gewaltbetroffener zukommt. Darüber<br />
hinaus wäre zu diskutieren, welche – auch strukturellen – Massnahmen die häusliche<br />
Gewalt gegen Frauen verringern (z.B. Sensibilisierung für diesen Themenbereich,<br />
stärkere Vernetzung der relevanten Institutionen wie Polizei, Justiz, Frauenhäuser, Opferberatung,<br />
ÄrztInnen; Einführung des Wegweisungsrechts). Die vorhandenen Aktivitäten,<br />
z.B. die Kampagne «Stopp! Häusliche Gewalt» (www.verbrechenspraevention.ch),<br />
müssen intensiviert und Interventionsprojekte müssen erprobt werden.<br />
Es ist zu vermuten, dass hinter den geschlechtsspezifischen Befunden zur Häufigkeit von<br />
Verletzungen geschlechtsspezifische Sozialisationserfahrungen stehen. Diese wirken<br />
sich einerseits auf die Bereitschaft aus, den Körper durch gesundheitsriskantes Verhalten<br />
zu gefährden (z.B. durch riskantes Verkehrsverhalten oder Prügeleien), wie sie auch z.B.<br />
auf die Wahl des Arbeitsplatzes einen Einfluss haben. Männer arbeiten nach wie vor<br />
häufiger als Frauen in solchen Berufen, die mit einer Gesundheitsgefährdung einhergehen<br />
(z.B. im Baugewerbe, siehe Kapitel 2). Gesundheitsriskantes Verhalten ist auch als<br />
symbolisches Handeln zu verstehen, mit dem Männlichkeit ausgedrückt werden soll.<br />
Riskantes Verhalten hat damit auch identitätsstiftende Momente, die reflektiert werden<br />
müssen, wenn Präventionsprogramme in diesem Bereich erfolgreich sein wollen. Präventionsmassnahmen<br />
müssen hier – wie überall – einerseits an der strukturellen Ebene<br />
ansetzen und gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen schaffen (z.B. im Strassenverkehr<br />
oder am Arbeitsplatz). Sie müssen andererseits auch auf der individuellen Ebene<br />
ansetzen und vor allem bei jungen Männern das Risikobewusstsein schärfen und die<br />
Fürsorge für den eigenen Körper und die Gesundheit stärken. Zielgruppengerechtes Arbeiten<br />
heisst hier, die geeigneten Zugangswege und Settings auszuwählen und eine<br />
Methodik zu entwickeln, die auch die Jungen und junge Männer erreicht und ihren spezifischen<br />
Umgang mit dem eigenen Körper ernst nimmt (für Praxisbeispiele siehe Kolip &<br />
Altgeld, <strong>2006</strong>).<br />
Literatur<br />
BFS – Bundesamt für Statistik (2005). Todesursachenstatistik. Ursachen der Sterblichkeit 2001 und 2002.<br />
Neuchâtel: Bundesamt für Statistik.<br />
BFS – Bundesamt für Statistik (2004). Statistisches Jahrbuch der <strong>Schweiz</strong> 2004. Zürich:<br />
Verlag Neue Zürcher Zeitung.<br />
BFS – Bundesamt für Statistik (2003). Auf dem Weg zur Gleichstellung? Frauen und Männer in der<br />
<strong>Schweiz</strong>. Dritter statistischer Bericht. Neuchâtel: Bundesamt für Statistik.<br />
Gillioz, L., De Puy, J. & Ducret, V. (1997). Domination et violence envers la femme dans le couple.<br />
Lausanne.<br />
Gloor, D. & Meier, H. (2003). Ringen um das Thema gewaltbetroffener Männer. Halt-Gewalt, Infobulletin<br />
Nr. 16, Mai 2003.<br />
Gloor, D. & Meier, H. (2004). Frauen, Gesundheit und Gewalt im sozialen Nahraum. Repräsentativbefragung<br />
bei Patientinnen der Maternité Inselhof Triemli, Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie.<br />
Hrsg. vom Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann der Stadt Zürich und<br />
Maternité Inselhof Triemli. Bern: Edition Soziothek.<br />
Godenzi, A. (1993). Gewalt im sozialen Nahraum. Basel.<br />
Godenzi, A. & Yodanis, C. (1998). Erster Bericht zu den ökonomischen Kosten der Gewalt gegen Frauen.<br />
Fribourg: Universität Fribourg, Lehrstuhl für Sozialarbeit.<br />
Geschlechterblick auf die Gesundheitsziele für die <strong>Schweiz</strong> | 152