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Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

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Zeiten des Tages mit dem Essen beschäftigt. Essanfälle wechseln mit dem Bestreben,<br />

die aufgenommene Nahrung wieder los zu werden, sei es durch Hungerperioden, Abführen,<br />

Ausschwemmen oder Erbrechen. Die Essanfälle finden im Verborgenen statt und<br />

werden so lange wie möglich schamhaft verschwiegen. Lebensmittel werden gehortet,<br />

versteckt und für die Bevorratung wird viel Geld ausgegeben. Nach einer gierigen Essattacke<br />

folgen regelhaft deprimierte Verstimmung, Schuldgefühle und die krankhaft übersteigerte<br />

Besorgnis um die ruinierte Figur und das zunehmende Körpergewicht» (Initiative<br />

Essstörungen, 2005b).<br />

Die beiden letztgenannten Essstörungen werden in der Regel mit dem weiblichen Geschlecht<br />

in Verbindung gebracht, obwohl eine nicht unerhebliche Anzahl von Jungen und<br />

jungen Männern (Schätzungen gehen von 0,2% aus) daran leiden. Beim Auftritt der<br />

Krankheit sind Männer meist älter (18 bis 26 Jahre) als Frauen (15 bis 18 Jahre), und sie<br />

halten (bei einer studentische Population) weniger Diät (10 bis 40%) als ihre Kommilitoninnen<br />

(60 bis 90%). «Mädchen tendieren auch dazu, ihr Körpergewicht zu überschätzen<br />

und waren depressiver, falls sie übergewichtig waren, während Jungen zu Depressionen<br />

wegen Untergewicht neigten (...). Frauen wollen in erster Linie aus kosmetischen Gründen<br />

abnehmen, wohingegen Männer aus athletischen Gründen zunehmen wollen» (magersucht-online,<br />

2004). Beide Neigungen können zu massiven Essstörungen führen.<br />

3.5.4. Potenzielle Folgen psychischer Störungen: Suizid<br />

Psychische Erkrankungen sind nicht nur für die Betroffenen selbst einschneidend, sondern<br />

auch für ihr soziales Umfeld. Die der Krankheit direkt zuzuschreibenden Phänomene<br />

sind das eine, die sekundären Auswirkungen wie z.B. Beziehungsdiskontinuitäten, Unberechenbarkeit<br />

der affektiven Zuwendung, fehlende Verlässlichkeit, Kommunikationsverbote<br />

oder Isolation erscheinen unter einem systemischen Blickwinkel als mindestens<br />

ebenso verheerend (Müller-Schlotmann, 2004). Auch wenn die Ursachen für Suizide sehr<br />

komplex sind, so besteht doch Konsens, dass psychische Erkrankungen ein bedeutender<br />

Risikofaktor sind. «Die Folgen von psychischen Störungen werden (…) oft unterschätzt.<br />

Im Gegensatz zu den meisten somatischen Erkrankungen treten psychische Störungen<br />

zumeist im jungen und mittleren Erwachsenenalter auf. Oft bleiben die Verläufe, nicht<br />

zuletzt aufgrund inadäquater Diagnose und Behandlung chronisch. Über die Lebensspanne<br />

betrachtet, scheidet etwa jeder 100. Mensch infolge Suizid aus dem Leben, jeder<br />

zehnte begeht einen oder mehrere Suizidversuch(e)» (Ajdacic-Gross&Graf, 2003, S. 5–6).<br />

Der Weltdurchschnitt beträgt gemäss WHO (World Health Organisation, 2002) 14,5 Suizide<br />

auf 100'000 Menschen, wobei die <strong>Schweiz</strong> mit 19,3 Suiziden pro 100'000 BewohnerInnen<br />

den 9. Rang einnimmt. Mit diesen Raten sterben in der <strong>Schweiz</strong> mehr Menschen<br />

an Selbstmord als an Aids, Drogenkonsum und Verkehrsunfällen zusammengenommen.<br />

«In der <strong>Schweiz</strong> wird bei 1% bis 2% aller Todesfälle Suizid als Todesursache<br />

angegeben. 10% aller <strong>Schweiz</strong>er(Innen) begehen im Laufe ihres Lebens einen oder mehrere<br />

Suizidversuche und jede zweite Person berichtet in retrospektiven epidemiologischen<br />

Erhebungen über Suizidgedanken» (Bundesamt für Gesundheit, 2005, S. 8).<br />

Geschlechterblick auf die Gesundheitsziele für die <strong>Schweiz</strong> | 125

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