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Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

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Geschlechtsspezifische Untersuchung psychischer Erkrankungen, wie sie z.B. für koronare<br />

Herzerkrankungen vorgenommen wurden (vgl. Kapitel 3.6.2), stehen noch aus. Es<br />

ist zu vermuten, dass auch Diagnose und Therapie psychischer Krankheiten einem <strong>Gender</strong>-Bias<br />

unterliegen, was es im Rahmen gezielter Studien noch zu überprüfen gilt.<br />

3.5.3. Essstörungen<br />

Im Folgenden sollen Essstörungen als eine Form psychischer Erkrankungen näher untersucht<br />

werden, weil sie einerseits mit erheblichen volkswirtschaftlichen Kosten einhergehen.<br />

So schätzt Suissebalance (2005), dass in der <strong>Schweiz</strong> ca. 30% der gesamten Kosten<br />

des Gesundheitswesens auf ernährungsabhängige Krankheiten zurückgeführt werden<br />

können. Hier lässt sich ein erhebliches Präventionspotenzial identifizieren, dass in Bezug<br />

auf Adipositas auf die Aspekte Bewegung und Ernährung fokussiert (siehe hierzu Kap.<br />

3.9). Zum anderen sind bei den verschiedenen Formen der Essstörungen deutliche Geschlechterunterschiede<br />

zu beobachten.<br />

Adipositas (Übergewicht)<br />

Übergewicht und Adipositas nehmen auch in der <strong>Schweiz</strong> zu (siehe hierzu Kapitel<br />

3.9). Die Auswertung der <strong>Schweiz</strong>erischen Gesundheitsbefragung von 2002 zeigt,<br />

dass der Anteil an Übergewichtigen (BMI zwischen 25 und unter 30) unter Männern<br />

deutlich höher ist (F: 21,8%; M. 37,5%). Der Anteil stark Übergewichtiger (BMI 30 oder<br />

höher) ist jedoch in beiden Geschlechtern – unabhängig vom Alter – in etwa gleich hoch<br />

(F: 7,4%; M: 7,9%). Die Adipositatsraten steigen bei beiden Geschlechtern, und zunehmend<br />

erlangen die Adipositasraten im Kindes- und Jugendalter Aufmerksamkeit (Suissebalance,<br />

2005).<br />

Anorexia nervosa (Magersucht)<br />

Auch wenn in jüngster Zeit das Thema Adipositas stark in den Vordergrund gerückt wird,<br />

so darf die Problematik der Anorexia nervosa (Magersucht) nicht aus dem Blick geraten.<br />

Hier ist ein deutlicher Geschlechtsunterschied zu beobachten. Der Frauenanteil an den<br />

Magersüchtigen beträgt etwa 95%. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 0,2–2%<br />

aller Frauen von Magersucht betroffen sind (Initiative Essstörungen, 2005a). In jüngster<br />

Zeit wird thematisiert, dass das Geschlechterverhältnis möglicherweise überschätzt wird,<br />

weil offenbar immer mehr Jungen an Anorexie erkranken (oder sich die Sensibilität dafür,<br />

dass auch Jungen und Männer hieran erkranken können, erhöht hat; siehe unten). Hier<br />

ist von einem erheblichen Forschungsbedarf auszugehen, da kaum solide epidemiologische<br />

Daten vorliegen und geschlechtsspezifische Risikofaktoren und Bewältigungsformen<br />

nicht analysiert wurden.<br />

Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht)<br />

Von Bulimia nervosa sind ebenfalls erheblich mehr junge Frauen betroffen (90%) als<br />

Männer. Die Lebenszeitprävalenz der Gesamtbevölkerung, die irgendwann Probleme mit<br />

Heisshungeranfällen und anschliessenden gewichtsregulierenden Massnahmen hat, wird<br />

mit 1–2% angegeben. Dabei halten die bulimischen Patientinnen im Allgemeinen ein<br />

durchschnittliches oder höchstens nur leicht unterdurchschnittliches Köpergewicht, dies<br />

im Gegensatz zu den Magersüchtigen. «An Bulimie Erkrankte sind gedanklich über lange<br />

Geschlechterblick auf die Gesundheitsziele für die <strong>Schweiz</strong> | 124

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