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Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus

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(ausser in der Region Zürich). Auffällig ist auch, dass bei beiden Geschlechtern die psychische<br />

Ausgeglichenheit mit zunehmendem Alter kontinuierlich ansteigt (vgl. Kapitel<br />

3.1.1), während das psychische Wohlbefinden zwar bei Männern, nicht aber bei Frauen<br />

mit dem Alter ansteigt (vgl. Kap. 3.4). 43<br />

Als Ursache für die Geschlechterunterschiede wird die eher funktionalistische Betrachtung<br />

des Körpers durch den Mann auf der einen und das reflexive Verhältnis zum Körper<br />

und die Verbindung von Gesundheit mit Wohlbefinden durch die Frau auf der anderen<br />

Seite diskutiert. Dies kann zu einem Reporting-Bias führen, in dem die Männer mangels<br />

differenzierter Wahrnehmung weniger defizitäre und mehr günstige Wohlbefindensempfindungen<br />

berichten, da das Äussern von Beschwerden mit einem Verlust an Ansehen<br />

und «Männlichkeit» assoziiert wird (Mehrbach, Singer & Brähler, 2002).<br />

Ramaciotti & Perriard (2003) haben mithilfe einer repräsentativen Studie aus dem Jahr<br />

2000 Daten über das Empfinden und den Umgang mit Stress am Arbeitsplatz erhoben,<br />

geben allerdings nicht alle Ergebnisse für beide Geschlechter getrennt an. Immerhin<br />

konnte ein signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen in Bezug auf den<br />

empfundenen Stress festgestellt werden: «32,7% der Frauen fühlen sich häufig oder<br />

sehr häufig gestresst, aber ‹nur› 24,0% der Männer. Im Gegensatz dazu sind die Männer,<br />

die sich nie gestresst fühlen, fast doppelt so zahlreich wie die Frauen (20,1% gegenüber<br />

11,2%).» (Ramaciotti & Perriard, 2003, S. 116). Dies wird u.a. damit erklärt, dass Frauen<br />

öfter als Männer «stressige», sich wiederholende und wenig qualifizierte Arbeiten erledigen,<br />

wie z.B. Kassiererin, Telefonistin, Verpacken und Montieren usw.<br />

Die Zahlen der Gesundheitsbefragung 2002 zeigen hingegen, dass mehr Männer (47,1%)<br />

am Arbeitsplatz starke nervliche Belastungen erfahren als Frauen (40,6%). Bei beiden<br />

Geschlechtern ist dabei ein Bildungsgradient festzustellen: Je höher die abgeschlossene<br />

Ausbildung ist, desto grösser ist die psychische Belastung, was beispielsweise mit einer<br />

vermehrten beruflichen Verantwortungsübernahme im Zusammenhang stehen kann.<br />

Die Ergebnisse der Studie von Ramaciotti & Perriard (2003) und der <strong>Schweiz</strong>erischen<br />

Gesundheitsbefragung schliessen sich nicht gegenseitig aus, sondern können auf Erhebungsartefakte<br />

zurückgeführt werden: Während Ramaciotti & Perriard (2003) bei ihrer<br />

Fragestellung die oftmalige Zwei- oder gar Dreifachbelastung von Frauen – durch Beruf,<br />

Haushalts- und Familienarbeit – in Betracht gezogen haben, sind es bei der Gesundheitsbefragung<br />

eher die oftmals höheren Positionen in Führungsverantwortung und der Vollzeiterwerb<br />

der Männer, die zu dem Antwortverhalten führen können.<br />

Die Analyse des arbeitsbedingten Stresserlebens ist nicht zuletzt deshalb von Bedeutung,<br />

weil chronifizierter Stress, wie empirische Studien belegen, zu ernsthaften körperlichen<br />

Problemen wie z.B. Erhöhung des kardio-vaskulären Risikos oder Magen-Darm-<br />

Beschwerden (Kaluza, 2003) und seelischen Störungen wie z.B. Burn-out, Depression<br />

oder Ängstlichkeit (Benkert, 2005) führen kann.<br />

43 Psychische Ausgeglichenheit wurde in der SGB 2002 im Telefoninterview mit vier Items erfragt:<br />

verstimmt, ausgeglichen/gelassen, nervös/gereizt und voll Energie. Psychisches Wohlbefinden<br />

wurde im schriftlichen Fragebogen mit acht Items auf der Basis des Berner Fragebogens zum<br />

Wohlbefinden erfasst: Zukunft sieht gut aus, mehr Freude am Leben, Zufrieden mit Lebensplänen,<br />

Unveränderliche Dinge akzeptiert, Gute Seiten sehen, Freude am Leben, Leben scheint sinnvoll,<br />

Leben auf rechter Bahn.<br />

Geschlechterblick auf die Gesundheitsziele für die <strong>Schweiz</strong> | 120

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