Gender-Gesundheitsbericht Schweiz 2006 - Gender Campus
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men betroffen und zeigen ein unterschiedliches Verhalten in der Verkehrsnutzung. Zahlreiche<br />
Forschungsvorhaben im Kontext Umwelt und Gesundheit knüpfen unmittelbar an<br />
<strong>Gender</strong>-Fragen an, eine getrennte Analyse der Befunde nach Geschlechtern bleibt jedoch<br />
in der Regel aus. Fehlendes «Know-how» hinsichtlich der möglichen Einbeziehung von<br />
<strong>Gender</strong>-Perspektiven scheint speziell im Bereich der Umweltforschung als zentrales Hindernis,<br />
demzufolge geschlechtervergleichende Datenbestände in der <strong>Schweiz</strong> noch<br />
weitgehend ausstehen.<br />
Mit Blick auf die Morbidität und Mortalität von Frauen und Männern kommt dem gesundheitsrelevanten<br />
Verhalten eine grosse Bedeutung für die Geschlechterunterschiede<br />
zu. So unterscheiden sich Frauen und Männer hinsichtlich körperlicher Bewegung sowie<br />
im Ernährungsverhalten. Allerdings ist bei der körperlichen Aktivität zu berücksichtigen,<br />
dass eine Verzerrung durch das Erhebungsinstrument nicht ausgeschlossen werden<br />
kann: Männer treiben zwar häufiger Sport; werden aber auch alltägliche Bewegungsformen<br />
erfasst, so schwinden die Geschlechterunterschiede. Hinsichtlich der betrachteten<br />
Substanzen zeigt sich, dass sich insbesondere bezüglich des Konsums legaler Substanzen<br />
wie Alkohol und Tabak eine zunehmende Annäherung der Konsumprävalenzen in<br />
den jüngeren Altersgruppen beobachten lässt. Zwar konsumieren Männer auch heute<br />
noch häufiger und in der Regel auch mehr, aber die Kluft zwischen den Geschlechtern<br />
wird zunehmend geringer. Obwohl die Geschlechterunterschiede mittlerweile vielfach<br />
belegt sind und auch in internationalen Studien nachgewiesen werden, ist die Kenntnis<br />
über deren Ursachen vergleichsweise gering. Es fehlt an Grundlagenforschung, die sich<br />
gezielt den Ursachen für die Unterschiede im gesundheitsrelevanten Verhalten widmet,<br />
die insbesondere der Frage nach einer weiteren sozialen Differenzierung nachgeht und<br />
die Rahmenbedingungen für Gesundheitsverhalten beleuchtet, um Ansatzpunkte für<br />
geschlechtergerechte Präventionsangebote identifizieren zu können.<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Ziele des <strong>Gender</strong> Mainstreaming,<br />
− die Erhöhung gesundheitlicher Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern<br />
− und Qualitätsverbesserungen im Gesundheitswesen durch zielgruppenspezifische,<br />
d.h. geschlechtersensible Angebote,<br />
bislang nur ansatzweise erreicht wurden. Der <strong>Gender</strong>-<strong>Gesundheitsbericht</strong> bietet eine<br />
Grundlage für eine vertiefende Analyse hinsichtlich dieser Zielrichtungen. Gesundheitspolitischer<br />
und wissenschaftlicher Handlungsbedarf ergibt sich vor allem hinsichtlich Prioritätensetzung<br />
sowie der Operationalisierung des weiteren Forschungs- und Handlungsbedarfes.<br />
Für Forschung, Politik und Praxis gleichermassen relevant ist die konsequente<br />
Umsetzung von <strong>Gender</strong> Mainstreaming, was eine strukturelle Verankerung von <strong>Gender</strong>-<br />
Kompetenz in diesen Bereichen voraussetzt. In der Praxis sind die Gesundheitsprofessionen<br />
für Geschlechterbelange zu sensibilisieren und zu qualifizieren und die Vernetzung<br />
und Verbreitung von Modellen guter Praxis voranzutreiben.<br />
Zusammenfassung <strong>Gender</strong>-<strong>Gesundheitsbericht</strong> <strong>Schweiz</strong> | 10