brennpunkt 2-2012 .indd - Edition dibue
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WILLIAM<br />
EGGLESTON<br />
»Troubled Waters«<br />
William Eggleston (*1939 in Memphis,<br />
Tennessee) gilt als einer der wichtigsten<br />
US-amerikanischen Fotografen. Er<br />
ist vor allem für seinen revolutionären<br />
Einsatz der Farbe, aber auch für seine<br />
ungewöhnlichen Bildkompositionen<br />
bekannt. Seine erste Einzelausstellung -<br />
es war die erste mit Farbfotografien in der<br />
Museumsgeschichte - richtete ihm 1976<br />
das Museum of Modern Art, New York,<br />
aus. Der bedeutende Kunsthistoriker und<br />
damaliger Direktor der Fotoabteilung<br />
des MoMA John Szarkowski erkannte die<br />
bahnbrechende Bedeutung des Werkes,<br />
handelte sich jedoch mit der Ausstellung<br />
nicht wenige Feindseligkeiten ein - von<br />
Presse und Publikum scharf kritisiert,<br />
wählte sie der New-York-Times-Kritiker<br />
Gene Thornton in einer Revue gar zur<br />
»most hated show of the year«.<br />
William Eggleston polarisierte - noch zu<br />
Anfang der 70er Jahre galt der Einsatz der<br />
Farbe in der künstlerischen Fotografie<br />
als vulgär (vgl. Interview mit Walker<br />
Evans, Image Magazine, Vol. 17., No.4,<br />
1974). Doch nicht allein die Farbigkeit<br />
bot Anstoß, erschwerend hinzu kam<br />
Egglestons befremdliche Inszenierung<br />
des Alltäglichen: Die ungewöhnlichen<br />
Bildkompositionen wurden als<br />
Schnappschüsse gänzlich unwürdiger<br />
Bildmotive missverstanden - »perfectly<br />
banal«, konstatierte der Journalist<br />
Hilton Kramer. Statt sich an einer frontalen<br />
und linearen Komposition zu orientieren<br />
(Walker Evans), interessierte<br />
sich Eggleston, wie viele seiner New<br />
Yorker Kollegen derzeit (Diane Arbus,<br />
Garry Winogrand, Lee Friedländer u.<br />
a.), stärker für den asymmetrischen<br />
Bildaufbau. Eggleston hierarchisiert<br />
die Farbe somit nicht, er dissoziiert<br />
sie. Die Beunruhigung, die von seinen<br />
Bildern ausgeht, ist der Auflösung einer<br />
Bildordnung geschuldet und birgt etwas<br />
Anarchisches in sich: »I am at war with<br />
the obvious« (William Eggleston im<br />
Interview mit Mark Holborn, Nachwort<br />
William Eggleston, »Troubled Waters«, 1972-1973, 15 Dye-transfer-print,<br />
Courtesy Hengesbach Gallery, (Original in Farbe)<br />
William Eggleston, »Troubled Waters«,<br />
1972-1973, 15 Dye-transfer-print,<br />
Courtesy Hengesbach Gallery,<br />
(Original in Farbe)<br />
»The Democratic Forest«). Die psychologisierende<br />
Behandlung der Farbe wurde<br />
wegweisend für das Werk zahlreicher<br />
Künstler, allen voran David Lynch und<br />
Juergen Teller.<br />
Hengesbach Gallery zeigt seine Serie<br />
»Troubled Waters«, die Anfang der 70er<br />
Jahre entstand und exemplarisch für<br />
Eröffnung:<br />
27.April <strong>2012</strong>, 18 – 21 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 2/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
Egglestons Auseinandersetzung mit dem<br />
Süden der USA steht. Schon der Titel der<br />
Werkserie rekurriert auf die kulturellen<br />
Wurzeln des Mississippi - die Songtexte<br />
der Blueslegende Muddy Waters wie »I<br />
be´s trouble« oder »Trouble no more«<br />
bringen die Südstaaten-Melancholie<br />
programmatisch zum Ausdruck: Die<br />
Arbeiten der Serie »Troubled Waters«<br />
oder ‚schwere Fahrwasser‘ symbolisieren<br />
ein nicht greifbares und dennoch<br />
virulentes amerikanisches Trauma.<br />
28. April bis 19. Juli <strong>2012</strong><br />
Hengesbach Gallery<br />
Charlottenstraße 1<br />
10969 Berlin-Kreuzberg<br />
Di – Sa 11 – 18 Uhr<br />
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