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Galerien<br />
Baumeister der<br />
Revolution<br />
Sowjetische Kunst und<br />
Architektur<br />
1915-1935<br />
Mit Fotografien von<br />
Richard Pare<br />
Die Ausstellung »Baumeister der Revolution«<br />
lenkt den Blick auf einen<br />
Bereich der sowjetischen Avantgarde,<br />
der in Europa und darüber hinaus relativ<br />
unbekannt geblieben ist: die Architektur.<br />
Auch in Russland und den anderen<br />
Nachfolgestaaten der Sowjetunion<br />
sind die Namen der meisten Architekten<br />
weitestgehend vergessen. Ihre Bauten<br />
sind nicht in dem Maße Teil des kulturellen<br />
Gedächtnisses geworden, wie es<br />
das »Neue Bauen« im Westen ist.<br />
Die Ausstellung stellt dieses beeindruckende<br />
Kapitel der Avantgarde auf<br />
ungewöhnliche Weise vor, indem sie<br />
drei inhaltliche Ebenen miteinander<br />
verschränkt. Ausgewählte Werke der<br />
frühen Avantgarde, u.a. von El Lissitzky,<br />
Gustav Kluzis, Ljubow Popowa, Alexander<br />
Rodtschenko oder Wladimir Tatlin<br />
zeigen die intensive Beschäftigung der<br />
Künstler seit 1915 mit Fragen von Form,<br />
Raum und Materialität.<br />
Nach der Revolution engagierten sie<br />
sich in verschiedenen Gremien für die<br />
Umsetzung dieser Ideale wie 1919-20<br />
in der Kommission für die Synthese<br />
von Malerei, Bildhauerei und Architektur.<br />
Die Architekten Nikolai Ladowski,<br />
Wladimir Krinski, aber auch der Maler<br />
Rodtschenko schufen dort erste Entwürfe<br />
für die Stadtplanung und für Kommune-Häuser.<br />
Tatlin projektierte 1919 das berühmte<br />
»Denkmal der III. Internationale« – eine<br />
komplizierte Ingenieurskonstruktion mit<br />
beweglichen Räumen. Obwohl nicht<br />
gebaut, hat es mit seinem visionärem<br />
Potential und seiner dynamischen Formensprache<br />
die spätere Architektur des<br />
Konstruktivismus beeinflusst. Während<br />
die beeindruckenden Bilder und Zeich-<br />
16 <strong>brennpunkt</strong> 2/<strong>2012</strong><br />
Richard Pare, Wohnsiedlung der Tscheka: Treppenhaus, 1999, Fotografie, 60,5 x 40,2 cm, (O.i.F.)<br />
Architekten: Iwan Antonow, Wenjamin Sokolow, Arseni Tumbsow, 1929-1936<br />
© courtesy Richard Pare und Kicken Berlin<br />
nungen aus der Sammlung Costakis aus<br />
Thessaloniki deutlich machen, welche<br />
Rolle das Architektonische bereits in den<br />
frühen künstlerischen Entwürfen spielte,<br />
geben Vintageprints aus dem Staatlichen<br />
Wissenschaftlichen Forschungsmuseum<br />
für Architektur A.W. Schtschussew in<br />
Moskau einen Eindruck vom architektonischen<br />
Aufbruch einige Jahre später.<br />
Die historischen Fotografien zeigen,<br />
dass die neuen Bauten nicht nur typologisch,<br />
sondern auch in ihren Dimensionen<br />
eine neue Zeit verkörperten: Sie<br />
überragten die alten urbanen Strukturen<br />
und waren ein Fanal der kommenden<br />
Industrialisierung und Umwälzung<br />
des Landes. Die Fotografien des renommierten<br />
britischen Architekturfotografen<br />
Richard Pare wiederum führen den<br />
Betrachter in die Gegenwart. Pare hatte