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The Browse Fotofestival Berlin <strong>2012</strong><br />
Jiri Rezac<br />
»Alberta Tar Sands«<br />
Ich kam zum ersten Mal in Berührung<br />
mit Alberta Teersanden im Auftrag des<br />
WWF (World Wild Life Fund) im Jahr<br />
2007 und erneut im Jahr 2009 auf mehreren<br />
Reisen im Auftrag von Greenpeace.<br />
Mein erster Eindruck von der Industrie<br />
in Nord-Alberta war eine grandiose<br />
Entwicklung, im negativen Sinne<br />
des Wortes. Bergbau und Gewinnung<br />
von Energieressourcen sind nie wirklich<br />
schön, aber das Ausmaß und Tempo, mit<br />
dem die Ölgewinnung in Kanada betrieben<br />
wird, ist wirklich atemberaubend.<br />
Wie konnte es sein, daß Kanada, das<br />
weithin als ein freundliches, umweltbewusstes<br />
und »nettes« Land betrachtet<br />
wird, solche zerstörerischen Projekte<br />
in ihrem eigenen Hinterhof duldet?<br />
Eine Antwort, die ich im Gespräch mit<br />
den Menschen fand, war kulturell: Wäh-<br />
© Jiri Rezac, (Original Image in colour)<br />
140 <strong>brennpunkt</strong> 2/<strong>2012</strong><br />
rend die meisten Europäer und auch<br />
viele Menschen weltweit mit der Vorstellung<br />
und den Bedingungen der Ressourcenknappheit<br />
leben, nehmen die<br />
Kanadier anscheinend den umgekehrten<br />
Weg: Hülle und Fülle. Die Gruben-,<br />
Dampf-und Aufbereitungsanlagen nördlich<br />
von Fort McMurray sind wahrhaft<br />
gigantisch. Man hat den Eindruck einer<br />
Mondlandschaft, vergiftet mit stinkenden<br />
toxischen Aufbereitungsrückständen,<br />
dazu der Klang von Kanonen, der<br />
Zugvögel abschrecken soll, sichtbar für<br />
jeden, der sich eine halbe Stunde nördlich<br />
entlang des Highway 63 bewegt.<br />
Wie kann jemand, der noch bei Verstand<br />
ist, dieses Schreckensszenario<br />
dulden?<br />
Was mich allerdings am meisten aufregt,<br />
ist die eklatante Missachtung der<br />
Menschen, die stromabwärts dieser tödlichen<br />
Industrie leben, Kanadas Ureinwohner.<br />
Sie sind die wahren Verlierer. In<br />
mehrere Gemeinden, entlang des Lake<br />
Athabasca stieg in auffälliger Weise die<br />
Rate von Krebserkrankungen an, als<br />
hier der Ölabbau in großem Maßstab<br />
begann.<br />
Ihr Wasser ist nicht trinkbar, die Anzahl<br />
der Fische, Zugvögel, Elche, Bären und<br />
anderer Wildtiere ist geschrumpft und<br />
die Tiere sind nicht mehr essbar. Es<br />
scheint, dass ihre traditionelle Lebensweise<br />
endgültig am Ende ist. Ich finde<br />
das alles schwer zu akzeptieren und<br />
mit meiner Vorstellung zu vereinbaren,<br />
die ich von einer demokratischen,<br />
erste Welt-Regierung - die Kanada ja zu<br />
haben behauptet - habe.<br />
Dieses Szenario passt mehr zu den dunkelsten<br />
Zeiten der Kolonisierung, von<br />
der viele von uns gehofft haben, dass<br />
sie für immer der Vergangenheit angehört,<br />
verbannt zwischen die Deckel von<br />
Geschichtsbüchern.<br />
Mit den Bildern dieser Ausstellung<br />
möchte ich zeigen, wie lebendig diese<br />
Geschichte heute leider immer noch ist.<br />
Jiri Rezac