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The Browse Fotofestival Berlin <strong>2012</strong><br />

Nadav Neuhaus<br />

»Drug wars in<br />

Mexico«<br />

Ich reiste 2007 wegen einer Geschichte<br />

über das geheimnisvolle Verschwinden<br />

von Hunderten von Frauen. zum<br />

ersten Mal in die geplagte mexikanische<br />

Grenzstadt Juarez.<br />

In der Stadt mit einer Freihandelszone,<br />

wo einst eine steuerfeie Industrie-Produktion<br />

blühte, war es unruhig geworden<br />

und die Gefahr eines Gewaltausbruchs<br />

lag in der Luft.<br />

Die Dinge waren viel schlimmer geworden,<br />

als ich Jahre später nach Juarez<br />

zurückkehrte, um über den explodierenden<br />

Krieg zwischen Drogenkartellen<br />

in der Stadt zu berichten. Attentate<br />

grassierten unter Kartellmitgliedern<br />

und lokalen Banden und einfache<br />

Bürger waren von der Gewalt betroffen.<br />

Die Mitglieder der Baja 13 Bande zeigen ihre Tattoos und Waffen, 2009. Originalbild in Farbe © Nadav Neuhaus<br />

122 <strong>brennpunkt</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

El Paso, eine der sichersten Städte in<br />

den Vereinigten Staaten, liegt gleich<br />

hinter der Grenze von Juarez. Als wir<br />

in Juarez über die Grenze fuhren, fragte<br />

ich meinen Fahrer: »Ist es wirklich so<br />

schlimm?« »Sie werden sehen, was passiert,<br />

wenn die Sonne untergeht«, sagte<br />

er. Dann hörten wir plötzlich die Töne<br />

der Narco Corrido Musik auf dem Polizei-Scanner.<br />

Die populären Balladen<br />

verherrlichen den Lebensstil des Drogenhandels<br />

und werden oft von Kartellmitglieder<br />

benutzt, um auf der »gekidnappten«<br />

Funksequenz der Polizei mit<br />

der Musik einen Mord anzukündigen.<br />

Es war dunkel, als wir an der Stelle der<br />

Tötung ankamen. Ich hörte eine Frau<br />

schreien. Ihr Mann war vor ihrem Haus<br />

erschossen worden, seine Leiche lag auf<br />

dem Boden. Die Mutter des Mannes<br />

kam schreiend heraus: »El Nino, El<br />

Nino!« (»der Kleine«). Die Leute kamen<br />

aus ihren Häusern, um zu sehen, was<br />

passiert war, aber die Szene war offensichtlich<br />

alltäglich.<br />

Bei einem Straßenhändler direkt neben<br />

dem Haus aßen die Menschen weiter<br />

ihre Tacos, während sie die Szene<br />

betrachteten. Der medizinische Gutachter<br />

war angekommen, um die Leiche<br />

abzuholen und sie dem enormen Rückstandsberg<br />

in der Leichenhalle hinzuzufügen,<br />

die alle auf die Autopsie warten.<br />

Obwohl die Ermittler pflichtbewusst<br />

den Tatort dokumentieren und Beweise<br />

sammeln, ist es unwahrscheinlich, daß<br />

Strafanzeigen eingereicht werden.<br />

Von den 3.200 Tötungsdelikten in<br />

Juarez, von denen die Generalstaatsanwaltschaft<br />

des Bundesstaats Chihuahua<br />

im Jahr 2010 berichtet, wurden<br />

nur 53 Personen angeklagt- weniger<br />

als 3 Prozent. Im Vergleich dazu<br />

gab es rund 300 Morde im Jahr 2007.<br />

Wirtschaftliche Depression und unkontrollierte<br />

Gewalt machten Juarez zu einer<br />

Stadt voller Angst. Für diejenigen, die<br />

darum kämpfen, ein normales Leben<br />

zu führen, ist es schwierig, ihre Kinder<br />

davor zu bewahren, von der Gangkul-

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