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Die Stimmen der Arbeiterinnen - Christliche Initiative Romero eV

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Verhaltenskodizes und soziale Verantwortung <strong>der</strong><br />

Unternehmen<br />

<strong>Die</strong> ArbeiterInnen wussten nichts über Verhaltenskodizes<br />

und externe Kontrollen <strong>der</strong> darin festgelegten Standards<br />

für angemessene Arbeitsbedingungen. Sie nahmen an, dass<br />

die KundenvertreterInnen in die Fabrik kommen, um die<br />

Produkte zu überprüfen und sonst nichts.<br />

Empfehlungen<br />

<strong>Arbeiterinnen</strong> müssen über ihre Rechte besser informiert<br />

sein und verstehen, dass es ihnen nichts bringt, wenn sie<br />

die miserablen Arbeitsbedingungen hinnehmen. Aus diesem<br />

Grund hat AUR, Association of Human Resources Specialists,<br />

im Jahr 2002 ein Bildungsprogramm initiiert.<br />

4.7 Moldawien: Hungerlöhne am Rande Europas<br />

Boulevard Stefan Cel Mare, früher bekannt als Leninallee,<br />

bildet das repräsentative Zentrum von Chisinau, Hauptstadt<br />

<strong>der</strong> Republik Moldau. Zwischen den Regierungsgebäuden<br />

im Norden und den Hoteltürmen am südlichen<br />

Ende <strong>der</strong> Straße drängen sich alle wichtigen Institutionen,<br />

Geschäftsvertretungen und Boutiquen namhafter Marken<br />

wie Boss, Adidas, Puma. Wer was werden will bzw. am<br />

mageren Ertrag <strong>der</strong> Republik moldauischen Wirtschaft teilhaben<br />

möchte, besorgt sich hier eine Geschäftsadresse.<br />

Eben noch zusammengedrückt und gebückt in den „Microbussen”,<br />

die sie aus den Stadtteilen Botanica o<strong>der</strong> Volcan<br />

ins Zentrum brachten, nun <strong>der</strong> Enge entronnen, entfalten<br />

Frauen, Angestellte und Studentinnen auffällige Eleganz.<br />

Weit verbreitet die schwarze Jacke aus weichem glatten<br />

Rindsle<strong>der</strong>, gediegenes Top o<strong>der</strong> weiße Geschäftsbluse,<br />

dazu Stretch-Jeans o<strong>der</strong> Polyesterhosen, die an den Hüften<br />

äußerst knapp, dank großzügiger Stoffzugabe entlang<br />

eines geraden Schnittes die Beine dennoch recht formell<br />

kleiden. Sieben Prozent ihres Einkommens geben Leute in<br />

<strong>der</strong> Republik Moldau durchschnittlich für Kleidung aus – in<br />

<strong>der</strong> BRD sind es <strong>der</strong>zeit sechs Prozent.<br />

Als traditioneller Bekleidungsstandort versorgte die ehemalige<br />

Sowjetrepublik Moldawien einen Teil des Bekleidungsmarktes<br />

<strong>der</strong> Sowjetunion. Mit Zusammenbruch des RGW<br />

am Anfang <strong>der</strong> Transformationszeit standen die Nähmaschinen<br />

still. Zwei Ecken östlich vom Boulevard Stefan Cel<br />

Mare rattert es wie<strong>der</strong>: bei Ionel und Steaua Reds, dem<br />

ehemals staatlichen und nun in kleine Betriebe geteilten<br />

Textilkombinat. <strong>Die</strong>se wurden in einzelne Firmen unterteilt<br />

und teilprivatisiert. Dazu kamen neue Unternehmen mit<br />

italienischem, türkischem o<strong>der</strong> deutschem Kapital. Heute<br />

produzieren ungefähr 50 Unternehmen im Textilsektor1 . <strong>Die</strong><br />

18 großen und mittleren Unternehmen, vornehmlich<br />

Aktiengesellschaften, stellen Hosen, Damenkleidung,<br />

Strickwaren und Le<strong>der</strong>waren her. Hauptsächlich für Italien,<br />

doch auch für Deutschland und Großbritannien.<br />

Moldawien ist das ärmste Land Europas. Das Durchschnittseinkommen<br />

beträgt hier 300 Euro. Jahres-, nicht Monatseinkommen.<br />

Überleben ist mit einem solchen Einkommen<br />

1 Republic Moldova Business Information Network<br />

(www.gate.md/mbinet/en.html)<br />

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