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Die Stimmen der Arbeiterinnen - Christliche Initiative Romero eV

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4<br />

1 Eine Zusammenfassung <strong>der</strong> Rechercheergebnisse:<br />

Ausbeutung wie eh und je<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung von 256 ArbeiterInnen aus<br />

55 Produktionsstätten <strong>der</strong> Bekleidungsindustrie zeigen,<br />

dass in Osteuropa und <strong>der</strong> Türkei nach wie vor alle grundlegenden<br />

Arbeitsstandards verletzt werden.<br />

<strong>Die</strong> am meisten verbreiteten Probleme können wie folgt<br />

zusammengefasst werden:<br />

1. Wahre Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Tarifverhandlungen<br />

werden unterdrückt; das Management schikaniert<br />

häufig ArbeiterInnen, die sich gewerkschaftlich organisieren<br />

(wollen).<br />

2. Ein existenzsichern<strong>der</strong> Lohn wird nach wie vor vorenthalten.<br />

<strong>Die</strong> Differenz zwischen einem existenzsichernden<br />

und dem tatsächlichen Lohn liegt zwischen 100 und 500%.<br />

<strong>Die</strong> ArbeiterInnen können meist nur dank <strong>der</strong> Subsistenzwirtschaft<br />

innerhalb <strong>der</strong> Großfamilie überleben. Zudem ist<br />

die Berechnung <strong>der</strong> Löhne meist unverständlich.<br />

3. Übermäßige, oft erzwungene Überstunden sind die<br />

Regel. Überstundenzuschläge werden vorenthalten bzw.<br />

unterbezahlt.<br />

4. <strong>Die</strong> Arbeitsbedingungen stellen eine Gesundheitsgefahr<br />

für die ArbeiterInnen dar.<br />

5. <strong>Die</strong> Formen von Diskriminierung bei <strong>der</strong> Arbeit sind<br />

mannigfaltig.<br />

6. Oft wird kein ordentliches Beschäftigungsverhältnis<br />

begründet. Nicht registrierte bzw. informelle Beschäftigung<br />

ist weit verbreitet und im Wachstum begriffen.<br />

<strong>Die</strong> Situation ist vor allem in kleinen Fabriken schlecht, wo<br />

die Bedingungen an Schwitzbuden (sweatshops) erinnern –<br />

mit Kin<strong>der</strong>arbeit, Hungerlöhnen sowie willkürlich fest<br />

gelegten Arbeitszeiten, die in einigen Fällen über 24 Stunden<br />

hinausgingen. In solchen Produktionsstätten gibt es<br />

das Organisationsrecht/die Vereinigungsfreiheit nicht. Fälle<br />

von schweren sexuellen Übergriffen werden berichtet.<br />

<strong>Die</strong> ArbeiterInnen sind nicht informiert über die Existenz<br />

von Unternehmensverhaltenskodizes, und selbst wenn sie<br />

von diesen Kodizes gehört haben, bleibt unklar welche<br />

Bedeutung sie für sie haben.<br />

Somit hat sich insgesamt die Situation hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Arbeitsbedingungen in <strong>der</strong> Bekleidungsindustrie seit <strong>der</strong><br />

ersten CCC-Studie vor acht Jahren nicht wesentlich geän<strong>der</strong>t.<br />

In den einzelnen Län<strong>der</strong>n ähneln sich die Probleme,<br />

ausgenommen in <strong>der</strong> Türkei – größter Bekleidungs- und<br />

Textilhersteller <strong>der</strong> Euro-Mittelmeerzone, wo die Lage vergleichsweise<br />

noch schlechter ist.<br />

Faire Bedingungen für die Frauen, die Europa<br />

anziehen<br />

<strong>Die</strong> Recherchen haben allerdings auch gezeigt, dass es seitens<br />

einiger multinationaler Einzelhändler (wie z.B. H&M)<br />

und Unternehmen, die sich an sog. Multistakehol<strong>der</strong>-<strong>Initiative</strong>n<br />

beteiligen – wie <strong>der</strong> Fair Wear Foundation aus den<br />

Nie<strong>der</strong>landen, <strong>der</strong> Fair Labour Association und dem Workers’<br />

Rights Consortium in den USA und <strong>der</strong> Ethical Trading<br />

<strong>Initiative</strong> in Großbritannien – Bemühungen um Verbesserungen<br />

gibt. <strong>Die</strong>se Bemühungen gehen u.a. auch in die<br />

Richtung, die Einkaufspraxis <strong>der</strong> jeweiligen Unternehmen,<br />

die dem Druck folgen, immer kostengünstiger, d.h. zu<br />

immer niedrigeren Preisen, einzukaufen und von den Herstellern<br />

immer kürzere Lieferfristen zu verlangen, so zu<br />

gestalten, dass sie eine sozial verträgliche Beschaffung und<br />

die Einhaltung <strong>der</strong> Prinzipien unternehmerischer Sozialveranwortung<br />

im Handel ermöglichen. <strong>Die</strong> meisten dieser<br />

gegenwärtigen Aktivitäten sind auf die Türkei konzentriert.<br />

An<strong>der</strong>e Markenfirmen, Einzelhändler, Versandhändler sowie<br />

Unternehmensverbände wie AVE-BSCI 1<br />

üben Druck auf<br />

1 AVE – Aussenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels e.V.;<br />

BSCI – Business Social Compliance Intiative, Sitz in Brüssel

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