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Die Stimmen der Arbeiterinnen - Christliche Initiative Romero eV

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dungsproduktion, etabliert unter dem sozialistischen<br />

Regime, um strukturschwache ländliche Gebiete zu entwikkeln.<br />

<strong>Die</strong> Fabrik produziert Kleidung für Inditex (Zara) und<br />

Induyco in Spanien, Quelle und Neckermann in Deutschland,<br />

Lacoste in Frankreich, Fanco in Griechenland und<br />

Barbour in Großbritannien.<br />

„Löhne werden gezahlt, wie es dem Inhaber<br />

beliebt”<br />

Ca. 60 ArbeiterInnen sind in <strong>der</strong> Fabrik beschäftigt, es sind<br />

alles Frauen. Es gibt sechs Vorarbeiterinnen. Nach Aussage<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeiterinnen</strong> gäbe es keine Diskriminierung bzw. hätten<br />

sie bis jetzt nichts <strong>der</strong>gleichen mitbekommen. An<strong>der</strong>erseits<br />

würden Löhne nach Belieben festgesetzt und Verwandte<br />

bevorzugt behandelt werden. Schwangere Frauen<br />

werden sofort entlassen, was heutzutage die Regel zu sein<br />

scheint. In <strong>der</strong> Hochsaison verdienen die Frauen zwischen<br />

61 € und 71 €, d.h. etwas mehr als den gesetzlichen Mindestlohn.<br />

Dagegen steht im Arbeitsvertrag nur <strong>der</strong> Mindestlohn<br />

und auf dieser Grundlage werden die vom Inhaber<br />

zu zahlenden Sozialversicherungsbeiträge berechnet.<br />

Der Rest des Lohns (5-15 €) wird in bar ausgezahlt und<br />

erscheint nicht in den Büchern <strong>der</strong> Firma. <strong>Die</strong>ses ist eine<br />

typische Abmachung zwischen NäherInnen und Arbeitgebern,<br />

die in kleinen und mittleren Firmen häufig getroffen<br />

wird. <strong>Die</strong> ArbeiterInnen sind mit den geringeren Sozialversicherungsbeiträgen<br />

einverstanden, um ihren Lohn ein<br />

wenig aufzubessern, und riskieren folglich niedrigere Renten<br />

und eingeschränkte medizinische Versorgung.<br />

Dennoch können die ArbeiterInnen nicht von den Löhnen<br />

leben, die sie bekommen. Eine <strong>der</strong> <strong>Arbeiterinnen</strong> sagte,<br />

dass sie mindestens ein Doppeltes an Lohn haben müsste,<br />

um in <strong>der</strong> Lage zu sein, einen Zweipersonenhaushalt (ihren<br />

Ehemann, <strong>der</strong> vermutlich arbeitslos ist) zu ernähren. Sie<br />

betrachtete ihren Lohn als „normal” im Vergleich mit an<strong>der</strong>en<br />

Löhnen, die in <strong>der</strong> Region gezahlt wurden.<br />

Gewerkschaften und Tarifverhandlungen? –<br />

„Nichts <strong>der</strong>gleichen!”<br />

<strong>Die</strong> befragte Arbeiterin hat nie von einer Gewerkschaft in<br />

<strong>der</strong> Fabrik bzw. einem Versuch, eine solche zu gründen,<br />

gehört. Es gäbe einfach „nichts <strong>der</strong>gleichen”. Jede Arbeiterin<br />

muss für sich mit dem Arbeitgeber verhandeln. Dennoch<br />

glaube sie, dass die Aussichten auf einen „fairen<br />

Lohn” größer wären, gäbe es irgendeine Art ArbeiterInnenvertretung,<br />

um mit dem Arbeitgeber zu verhandeln. Einmal<br />

hätten die ArbeiterInnen um einen Ventilator gebeten, weil<br />

es in <strong>der</strong> Fabrik zu heiß war, doch <strong>der</strong> Arbeitgeber teilte<br />

ihnen mit, dieses sei unmöglich, weil er kein Geld habe.<br />

Nie wissen, wann <strong>der</strong> Arbeitstag endet<br />

In dem Monat vor <strong>der</strong> Befragung erhielt eine <strong>der</strong> <strong>Arbeiterinnen</strong><br />

ihre 51 Überstunden zum Regeltarif bezahlt. Überstunden<br />

werden nicht im Voraus angekündet und die<br />

ArbeiterInnen wissen nie, wann ihr Arbeitstag endet. Niemand<br />

wagt es, Überstunden abzulehnen, weil frau riskieren<br />

würde, entlassen zu werden – meist unter irgend einem<br />

an<strong>der</strong>en Vorwand, denn Entlassung wegen Verweigerung<br />

Im Büro <strong>der</strong> Women's Alliance for Development, Sofia 2005<br />

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