Die Stimmen der Arbeiterinnen - Christliche Initiative Romero eV
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Qualität und Grundregeln <strong>der</strong> Recherche<br />
Das Herz jedwe<strong>der</strong> Untersuchung von Sozialstandards in<br />
<strong>der</strong> Bekleidungsindustrie sind Beschäftigteninterviews. Sie<br />
sind <strong>der</strong> Schlüssel zu präziser Information über die Arbeitsbedingungen.<br />
Daher war es bei Auswahl <strong>der</strong> Forscherinnen<br />
– es waren zu 90% Frauen – von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung,<br />
dass sie in <strong>der</strong> Lage sind, zu den NäherInnen ein vertrauensvolles<br />
Verhältnis aufzubauen. Einige sind Soziologinnen,<br />
Volkswirtinnen und Juristinnen, an<strong>der</strong>e haben<br />
Erfahrung auf den Gebieten <strong>der</strong> Arbeitsbeziehungen und<br />
<strong>der</strong> Geschlechterforschung. Sie alle sind unabhängig von<br />
Unternehmen und haben Erfahrungen im Engagement in<br />
Arbeitsrechts-NROs bzw. Gewerkschaften.<br />
Auch die Auswahl <strong>der</strong> Produktionsstätten erfolgte sehr<br />
sorgsam. Es wurde eine Balance angestrebt zwischen<br />
Betrieben mit und ohne gewerkschaftlich organisierten<br />
Belegschaften, ehemals Staats- und neuen Privatunternehmen,<br />
kleinen und größeren Unternehmen, in ausländischem<br />
und einheimischem Eigentum, Direktlieferanten und Unterauftragnehmern<br />
sowie bezüglich <strong>der</strong> geografischen Verteilung<br />
im Lande. Pro Fabrik wurden zwischen 1% und 5%<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten befragt, überwiegend in Gruppen, aber<br />
auch einzeln.<br />
Ein beson<strong>der</strong>s wichtiger Aspekt des Projektes war die<br />
Geschlechterperspektive und die Untersuchung möglicher<br />
Diskriminierungen nach dem Geschlecht insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
ungeschützten informellen Arbeitsverhältnissen.<br />
Bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Befragung wurden einige wichtige<br />
Grundregeln beachtet: man traf sich an einem sicheren<br />
Ort – zu Hause, in einem Cafe, – Orten, wo sich die ArbeiterInnen<br />
sicher und ungestört fühlten, in jedem Fall aber<br />
außerhalb <strong>der</strong> Fabrik und außerhalb <strong>der</strong> Arbeitszeit, damit<br />
die ArbeitgeberInnen, VorarbeiterInnen o<strong>der</strong> sonstige Personen,<br />
denen die Beschäftigten nicht trauen, nicht davon<br />
erfuhren. Normalerweise brauchte es mehrere Begegnungen,<br />
ehe die ArbeiterInnen Vertrauen gefasst hatten. Sie wurden<br />
über die Ziele <strong>der</strong> Recherche und <strong>der</strong>en potenziellen Nutzen<br />
für die ArbeiterInnen aufgeklärt. <strong>Die</strong> Antworten wurden<br />
vertraulich behandelt, was bedeutet, dass die Namen <strong>der</strong><br />
ArbeiterInnen und <strong>der</strong> betroffenen Produktionsstätten<br />
nicht veröffentlicht werden können. <strong>Die</strong> Auswertung <strong>der</strong><br />
Befragung wurde so formuliert, dass die Befragten nicht<br />
zurückverfolgt werden können.<br />
Nachbereitung<br />
<strong>Die</strong> NetzwerkpartnerInnen haben für die Regionen Mittel-,<br />
Ost- und Südosteuropas und die Türkei eine Reihe von vorrangigen<br />
Aufgaben formuliert, an denen sie in Zukunft<br />
arbeiten werden:<br />
1. <strong>Die</strong> Stärkung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Nichtregierungsorganisationen<br />
und <strong>der</strong> Gewerkschaften, die CCC-Partner<br />
sind, als Koordinierungspunkte für Aktionen zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsbedingungen, indem sie:<br />
■ zuverlässige Information über die Situation <strong>der</strong><br />
ArbeiterInnen in den Län<strong>der</strong>n sammeln;<br />
■ die Öffentlichkeit über die Einkaufspraktiken <strong>der</strong> multinationalen<br />
Unternehmen und die miserablen Arbeitsbedingungen<br />
in diesen Län<strong>der</strong>n informieren und aufklären<br />
über Frauen- und Arbeitsrechte als Menschenrechte,<br />
<strong>der</strong>en Verletzung durch die Unternehmen sowie Wege<br />
zur Durchsetzung dieser Rechte;<br />
■ die lokalen ExpertInnen/AktivistInnen-Netze aufrechterhalten<br />
und wenn möglich ausweiten;<br />
■ die nationalen Netzwerke stärken, Aktionsbündnisse<br />
o<strong>der</strong> -plattformen aufbauen und nationale Kampagnen<br />
für Menschenrechte am Arbeitsplatz entwickeln;<br />
■ das regionale Netz <strong>der</strong> CCC-Partner in den mittel- und<br />
südosteuropäischen Län<strong>der</strong>n stärken und ausbauen.<br />
2. <strong>Die</strong> Kommunikation und den Austausch zwischen dem<br />
Süden, Osten und Westen verbessern, insbeson<strong>der</strong>e auf<br />
dem Gebiet <strong>der</strong> Aufklärungs-, Bündnis- und Organisationsarbeit<br />
für einen effektiveren Schutz <strong>der</strong> Rechte <strong>der</strong> BekleidungsarbeiterInnen<br />
bei Arbeitsrechtsverstößen