Download der Chronik als PDF - VR Genossenschaftsbank Fulda eG
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- Seite 19 und 20: Die Idee entwickelt sich 14 Aus der
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- Seite 51 und 52: Die Darlehenskassen in der Region:
Herausgeber: <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
Bildnachweis am Ende des Buches<br />
Herstellung/Layout und Umschlag: Parzellers Buchverlag, <strong>Fulda</strong> / Peter Link<br />
Druck/Bindung: Rindt-Druck, <strong>Fulda</strong>
Vorwort:<br />
Ein Blick in die Glaskugel<br />
Kapitel 1:<br />
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und<br />
Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
Kapitel 2:<br />
Mensch, Arbeitswelt, Lebensbil<strong>der</strong> im Wandel<br />
Kapitel 3:<br />
Ein Baum braucht gesunde und starke Wurzeln<br />
Kapitel 4:<br />
Das Geschäftsmodell – o<strong>der</strong>: Was uns antreibt<br />
Kapitel 5:<br />
Das Kapital <strong>der</strong> Bank – unsere Mitarbeiter<br />
Anekdoten<br />
Übersicht:<br />
Erster provisorischer Ausschuss des<br />
„Vorschuß-Vereins zu <strong>Fulda</strong>“ in 1862<br />
Übersicht:<br />
Mitglie<strong>der</strong> des ersten Aufsichtsrates<br />
des „Vorschuß-Vereins zu <strong>Fulda</strong>“<br />
Übersicht:<br />
Firmierungsän<strong>der</strong>ungen vom „Vorschuß-Verein<br />
zu <strong>Fulda</strong>“ zur <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
Übersicht:<br />
Gründungsdaten <strong>der</strong> Vorgängerinstitute<br />
<strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
Übersicht: Vorstände<br />
Übersicht: Quellen und Literatur<br />
Übersicht: Autoren<br />
Vorwort:<br />
7in Blick in die Glaskugel<br />
Kapitel 1:<br />
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und<br />
Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
11<br />
Kapitel 2:<br />
Mensch, Arbeitswelt, Lebensbil<strong>der</strong> im Wandel<br />
Kapitel 3:<br />
Ein Baum braucht gesunde und starke Wurzeln<br />
Kapitel 4:<br />
Das Geschäftsmodell o<strong>der</strong> was uns antreibt<br />
Kapitel 5:<br />
Das Kapital <strong>der</strong> Bank – unsere Mitarbeiter<br />
77<br />
Übersicht:<br />
Erster provisorischer Ausschuss des<br />
87-Vereins zu <strong>Fulda</strong>“ in 1862<br />
Übersicht:<br />
Mitglie<strong>der</strong> des ersten Aufsichtsrates<br />
88 „Vorschuß-Vereins zu <strong>Fulda</strong>“<br />
Übersicht:<br />
Firmierungsän<strong>der</strong>ungen vom „Vorschuß-Verein<br />
89 <strong>Fulda</strong>“ zur <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
Übersicht:<br />
Gründungsdaten <strong>der</strong> Vorgängerinstitute<br />
90 <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
91: Vorstände<br />
92: Quellen<br />
93: Autoren<br />
31<br />
45<br />
59<br />
65<br />
INHALT
Vorstand und Aufsichtsrat im Jubiläumsjahr<br />
Vorwort
Alles fl ießt, alles wandelt sich. Seit <strong>der</strong> Entstehung<br />
<strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> vor<br />
150 Jahren unterlag ihr Umfeld wie das aller<br />
Wirtschaftssubjekte grundlegenden Verän<strong>der</strong>ungen.<br />
Dieser Wandel setzt sich beschleunigt in <strong>der</strong><br />
Folge <strong>der</strong> Finanzkrise fort. Neben verän<strong>der</strong>tem<br />
Kundenbedarf, unterschiedlichen Geschäftsmodellen<br />
<strong>der</strong> Mitbewerber und technologischen<br />
Weiterentwicklungen wird die Finanzkrise dazu<br />
beitragen, dass die Finanzplätze und die Bankenlandschaft<br />
ein neues Gesicht erhalten. Diese<br />
Entwicklungen <strong>als</strong> Chancen anzunehmen und Risiken<br />
weitgehend zu vermeiden, ist wesentliche<br />
Vorstandsaufgabe.<br />
Genossenschaften haben sich in <strong>der</strong> Finanzkrise<br />
<strong>als</strong> nachhaltigste Unternehmensform erwiesen.<br />
An <strong>der</strong>en Entstehung nicht beteiligt, haben<br />
sie durch ihr regionales Engagement in hohem<br />
Maße stabilisierend gewirkt. Selbsthilfe, Selbstverantwortung<br />
und Selbstverwaltung <strong>als</strong> gelebte<br />
zentrale genossenschaftliche Werte, das transparente<br />
Geschäftsmodell und das darauf fußende<br />
Vertrauen <strong>der</strong> Menschen sind wie in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
auch in <strong>der</strong> Zukunft die Basis für unseren<br />
Erfolg.<br />
Dieses Vertrauen ständig weiter auszubauen, erfolgt<br />
auf <strong>der</strong> Grundlage eines hohen Qualitätsanspruches<br />
an unsere Leistungen für unsere Mitglie<strong>der</strong><br />
und Kunden bei stringenter Beachtung einer<br />
wirtschaftlichen Leistungserstellung. Wir werden<br />
auch in Zukunft unseren genossenschaftlichen<br />
Unternehmensauftrag durch Menschen – unsere<br />
Mitarbeiter – für Menschen – unsere Mitglie<strong>der</strong><br />
und Kunden – erfüllen. Die Mitarbeiterentwicklung<br />
<strong>als</strong> Garant für unsere Qualitätsstrategie erfährt<br />
daher höchste Aufmerksamkeit.<br />
In gesellschaftlicher Hinsicht führt die demografi<br />
sche Entwicklung dazu, dass künftig lediglich<br />
die Bevölkerungsgruppe <strong>der</strong> über 60-Jährigen<br />
wächst, die Zahl <strong>der</strong> Singlehaushalte sich erhöht,<br />
die Nettoeinkünfte tendenziell steigen, aber eine<br />
zunehmende Zahl <strong>der</strong> Bevölkerung am Existenzminimum<br />
lebt und erheblicher Handlungsbedarf<br />
bei <strong>der</strong> Altersvorsorge besteht. Gleichzeitig<br />
nimmt die Bedeutung <strong>der</strong> Zentren zu, während<br />
die Fläche überproportional ausdünnt.<br />
Ein Blick in die Glaskugel<br />
Im Privatkundengeschäft werden ein weiterer<br />
Ausbau und ein verstärktes Nutzen <strong>der</strong> vorhandenen<br />
guten Kundenbindung angestrebt. Die<br />
Grundversorgung <strong>der</strong> automatisierten Bankdienstleistungen<br />
werden wir auch künftig in <strong>der</strong><br />
Fläche sicherstellen. Der Bedarf an Beratungsleistungen<br />
wird zielgruppengerecht in den regionalen<br />
Beratungscentern gedeckt.<br />
Für speziellen Beratungsbedarf bestimmter Gruppen<br />
und Themen sind eigene Orientierungen notwendig:<br />
auf junge Erwachsene, junge Familien,<br />
Kunden mit kleinem Einkommen, die Generation<br />
50plus, rund um die Immobilie und die sachgerechte<br />
Versicherung. Erhöhter Beratungsbedarf<br />
besteht beim Dauerthema Altersvorsorge, insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei jungen Kunden.<br />
Im Firmenkundengeschäft werden enorme Verän<strong>der</strong>ungen<br />
bei unseren Kunden erwartet. Eine<br />
steigende Zahl an Prozessen wird künftig automatisiert<br />
und von Robotern ausgeführt. Sensoren<br />
ermöglichen und erleichtern zusammen mit <strong>der</strong><br />
Computerisierung die Kontrolle und Steuerung<br />
fast aller Prozesse in Betrieben und Haushalten.<br />
Neue Werkstoffe, neue Techniken, automatisierte<br />
Logistik, steigen<strong>der</strong> Effi zienzdruck, internationaler<br />
Wettbewerb und immer neue gesetzliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
sind weitere Herausfor<strong>der</strong>ungen. Die<br />
rasche Verän<strong>der</strong>ung und zunehmende Komplexität<br />
werden zur Normalität.<br />
Für unsere Beratungs- und Betreuungsarbeit bedeutet<br />
das, dass wir uns äußerst fl exibel den sich<br />
ständig än<strong>der</strong>nden Bedürfnissen unserer Kunden<br />
anpassen müssen. Neben marktgerechten Konditionen<br />
muss <strong>der</strong> Kundennutzen immer erkennbar<br />
sein. Wir müssen genau hinhören, miteinan<strong>der</strong> reden,<br />
das jeweilige Geschäftsmodell begreifen und<br />
somit gemeinsam Zukunft formen.<br />
Überregionale Banken picken sich zunehmend<br />
die Rosinen heraus und lassen bei Konjunktureintrübungen<br />
o<strong>der</strong> plötzlichen Strategiewechseln<br />
ihre Kunden sprichwörtlich „im Regen stehen“.<br />
Als den Menschen <strong>der</strong> Region gehörendes Institut<br />
denken wir verantwortlich, langfristig und ganzheitlich.<br />
Wir werden an unserer bewährten und<br />
konsistenten Kreditvergabepolitik festhalten und<br />
auch künftig verlässlicher Kreditpartner sein.<br />
7
Mit <strong>der</strong> Integration in den genossenschaftlichen<br />
Verbund ergänzen wir durch die zu den Marktführern<br />
gehörenden Verbundunternehmen unsere<br />
Leistungsfähigkeit für unsere Mitglie<strong>der</strong> und<br />
Kunden. Durch Kapitalbeteiligungen, den Einsatz<br />
qualitätsgesicherter und zertifi zierter Produkte<br />
sowie eine konstruktive und aktive Mitarbeit in<br />
den Gremien tragen wir auch künftig zu einer<br />
positiven Entwicklung des genossenschaftlichen<br />
Verbundes bei.<br />
Unser Versprechen aus den Fusionen, das Warengeschäft<br />
in <strong>der</strong> Region fortzuentwickeln, haben<br />
wir durch die Ausgründung <strong>der</strong> RHV GmbH,<br />
Raiffeisen-Handels- und Vermittlungsgesellschaft,<br />
umgesetzt. Dieses Unternehmen hat durch die<br />
positiven Geschäftsverläufe und die inzwischen<br />
erreichten Umsatzvolumina eine hohe Marktbedeutung<br />
und beschäftigt über vierzig Mitarbeiter<br />
aus <strong>der</strong> Region. Über die Gesellschafterversammlungen<br />
werden <strong>der</strong> Unternehmensauftrag und die<br />
strategische Weiterentwicklung <strong>der</strong> RHV GmbH<br />
sichergestellt.<br />
Für die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zukunft sehen<br />
wir uns nach den erfolgten Fusionen und dem Zusammenwachsen<br />
zu einer neuen, leistungsstarken<br />
Bank gut aufgestellt. Gleichwohl gilt es auch hier,<br />
nach vorne zu schauen. Die genossenschaftliche<br />
Landkarte in <strong>der</strong> Region hat ihren historischen<br />
Ursprung und stellt in ihrer heutigen Ausprägung<br />
überlappende und teilweise unübersichtliche<br />
Strukturen dar. Genossenschaftliche Vielfalt ist zu<br />
gegebener Zeit in eine Bündelung <strong>der</strong> Kräfte zu<br />
transformieren, denn nur risikotragfähige, schlanke,<br />
fl exible und kostengünstige Organisationen sichern<br />
die fi nanziellen Möglichkeiten des Marktes<br />
und den Gestaltungsspielraum für Weiterentwicklung<br />
und Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Bei allen diesen Überlegungen muss <strong>der</strong> spürbare<br />
Mitglie<strong>der</strong>nutzen gemehrt werden, und die Weiterentwicklungsprozesse<br />
müssen unsere genossenschaftliche<br />
basisdemokratische Grundstruktur<br />
beachten. Wir sehen es <strong>als</strong> große Chance, gerade<br />
in <strong>der</strong> gegebenen Situation allgemeiner Verunsicherung,<br />
<strong>als</strong> Genossenschaft mit unseren Exzellenzfaktoren<br />
Mitglie<strong>der</strong>orientierung, Regionalität<br />
und Identifi kation zu punkten. All dies umfasst<br />
die Mitgliedschaft einer Genossenschaft. Dieses<br />
Alleinstellungsmerkmal gilt es zukunftsfähig weiterzuentwickeln.<br />
„Gemeinsam stark“, so haben<br />
die Mitarbeiter kürzlich die Vision in einer klaren<br />
Manfred Gerhard und Hubert Röbig / Vorstand<br />
und prägnanten Aussage zusammengefasst. Im<br />
Unternehmensleitbild sind die Werte und Rahmenbedingungen<br />
festgeschrieben worden. Im<br />
Strategiefi ndungsprozess wurden die Teilstrategien<br />
defi niert und die Umsetzung hierzu auf <strong>der</strong><br />
Zeitachse fi xiert. Durch ständige Soll-Ist-Vergleiche<br />
wird die Strategieumsetzung sichergestellt.<br />
Die „alte Dame“ <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong><br />
<strong>eG</strong> befi ndet sich im Jubiläumsjahr 2012 in einer<br />
ausgezeichneten Verfassung. Die Genossenschaft<br />
ist kapit<strong>als</strong>tark, ertragsstark, leistungsstark und<br />
ungebrochen leistungsbereit.<br />
Diese erfolgreiche Entwicklung beruht auf <strong>der</strong><br />
auf Vertrauen basierenden Zusammenarbeit mit<br />
Mitglie<strong>der</strong>n und Kunden und auf unserer konsistenten<br />
und auf Werten beruhenden transparenten<br />
Geschäftsstrategie. Dabei wird es bleiben.<br />
„Was du ererbst von deinen Vätern, erwirb es, um<br />
es zu besitzen“, wusste bereits Johann Wolfgang<br />
von Goethe. Wir haben allen Grund, stolz zu sein<br />
auf das Erreichte. Wir dürfen uns aber niem<strong>als</strong><br />
selbstgefällig o<strong>der</strong> selbstzufrieden zurücklehnen.<br />
Die vor uns liegenden Herausfor<strong>der</strong>ungen werden<br />
immer dynamischer Natur bleiben und erfor<strong>der</strong>n<br />
stets all unsere konzentrierte Aufmerksamkeit.<br />
Wir blicken voll Zuversicht in die Zukunft.<br />
Der Vorstand<br />
Manfred Gerhard<br />
Hubert Röbig<br />
9
1<br />
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und<br />
Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
11
Die Wurzeln <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
12<br />
Der Vater <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Genossenschaftsidee<br />
ist <strong>der</strong> britische Textilfabrikant Robert Owen<br />
(1771–1858). Einsetzende Industrialisierung und<br />
extreme soziale Missstände hatten auf <strong>der</strong> Insel zu<br />
massiver Verelendung geführt. Aber nicht nur dieses<br />
Elend trieb Owen an. Er wollte in seiner Baumwollspinnerei<br />
im schottischen New Lanark auch<br />
nachweisen, dass menschenwürdige Arbeits- und<br />
Lebensbedingungen die Produktivität steigern.<br />
Owen erreichte sein Ziel, indem er günstige Lebensmittel<br />
bereitstellte, die tägliche Arbeitszeit<br />
auf 10,5 Stunden begrenzte, Kin<strong>der</strong>arbeit verbot,<br />
Wohnungen und Schulen bauen ließ. Hierdurch<br />
inspiriert, gründeten 28 Arbeiter aus Nordengland<br />
1844 eine Einkaufsgenossenschaft, die durch<br />
ihre große Marktmacht niedrigere Einkaufspreise<br />
für Grundnahrungsmittel erzielen konnte. Das<br />
Geschäft war ein Erfolg auf ganzer Linie.<br />
In Deutschland entwickelte sich die Genossenschaftsidee<br />
ähnlich. Das Ende <strong>der</strong> Leibeigenschaft<br />
<strong>der</strong> Bauern und Abschaffen des Zunftwesens hatten<br />
in <strong>der</strong> ersten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zwar<br />
freiheitlichere Lebensbedingungen, aber auch bittere<br />
Armut entstehen lassen. Hier setzten die Pioniere<br />
<strong>der</strong> Genossenschaft an. Die neue Freiheit<br />
sollte nicht in einer wirtschaftlichen Abhängigkeit<br />
münden, materielle Not nicht durch Wohltätigkeit,<br />
son<strong>der</strong>n durch gemeinsames, grundsätzlich<br />
gleichberechtigtes Handeln auf Basis <strong>der</strong> Prinzipien<br />
Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung<br />
verhin<strong>der</strong>t werden.<br />
Hermann Schulze-Delitzsch (1808–1883), Jurist,<br />
linksliberaler preußischer Politiker und einer <strong>der</strong><br />
zwei geistigen Väter <strong>der</strong> Genossenschaftsidee in<br />
Deutschland, hatte die städtischen Handwerker<br />
im Blick. Um diesen zu ermöglichen, Kredite zu<br />
seriösen Bedingungen aufzunehmen, gründete er<br />
1850 den ersten Vorschussverein. Seine Schrift<br />
„Vorschußvereine <strong>als</strong> Volksbanken“ (1855) fand<br />
enorme Verbreitung.<br />
Der an<strong>der</strong>e Vater <strong>der</strong> Idee war Friedrich Wilhelm<br />
Raiffeisen (1818–1888). Der westfälische<br />
Kommunalbeamte und Sozialreformer wollte<br />
den Kapitalmangel bei <strong>der</strong> ländlichen Bevöl-<br />
Hermann Schulze-Delitzsch (1808–1883) Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888)
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
kerung lin<strong>der</strong>n und gründete 1864 den ersten<br />
Darlehnskassen-Verein, den Vorläufer <strong>der</strong> Raiffeisenbanken.<br />
Seine Schrift „Die Darlehnskassen-<br />
Vereine <strong>als</strong> Mittel zur Abhilfe <strong>der</strong> Noth <strong>der</strong> ländlichen<br />
Bevölkerung sowie auch <strong>der</strong> städtischen<br />
Handwerker und Arbeiter“ wurde das Lehrbuch<br />
<strong>der</strong> ländlichen Genossenschaftsbewegung.<br />
Im Geist von Hermann Schulze-Delitzsch luden<br />
am 22. Februar 1862 <strong>Fulda</strong>er Gewerbetreibende<br />
zu einem Vortrag über das Genossenschaftswesen<br />
und die Vorschussvereine ein. Ein „provisorischer<br />
Ausschuß“ – ihm gehörten neun Handwerker, zwei<br />
Kaufl eute und ein Arzt an – erarbeitete mit dem<br />
Assessor Dr. Wilhelm Endemann (1825–1899) in<br />
den folgenden Wochen das Statut. 38 Mitglie<strong>der</strong><br />
gründeten in <strong>der</strong> Generalversammlung am 7. April<br />
1862 den „Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong>“ – die erste<br />
Wurzel <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong>.<br />
Die Gründung des Vorläuferinstitutes <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
<strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> fällt in eine Zeit,<br />
die von politischen Verän<strong>der</strong>ungen und wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />
ländlichen Bevölkerung und <strong>der</strong> kleinen Handwerksbetriebe,<br />
geprägt war. Es war für diese<br />
Bevölkerungsschichten schwierig, an kleine, auf<br />
die Bedürfnisse dieser Klientel zugeschnittene<br />
Kredite heran- o<strong>der</strong>, was sehr häufi g vorkam, aus<br />
Wucherzinsverhältnissen herauszukommen.<br />
<strong>Fulda</strong> war <strong>als</strong> Teil Kurhessens tiefste Provinz. Die<br />
von dem Soziologen Heinrich Riehl geschaffene<br />
Bezeichnung vom „Land <strong>der</strong> armen Leute“ für<br />
die Rhön und an<strong>der</strong>e Mittelgebirgsregionen kam<br />
auf. Wie sehr Hilfe zur Selbsthilfe <strong>als</strong> Problemlösung<br />
angesehen war, belegt <strong>der</strong> deutliche Anstieg<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>zahl des Vorschussvereins: Aus den<br />
38 Gründungsmitglie<strong>der</strong>n am 7. April 1862 waren<br />
zum Ende desselben Jahres schon 112 geworden.<br />
In das Geschäftsjahr 1869 startete <strong>der</strong> Vorschussverein<br />
mit 409 Mitglie<strong>der</strong>n.<br />
Die ländlichen Genossenschaften bilden die zweite<br />
Wurzel <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong>.<br />
Insgesamt umfasst sie 31 weitere, ehem<strong>als</strong> selbstständige<br />
Banken, von denen 22 Darlehenskassen<br />
im Zeitraum 1889 bis 1897 gegründet wurden.<br />
So riefen beispielsweise 29 Männer aus Dietershausen<br />
am 22. Mai 1892 den „Dietershäusener<br />
Darlehenskassenverein <strong>eG</strong>muH“ ins Leben. Damit<br />
erreichten auch die Ideen von Friedrich Wilhelm<br />
Raiffeisen in dieser Zeit die ländlichen Regionen<br />
im <strong>Fulda</strong>er Land.<br />
Zeitungsanzeige zur Generalversammlung in 1893<br />
Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong> in <strong>der</strong> Bahnhofstraße um 1905<br />
13
Die Idee entwickelt sich<br />
14<br />
Aus <strong>der</strong> krisengeschüttelten Anfangszeit heraus<br />
entwickelten sich in Deutschland und auch im<br />
hiesigen Raum politische und wirtschaftliche Verhältnisse,<br />
die letztendlich stabilisierend wirkten<br />
und zu einem Anstieg des allgemeinen, zunächst<br />
bescheidenen Wohlstands führten.<br />
Das Geschäftsgebiet des <strong>Fulda</strong>er Vorschussvereins<br />
und <strong>der</strong> ländlichen Spar- und Darlehenskassenvereine<br />
befand sich in einem weitgehend einheitlichen<br />
Wirtschaftsraum. Die preußische Regierung<br />
verhielt sich wirtschaftspolitisch zunehmend aufgeschlossen.<br />
Dabei waren die Anfangsjahre zunächst von<br />
großer Unsicherheit geprägt gewesen. Aus dem<br />
deutsch-österreichischen Krieg war Preußen 1866<br />
<strong>als</strong> Sieger hervorgegangen. Der Einfl uss und die<br />
Vormachtstellung Preußens stiegen. Kurhessen-<br />
Kassel, das auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Österreicher ge-<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftlichen,<br />
sozialen und kulturellen Zielsetzung<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> mittels gemeinschaftlichen<br />
Geschäftsbetriebes.<br />
Ehemaliges Bahnhofsgebäude und -vorplatz in <strong>Fulda</strong><br />
kämpft hatte, musste <strong>als</strong> Folge Stadt und Landkreis<br />
<strong>Fulda</strong> an Preußen abtreten. Ähnlich verhielt<br />
es sich mit dem dam<strong>als</strong> noch selbstständigen<br />
Landkreis Gersfeld, den das ebenfalls geschlagene<br />
Bayern abgeben musste.<br />
Schwierig gestaltete sich in den ersten Jahren <strong>der</strong><br />
Bank <strong>der</strong>en Verhältnis zum Staat. Preußischen<br />
Beamten waren Volksvereine, liberale Vereinigungen<br />
im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />
Leben und die vom genossenschaftlichen Grundgedanken<br />
getragenen Organisationen verdächtig.<br />
So for<strong>der</strong>te die damalige Regierung in Kassel die<br />
Stadt <strong>Fulda</strong> auf, die Statuten <strong>der</strong> Genossenschaft<br />
einzureichen. Diesem Wunsch kam <strong>Fulda</strong>s Oberbürgermeister<br />
Franz Rang nicht nach. Er verwies<br />
auf die Kurfürstliche Polizeidirektion, die für die<br />
Aufsicht über das Vereinswesen zuständig war.<br />
Die Einmischung des Staates in die freie Geschäftstätigkeit<br />
war allerdings nur vorübergehend.<br />
So wurde schon 1869 das Genossenschaftsgesetz<br />
für Preußen und den Norddeutschen Bund<br />
verabschiedet. Die Initiative zu diesem Gesetz<br />
war von dem zwischenzeitlich zum Reichstagsabgeordneten<br />
avancierten Hermann Schulze-Delitzsch<br />
ausgegangen. Der Gesetzesauftrag gilt bis<br />
heute: „För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftlichen, sozialen<br />
und kulturellen Zielsetzung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> mittels<br />
gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes“.
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
Dieses Gesetz schuf auch für die Bank eine verlässliche<br />
Rechtsgrundlage. Dam<strong>als</strong> haftete allerdings<br />
noch jedes Mitglied des Vorschussvereins<br />
mit seinem gesamten Vermögen voll für die<br />
Verbindlichkeiten <strong>der</strong> Bank. Diese Hürde sollte<br />
erst im Jahre 1889 fallen. Ab diesem Zeitpunkt<br />
war die Gründung von Genossenschaften mit<br />
beschränkter Haftung im Deutschen Reich möglich.<br />
Die enormen Risiken einer unbeschränkten<br />
Haftung für den Einzelnen konnten nun beseitigt<br />
werden. In <strong>der</strong> Generalversammlung vom 11. August<br />
1903 wurde die beschränkte Haftung auch<br />
für die <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> etwas zeitversetzt<br />
festgeschrieben.<br />
1871 wurde <strong>der</strong> deutschen Kleinstaaterei mit<br />
<strong>der</strong> Gründung des Deutschen Reiches ein Ende<br />
gesetzt. Der Krieg 1870/71 endete mit den deutschen<br />
Staaten unter Führung Preußens <strong>als</strong> Sieger<br />
gegen Frankreich. Logistische Meisterleistungen,<br />
die unter an<strong>der</strong>em auf den konsequenten Ausbau<br />
des Schienennetzes zurückzuführen waren, spielten<br />
hierbei eine große Rolle.<br />
Auch in <strong>Fulda</strong> bestand seit 1865 <strong>der</strong> Anschluss an<br />
das Schienennetz (Bebra–Hanau); die Rhönstre-<br />
Enorme Schubkraft für die Wirtschaft ergab sich<br />
auch aus dem 1874 geschaffenen gemeinsamen<br />
Währungsraum mit <strong>der</strong> Goldmark <strong>als</strong> Einheitswährung.<br />
In <strong>Fulda</strong> war bis dahin <strong>der</strong> Taler die übliche<br />
Währung; in an<strong>der</strong>en Landstrichen <strong>der</strong> Gulden<br />
(Gersfeld, Hil<strong>der</strong>s) und die Mark.<br />
Diese Umstände, lange Jahre des Friedens und<br />
ein einheitlicher Rechtsraum mit reformiertem<br />
Grundbuchwesen, Gewerbefreiheit und Sozialgesetzgebung,<br />
schufen gute Voraussetzungen für eine<br />
stetige Aufwärtsentwicklung im <strong>Fulda</strong>er Raum<br />
und <strong>der</strong> dort ansässigen Banken (Leih- und Pfandhaus,<br />
Städtische Sparkasse und <strong>der</strong> Vorschussverein).<br />
Nicht zuletzt wirkten die enormen Reparationszahlungen,<br />
die Frankreich an Deutschland<br />
zu leisten hatte, <strong>als</strong> gigantisches Konjunkturprogramm.<br />
So stieg die Bilanzsumme <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
<strong>Fulda</strong> von 1862 bis 1900 von 4.346<br />
Bahnhofsgebäude in Neuhof<br />
cken nach Gersfeld (1888), Hil<strong>der</strong>s (1890) und<br />
Tann (1891) folgten. Erstm<strong>als</strong> war es <strong>Fulda</strong> und<br />
seinem Hinterland möglich, im Warenverkehr<br />
konkurrenzfähig mit an<strong>der</strong>en Regionen in Wettbewerb<br />
zu treten.<br />
Die gute alte Zeit und <strong>der</strong> Erste Weltkrieg<br />
Taler auf 1.629.819 Mark. Hatte die Bank anfangs<br />
nur einfache Vorschüsse gewährt, so geht aus den<br />
Unterlagen um die Jahrhun<strong>der</strong>twende hervor,<br />
dass mittlerweile <strong>der</strong> Kontokorrentverkehr, das<br />
Diskontgeschäft, <strong>der</strong> nationale und internationale<br />
Scheck- und Überweisungsverkehr (nach Errichtung<br />
einer Reichsbankstelle in <strong>Fulda</strong>) und das<br />
Wertpapiergeschäft abgewickelt wurden.<br />
In dieser <strong>als</strong> Grün<strong>der</strong>jahre und wilhelminisch<br />
(wegen dem regierenden Kaiser Wilhelm II.) bekannten<br />
Zeit war <strong>der</strong> stetige wirtschaftliche Aufschwung<br />
auch hierzulande deutlich sichtbar. In<br />
vielen Dörfern des <strong>Fulda</strong>er Landes entstanden<br />
ländliche Raiffeisengenossenschaften, und in <strong>Fulda</strong><br />
etablierten sich auch die Großbanken und einige<br />
Privatbankiers, die allerdings in den schwierigen<br />
20er und 30er Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
wie<strong>der</strong> verschwanden.<br />
15
16<br />
Blick in die<br />
Friedrichstraße:<br />
Erster Geschäftssitz<br />
des Vorschuß-<br />
Vereins zu <strong>Fulda</strong><br />
Die bis dahin eher noch durch mittelalterliche<br />
und barocke Bausubstanz geprägte Stadt wuchs<br />
rasant. So entstanden neue Stadtviertel wie zum<br />
Beispiel die durch noble Neubauten geprägte<br />
Bahnhofstraße, die die Altstadt mit dem bis dahin<br />
weit außerhalb <strong>der</strong> Stadt liegenden Bahnhof<br />
verband.<br />
Der rasche Wechsel <strong>der</strong> Geschäftslokale in den<br />
ersten Jahren <strong>der</strong> Bank zeugt von <strong>der</strong> wachsenden<br />
Bedeutung des „Vorschuß-Vereins zu <strong>Fulda</strong>“. Auf<br />
die erste Adresse von 1862 – Friedrichstraße 4 im<br />
Hause von Balthasar Josef Wahler – folgte kurze<br />
Zeit später die Marktstraße 13. Die Ausdehnung<br />
des Geschäftsbetriebes sowie Sicherheitsmängel<br />
führten am 1. Juli 1886 zu einem Umzug in das<br />
umgebaute Parterrelokal des Fabrikanten Franz<br />
Carl Bellinger in <strong>der</strong> Nonnengasse 3. Gleichzeitig<br />
wurden die Öffnungszeiten – ursprünglich<br />
nur samstags vormittags – auf die Vormittage von<br />
Mittwoch und Samstag ausgedehnt. Wenig später<br />
war <strong>der</strong> Verein an allen Werktagen ganztägig im<br />
Einsatz.<br />
Schon vor dem Jahrhun<strong>der</strong>twechsel wurde es auch<br />
in <strong>der</strong> Nonnengasse zu eng. Hatte die Bank bisher<br />
ihre Geschäfte in angemieteten Räumen <strong>der</strong> Stadt<br />
betrieben, erlaubte nun die wirtschaftliche Situation<br />
den Bau eines eigenen, repräsentativen Bankgebäudes.<br />
Nach den Plänen des renommierten<br />
Architekten Wilhelm Martens aus Berlin wurde<br />
es 1899 an <strong>der</strong> Bahnhofstraße 1 für 95.000 Goldmark<br />
errichtet. Wilhelm Martens (1842–1910)<br />
war Schüler und Schwiegersohn des legendären<br />
Architekten Martin Gropius. Er entwarf unter<br />
an<strong>der</strong>em das Bankgebäude für die Bayerische Vereinsbank<br />
in München, Kardinal-Faulhaber-Straße<br />
14 (1885/86), das Bankgebäude für die Zweignie<strong>der</strong>lassung<br />
<strong>der</strong> Deutschen Bank AG in Bremen,<br />
Domshof 25 (1889–1891), die Villa für den Fabrikanten<br />
Paul Herz in Berlin-Wannsee (1891/92),<br />
das Bankgebäude <strong>der</strong> Berliner Bank AG in Berlin<br />
(1901), heute Sitz des Deutschen Sparkassen- und<br />
Giroverbandes, sowie das Bankgebäude für die<br />
Zweignie<strong>der</strong>lassung <strong>der</strong> Bergisch-Märkische Bank<br />
AG in Düsseldorf, Königsallee 45 (1905).<br />
Das neue <strong>Fulda</strong>er Bankgebäude war in seinen Dimensionen<br />
für die damalige Bank so groß, dass es<br />
bis in die 60er Jahre an Dritte (zum Beispiel <strong>als</strong><br />
Wohnung für den Bankvorstand) untervermietet<br />
Zweiter Geschäftssitz<br />
des Vorschuß-Vereins zu<br />
<strong>Fulda</strong> in <strong>der</strong> Marktstraße
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
Der rasche Wechsel <strong>der</strong><br />
Geschäftslokale in den ersten<br />
Jahren <strong>der</strong> Bank zeugt von <strong>der</strong><br />
wachsenden Bedeutung des<br />
„Vorschuß-Vereins zu <strong>Fulda</strong>“.<br />
wurde. Zum 50-jährigen Bestehen <strong>der</strong> Bank 1912<br />
konnten beachtliche 609.881 Mark <strong>als</strong> Eigenkapital<br />
bei einer Bilanzsumme von 2.798.523 Mark<br />
und einer Mitglie<strong>der</strong>zahl von 932 ausgewiesen<br />
werden.<br />
Dem stetigen Aufstieg seit Beginn <strong>der</strong> Bankgründung<br />
folgte ein jäher Absturz, <strong>der</strong> zunächst durch<br />
Lethargie und später durch Chaos bestimmt war:<br />
<strong>der</strong> Erste Weltkrieg und seine Folgen.<br />
Dachte anfangs die <strong>Fulda</strong>er Bevölkerung wie<br />
überall im Reich, dass auch dieser 1914 ausgebrochene<br />
Krieg ähnlich <strong>der</strong> deutsch-französischen<br />
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und <strong>der</strong> Monarchie<br />
1918 bekam die Bevölkerung im Deutschen<br />
Reich das volle Ausmaß <strong>der</strong> Katastrophe zu<br />
spüren. Das Land war geprägt durch Hungersnot<br />
und durch politische Orientierungslosigkeit, in<br />
<strong>der</strong> extreme Kräfte versuchten, an die politische<br />
Macht zu kommen (Novemberrevolution). Es be-<br />
Kriegsschäden am <strong>Fulda</strong>er Dom<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung von 1870/71 nach nur wenigen<br />
Monaten siegreich beendet wäre, wich die<br />
Euphorie spätestens nach dem verlustreichen<br />
Stellungskrieg im Westen und dem Kriegseintritt<br />
<strong>der</strong> USA einer allgemeinen, durch Kriegs- und<br />
Mangelwirtschaft gekennzeichneten Situation.<br />
Die inzwischen 27 Darlehenskassenvereine des<br />
Landkreises übernahmen im Auftrag des Kreisausschusses<br />
<strong>Fulda</strong> „die Beschaffung, Aufbewahrung<br />
und zweckgemäße Verteilung von Brotgetreide<br />
und Mehl, die Aufbringung <strong>der</strong> nötigen Geldmittel<br />
usw.“. Es kann festgehalten werden, dass die<br />
Bank aufgrund ihrer guten Eigenkapitalbasis diese<br />
schwere Zeit auf zurückgefahrener Geschäftsleistung<br />
überstanden hat. Dies bezeugen wenig<br />
spektakuläre Prüfungsberichte des „Verbandsrevisors“,<br />
<strong>der</strong> am 23. Mai 1917 auf etwas mehr <strong>als</strong><br />
einer Seite (bemerkenswert vor dem Hintergrund,<br />
dass heutige Prüfungsberichte <strong>der</strong> Verbände bei<br />
mittelgroßen Banken leicht mehrere hun<strong>der</strong>t<br />
Seiten umfassen) dem Hause „die Bilanz ist<br />
liquid“ bescheinigt hat.<br />
Schwierige Zeiten und <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg<br />
stand bei den Banken ein enormer Kreditbedarf,<br />
um die Bedürfnisse <strong>der</strong> Kundschaft zu decken.<br />
Hinzu kamen die durch den Versailler Vertrag<br />
1919 von den Siegermächten Deutschland auferlegten<br />
Reparationszahlungen von 20 Milliarden<br />
Goldmark, die in ihrer Unmöglichkeit ebenfalls<br />
einen rapiden Geldverfall provozierten.<br />
1923 erreichte die inzwischen galoppierende Infl<br />
ation ihren Höhepunkt. Hatte 1910 eine Goldmark<br />
einer Papiermark entsprochen, stieg dieser<br />
Wert bis zum Ende <strong>der</strong> Infl ation im November<br />
1923 auf eine Billion Reichsmark an.<br />
Der Anschluss <strong>der</strong> Bank in dem sehr schwierigen<br />
Jahr 1923 an das Hansa-Bank-Konsortium in<br />
München hatte sich <strong>als</strong> nicht tragfähig erwiesen<br />
und die Bank fast zur Illiquidität geführt. So war<br />
man am Ende <strong>der</strong> Infl ationszeit froh, mit Unterstützung<br />
des Kurhessischen Bauernvereins und<br />
<strong>der</strong> Deutschen Bauernbank Berlin wie<strong>der</strong> auf soliden<br />
Füßen zu stehen.<br />
17
18<br />
Weitere Bombeneinschläge in <strong>der</strong> Kan<strong>als</strong>traße<br />
und am Gemüsemarkt<br />
Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Rentenmark 1924 schaffte<br />
schließlich <strong>der</strong> vom Volk gewählte Reichstag in<br />
<strong>der</strong> Weimarer Republik die währungs- und wirtschaftspolitische<br />
Wende. Dem Chaos und <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Hoffnungslosigkeit folgten einige gute<br />
Jahre, die später <strong>als</strong> die „Goldenen Zwanziger“<br />
in die Geschichte eingehen sollten.<br />
Der dramatische Absturz <strong>der</strong> Kurse am 25. Oktober<br />
1929 an <strong>der</strong> New Yorker Börse („Schwarzer<br />
Freitag“) sorgte weltweit an den Börsen für eine<br />
ähnliche Kettenreaktion, <strong>der</strong> tiefe Rezessionsjahre<br />
folgten. In Deutschland gipfelte diese von<br />
hoher Arbeitslosigkeit und schwacher Wirtschaftsleistung<br />
geprägte Zeit 1931 in einer allgemeinen<br />
In dieser Zeit höchster<br />
Not wurden sehr viele<br />
Kredite ohne Sicherheiten<br />
gewährt.<br />
Bankenkrise, die vor allem durch den Zusammenbruch<br />
<strong>der</strong> Danat-Bank bekannt ist.<br />
Auch die <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> hatte in dieser<br />
Zeit große Schwierigkeiten zu bewältigen. So<br />
ging die Anzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> von 1.711 (1930)<br />
auf 1.056 (1933) stark zurück, da viele Genossen<br />
arbeitslos waren und zeitweise von <strong>der</strong> Rückzahlung<br />
ihrer Einlagen lebten. Einem Prüfungsbericht<br />
ist zu entnehmen, dass in dieser Zeit höchster Not<br />
sehr viele Kredite ohne Sicherheiten gewährt wurden<br />
und dass in den Jahren danach wegen <strong>der</strong> hohen<br />
Arbeitslosigkeit keine Rückzahlungen, ja „nicht<br />
einmal Kontenbewegungen“ zu verzeichnen waren.<br />
Die Machtergreifung durch die NSDAP und die<br />
damit verbundene Umwandlung <strong>der</strong> Demokratie<br />
in einen totalitären Staat brachten <strong>der</strong> Bank<br />
neue Herausfor<strong>der</strong>ungen, die es zu bewältigen<br />
galt. Mit dem Aufbau des Reichsnährstandes und<br />
dem Reichserbhofgesetz war die Bank gehalten,<br />
tatkräftig bei <strong>der</strong> verträglichen Umschuldung und<br />
Entschuldung <strong>der</strong> „deutschen Bauernschaft“ zu<br />
helfen. Diese Entwicklung stellte die Bank bei<br />
Neukreditierungen vor fast unlösbare Probleme<br />
bei Sicherheitenstellungen und <strong>der</strong> zinsgünstigen<br />
Refi nanzierung. So wurden 1934 insgesamt 261<br />
Entschuldungsverfahren mit einer Gesamtsumme<br />
von 341.672 Reichsmark realisiert, die einen<br />
Großteil <strong>der</strong> Bankreserven aufbrauchten.<br />
Einen Wachstumsschub löste die Fusion <strong>der</strong> Bank<br />
mit <strong>der</strong> seit 1930 existierenden <strong>Fulda</strong>er Kreditgenossenschaft<br />
(Gründung durch 23 Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Kurhessischen Raiffeisenbank Kassel, Geschäftsstelle<br />
<strong>Fulda</strong>) zum 1. Januar 1942 aus. Es war auch<br />
die Geburtsstunde <strong>der</strong> Firmierung in <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
<strong>Fulda</strong>, die bis heute gebräuchlich ist.<br />
Die Bilanzsumme betrug nun 1.084.182 Reichsmark,<br />
und <strong>der</strong> ausgewiesene Reingewinn lag zum<br />
Jahresende bei 8.503 Reichsmark.
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
Diese Zeit des Einlagenwachstums ist aber nicht<br />
mit den anfangs guten Jahren bis 1914 zu vergleichen.<br />
Denn aufgrund einer völlig einseitig ausgerichteten<br />
Kriegsproduktion konnte <strong>der</strong> Bürger<br />
sich für sein Geld kaum noch etwas kaufen. Es<br />
war die Zeit des von Nazi-Deutschland angezettelten<br />
Zweiten Weltkrieges, <strong>der</strong> unbeschreibliches<br />
Leid in alle beteiligten Län<strong>der</strong> brachte. Im Gegensatz<br />
zum Ersten Weltkrieg war auch Deutschland<br />
massiv von Zerstörungen betroffen. Auch <strong>Fulda</strong><br />
war immer wie<strong>der</strong> Ziel alliierter Luftangriffe mit<br />
vielen Toten und zerstörten Gebäuden.<br />
Das Haus <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> wurde glücklicherweise<br />
nicht wesentlich beschädigt. Die Bank<br />
arbeitete nur noch mit 17 Mitarbeitern, die bis<br />
auf zwei ältere Herren weiblich waren. Von den<br />
sieben zum Kriegsdienst einberufenen Kollegen<br />
kehrten später (teilweise erst nach Kriegsgefangenschaft)<br />
sechs nach <strong>Fulda</strong> zurück. Ein Mitarbeiter<br />
war gefallen.<br />
Vom Eisernen Vorhang zur deutschen Einigung<br />
Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Heeresleitung.<br />
Das völlig ausgemergelte und zu großen<br />
Teilen zerstörte Land wurde von den vier Siegermächten<br />
in Besatzungszonen eingeteilt. Schon<br />
bald wurden die politischen Gegensätze so groß,<br />
dass sich eine Spaltung des Landes in eine kommunistisch<br />
durch die Sowjetunion gelenkte Ostzone<br />
und eine demokratische Westzone unter den<br />
Siegermächten USA, Frankreich und Großbritannien<br />
vollzog.<br />
Die zurückgestaute Infl ation wurde bei <strong>der</strong> „Stunde<br />
Null“ offensichtlich, denn niemand wollte noch<br />
Reichsmark <strong>als</strong> Zahlungsmittel akzeptieren. Stattdessen<br />
blühte <strong>der</strong> Schwarzmarkt, wo reale Güter<br />
getauscht wurden. Um dem Westteil des Landes<br />
wie<strong>der</strong> auf die Beine zu helfen, wurde am 20. Juni<br />
1948 mit <strong>der</strong> Währungsreform die Deutsche Mark<br />
(DM) eingeführt. Die Bilanzsumme <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
<strong>Fulda</strong> wurde hierbei von 4.724.533<br />
Reichs- auf 483.459 D-Mark umgestellt. Nur wenige<br />
Monate später, am 23. Mai 1949, wurde die<br />
Bundesrepublik Deutschland mit <strong>der</strong> Verabschiedung<br />
des Grundgesetzes ins Leben gerufen und<br />
nach freien Wahlen am 14. August in die Staatengemeinschaft<br />
<strong>der</strong> westlichen Welt aufgenommen.<br />
Die sowjetische Besatzungszone hatte zuvor, am<br />
19. März 1949, mit <strong>der</strong> Verfassung <strong>der</strong> Deutschen<br />
Demokratischen Republik (DDR) einen eigenen<br />
Staat gegründet. Auch diesem Staat war mit<br />
<strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> DM-Ost (später „Mark <strong>der</strong><br />
DDR“) am 24. Juni 1948 die Schaffung einer eigenen<br />
Währung vorausgegangen.<br />
Während die wirtschaftliche Entwicklung im kommunistischen<br />
Osten eher bescheiden voranschritt,<br />
vollzog sich ab 1948 mit dem Marshallplan in <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik bis Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre ein beispielloser<br />
Wirtschaftsaufschwung, <strong>der</strong> heute noch<br />
gerne <strong>als</strong> „Wirtschaftswun<strong>der</strong>“ bezeichnet wird.<br />
Als dessen Vater gilt <strong>der</strong> damalige Wirtschaftsminister<br />
Ludwig Erhard.<br />
Die Region <strong>Fulda</strong> litt beson<strong>der</strong>s unter <strong>der</strong> Spaltung<br />
des Landes in Ost und West, verlief doch die<br />
19
20<br />
Blick auf den alten Uniplatz<br />
Bahnhofstraße 1963<br />
von <strong>der</strong> DDR geschaffene, ab 1961 durch Sperranlagen<br />
nahezu völlig unpassierbare Zonengrenze<br />
entlang <strong>der</strong> gemeinsamen Grenze zwischen<br />
dem Landkreis <strong>Fulda</strong> und Thüringen. Viele über<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te gewachsene Geschäftsbeziehungen<br />
wurden über Nacht durch diesen Eisernen Vorhang<br />
abgebrochen. Das Geschäftsgebiet <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
und <strong>der</strong> hiesigen ländlichen<br />
Raiffeisenbanken befand sich nun in einem Zonenrandgebiet.<br />
Die Bundes- und<br />
Landesregierung halfen<br />
mit För<strong>der</strong>programmen<br />
bei <strong>der</strong> Investitionstätigkeit<br />
in <strong>der</strong> Region.<br />
Trotzdem ist bis Mitte 1966 ein stetiges Wachsen<br />
<strong>der</strong> heimischen Wirtschaft und somit auch <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
zu konstatieren. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
war dies neben <strong>der</strong> Ingangsetzung von Betrieben<br />
auf die sehr rege Bautätigkeit in den Nachkriegsjahren<br />
zurückzuführen, die fi nanziert werden musste.<br />
Für die zerstörten Gebäude musste Ersatz geschaffen<br />
werden, und auch die etwa 17.000 Heimatvertriebenen<br />
im Kreisgebiet brauchten ein Dach über<br />
dem Kopf (zum Beispiel die Siedlung Götzenhof).<br />
Die Bundes- und die Landesregierung halfen mit<br />
Wie<strong>der</strong>aufbau- und Zonenrandför<strong>der</strong>programmen<br />
bei <strong>der</strong> Investitionstätigkeit in <strong>der</strong> Region.<br />
Die vom Raiffeisen-Verband Kurhessen protegierte<br />
Übernahme <strong>der</strong> Raiffeisenkassen in Horas<br />
(1961) und Kämmerzell (1968) puschte zudem
Bahnhofstraße zum Bonifatiusjubiläum 1954<br />
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
die Größe des Hauses. Zur Feier des 100-jährigen<br />
Jubiläums schaute die <strong>Genossenschaftsbank</strong> 1962<br />
unter dem Vorstandsvorsitzenden Gustav Etzel,<br />
<strong>der</strong> von 1934 bis 1970 <strong>als</strong> Vorstand tätig war, nicht<br />
ohne Stolz auf die Entwicklung <strong>der</strong> Bank. Hatte<br />
sie doch Ende 1961 eine Bilanzsumme von 10,7<br />
Millionen D-Mark erreicht bei 1.230 Mitglie<strong>der</strong>n.<br />
Einige Jahre später kamen neue Zweigstellen in<br />
Bachrain (1966), <strong>Fulda</strong> am Rosengarten (1968)<br />
und Neuhof (1982) hinzu.<br />
Im Jahr 1981 wurde <strong>der</strong> 1899 errichtete Baukörper<br />
an <strong>der</strong> Bahnhofstraße durch einen Neubau ersetzt,<br />
<strong>der</strong> den Erfor<strong>der</strong>nissen einer mo<strong>der</strong>nen Bankhauptstelle<br />
entsprach. Die Bauzeit dauerte zwei Jahre.<br />
Der Neubau trug hinsichtlich Ausstattung und Größe<br />
dem erweiterten Kundenkreis Rechnung, dem<br />
neben Handwerkern und <strong>der</strong> bäuerlichen Bevölkerung<br />
nun auch mehr und mehr <strong>der</strong> gewerbetreibende<br />
Mittelstand, Arbeiter, Angestellte, Beamte und<br />
nicht zuletzt auch die Kirche angehörten.<br />
So weit gewandelt, feierte die Bank 1987 ihr<br />
125-jähriges Jubiläum: Mit 3.370 Mitglie<strong>der</strong>n,<br />
einer Bilanzsumme von 165 Millionen D-Mark,<br />
30.000 Kundenkonten und 52 Mitarbeitern war<br />
inzwischen eine respektable Größe erreicht.<br />
Schon längst hatte sich die <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
mit ihren Verbundpartnern zu einer kreditgenossenschaftlichen<br />
Universalbank entwickelt.<br />
Bahnhofstraße 1977<br />
Nicht erfreulich war aus Sicht <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
die Gründung <strong>der</strong> Volksbank <strong>Fulda</strong> am 13.<br />
Dezember 1963. Es handelte sich hierbei um eine<br />
von <strong>der</strong> Zentralkasse Südwestdeutscher Volksbanken<br />
AG, Frankfurt, vorangetriebene Abspaltung,<br />
die durch den Wechsel von Mitarbeitern und Genossen<br />
zur Volksbank deutlich sichtbar wurde. Im<br />
selben Geschäftsgebiet (Stadt <strong>Fulda</strong>) entstand somit<br />
ein neues, in Konkurrenz zur <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
stehendes, genossenschaftliches Institut.<br />
21
22<br />
Blick über den Uniplatz 1971<br />
Traditionell gekleidete Bankmitarbeiter zum 125-jährigen Jubiläum <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong>
Bahnhofstraße 1981<br />
Bahnhofstraße – Richtfest auf dem Dach 1979<br />
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
Diese Differenzierung bestand bis 1996, <strong>als</strong> die<br />
Volksbank <strong>Fulda</strong> nach langwierigen Verhandlungen<br />
im Wege <strong>der</strong> aufnehmenden Fusion mit<br />
<strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> ihre Selbstständigkeit<br />
aufgab. Die Bank befand sich mitten in einer<br />
Fusionswelle, die mit <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong> Raiffeisenbanken<br />
Eichenzell und Rothemann (1987),<br />
Neuhof (1990) und Vor<strong>der</strong>rhön (1992) begonnen<br />
und mit <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong> Raiffeisenbank Hohe<br />
Rhön Ehrenberg-Hil<strong>der</strong>s in 2001 ihr vorläufi ges<br />
Ende gefunden hatte und jeweils zu sprunghaften<br />
Wachstumssteigerungen bezüglich <strong>der</strong> Bilanzsumme<br />
des Hauses führte, wie <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong><br />
Bahnhofstraße – Richtfest zum Neubau 1979<br />
Bilanzsumme 2001 von 1.604 Millionen D-Mark<br />
mit den 166 Millionen von 1986 verdeutlicht.<br />
Als Folge <strong>der</strong> friedlichen Revolution im Herbst<br />
1989 öffnete die DDR am 9. November 1989<br />
überraschend ihre Grenzen. Auch in <strong>der</strong> Rhön<br />
fanden spontan vielfältige Kontakte und Feiern<br />
zwischen Ost und West statt (zum Beispiel zwischen<br />
den Bevölkerungen <strong>der</strong> Nachbardörfer<br />
Birx und Seiferts). Es folgte die Einführung <strong>der</strong><br />
D-Mark am 1. Juli 1990 in <strong>der</strong> DDR und, nach<br />
freien Wahlen und den Zwei-plus-Vier-Verträgen<br />
mit den Siegermächten, <strong>der</strong> Beitritt <strong>der</strong> DDR zur<br />
Bundesrepublik Deutschland.<br />
23
24<br />
Trabis vor dem <strong>Fulda</strong>er Dom 1989<br />
In <strong>der</strong> genossenschaftlichen Organisation wurden<br />
Partnerbanken den ostdeutschen Genossenschaften<br />
<strong>als</strong> Betreuer zur Verfügung gestellt. In diesem<br />
Zusammenhang leistete die Raiffeisenbank Hohe<br />
Rhön Ehrenberg-Hil<strong>der</strong>s <strong>eG</strong> <strong>der</strong> benachbarten<br />
Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG) mit<br />
Sitz in Kaltennordheim wertvolle Hilfe. Als Folge<br />
<strong>der</strong> guten Zusammenarbeit wurde schließlich<br />
Bahnhofstraße 1997<br />
Suppenausgabe in <strong>der</strong> Bahnhofstraße nach <strong>der</strong> Grenzöffnung 1989<br />
1991 die Raiffeisenbank <strong>eG</strong> Kaltennordheim mit<br />
<strong>der</strong> Raiffeisenbank Hohe Rhön <strong>eG</strong> Ehrenberg-<br />
Hil<strong>der</strong>s verschmolzen. Das Geschäftsgebiet dehnte<br />
sich somit erstmalig in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
und ihrer Vorläuferinstitute<br />
auf den thüringischen Raum aus. Die <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
betreute über Jahre <strong>als</strong> Partnerbank<br />
die Volksbank Apolda <strong>eG</strong> in Thüringen.
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
Nach Rekordgewinnen während <strong>der</strong> Vorjahre<br />
verzeichnete die deutsche Aktienbörse 1987 die<br />
höchsten Jahresverluste <strong>der</strong> Nachkriegszeit. Der<br />
sogenannte „Schwarze Montag“ am 19. Oktober<br />
löste überaus hektische Reaktionen und Ängste<br />
im Börsenjahr aus.<br />
Dagegen gestaltete sich die Wirtschaftsentwicklung<br />
in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland in den<br />
Folgejahren dank gestiegener Inlands- und noch<br />
stärkerer Auslandsnachfragen äußerst positiv. Die<br />
Grenzöffnung Ost 1989 bewirkte eine euphorische<br />
Stimmungslage. Große Hoffnungen keimten.<br />
Neue Absatzmärkte taten sich auf. In <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
wurde eine verstärkte Kreditnachfrage<br />
aus den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n festgestellt.<br />
1995 begannen die Vorbereitungen zur Europäischen<br />
Währungsunion. Hierzu gab es auch bei <strong>der</strong><br />
Kundschaft Befürworter und Skeptiker, die lieber<br />
die alte D-Mark behalten wollten.<br />
Die starke Belebung <strong>der</strong> Wirtschaftsentwicklung<br />
in Ostdeutschland führte dagegen zu einer rezessiven<br />
Entwicklung in Westdeutschland. Hinzu kam<br />
im Zuge <strong>der</strong> „Schnei<strong>der</strong>-Immobilien-Affäre“ und<br />
<strong>der</strong> Finanzkrise in Asien eine stetige Verschärfung<br />
<strong>der</strong> Kreditvergabebedingungen, die bei <strong>der</strong> mittelständischen<br />
Kundschaft teils zu herber Kritik und<br />
zu Missstimmung führte. So war in <strong>der</strong> zweiten<br />
Hälfte <strong>der</strong> 90er Jahre eine Wachstumsverlangsamung<br />
sowohl in West- <strong>als</strong> auch Ostdeutschland<br />
festzustellen. Damit einher ging <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong><br />
Arbeitslosenzahl.<br />
Im Jahr 2000 waren wesentliche Wachstumsimpulse<br />
aus <strong>der</strong> Außenwirtschaft erkennbar, wäh-<br />
Die Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise 2007/2008<br />
verän<strong>der</strong>te alles.<br />
Schwarze Tage und Wochen –<br />
Die Welt <strong>der</strong> Finanzen wankt<br />
Immobilienkrise in den USA<br />
rend die Bauwirtschaft tief im Keller lag. Auch die<br />
<strong>Genossenschaftsbank</strong> blieb von negativen Folgen<br />
aus Insolvenzen und Geschäftsaufgaben nicht verschont.<br />
Das Jahr 2001 war gekennzeichnet vom Stillstand<br />
im Wirtschaftswachstum. Auslöser hierfür waren<br />
<strong>der</strong> Ölpreisschock und die BSE-Krise. Die Terroranschläge<br />
vom 11. September in den USA un-<br />
Feuerwehrleute vor dem zerstörten World Trade Center<br />
25
26<br />
terbrachen eine leichte konjunkturelle Erholung<br />
abrupt. Als Folge stieg 2002 die Arbeitslosenzahl<br />
über vier Millionen. Die sich abzeichnende Irak-<br />
Krise führte zu weiteren Ängsten in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
und bei den Kunden <strong>der</strong> Bank. Die Kapitalmarktzinsen<br />
rutschten auf ein niedriges Niveau,<br />
was bei den Kreditnehmern Wohlwollen und bei<br />
den Einlegern Kritik und Bedauern auslöste.<br />
Die Wirtschafts- und Finanzkrise, die 2007 begann,<br />
war Folge eines spekulativ aufgeblähten<br />
Wirtschaftswachstums in den USA und einer<br />
weltweit kreditfi nanzierten Massenspekulation.<br />
Durch den Weiterverkauf von Krediten weitete sie<br />
sich schnell international aus und führte zu einer<br />
bedrohlichen Weltwirtschaftskrise. So verzeichneten<br />
am Beginn <strong>der</strong> Krise die Börsen in New York,<br />
London und Frankfurt Verluste von jeweils über<br />
20 Prozent an einem Tag. In den Jahren 2009 und<br />
2010 folgte eine Wirtschaftskrise in Griechenland<br />
und Irland. Um den Staatsbankrott dieser Län<strong>der</strong><br />
abzuwenden, einigten sich die Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> EU auf<br />
ein Rettungspaket aus Krediten. Auch Portugal<br />
musste unter diesen Rettungsschirm treten, an<strong>der</strong>e<br />
Län<strong>der</strong> könnten folgen. Die Gemeinschaftswährung<br />
wurde dadurch geschwächt und destabilisiert.<br />
Wie groß die Unsicherheit und Angst in Krisenzeiten<br />
gerade ältere Menschen, die schon einmal<br />
einen Zusammenbruch einer Währung erlebt<br />
haben, trifft, zeigt das Erlebnis eines Bankmitarbeiters:<br />
„Ein Kunde, <strong>der</strong> rund 100.000 Euro auf<br />
seinem Mehrzinssparbuch hatte, kam zu mir und<br />
wollte sofort das gesamte Guthaben in bar abheben.<br />
Nach einem Gespräch konnte ich ihn beruhigen,<br />
er hat aber trotzdem mal 20.000 Euro vorsorglich<br />
mitgenommen. Nach etwa zwei Wochen<br />
hat er die 20.000 Euro wie<strong>der</strong> auf sein Sparbuch<br />
eingezahlt.“<br />
Vorschuss, Sparbuch, DAX und Sonstiges<br />
Origin<strong>als</strong>tatuten aus dem Jahre 1862
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
Sparbuch aus dem Jahre 1941 Sparbuch aus dem Jahre 1955<br />
Der historische Name „Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong>“<br />
verrät dessen anfänglichen Hauptzweck: die<br />
Kreditvergabe über einen Vorschuss. Wie funktionierte<br />
dieses Bankgeschäft? Der Verein nahm<br />
Geld von Sparern an und verlieh dieses an Kreditnehmer.<br />
Aus den Kreditzinsen erhielten die Sparer<br />
ihre Einlagenzinsen. Die Differenz zwischen<br />
beiden Zinsarten war <strong>der</strong> Gewinn für die Bank.<br />
Schon 1865 führte <strong>der</strong> Verein zusätzlich den Kontokorrentverkehr<br />
ein – das Bereitstellen eines<br />
Kreditlimits auf einem Kontokorrentkonto, das<br />
sich im Soll und im Haben bewegen konnte.<br />
Um die Kreditnachfrage befriedigen zu können,<br />
wurden Spareinlagen eingesetzt. Da <strong>der</strong> Kreditbedarf<br />
höher war <strong>als</strong> die Spareinlagen, wurden<br />
zusätzliche Mittel bei an<strong>der</strong>en Banken aufgenommen.<br />
Der Kontokorrentverkehr war größtenteils Gewerbetreibenden<br />
und einzelnen wohlhabenden<br />
Privatpersonen vorbehalten. Die Mitglie<strong>der</strong>struktur<br />
spiegelt genau dieses wi<strong>der</strong> – etwa 15 Prozent<br />
Unselbstständigen stehen 35 Prozent Landwirte<br />
und 50 Prozent Gewerbetreibende / Kaufl eute /<br />
Ärzte gegenüber. Das Spargeschäft stand dagegen<br />
jedem offen, <strong>der</strong> etwas zum Sparen übrig hatte.<br />
1901 bot <strong>der</strong> „Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong>“ eine<br />
beachtliche Produkt- und Dienstleistungspalette<br />
an. Neben den erwähnten Geschäften wurde <strong>der</strong><br />
Zahlungsverkehr per Überweisung und Scheck<br />
angeboten. Auslandszahlungen waren möglich,<br />
Wechsel wurden diskontiert, Wertpapiere an- und<br />
verkauft, Zins- und Dividendenscheine eingelöst<br />
und Schließfächer vermietet.<br />
Dieses umfassende Angebot wurde allerdings<br />
nicht von <strong>der</strong> breiten Masse <strong>der</strong> Kunden genutzt.<br />
Die Produkt- und Dienstleistungspalette än<strong>der</strong>te<br />
sich über Jahrzehnte kaum.<br />
Einen Schub brachte das Wirtschaftswun<strong>der</strong> in<br />
den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Das Girokonto ersetzte mehr<br />
und mehr die klassische Lohntüte.<br />
Der bargeldlose Zahlungsverkehr<br />
für je<strong>der</strong>mann hielt Einzug.<br />
Ein weiterer Schub folgte gut 25<br />
Jahre später. Die Aktien- und<br />
Fondskultur breitete sich aus.<br />
Den Anstoß zu dieser Entwicklung<br />
lieferte die Privatisierung<br />
<strong>der</strong> Deutschen Telekom. In<br />
den Folgejahren setzte eine<br />
wahre Aktienmanie ein.<br />
2001 endete dieser Ansturm<br />
abrupt. Die New-<br />
Economy-Blase platzte,<br />
und <strong>der</strong> Anschlag auf<br />
das New Yorker World<br />
Trade Center am 11.<br />
September sorgte für<br />
Verunsicherung bei<br />
den Anlegern. Doch eines<br />
blieb: Die Kunden investieren weiter<br />
in Aktien, wenn auch oft nicht mehr direkt, son<strong>der</strong>n<br />
vermehrt über Fonds. Hier ist <strong>der</strong> richtige<br />
Mix gefragt.<br />
27
Die Technik hält Einzug<br />
28<br />
Eröffnung des<br />
ersten Geldautomaten<br />
im HaW<strong>eG</strong>e in <strong>Fulda</strong><br />
Taschenrechner – dam<strong>als</strong> und heute<br />
Die Industrialisierung im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t schaffte<br />
enorme Produktivitätssteigerungen in <strong>der</strong> Wirtschaft.<br />
Die „Industrialisierung“ im Bankgeschäft<br />
hingegen setzte erst Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
ein. Bis dahin war von einer technischen Fortentwicklung<br />
kaum die Rede. Das Tätigkeitsumfeld<br />
eines Bankmitarbeiters war über Jahrzehnte<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger gleich geblieben. Erst die<br />
elektronische Datenverarbeitung (EDV) brachte<br />
die Wende.<br />
In den 60er Jahren setzte <strong>der</strong> Boom ein. Kontinuierlich<br />
stiegen <strong>der</strong> Umsatz im Zahlungsverkehr<br />
und die Zahl <strong>der</strong> Buchungen enorm an. Den Anlass<br />
dazu lieferte das Girokonto, das nach und<br />
nach je<strong>der</strong> benötigte. Die Lohntüte gehörte <strong>der</strong><br />
Vergangenheit an. Standen 1961 204.652 Buchungsposten<br />
noch Umsätze von 214.783.658<br />
D-Mark gegenüber, wurden 1972 bereits 597.975<br />
Buchungen mit einem Umsatz von 900.262.236<br />
D-Mark gezählt. Die Buchhaltung <strong>der</strong> Bank wurde<br />
am 1. Oktober 1965 auf eine <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten<br />
elektronischen Datenverarbeitungsanlagen in <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland – auf das Raiffeisen-<br />
Rechenzentrum in Kassel – umgestellt.
Von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch zu Facebook<br />
Die elektronische<br />
Datenverarbeitung<br />
machte vieles einfacher.<br />
Die <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> wandelte sich<br />
von einer von Mittelständlern geprägten Bank<br />
zu einer Kunden-Universalbank mit einem starken<br />
Privatkundengeschäft. Auch die Mitglie<strong>der</strong>struktur<br />
spiegelt diese Entwicklung eindrucksvoll<br />
wi<strong>der</strong>. Machten Unselbstständige 1961 noch<br />
22 Prozent <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> aus, so war die Quote<br />
1972 auf 46 Prozent angewachsen.<br />
1981 wurde nach dem Neubau des Bankgebäudes<br />
ein neues Verbuchungssystem eingeführt. Ab<br />
da wurden im Offl ine-Betrieb die Buchungen auf<br />
Disketten gespeichert und im Anschluss verarbeitet.<br />
Vier Jahre später ging die Bank online. Jetzt<br />
wurden Geldautomaten aufgestellt und Auszüge<br />
über Kontoauszugsdrucker ausgegeben. Überweisungen<br />
und Schecks wurden codiert, die wichtigsten<br />
Informationen in einer Zeile am unteren<br />
Rand <strong>der</strong> Belege vermerkt und per Datenleitung<br />
an das Rechenzentrum weitergeleitet. Diese Technik<br />
wurde in den 90er Jahren durch Datenleser<br />
SmartTanLeser für<br />
das Online-Banking<br />
Die Bank auf dem Weg ins Informationszeitalter<br />
In Deutschland wird am 3. August 1984 um 10:14<br />
MEZ die erste E-Mail empfangen: Michael Rotert<br />
von <strong>der</strong> Uni Karlsruhe erreicht unter seiner Adresse<br />
„rotert@germany“ eine Grußbotschaft, die Laura<br />
Breeden unter dem Absen<strong>der</strong> „breeden@scnet-sh.<br />
arpa“ am Vortag um 12:21 Uhr aus Cambridge im<br />
US-Bundesstaat Massachusetts abgeschickt hatte.<br />
1989 stellt <strong>der</strong> britische Informatiker Tim Berners-Lee<br />
an einer Großforschungseinrichtung in<br />
<strong>der</strong> Schweiz Überlegungen zum World Wide Web<br />
(www) an, das in einem weltweiten Netz Computer<br />
zwecks Daten- und Informationsabgleich<br />
miteinan<strong>der</strong> verbinden soll.<br />
ersetzt, die wichtige Buchungsinformationen auf<br />
den Papierbelegen automatisch einlesen und verarbeiten<br />
konnten.<br />
Sollten die technischen Entwicklungen in den<br />
80er und 90er Jahren den Zahlungsverkehr effi -<br />
zienter abwickeln, steht seit <strong>der</strong> zweiten Hälfte<br />
<strong>der</strong> 90er Jahre etwas an<strong>der</strong>es im Vor<strong>der</strong>grund: das<br />
Optimieren von Arbeitsprozessen und die Bereitstellung<br />
von Informationen. Leistungsfähige Programme<br />
rücken die Qualität <strong>der</strong> Beratungen in<br />
den Mittelpunkt.<br />
1991 wird die erste Version des www freigegeben.<br />
Was ursprünglich dem Zweck diente, Forschungsergebnisse<br />
zwischen Wissenschaftlern schnell und<br />
problemlos auszutauschen, tritt rasch <strong>als</strong> Kommunikationsplattform<br />
für alle seinen Siegeszug rund<br />
um den gesamten Globus an.<br />
Aus 600.000 Computern, die 1991 in mehr <strong>als</strong><br />
100 Län<strong>der</strong>n angeschlossen sind, werden zwei<br />
Jahre später schon über 1,3 Millionen Rechner.<br />
US-Präsident Bill Clinton und sein Vize Al Gore<br />
weisen im Februar 1993 unmittelbar nach ihrem<br />
Amtsantritt dem Internet bereits eine zentrale<br />
Rolle zu. Damit lösen sie einen Boom aus, <strong>der</strong><br />
29
Website <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong><br />
sich noch verstärkt, <strong>als</strong> Al Gore am 15. September<br />
1993 das Internet zu einer Grundinfrastruktur für<br />
Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Kultur erklärt.<br />
Niemand will bei <strong>der</strong> neuen Schlüsseltechnologie<br />
hinter den USA zurückbleiben.<br />
1997 präsentiert <strong>der</strong> genossenschaftliche Finanzverbund<br />
im Portal „<strong>VR</strong>net“ die genossenschaftliche<br />
Bankengruppe. Zum 1. Juli 1998 sind die<br />
<strong>VR</strong> Banken <strong>der</strong> Region <strong>Fulda</strong> zusammen mit<br />
Partnern aus <strong>der</strong> Region unter www.regionfulda.<br />
de im Internet vertreten. Zwei Jahre später ist<br />
die <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> zum<br />
1. August 1999 per Internet unter <strong>der</strong> E-Mail-<br />
Adresse service028@vrgenobank-fulda.de zu erreichen.<br />
Am 17. Juli 2002 wird die Homepage <strong>der</strong><br />
<strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> unter www.<br />
vrgenobank-fulda.de geschaltet.<br />
15 Jahre nach dem Start des genossenschaftlichen<br />
Port<strong>als</strong> <strong>VR</strong>net sind Internet und eBanking nicht<br />
mehr wegzudenken. Etwa 40 Prozent <strong>der</strong> Kunden<br />
tätigen ihre Bankgeschäfte über die Online-Banking-Angebote.<br />
Unabhängig von Zeit und Raum<br />
werden beratungsunabhängige Geschäfte von<br />
Kunden aller Altersklassen erledigt.<br />
Einen weiteren Meilenstein stellt <strong>der</strong> 2008 eingeführte<br />
Direktproduktvertrieb über eBanking dar.<br />
Die Kunden können Bankprodukte per Mausklick<br />
selbst eröffnen und verwalten. Dieser Service erweitert<br />
den 1996 eingeführten Wertpapierhandel<br />
über eBrokerage.<br />
Beson<strong>der</strong>e Produkt- und Beratungsangebote sind<br />
prominent auf <strong>der</strong> Homepage zum Nachlesen<br />
platziert. Interessierte Kunden informieren sich<br />
regelmäßig über die Homepage. So bewegen sich<br />
aktuell täglich etwa 2.200 User auf <strong>der</strong> eigenen<br />
Domain.<br />
Die Kommunikation zwischen Bank und Kunden<br />
läuft heute über viele unterschiedliche neue elektronische<br />
Medien. Neben E-Mails werden SMS<br />
versendet, über eBanking Kundenbenachrichtigungen<br />
erstellt, auf die <strong>der</strong> Kunde direkt seinem<br />
persönlichen Berater antworten kann. Die Kommunikation<br />
über soziale Netzwerke wird einer<br />
<strong>der</strong> nächsten Schritte sein.<br />
30 Mobile-Banking mit <strong>der</strong> <strong>VR</strong>-Banking-App
2<br />
Mensch, Arbeitswelt,<br />
Lebensbil<strong>der</strong> im Wandel<br />
31
Die Entwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
und <strong>der</strong> Denkweisen<br />
32<br />
Die Gründung <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong><br />
fällt mitten in das sogenannte „lange 19. Jahrhun<strong>der</strong>t“.<br />
Dieses Jahrhun<strong>der</strong>t beginnt laut dem<br />
englischen Sozial- und Wirtschaftshistoriker Eric<br />
Hobsbawm eigentlich schon 1789 und endet erst<br />
mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahre<br />
1914. Charakteristisch für diese Epoche ist <strong>der</strong><br />
Weg in die Mo<strong>der</strong>ne, <strong>der</strong> sich in historischem<br />
Fortschrittsdenken ebenso nie<strong>der</strong>schlägt wie in<br />
<strong>der</strong> Säkularisierung, Rationalisierung und Demokratisierung.<br />
Die Bevölkerung wuchs,<br />
und die Industrialisierung<br />
schaffte Arbeitsplätze in<br />
den Städten.<br />
Amerikanische Soldatenfrauen vor <strong>der</strong> Eika Kerzen Manufaktur<br />
Es begann mit <strong>der</strong> Französischen Revolution<br />
(1789–1799). Der absolutistisch-feudalistische<br />
Staat wird durch den Nation<strong>als</strong>taat abgelöst.<br />
Neue Bildungssysteme, verän<strong>der</strong>te wirtschaftliche<br />
Strukturen und mo<strong>der</strong>nere Vorstellungen<br />
werden von denjenigen gefor<strong>der</strong>t, die in ihm<br />
leben. Auch in Deutschland sind diese Entwicklungen<br />
nicht aufzuhalten und führen 1871 zur<br />
Gründung des Deutschen Reiches.<br />
Entscheidende Bedeutung für die Ausbildung des<br />
Nation<strong>als</strong>taates hatte die Industrialisierung. Technisch-wirtschaftliche<br />
Prozesse än<strong>der</strong>ten sich, die<br />
Agrarorientierung nahm ab, die maschinelle Erzeugung<br />
von Gütern hielt Einzug.<br />
Die Bevölkerung wuchs, und die Industrialisierung<br />
schaffte Arbeitsplätze in den Städten. Der<br />
soziale Wandel verän<strong>der</strong>te Verhaltens- und Denkweisen.<br />
Die Eisenbahn ermöglichte Mobilität, die<br />
Städte wuchsen nicht nur in quantitativer Sicht,<br />
son<strong>der</strong>n neue spezifi sch städtische Lebensweisen<br />
entwickelten sich. Das Besitz- und Bildungsbür-
Altes Verwaltungsgebäude des Emaillierwerkes <strong>Fulda</strong><br />
gertum prägte die Kunst, die Kultur, die Geistesgeschichte<br />
aber auch Nationalismus und Liberalismus.<br />
Die Arbeiterbewegung entwickelte sich<br />
ebenfalls. Die Landbevölkerung hingegen verlor<br />
an Bedeutung.<br />
Die Region <strong>Fulda</strong> und ihre Bewohner konnten sich<br />
dieser Entwicklung nicht entziehen. So entstand in<br />
diesen Zeiten die Mehler AG, gegründet <strong>als</strong> Handwerksbetrieb<br />
für Tafelleinen. Die Mechanisierung<br />
<strong>der</strong> Weberei erhielt 1887 Einzug, und 1915 folgte<br />
die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.<br />
Franz Emil Berta gründete 1824 den Kerzenhersteller<br />
EIKA. Die industrielle Fabrikation begann<br />
bereits im ersten Drittel des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />
und <strong>Fulda</strong> war Mittelpunkt <strong>der</strong> Wachswarenindustrie<br />
in Deutschland.<br />
1867 ist das Gründungsjahr des Emaillierwerks<br />
in <strong>Fulda</strong>. Der Betrieb von Franz Carl Bellinger<br />
prosperierte schnell und war bald einer <strong>der</strong> bedeutendsten<br />
Arbeitgeber. Die Gummiwerke <strong>Fulda</strong><br />
starteten 1901 mit <strong>der</strong> Produktion von Gummiprodukten<br />
wie Haushaltswaren, Gummiabsätzen<br />
für Schuhe, Dichtungsringen für Bier- und Mineralwasserfl<br />
aschen, Gummimatten, Radiergummis<br />
und Gummireifen für „nicht motorisierte“ Fahrzeuge<br />
wie Kin<strong>der</strong>wagen und Pferdekutschen. Ab<br />
1907 war die Produktion von Reifen für motorisierte<br />
Fahrzeuge Hauptschwerpunkt.<br />
Auch die Gesellschaft wandelte sich. Der kapitalistischen<br />
Wirtschaftsorientierung stellte sich die<br />
Arbeiterbewegung entgegen. Die kommunistische<br />
Mensch, Arbeitswelt, Lebensbil<strong>der</strong> im Wandel<br />
Denkweise prognostiziert das Ende des Nation<strong>als</strong>taates<br />
und die Gründung <strong>der</strong> Weltherrschaft <strong>der</strong><br />
Arbeiterklasse. Die Sozialdemokraten hingegen<br />
strebten einen Kompromiss mit dem Nation<strong>als</strong>taat<br />
an und for<strong>der</strong>ten soziale Sicherungssysteme,<br />
die Massenarmut verhin<strong>der</strong>n sollten.<br />
<strong>Fulda</strong> war historisch durch Fürstäbte und -bischöfe<br />
geprägt. Die Säkularisierung 1802 entmachtete<br />
zwar die Fürstbischöfe, die starke Verbundenheit<br />
<strong>der</strong> Region und ihrer Menschen mit <strong>der</strong> katholischen<br />
Kirche und <strong>der</strong>en Werte bestand jedoch fort.<br />
Die einsetzende Massenproduktion in den sich<br />
entwickelnden Län<strong>der</strong>n führte zum Teil zu einem<br />
Überangebot, so dass Absatzmärkte außerhalb<br />
Europas gesucht wurden. Im Versuch <strong>der</strong> europäischen<br />
Kolonialmächte, sich ihre Einfl usssphären<br />
außerhalb des eigenen Kontinents zu sichern,<br />
kam es immer wie<strong>der</strong> zu Konfl ikten. Diese Rivalitäten<br />
eskalierten 1914 im Ersten Weltkrieg.<br />
Der Erste Weltkrieg war <strong>der</strong> erste technisierte<br />
Krieg. Die Technisierung <strong>der</strong> Kriegsführung zeigte<br />
sich auch in <strong>der</strong> enormen Produktion von Geschützen,<br />
Maschinengewehren und Panzern, die<br />
es zuvor nicht gegeben hatte. Ohne Rücksicht auf<br />
die Bürger zu nehmen, wurden alle Ressourcen<br />
an die Front umgeleitet. Die wirtschaftlichen Probleme<br />
<strong>der</strong> 20er Jahre in Deutschland waren zum<br />
Teil Spätfolgen dieser Kriegspolitik.<br />
Der Erste Weltkrieg hinterließ gewaltige Spuren.<br />
2,04 Millionen deutsche Soldaten sind gefallen,<br />
über 4,21 Millionen wurden verletzt, fast eine<br />
33
34<br />
Fabrik und Verwaltung <strong>der</strong> Gummiwerke <strong>Fulda</strong><br />
Millionen Zivilisten fanden allein in Deutschland<br />
den Tod. Auch die Menschen in unserer Region<br />
waren stark betroffen. So schreibt die Benediktinerinnenabtei<br />
zur Hl. Maria in <strong>Fulda</strong>: „Äbtissin<br />
Scholastika Kronlage leistete im 1. Weltkrieg mit<br />
ihren Schwestern einen großen Arbeitseinsatz für<br />
drei <strong>Fulda</strong>er Lazarette.“<br />
Die <strong>Genossenschaftsbank</strong> ist ebenfalls von den<br />
Kriegsjahren betroffen. Die Geschäftsleistung war<br />
deutlich zurückgefahren, und nur die gute Eigenkapitalbasis<br />
ließ diese Zeit überstehen.<br />
Mit dem Ersten Weltkrieg endete die Zeit des Optimismus,<br />
eine große Desillusionierung setzte ein.<br />
Die Ordnung des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts geriet aus den<br />
Fugen. Die monarchische Staatsform wurde durch<br />
die republikanische ersetzt.<br />
Nach <strong>der</strong> Währungsreform 1923 setzte eine stabilere<br />
Zeit in Verbindung mit einer wirtschaftlichen<br />
Erholung ein. Die junge Demokratie schien zu<br />
siegen.<br />
Die Weltwirtschaftskrise 1929 leitete jedoch den<br />
Anfang vom Ende <strong>der</strong> Weimarer Republik ein.<br />
Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident<br />
Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler, und<br />
die Nation<strong>als</strong>ozialisten übernahmen die Macht.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte das Wirtschaftswun<strong>der</strong><br />
mit einem dynamischen Wirtschaftsaufschwung<br />
ein. Die wirtschaftliche Entwicklung<br />
basierte auf <strong>der</strong> Ordnungspolitik Ludwig Erhards.<br />
Basis für den Erfolg war eine kräftig wachsende,<br />
arbeitsbereite und strebsame Bevölkerung. Bis<br />
1950 kamen acht Millionen Menschen aus den<br />
früheren deutschen Ostgebieten, bis 1961 weitere<br />
drei Millionen aus <strong>der</strong> DDR.<br />
Auch in <strong>der</strong> hiesigen Region sind und waren die<br />
Menschen immer zielstrebig, leistungsorientiert<br />
und strebsam. Hier wurden viele Vertriebene integriert,<br />
und die Lage im Zonenrandgebiet verhin<strong>der</strong>te<br />
diese stetige Aufwärtsentwicklung nicht. So<br />
wurde <strong>Fulda</strong> zu dem Oberzentrum in Osthessen<br />
mit allen Annehmlichkeiten, gesellschaftlichen<br />
und kulturellen Angeboten sowie wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten.<br />
Die durch den breit gestreuten Mittelstand geprägte<br />
Struktur schafft sichere Arbeitsplätze und sehr<br />
gute Perspektiven für die Zukunft. Die Verkehrsinfrastruktur<br />
macht <strong>Fulda</strong> zu einem nachgefragten<br />
Tagungsstandort. Die gute verkehrstechnische<br />
Anbindung an das Rhein-Main-Gebiet ermöglicht<br />
vielen Osthessen das Arbeiten in Frankfurt und<br />
das Leben in <strong>der</strong> Region. Diese Einfl üsse aus <strong>der</strong><br />
Großstadt mit globaler Anbindung über den Weltfl<br />
ughafen Frankfurt wirken ebenfalls positiv auf<br />
Menschen und Unternehmen. Die Rhön mit all<br />
ihren Reizen und Freizeitmöglichkeiten macht die<br />
heimische Region mitten in Deutschland ebenfalls<br />
hoch attraktiv. Die Hochschule <strong>Fulda</strong> bildet<br />
in diversen Studienfächern den Nachwuchs von<br />
morgen aus. Die Leistungsträger <strong>der</strong> Zukunft etablieren<br />
sich auch vor Ort.<br />
Die Unternehmen, Hochschule und Mitbürger<br />
in <strong>der</strong> Region denken lokal und handeln global.<br />
Die <strong>Genossenschaftsbank</strong> profi tiert von dieser<br />
Lebenseinstellung bei gleichzeitiger regionaler<br />
Verwurzelung. Die Kundenbindungen sind auf<br />
Langfristigkeit, Nachhaltigkeit und gegenseitigem<br />
Vertrauen aufgebaut. Jeden Tag schenken die<br />
Kunden und Mitglie<strong>der</strong> ihrer Bank das Vertrauen,<br />
und jeden Tag versucht die Bank, dieses Vertrauen<br />
aufs Neue zu rechtfertigen.
Von den zwölf Mitglie<strong>der</strong>n des provisorischen<br />
Ausschusses von 1862 – dem Vorläufer <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
– waren neun Handwerker.<br />
Dies zeigt die hohe Bedeutung dieses Berufsstandes<br />
für die Bank. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für<br />
<strong>Fulda</strong> waren die Gerber an <strong>der</strong> Löherstraße, die<br />
Weber und Spinner, die Wollfärber, Wachsbleicher<br />
und Salpetersie<strong>der</strong> sowie die Blasinstrumentenbauer.<br />
Das Handwerk hat eine bewegte Geschichte<br />
in Deutschland.<br />
Die frühe Geschichte des Handwerks in Deutschland<br />
ist eng mit <strong>der</strong> Entwicklung des Zunftwesens<br />
verbunden. Zünfte waren ständische Körperschaften<br />
von Handwerkern, die im Mittelalter zur<br />
Wahrung gemeinsamer Interessen entstanden und<br />
bis ins 19. Jahrhun<strong>der</strong>t für viele Handwerksberufe<br />
existierten. Zünfte nahmen entscheidenden Einfl<br />
uss auf das Leben ihrer Mitglie<strong>der</strong> und regelten<br />
Mensch, Arbeitswelt, Lebensbil<strong>der</strong> im Wandel<br />
Das Handwerk in Deutschland<br />
im Wandel <strong>der</strong> vergangenen 150 Jahre<br />
die Arbeit und Betriebsführung jedes Einzelnen,<br />
prüften die Qualität seiner Produkte, kontrollierten<br />
seine sittliche Lebensführung und sicherten<br />
das Mitglied in individuellen Notfällen.<br />
Ab zirka 1800 befand sich das Zunfthandwerk<br />
allerdings in <strong>der</strong> Krise. Das Handwerk geriet in<br />
zunehmenden Wettbewerbsdruck. Das zeigt ein<br />
Protokoll des kurfürstlichen Oberzunftamtes in<br />
<strong>Fulda</strong>. Die Färberzunft hatte Beschwerde eingelegt,<br />
weil gefärbte Garne und Waren auch von<br />
nicht „zünftigen Handwerkern“ angeboten und<br />
verkauft wurden. Dies wurde mit Beschluss des<br />
fuldischen Zunftamtes vom 20. April 1848 zwar<br />
untersagt, genutzt hat es den Färbern jedoch<br />
nicht. Verschiedene Handwerker schlossen sich<br />
nämlich zu sogenannten Manufakturen zusammen<br />
und begannen in gewissem Umfang bereits<br />
mit einer Massenproduktion und Arbeitsteilung.<br />
Holz verarbeitendes<br />
Handwerk – dam<strong>als</strong><br />
und heute<br />
35
Der Strukturwandel<br />
im Handwerk führte zu<br />
vielen neuen Berufen.<br />
36<br />
Die industrielle Revolution kündigte sich in<br />
Deutschland an. In <strong>Fulda</strong> entstand eine starke<br />
Textilindustrie.<br />
Die Einführung von Maschinen und neuen Technologien<br />
machte Manufakturen und Fabriken<br />
noch leistungsfähiger und billiger. Das langsame<br />
und in kleinen Stückzahlen<br />
arbeitende traditionelle Handwerk<br />
war nicht mehr imstande,<br />
den Massenbedarf <strong>der</strong> schnell<br />
wachsenden Bevölkerung zu<br />
decken. Die technische Entwicklung<br />
machte außerdem<br />
viele Berufe im Handwerk<br />
überfl üssig, wie zum Beispiel<br />
die Seifensie<strong>der</strong>, Kammmacher<br />
o<strong>der</strong> Nagelschmiede. Zählte<br />
das Handwerk in <strong>der</strong> vorindustriellen<br />
Zeit noch zum Motor<br />
des Gewerbes – nach <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
war das Handwerk <strong>der</strong> zweitgrößte<br />
Wirtschaftszweig –, verlor es mit <strong>der</strong> Industrialisierung<br />
zunehmend seinen Rang.<br />
Hinzu kam, dass 1810 in Preußen die Gewerbefreiheit<br />
eingeführt wurde, die 1869 per Reichsgesetz<br />
weiter ausgedehnt wurde. Damit war<br />
faktisch je<strong>der</strong> Bürger berechtigt, einen Handwerksbetrieb<br />
zu gründen. In <strong>der</strong> zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts verbreitete sich außerdem<br />
<strong>der</strong> Detailhandel (Einzelhandel) <strong>als</strong> effi zientes<br />
Verteilsystem sehr schnell auch in den ländlichen<br />
Regionen. Das immer breitere Angebot <strong>der</strong> Ladengeschäfte<br />
bewirkte einen Auftragsrückgang<br />
und Arbeitslosigkeit unter Handwerkern. Während<br />
<strong>der</strong> allgemeinen Wirtschaftskrise ab 1873 litt<br />
das Handwerk so sehr unter Auftragsmangel, dass<br />
<strong>der</strong> Untergang dieses Wirtschaftszweiges absehbar<br />
erschien. Doch dann folgte um 1895 <strong>der</strong> Wirtschaftsaufschwung,<br />
<strong>der</strong> einen längst überfälligen<br />
Strukturwandel im Handwerk auslöste. Viele neue<br />
Berufe entstanden, wie beispielsweise <strong>der</strong> Karosseriebauer,<br />
Elektriker o<strong>der</strong> Fotograf.<br />
Mit dem Ende <strong>der</strong> Zünfte durch die Einführung<br />
<strong>der</strong> Gewerbefreiheit wollte sich das Handwerk<br />
jedoch nicht abfi nden. Freie gewerbliche Vereine,<br />
sogenannte Innungen, sollten die Zünfte ersetzen.<br />
Sie blieben zunächst jedoch stets nur private Organisationen,<br />
die <strong>der</strong> gegenseitigen Absicherung<br />
in Krankheit o<strong>der</strong> Alter und <strong>der</strong> handwerklichen<br />
Geselligkeit dienten. 1881 wurden in <strong>der</strong> Reichs-<br />
gewerbeordnung die vereinigten Zunft- o<strong>der</strong><br />
Innungsausschüsse <strong>als</strong> erste institutionalisierte<br />
Organisationsform in neuerer Zeit kodifi ziert.<br />
Die Innungsausschüsse <strong>als</strong> Vorläufer <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Kreishandwerkerschaften gelten damit nach<br />
den Zünften <strong>als</strong> zweitälteste Organisationsform<br />
im Handwerk. Mit <strong>der</strong> Novellierung <strong>der</strong> Gewerbeordnung<br />
1897 wurde ein Handwerksgesetz<br />
verabschiedet, das auch die Handwerkskammer<br />
<strong>als</strong> Organisationsform legitimierte und <strong>der</strong> alle<br />
Handwerker beizutreten hatten. Von April 1900<br />
an wurden 71 Handwerkskammern in Deutschland<br />
gegründet.<br />
Zweck <strong>der</strong> neuen Handwerkskammern war vor<br />
allem, dem Handwerk neben den auf kleinere<br />
Bezirke beschränkten Innungen und Innungsausschüssen<br />
effektive, gewerbeübergreifende<br />
Selbstverwaltungskörper für größere Bezirke zur<br />
Verfügung zu stellen, wie es sie für Handel und<br />
Industrie in den meisten deutschen Staaten in<br />
Form <strong>der</strong> Handelskammern schon lange gab.<br />
Eine Antwort des Handwerks auf die industrielle<br />
Revolution war die Konzentration auf das Kunsthandwerk.<br />
Denn die Industrialisierung sorgte<br />
gerade in den bürgerlichen Schichten für aufblühende<br />
Wirtschaftszweige und ließ eine neue Elite<br />
entstehen – das Großbürgertum. Die Kunst, die<br />
vorher nur für den adligen Hof bestimmt war,<br />
erfuhr einen Aufschwung. Fabrikanten, Kaufl eute<br />
und Bankiers verlangten nach repräsentativen<br />
Gegenständen, was sich beson<strong>der</strong>s in den Bereichen<br />
<strong>der</strong> Architektur und <strong>der</strong> Möbelkunst nie<strong>der</strong>schlug.<br />
In <strong>der</strong> Folge wurden in Deutschland<br />
zahlreiche Schulen für Gestaltung im Handwerk<br />
und berufsbildende Einrichtungen für Kunsthandwerker<br />
gegründet o<strong>der</strong> bereits bestehende blühten<br />
auf.<br />
Mit <strong>der</strong> zweiten Novellierung <strong>der</strong> Gewerbeordnung<br />
1908 wurde <strong>der</strong> „kleine Befähigungsnachweis“<br />
erlassen, <strong>der</strong> für die Ausbildung von<br />
Lehrlingen wie<strong>der</strong> den Meisterbrief erfor<strong>der</strong>lich<br />
machte. Den Abschluss <strong>der</strong> Bewegung stellt die<br />
Handwerksordnung von 1935 mit <strong>der</strong> Einführung<br />
des „großen Befähigungsnachweises“ dar, mit<br />
dem selbst für die Ausübung eines Handwerkes<br />
wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Meisterbrief verlangt wurde.<br />
Mit Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts än<strong>der</strong>te sich<br />
langsam auch die Betriebsgröße im Handwerk.<br />
Das Baugewerbe entwickelte sich zur großen<br />
Branche. Der Trend zu größeren Betrieben kam
in <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> späten 20er Jahre jedoch zum<br />
Stillstand. Mit <strong>der</strong> Machtergreifung <strong>der</strong> Nation<strong>als</strong>ozialisten<br />
1933 wurde die Selbstverwaltung <strong>der</strong><br />
Handwerkskammern abgeschafft. Die deutsche<br />
Marktwirtschaft wurde 1936 zur Rüstungswirtschaft<br />
umstrukturiert.<br />
Die Handwerksorganisationen wurden Teil dieser<br />
Maschinerie. 1942 wurden die Handwerkskammern<br />
gemeinsam mit den Handelskammern zu<br />
Gauwirtschaftskammern zusammengefasst. Die<br />
Rüstungswirtschaft wurde 1943 von einer reinen<br />
Kriegswirtschaft abgelöst. Mehr und mehr Handwerker<br />
wurden einberufen, viele Handwerksbetriebe<br />
stillgelegt. Arbeitskräftemangel und<br />
Rohstoff-Engpässe zählten zu den immer bedrücken<strong>der</strong><br />
werdenden Problemen dieser Zeit.<br />
Nach dem Krieg wurde in <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Besatzungszone eine fast schrankenlose Gewerbefreiheit<br />
eingeführt. Es gab keine Zwangsmitgliedschaft<br />
in <strong>der</strong> Kammer mehr. Ab Januar 1949<br />
genügte eine Postkarte, um ein Gewerbe anzumelden,<br />
die Meisterpfl icht entfi el. Wie<strong>der</strong> einmal setzte<br />
ein Gründungsboom ein, in <strong>Fulda</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />
im Baugewerbe. Denn hier herrschte ein katastrophaler<br />
Mangel an Wohnraum. <strong>Fulda</strong> verzeichnete<br />
1949 zusammen mit Kassel die höchste Wohnraumdichte<br />
in Hessen. In den Folgejahren wurde<br />
<strong>Fulda</strong> führend im Wohnungsbau in ganz Hessen.<br />
Mensch, Arbeitswelt, Lebensbil<strong>der</strong> im Wandel<br />
Schmiedewerkstatt<br />
In manchen Städten wurden innerhalb eines Jahres<br />
im Handwerk so viele neue Betriebe gegründet,<br />
wie vorher insgesamt bestanden hatten. Diese<br />
Freiheit wurde 1953 mit Verabschiedung <strong>der</strong><br />
Handwerksordnung wie<strong>der</strong> eingeschränkt. Für<br />
125 Handwerksberufe galt erneut die Meisterpfl<br />
icht. Begründet wurde diese unter an<strong>der</strong>em mit<br />
beson<strong>der</strong>er Gefahrengeneigtheit und hohen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an den Verbraucherschutz sowie die<br />
dafür erfor<strong>der</strong>liche fundierte Berufsausbildung.<br />
Handwerksinnungen, Kreishandwerkerschaften<br />
<strong>als</strong> Geschäftsstellen <strong>der</strong> örtlichen Innungen und<br />
Handwerkskammern wurden <strong>als</strong> Körperschaften<br />
des öffentlichen Rechts konstituiert.<br />
Der Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft war<br />
begleitet von einem stetigen Wachstum <strong>der</strong> Beschäftigtenzahlen<br />
und <strong>der</strong> Einkommen. Aufgrund<br />
<strong>der</strong> hohen Bevölkerungsverluste während des<br />
Zweiten Weltkriegs stellte <strong>der</strong> Mangel an qualifi<br />
zierten Arbeitskräften bis in die 60er Jahre ein<br />
großes Problem auch im Handwerk dar. 1965<br />
wurde die Handwerksordnung geän<strong>der</strong>t und die<br />
Meisterpfl icht auf 94 Berufe reduziert. Außerdem<br />
wurden die handwerksähnlichen Gewerbe in die<br />
Handwerksordnung aufgenommen.<br />
Ende <strong>der</strong> 60er Jahre zeigten sich die ersten Anzeichen<br />
wirtschaftlicher Stagnation, die sich in<br />
Verbindung mit <strong>der</strong> Ölkrise von 1973 zu einer<br />
37
38<br />
breiten Wirtschaftskrise ausweitete. Die Vereinfachung<br />
zahlreicher Produktionsmethoden, <strong>der</strong><br />
Einsatz leicht benutzbarer vorkonfektionierter<br />
Produkte sowie die Zunahmen bei Arbeitslosigkeit<br />
und Schwarzarbeit lösten in Deutschland<br />
eine Diskussion über den Sinn <strong>der</strong> Meisterpfl icht<br />
aus. Sie gipfelte darin, dass 2004 entgegen <strong>der</strong><br />
Meinung <strong>der</strong> Handwerksorganisationen schließlich<br />
die Handwerksordnung erneut novelliert und<br />
die Meisterpfl icht für weitere 53 Handwerksberufe<br />
abgeschafft wurde. Nur für 41 Berufe im Handwerk<br />
besteht seitdem noch <strong>der</strong> Zwang zum großen<br />
Befähigungsnachweis, wobei <strong>der</strong> Meisterbrief<br />
zunehmend durch alternative Befähigungsnachweise<br />
verdrängt wird (zum Beispiel Abschluss eines<br />
Ingenieurstudiums).<br />
Dem Handwerk fällt es<br />
zunehmend schwerer, seinen<br />
Bedarf an Fachkräften und<br />
qualifi zierten Auszubildenden<br />
zu decken.<br />
Das Handwerk ist heute ein sehr vielseitiger und<br />
heterogener Wirtschaftszweig. In knapp einer<br />
Million Betriebe arbeiten knapp fünf Millionen<br />
Menschen und werden zirka 500.000 Lehrlinge<br />
ausgebildet. Damit sind etwa 12 Prozent aller<br />
Erwerbstätigen und etwa 30 Prozent aller Auszubildenden<br />
in Deutschland im Handwerk tätig.<br />
Auf das Elektro- und Metallhandwerk entfallen<br />
43 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten, auf das Bau- und<br />
Ausbaugewerbe 26 Prozent, auf das Gesundheits-<br />
und Reinigungsgewerbe 16 Prozent, auf das<br />
Holzhandwerk sieben Prozent und auf das Nahrungsmittelhandwerk<br />
etwa sechs Prozent. Das<br />
Handwerk ist klein und mittelständisch strukturiert.<br />
Die durchschnittliche Betriebsgröße ist im<br />
Handwerk mit rund sieben Mitarbeitern nur halb<br />
so groß wie in <strong>der</strong> Gesamtwirtschaft. Oberstes<br />
Organ des Handwerks ist <strong>der</strong> Zentralverband des<br />
Deutschen Handwerks (ZDH).<br />
Aktuelle strukturelle Anpassungszwänge für das<br />
Handwerk ergeben sich aus <strong>der</strong> demografi schen<br />
Entwicklung in Deutschland, aus dem wachsenden<br />
Qualitätsbewusstsein sowohl <strong>der</strong> privaten<br />
Haushalte <strong>als</strong> auch <strong>der</strong> industriellen Abnehmer,<br />
aus dem rasanten technischen Fortschritt und <strong>der</strong><br />
sich abzeichnenden Energiewende sowie auch aus<br />
dem zunehmenden Druck durch internationalen<br />
Wettbewerb, <strong>der</strong> auch für das Handwerk spürbar<br />
wird.<br />
So fällt es dem Handwerk zunehmend schwerer,<br />
seinen Bedarf an Fachkräften und qualifi zierten<br />
Auszubildenden zu decken. Gleichzeitig erwachsen<br />
dem Handwerk aus dem demografi schen<br />
Wandel aber auch neue Märkte und Zielgruppen.<br />
Allerdings verän<strong>der</strong>n sich die Ansprüche <strong>der</strong> Abnehmer.<br />
Zunehmend for<strong>der</strong>n Kunden individuelle<br />
und komplexe Leistungsbündel mit ausgeprägten<br />
Servicekomponenten.<br />
Neben <strong>der</strong> eigentlichen handwerklichen Leistung<br />
werden Dienst- und Beratungsleistungen im<br />
Handwerk immer wichtiger. Außerdem fällt dem<br />
Handwerk bei <strong>der</strong> Einführung und Umsetzung<br />
neuer Technologien insbeson<strong>der</strong>e auch im Bereich<br />
alternativer und regenerativer Energien sowie im<br />
Bereich innovativer Gebäudetechniken eine beratungsintensive<br />
Schlüsselrolle zu.<br />
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungstrends,<br />
von denen die einzelnen Gewerke allerdings unterschiedlich<br />
stark betroffen sind, gewinnt die<br />
berufl iche Aus- und Weiterbildung im Handwerk<br />
stärker denn je an Bedeutung. Nur mit hochqualifi<br />
ziertem Personal kann das Handwerk die Zukunftsherausfor<strong>der</strong>ungen<br />
meistern und Zukunftschancen<br />
nutzen.<br />
Ein wichtiger Verbündeter des Handwerks in<br />
Deutschland sind dabei die <strong>VR</strong>-Banken. Sie sind<br />
Partner <strong>der</strong> Aktion Mo<strong>der</strong>nes Handwerk e.V. und<br />
unterstützen die Kreishandwerkerschaften bundesweit<br />
aktiv bei ihrer Nachwuchsarbeit. So hat<br />
das Handwerk über die Kreishandwerkerschaften<br />
gemeinsam mit dem Bundesverband <strong>der</strong> Deutschen<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken (B<strong>VR</strong>)<br />
unter www.tooldu.de ein gemeinsames Online-<br />
Bewerbungsportal eingerichtet. Dieses Portal<br />
führt Jugendliche gezielt zu den freien Ausbildungs-<br />
und Praktikumsplätzen in <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Region. Die Kreishandwerkerschaft <strong>Fulda</strong> war<br />
bundesweit eine <strong>der</strong> ersten Kreishandwerkerschaften,<br />
die diese Lehrstellenbörse zusammen<br />
mit <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> umgesetzt<br />
und in <strong>der</strong> Region bekannt gemacht hat.
Die ländlichen Spar- und Darlehenskassen bilden<br />
die zweite Wurzel <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong>. Die<br />
Landwirtschaft war <strong>der</strong> Ausgangspunkt für <strong>der</strong>en<br />
Entwicklung. Auch die Landwirtschaft hat eine ereignisreiche<br />
Entwicklung genommen.<br />
Das Leben auf dem Land war in <strong>der</strong> Zeit vor<br />
<strong>der</strong> Industrialisierung von einer hierarchischen<br />
Ordnung bestimmt. Grundbesitz entschied über<br />
den sozialen Status und die entsprechenden Lebensverhältnisse.<br />
An oberster Stelle <strong>der</strong> Ständehierarchie<br />
standen Adel und Klerus mit zum Teil<br />
riesigem erblichem Grundbesitz. Das Bürgertum<br />
bildete den zweiten Stand und bediente vor allem<br />
Handel und Gewerbe, während Bauern, Handwerker,<br />
Landarbeiter und an<strong>der</strong>e Dienstleistende<br />
<strong>als</strong> dritter Stand den größten Bevölkerungsanteil<br />
stellten.<br />
Der Lebensstandard <strong>der</strong> Bauern und <strong>der</strong> Landbevölkerung<br />
war in <strong>der</strong> vorindustriellen Zeit durch<br />
Armut und den Kampf ums Überleben gekennzeichnet.<br />
Aus schlechten Produktions- und Lebensbedingungen<br />
resultierten Hungersnöte und<br />
Epidemien. Die agrarische Wirtschafts- und Lebensweise<br />
war für die Landbevölkerung von zentraler<br />
Bedeutung. Die Arbeit auf dem Hof richtete<br />
sich nach Hofgröße und Art des landwirtschaftlichen<br />
Betriebs. So konnte man auf größeren Höfen<br />
nur mit Hilfskräften – Knechten, Mägden und Tagelöhnern<br />
– die Erntearbeiten bewältigen.<br />
Kin<strong>der</strong> wurden in den Arbeitsalltag eingebunden<br />
und mussten früh Verantwortung und häusliche<br />
Pfl ichten übernehmen. Das Übertragen von Aufgaben<br />
– Feldarbeiten wie Jäten, Rübenhacken,<br />
Kartoffellesen o<strong>der</strong> Beerenpfl ücken, Kräutersammeln,<br />
Viehhüten – diente dazu, den Nachwuchs<br />
auf das Erwachsenenleben vorzubereiten und die<br />
Arbeitsabläufe für die Erwachsenen zu entlasten.<br />
Trotz vielfältigen Personaleinsatzes und <strong>der</strong> Verwendung<br />
von besserem Saatgut reichten die Erträge<br />
nicht immer aus, die wachsende Bevölkerung<br />
zu versorgen. Eng wurde es, wenn Trockenheit,<br />
übermäßige Regenperioden o<strong>der</strong> Unwetter die<br />
Ernten verringerten o<strong>der</strong> gar ausfallen ließen. Der<br />
Hungerwinter von 1846/47 veranlasste Friedrich<br />
Mensch, Arbeitswelt, Lebensbil<strong>der</strong> im Wandel<br />
Strukturwandel in <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft von 1850 bis heute<br />
Wilhelm Raiffeisen, Bürgermeister von Weyerbusch<br />
im Westerwald, den „Verein für Selbstbeschaffung<br />
von Brot und Früchten“ zu gründen,<br />
um <strong>der</strong> Not leidenden Landbevölkerung unter die<br />
Arme zu greifen. Das war Raiffeisens Antwort auf<br />
die Not während <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Unter an<strong>der</strong>em stellte Raiffeisen Bauern, die<br />
durch Missernten und Wucherzinsen hohe Schulden<br />
hatten, Geld zur Rettung ihrer Höfe bereit.<br />
Er organisierte ländliche Selbsthilfe in Form <strong>der</strong><br />
Darlehnskassen. In diese Kassen zahlte jedes<br />
Mitglied eine bestimmte Summe ein. Mit diesem<br />
Geld wurden für alle günstig Saatgut und Futtermittel<br />
gekauft, und über diese Kassen wurde <strong>der</strong><br />
Verkauf <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Produkte auf<br />
dem Markt abgewickelt.<br />
Die Industrialisierung wirkte sich im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
auch auf das Land aus. Die Bevölkerung und<br />
<strong>der</strong> Produktionsbedarf stiegen stark an. Landwirtschaftliche<br />
und gesellschaftliche Strukturen<br />
än<strong>der</strong>ten sich durch zunehmende Landfl ucht,<br />
Urbanisierung und verän<strong>der</strong>te Produktionsbedingungen.<br />
Die Erwerbstätigkeit im landwirtschaftlichen<br />
Gewerbe ging bis zum Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
stetig zurück. Gleichzeitig konnten die<br />
Arbeitsbedingungen und auch <strong>der</strong> Ertrag in <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft durch technischen Fortschritt erheblich<br />
verbessert werden. Grund dafür waren<br />
produktivere Maschinen (Drillmaschine, Düngerstreuer,<br />
Dampfpfl ug, Dreschmaschine) und neue<br />
Arten <strong>der</strong> Düngung auf chemischer Basis (Kunstdünger,<br />
Kali, Ammoniak, Stickstoff, Thomasmehl).<br />
Die sogenannten Kunstdünger waren bei den örtlichen<br />
Darlehnskassen zu haben und mit barer<br />
Münze zu zahlen. Beglichen wurden die Rechnungen,<br />
auch für an<strong>der</strong>e Anschaffungen des Alltagsbetriebs<br />
einer Landwirtschaft, wenn durch<br />
Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten Geld<br />
eingenommen wurde.<br />
Diese Art <strong>der</strong> Bezahlung galt bis in die Jahre während<br />
und nach dem Zweiten Weltkrieg. So wurde<br />
von kleineren Darlehns-/Raiffeisenkassen das<br />
Milchgeld oft am Sonntag nach dem Kirchgang<br />
ausgezahlt.<br />
39
40<br />
© Unbekannt / Pixelio.de<br />
Dass Darlehns-/Raiffeisenkassen weitere Dienste<br />
für die Landbevölkerung anboten, zeigt ein<br />
Beispiel <strong>der</strong> Raiffeisenbank Neuhof (gegründet<br />
1892). Da Neuhof bis 1929 aus den drei Orten<br />
Ellers, Neustadt und Opperz bestand und nur<br />
einen Friedhof in Opperz besaß, mussten im Todesfall<br />
oft weite Wege zurückgelegt werden (Leichenhallen<br />
und Beerdigungsinstitute gab es noch<br />
nicht). Daher schaffte die Raiffeisenbank einen<br />
Leichenwagen für Pferdegespanne an, <strong>der</strong> für den<br />
Transport des Sarges zum Friedhof zu mieten war.<br />
Das galt auch für die zum Kirchspiel gehörenden<br />
kleinen Gemeinden Dorfborn und Tiefengruben.<br />
Deutschland wandelt sich zum Wechsel ins 20.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t vom Agrar- zum Industriestaat. Für<br />
die Landwirtschaft heißt das Mechanisierung, Bevölkerungszuwachs<br />
und Anschluss an den Weltmarkt.<br />
Doch die Mechanisierung geht auf dem<br />
Lande nur langsam voran, denn <strong>der</strong> Fortschritt ist<br />
für viele unbezahlbar und unheimlich. So bleibt<br />
es wie bisher bei Ochs und Pferd. Wer ein Pferd<br />
hat, ist gut dran. Nicht selten muss die Milchkuh<br />
<strong>als</strong> Zugtier herhalten.<br />
Landwirtschaft – dam<strong>als</strong> und heute<br />
Über die Hälfte <strong>der</strong> Betriebe bewirtschaftet kaum<br />
zwei Hektar Land. Das ist oft zu wenig, um eine<br />
Großfamilie mit Kin<strong>der</strong>n und zumeist drei Generationen<br />
zu ernähren, so dass ein Nebenerwerb<br />
wie Westfalengänger, Holzschnitzer o<strong>der</strong> Korbfl<br />
echter zum Überleben notwendig ist.<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Transporttechnik hat zwar<br />
den Anschluss an den Weltmarkt gebracht, gleichzeitig<br />
aber das Risiko wachsen<strong>der</strong> Konkurrenz<br />
und den damit einhergehenden Preisverfall sowie<br />
Absatzprobleme geschaffen. So wird auch die<br />
Getreideproduktion zum Politikum, weil Importe<br />
aus dem Ausland die Erzeugerpreise drücken und<br />
die deutsche Landwirtschaft immer wie<strong>der</strong> in Krisen<br />
stürzen. Der Versuch, mit erhöhter Schweineproduktion<br />
und Agrarschutzzöllen <strong>der</strong> Probleme<br />
Herr zu werden, führt zu einer zwischenzeitlichen<br />
Blüte <strong>der</strong> Landwirtschaft. Davon profi -<br />
tieren vor allem die ostelbischen Gutsbesitzer,<br />
aber auch <strong>der</strong> Kleinbauer kann sich nun einige<br />
Maschinen gönnen: Mähmaschine, Heuwen<strong>der</strong>,<br />
Dreschen mit Strom. Diese Phase ist mit dem<br />
Ersten Weltkrieg beendet.
Im Ersten Weltkrieg wird allenthalben mit einem<br />
schnellen Kriegsverlauf gerechnet. So zieht das<br />
Militär rücksichtslos Männer – drei Millionen stehen<br />
an <strong>der</strong> Front – und Pferde ein, so dass Frauen<br />
und Kin<strong>der</strong> die Arbeit in <strong>der</strong> Landwirtschaft übernehmen<br />
müssen und schnell überfor<strong>der</strong>t sind. Die<br />
Folgen: brachliegende Fel<strong>der</strong>, Zuspitzung <strong>der</strong> Ernährungslage,<br />
Rationierung von Lebensmitteln,<br />
Schwarzmarkt.<br />
Von <strong>der</strong> Kriegswirtschaft ausgeplün<strong>der</strong>t, bricht die<br />
landwirtschaftliche Produktion in großen Teilen<br />
Deutschlands ein. Hinzu kommt eine dramatische<br />
Missernte im Jahr 1916 – Krautfäule vernichtet<br />
die Kartoffelernte. Es folgt <strong>der</strong> bekannte Steckrübenwinter<br />
(„Dotschenwinter“) mit katastrophalen<br />
Folgen. Im Ersten Weltkrieg sterben rund<br />
700.000 Menschen an Mangel und Unterernährung.<br />
Nach dem Krieg ist die Landwirtschaft am<br />
Boden, und durch den im Versailler Vertrag fi xierten<br />
Gebietsverlust büßt das Deutsche Reich fast<br />
fünf Millionen Hektar Nutzfl äche ein.<br />
Nach dem Krieg wird mit Trockenlegungen von<br />
Mooren und <strong>der</strong> Kultivierung von Ackerfl ächen<br />
Mensch, Arbeitswelt, Lebensbil<strong>der</strong> im Wandel<br />
<strong>der</strong> Kampf gegen erneute Hungerkatastrophen<br />
aufgenommen, doch die Ernährungslage bleibt<br />
dramatisch. Die galoppierende Infl ation verschärft<br />
die Situation. Zwar leiden die Bauern auch unter<br />
<strong>der</strong> Infl ation, aber sie haben wenigstens zu essen.<br />
Nach <strong>der</strong> Währungsreform geht es allmählich aufwärts,<br />
da wie<strong>der</strong> Kunstdünger zu haben ist und<br />
Schutzzölle wie<strong>der</strong> eingeführt werden dürfen.<br />
Die Preise steigen und damit die Einnahmen <strong>der</strong><br />
Landwirte. 1928 sind die Erträge, trotz enormer<br />
Flächenverluste, wie<strong>der</strong> so hoch wie vor dem Ersten<br />
Weltkrieg.<br />
Ende <strong>der</strong> 20er Jahre kommt <strong>der</strong> legendäre Lanz<br />
Bulldog auf den Markt, eine Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />
den mo<strong>der</strong>nen Landwirt. Allerdings macht <strong>der</strong><br />
Preis von 3.360 Mark den Traktor für die meisten<br />
unerschwinglich. Die Weltwirtschaftskrise von<br />
1929 geht mit sinkenden Getreidepreisen einher<br />
und stürzt die Bauern erneut in tiefe Not. Diese<br />
Agrarkrise radikalisiert Teile <strong>der</strong> Bauern, weil sie<br />
auf ihren Produkten sitzen bleiben und vielfach<br />
zur Zwangsversteigerung genötigt sind. Aus <strong>der</strong><br />
Sicht <strong>der</strong> Bauern trägt die Berliner Reichsregie-<br />
41
© Oxfordian Kissuth / Pixelio.de<br />
42<br />
rung die Schuld an <strong>der</strong> Misere, und so lassen sich<br />
viele Landwirte zu Steuerverweigerung, Tumulten<br />
und Bombenanschlägen hinreißen.<br />
In dieser Situation geht die Saat Hitlers auf, <strong>der</strong><br />
den Bauernstand zum „Neuadel aus Blut und<br />
Boden“ mystifi ziert. Durch Gesetzesän<strong>der</strong>ungen<br />
– Erbhöfe dürfen we<strong>der</strong> belastet, veräußert, noch<br />
Der alte Lanz Bulldog<br />
bei Vererbung geteilt werden – versuchen die Nation<strong>als</strong>ozialisten,<br />
eine wichtige Wählerschaft bei<br />
Laune zu halten. Schließlich erheben die Nazis<br />
die Landwirtschaft zum „Reichsnährstand“ und<br />
schließen alle bäuerlichen Organisationen zusammen,<br />
um damit das Ziel <strong>der</strong> Selbstständigkeit und<br />
Unabhängigkeit zu erreichen. Allerdings liegt die<br />
Selbstversorgung 1939 nur bei etwa 85 Prozent.<br />
Um das Ziel <strong>der</strong> Autarkie zu erreichen, werden<br />
Festpreise garantiert, Anbau und Ablieferung zentral<br />
bestimmt. Es herrscht <strong>als</strong>o Zwangswirtschaft.<br />
Als <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg ausbricht, wird auch die<br />
Landwirtschaft ins Ver<strong>der</strong>ben gestürzt. „Totaler<br />
Krieg“ bedeutet das Ausschöpfen aller Kraftreserven<br />
– das heißt beson<strong>der</strong>s die <strong>der</strong> Frauen, denn<br />
die Männer stehen an <strong>der</strong> Front, und Kriegsgefangene<br />
und verschleppte Fremdarbeiter sollen den<br />
Männermangel ausgleichen.<br />
1945 schafft die Landwirtschaft kaum noch die<br />
Hälfte <strong>der</strong> Vorkriegsproduktion, die Menschen<br />
hungern, Lebensmittel werden per Karte zugeteilt,<br />
<strong>der</strong> Schwarzhandel blüht. Das Millionenheer von<br />
Flüchtlingen und Vertriebenen verschärft die Lage<br />
dramatisch, da es vor allem auf die nicht zerstörten<br />
Dörfer verteilt wird. Die Landwirtschaft ist<br />
unmittelbar nach <strong>der</strong> Kapitulation Deutschlands<br />
<strong>der</strong> einzige noch einigermaßen arbeitende Wirtschaftszweig,<br />
obwohl Betriebsmittel kaum vorhanden<br />
sind. Nach <strong>der</strong> Währungsreform werden<br />
die Preise freigegeben, und für die Landwirte sind<br />
nun Arbeit und Produktion wie<strong>der</strong> etwas wert.<br />
Die 50er Jahre stehen im Zeichen des Wirtschaftswun<strong>der</strong>s,<br />
die Industrie produziert wie<strong>der</strong>. Traktoren<br />
rollen vom Fließband (1955 150.000 Stück),<br />
und mit an<strong>der</strong>en technischen Neuerungen (Hydraulik,<br />
Zapfwelle, Melkmaschine) und Maschinen<br />
tritt eine immer stärkere Mechanisierung <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft ein. Folge: Die Landschaft wird<br />
durch Flurbereinigung und Aussiedlung <strong>der</strong> Maschine<br />
angepasst, die Produktion auf rationeller<br />
zu bewirtschaftende Kulturen umgestellt. Der<br />
Konsument verlangt nun eher Fleisch <strong>als</strong> Kartoffeln,<br />
die Massentierhaltung mit wachstums- und<br />
leistungssteigernden Futtermitteln ist angesagt.<br />
Die Konkurrenz im Lande nimmt zu. „Wachse<br />
o<strong>der</strong> weiche“, heißt es jetzt. Viele Bauern geben<br />
auf und suchen sich eine Arbeit in <strong>der</strong> Industrie.<br />
Immer weniger Landwirte produzieren jetzt immer<br />
mehr und verdienen auch mehr.<br />
Die örtlichen Raiffeisenbanken müssen sich auf<br />
das verän<strong>der</strong>te Konsumverhalten und die verän<strong>der</strong>ten<br />
Anbaubedingungen <strong>der</strong> Landbevölkerung<br />
einstellen: Viele Haushalte heizen jetzt nicht mehr<br />
mit Holz und Kohle. Ölöfen kommen in Mode,<br />
und die Raiffeisenlager beliefern ihre Kunden mit<br />
Heizöl, das in den Anfangsjahren ohne Probleme<br />
in dieselgetriebenen Autos und Traktoren einsetzbar<br />
ist. Der Dieselkraftstoff ist billig, und viele<br />
Landwirte schaffen Pferde, Ochsen und Kühe <strong>als</strong><br />
Zugtiere ab und ersetzen diese durch Traktoren<br />
unterschiedlichster Leistungsstärken.
Die Finanzierung des technischen Fortschritts<br />
wird auch von den Raiffeisenkassen getragen.<br />
Der nebenamtliche „Rechner“ <strong>der</strong> Raiffeisenkassen<br />
war in verschiedenen Bereichen des Tagesgeschäfts<br />
gefor<strong>der</strong>t: Geldgeschäfte (Darlehen,<br />
Sparbücher), Wareneinkauf, -verkauf, Kundenberatung<br />
in allen Bereichen. Die Landwirte nutzen<br />
nun vermehrt die genossenschaftlichen Vorteile<br />
<strong>der</strong> Sammelbestellung bei Kunstdüngern, die<br />
waggonweise am nächsten Bahnhof angeliefert<br />
und per Traktor schnell abgeholt werden können.<br />
Darauf folgten in den 80er Jahren die zentralen<br />
sogenannten Lose-Dünger-Lager.<br />
Da kleinere Darlehnskassen das stetig wachsende<br />
Tagesgeschäft technisch und personell nicht<br />
mehr bewältigen können, kommt es vermehrt zu<br />
Zusammenschlüssen im ländlichen Raum. Diese<br />
Fusionen erfor<strong>der</strong>n, dass nun hauptamtliche Fachkräfte<br />
(Geschäftsführer) für das Geld- und Warengeschäft<br />
benötigt werden, weil ein nebenamtlicher<br />
Leiter diesen Aufgaben nicht mehr gerecht<br />
werden kann.<br />
Die Fusionswelle ist noch nicht abgeschlossen.<br />
Aus den kleineren Gemeinden sind nach den Warenlagern<br />
auch die Bankfi lialen verschwunden<br />
und durch Geldausgabeautomaten ersetzt worden.<br />
Die Präsenz <strong>der</strong> genossenschaftlichen Einrichtungen<br />
konzentriert sich auf Großgemeinden<br />
und Regionalzentren. Das trifft nicht nur auf das<br />
Geldgeschäft zu, es zeigt sich auch bei den Warenlagern.<br />
Immer mehr Lager verschwinden zugunsten<br />
zentraler Großlager, die die Kunden mit<br />
Heizöl und allen landwirtschaftlichen Bedarfsgütern<br />
versorgen. Manche genossenschaftlichen Warenlager<br />
haben sich zu bedeutenden Baumärkten<br />
entwickelt, die den Baumärkten <strong>der</strong> Handelsketten<br />
Paroli bieten.<br />
Durch die Gründung <strong>der</strong> Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft<br />
(EWG) wird Agrarpolitik<br />
Europasache. Ihr Ziel: Steigerung <strong>der</strong> Produktion.<br />
Butterberge, Milchseen und Fleischberge lösen<br />
den Mangel früherer Jahrzehnte ab. Das Prinzip<br />
von Angebot und Nachfrage ist außer Kraft gesetzt.<br />
Die Produktionsschlacht macht viele Höfe<br />
unrentabel, und auch Nebenerwerbslandwirte<br />
werfen nach und nach das Handtuch, weil ihr in<br />
Fabriken erworbenes Einkommen nicht reicht,<br />
um auf dem Hof ständig technisch aufzurüsten.<br />
So wandelt sich in den Landgemeinden nicht nur<br />
die Unternehmensstruktur, son<strong>der</strong>n auch das<br />
Mensch, Arbeitswelt, Lebensbil<strong>der</strong> im Wandel<br />
Die 80er und 90er Jahre<br />
sind geprägt von riesigen<br />
Überschüssen, und doch will<br />
das Einkommen <strong>der</strong> Bauern<br />
nicht wachsen.<br />
Festhalten am Althergebrachten endet: Gemauerte<br />
Häuser ersetzen Fachwerkhäuser, mo<strong>der</strong>nes<br />
Design löst altes handgefertigtes Mobiliar ab. Der<br />
Dialekt wird <strong>als</strong> rückständiges Erbe aufgegeben,<br />
und Klei<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Stange verdrängen die alten<br />
Trachten.<br />
Die 80er und 90er Jahre sind geprägt von riesigen<br />
Überschüssen, und doch will das Einkommen <strong>der</strong><br />
Bauern nicht wachsen. Auch aus <strong>der</strong> Not geborene<br />
Alternativen wie Urlaub auf dem Bauernhof,<br />
Anbau nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoffe o<strong>der</strong> die Verpachtung<br />
an Golfplatzbetreiber bringen nur für<br />
wenige Bauern zusätzliche Einnahmen.<br />
Nach <strong>der</strong> Tschernobyl-Katastrophe erhalten Ökoproduzenten<br />
Aufwind, doch die konventionelle<br />
Landwirtschaft produziert weiter riesige Überschüsse,<br />
was durch Milchquote, Abschlachtprämien<br />
und Flächenstilllegungen bekämpft werden<br />
soll. Doch es hilft alles nichts: Durch die Liberalisierung<br />
des Welthandels fallen die Preise für<br />
Agrarprodukte.<br />
Die 90er Jahre werden das Jahrzehnt einschneiden<strong>der</strong><br />
Reformen. Technisch sind dabei zu erwähnen<br />
Melkroboter, das Überwachen <strong>der</strong> Anbaufl<br />
ächen und Berechnen <strong>der</strong> Düngergabe per<br />
GPS. Alles scheint machbar, aber es wird weiter<br />
nach altem Muster produziert und subventioniert.<br />
Landwirte leben zu über 50 Prozent vom Staatssäckel.<br />
Bei Agrarreformen sollen die Interventionspreise<br />
auf Weltmarktniveau gesenkt werden,<br />
dafür gibt es Ausgleichszahlungen.<br />
Die Agenda 2000 führt die Agrarreform von 1992<br />
fort. Dadurch wird <strong>der</strong> Getreidepreis zum Beispiel<br />
um 15 Prozent gesenkt, für Fleisch gibt es<br />
20 Prozent weniger. Gentechnik, vergiftete Futtermittel,<br />
gefährliche Tierseuchen (BSE, Schweine-<br />
und Vogelgrippe) und Dioxinskandale bringen<br />
die Landwirtschaft in Misskredit und führen zu<br />
erheblichen Einkommensverlusten.<br />
43
© Margot Kessler / Pixelio.de<br />
44<br />
Trotz allem: Der Wandel in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
geht weiter, <strong>der</strong> Bauer muss handeln, und nur<br />
<strong>als</strong> Unternehmer wird er bestehen können. In<br />
jüngster Zeit scheint diese Erkenntnis bei vielen<br />
Landwirten angekommen zu sein, obwohl <strong>der</strong><br />
Rückschlag für die Milch produzierenden Bauern<br />
durch Fallen des Literpreises von 42 auf 25 Cent<br />
noch nicht verwunden ist.<br />
Der Landwirt von heute sucht nach alternativen<br />
Einkommensquellen, indem er vermehrt auf<br />
Produkte setzt, die in <strong>der</strong> heutigen Zeit gefragt<br />
sind: biologisch angebautes Getreide, Gemüse,<br />
Kartoffeln, Obst, biologisch gefüttertes Vieh o<strong>der</strong><br />
nachwachsende Rohstoffe wie Raps. Als weiteres<br />
Standbein errichten und betreiben viele Landwirte<br />
Biogas- und Photovoltaikanlagen. Die <strong>VR</strong><br />
<strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> hat sich auf diese<br />
Verän<strong>der</strong>ungen eingestellt und tritt <strong>als</strong> absoluter<br />
Finanzierungsspezialist für solche Vorhaben auf.<br />
Das Wissen über die Kunden aus <strong>der</strong> Landwirtschaft,<br />
die jahrzehntelange Kundenbindung und<br />
das Finanzierungs-Know-how stellen die Erfolgsfaktoren<br />
dar.
© Birgit Heim / Pixelio.de<br />
3<br />
Ein Baum braucht gesunde<br />
und starke Wurzeln<br />
45
Die Darlehenskassen in <strong>der</strong> Region:<br />
Ohne Gesetze und Statuten geht es nicht<br />
46<br />
Im Jahr 1889 verabschiedete <strong>der</strong> Reichstag eine<br />
für das Deutsche Reich novellierte Fassung des<br />
20 Jahre zuvor beschlossenen Genossenschaftsgesetzes.<br />
Als oberstes Ziel erhielten alle Genossenschaften<br />
darin den Auftrag, den Erwerb und<br />
die Wirtschaft ihrer Mitglie<strong>der</strong> mittels gemeinsamen<br />
Geschäftsbetriebes zu för<strong>der</strong>n. Durch diese<br />
gesetzlichen Än<strong>der</strong>ungen kam es zu einem regelrechten<br />
Boom an genossenschaftlichen Neugründungen<br />
auch im ländlichen Bereich des Geschäftsgebietes<br />
<strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong>.<br />
Von den 31 weiteren, ehem<strong>als</strong> selbstständigen<br />
Banken, die neben dem „Vorschuß-Verein“ die<br />
Wurzeln <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> bilden,<br />
wurden 22 Darlehenskassen zwischen 1889 und<br />
1897 gegründet. Es folgten acht weitere Neugründungen<br />
bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges.<br />
Darunter war auch die <strong>Fulda</strong>er Kreditgenossenschaft<br />
<strong>eG</strong>mbH (1930), die <strong>als</strong> erste Bank bereits<br />
mit Wirkung vom 1. Januar 1942 mit <strong>der</strong> <strong>Fulda</strong>er<br />
Alte Filiale <strong>der</strong> Volksbank <strong>Fulda</strong><br />
Die Grün<strong>der</strong>väter<br />
waren Landwirte und<br />
Handwerker, häufi g aber<br />
auch Pfarrer und Lehrer.<br />
Kreditgenossenschaft <strong>eG</strong>mbH, <strong>der</strong> heutigen <strong>VR</strong><br />
<strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong>, fusionierte. Als<br />
31. und jüngste Bank wurde 1963 die Volksbank<br />
<strong>Fulda</strong> gegründet.<br />
Die Grün<strong>der</strong>väter waren Landwirte und Handwerker,<br />
häufi g aber auch Pfarrer und Lehrer. So<br />
wurde beim Mittelkalbacher Darlehenskassenvereins<br />
Lokalkaplan Ambros Kling zum ersten Vereinsvorsteher<br />
gewählt, und <strong>der</strong> erste „Rechner“<br />
wurde Lehrer Konstantin Hoffmann.
Ein Baum braucht gesunde und starke Wurzeln<br />
In Gersfeld war <strong>der</strong> Lehrer Jung <strong>der</strong> erste Vereinsvorsteher,<br />
und die Pfarrer Rhiel und Dr.<br />
Trute gehörten dem Aufsichtsrat an, wobei<br />
Letzterer den Vorsitz innehatte. Die tiefe Verbundenheit<br />
zur Kirche zeigt auch die Besetzung des<br />
Amtes des Unterverbandsdirektors des Raiffeisenverbandes<br />
mit einem kirchlichen Würdenträger,<br />
nämlich dem Geistlichen Rat Pfarrer<br />
Rudolf Lenz, Margretenhaun.<br />
Die ländlichen Genossenschaften, geprägt durch<br />
die Mitgliedschaft in <strong>der</strong> Generalanwaltschaft<br />
ländlicher Genossenschaften für Deutschland,<br />
gaben sich in <strong>der</strong> Regel einheitliche Statuten, die<br />
auf Mustersatzungen <strong>der</strong> Raiffeisendruckerei in<br />
Neuwied basierten. So war <strong>der</strong> Gegenstand des<br />
Unternehmens <strong>der</strong> ersten Darlehenskassen, die<br />
„Verhältnisse <strong>der</strong> Vereinsmitglie<strong>der</strong> in je<strong>der</strong> Beziehung<br />
zu verbessern, die dazu nöthigen Einrichtungen<br />
zu treffen, namentlich die zu Darlehen<br />
an die Mitglie<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Geldmittel unter<br />
gemeinschaftlicher Garantie zu beschaffen, beson<strong>der</strong>s<br />
auch müßig liegende Gel<strong>der</strong> anzunehmen<br />
und zu verzinsen“.<br />
Zudem ging es darum, „ein Kapital unter dem<br />
Namen ‚Stiftungsfonds zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wirtschaftsverhältnisse<br />
<strong>der</strong> Vereinsmitglie<strong>der</strong>‘ anzusammeln“.<br />
Dieser Stiftungsfonds sollte stets<br />
– <strong>als</strong>o auch nach etwaiger Aufl ösung <strong>der</strong> Genos- Ehemaliger Vorstand Rudi Ruppel<br />
Ehemaliger<br />
Vorstand<br />
Gustav Etzel<br />
47
48<br />
Schalterhalle in <strong>Fulda</strong> in den 60er Jahren<br />
senschaft – den Mitglie<strong>der</strong>n des Vereinsbezirks erhalten<br />
bleiben. Die „ganze Geschäftsführung des<br />
Vereins“ hatte „stets im Auge (zu) behalten“, dass<br />
„durch die materielle Hebung <strong>der</strong> Verhältnisse<br />
<strong>der</strong> Vereinsmitglie<strong>der</strong> hauptsächlich auch die sittliche<br />
Hebung des letzteren bezweckt wird“.<br />
Paragraf drei des Statuts regelte den Vereinsbezirk,<br />
aus welchem dispositionsfähige Personen<br />
dem Verein beitreten durften.<br />
Im Paragrafen fünf wurde <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />
geregelt (Tod, Umzug, Austrittserklärung,<br />
Ausschließung). Der Ausschluss von Genossen<br />
war möglich, wenn sie mit <strong>der</strong> Einzahlung <strong>der</strong><br />
Geschäftsanteile in Verzug waren, einer an<strong>der</strong>en<br />
auf unbeschränkter Haft- und Nachschusspfl icht<br />
beruhenden Kreditgenossenschaft <strong>als</strong> Mitglied<br />
beitraten o<strong>der</strong> sich auf Geschäfte mit Personen<br />
einließen, die in den Augen des Vorstandes <strong>als</strong><br />
Wucherer galten.<br />
Paragraf sechs des Statuts sah vor, dass weibliche<br />
Mitglie<strong>der</strong> an den Versammlungen nicht teilnehmen<br />
durften. Bei <strong>der</strong> Beschaffung und Verwendung<br />
<strong>der</strong> Vereinsmittel sah <strong>der</strong> Paragraf 29 vor,<br />
dass alle mit irgendeiner Gefahr verbundenen<br />
Geschäfte ausdrücklich verboten sind.<br />
Unmittelbar mit <strong>der</strong> Errichtung des Statuts trat<br />
die Grün<strong>der</strong>versammlung zur ersten Generalver-<br />
sammlung zusammen. Es erfolgte die Wahl des<br />
Vorstandes, des Aufsichtsrates und des Rechners.<br />
Im Weiteren wurden die wesentlichen Rahmenbedingungen<br />
festgelegt. Hierzu zählten unter an<strong>der</strong>em<br />
die Höhe <strong>der</strong> Kaution, die vom Rechner<br />
bei Annahme seines Amtes zu leisten war, die<br />
Minimalhöhe <strong>der</strong> Spareinlagen, die „Convention<strong>als</strong>trafe“<br />
wegen eines unentschuldigten Fernbleibens<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> von den Sitzungen <strong>der</strong> Generalversammlung,<br />
die Höhe des Gesamtbetrages<br />
von Darlehen an ein Mitglied, die „Convention<strong>als</strong>trafe“<br />
für Nichteinhaltung <strong>der</strong> Stillschweigeverpfl<br />
ichtung durch die Verwaltungsorgane, <strong>der</strong> Beitritt<br />
zum Generalanwaltschaftsverband ländlicher<br />
Genossenschaften für Deutschland und <strong>der</strong> Beitritt<br />
zur landwirtschaftlichen Central-Darlehenskasse<br />
für Deutschland.<br />
Wie wichtig den Vereinen die sittliche Komponente<br />
ihrer Satzung war, zeigt sich in folgendem<br />
Beispiel: So schloss <strong>der</strong> Wüstensachsener Darlehenskassenverein<br />
1922 ein Mitglied aus, weil dieses<br />
„sonntags während des Hauptgottesdienstes“<br />
mit dem Heuwagen durchs Dorf gefahren war und<br />
sich somit eine „grobe Sonntagsentheiligung“ zu-<br />
schulden hatte kommen lassen.<br />
Die Spar- und Darlehenskassen avancierten rasch<br />
zu einem Mittelpunkt des dörfl ichen Geschehens.
Die Spar- und Darlehenskassen<br />
avancierten rasch zum<br />
Mittelpunkt des dörfl ichen<br />
Geschehens.<br />
Meist war die „gute Stube“ des Vereinsvorstehers<br />
das Geschäftslokal. Nicht nur Finanzfragen zwischen<br />
Mitglied und Kasse wurden dort behandelt,<br />
son<strong>der</strong>n auch umfassen<strong>der</strong>e Beratung und<br />
praktische Hilfe geleistet. So erhielt man etwa<br />
Rat in Behördenangelegenheiten o<strong>der</strong> konnte<br />
ein Schriftstück aufsetzen lassen. Oft standen<br />
dort später das einzige Telefon und die einzige<br />
Schreibmaschine im Dorf.<br />
Zu den wichtigen Aufgabengebieten <strong>der</strong> Kassenvereine<br />
zählte das gemeinschaftliche Anschaffen<br />
von landwirtschaftlichen Gerätschaften, die dann<br />
von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Genossenschaft ausge-<br />
Schalterhalle mit Treppe in <strong>Fulda</strong> in den 60er Jahren<br />
Ein Baum braucht gesunde und starke Wurzeln<br />
liehen werden konnten. So schaffte zum Beispiel<br />
<strong>der</strong> Dietershäuser Darlehenskassenverein bereits<br />
im Jahr 1899 eine Viehwaage an. 1901 folgte eine<br />
Dreschmaschine. Das dazugehörende Dampfl okomobil<br />
wurde außerhalb <strong>der</strong> Dreschzeit in einem<br />
Steinbruch eingesetzt. 1913 wurde in eine<br />
Strohpresse investiert, 1934 in eine Saatgutreinigungsanlage,<br />
1938 eine Zugmaschine und 1941<br />
eine Dämpfkolonne angeschafft.<br />
Auch die an<strong>der</strong>en ländlichen Genossenschaften<br />
im Geschäftsgebiet kauften im Verlauf <strong>der</strong> Jahre,<br />
je nach Notwendigkeit und wirtschaftlicher<br />
Lage des Vereins, landwirtschaftliche Maschinen,<br />
die den Vereinsmitglie<strong>der</strong>n gegen ein geringes<br />
Entgelt zur Verfügung gestellt wurden (zum Beispiel<br />
He<strong>der</strong>ichspritzen, Streumaschinen, Fuhrwerkswaagen,<br />
Wieseneggen und Getrei<strong>der</strong>einigungsanlagen).<br />
Um die erworbenen Maschinen<br />
unterzustellen und dem zunehmenden landwirtschaftlichen<br />
Umsatz gerecht zu werden, kauften<br />
die Genossenschaften später Grundstücke und<br />
Scheunen, auf o<strong>der</strong> in denen sie Lagerhallen errichteten.<br />
Waren die Maschinen durch die eige-<br />
49
50<br />
Hans Vogel, Axel Greuling, Emil Schratz, Manfred Gerhard, Helmut Felber<br />
nen Mitglie<strong>der</strong> nicht bereits ausreichend genutzt,<br />
wurden sie auch an Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nachbargenossenschaften<br />
verliehen.<br />
Mit zunehmendem gemeinschaftlichem Bezug<br />
von landwirtschaftlichen Waren (Düngemittel,<br />
Saatgut, Thomasmehl, Kohle) wurden die bereits<br />
vorhandenen Lagerfl ächen knapp. Weitere Grundstücke<br />
und Gebäude (jetzt zunehmend auch mit<br />
Geschäftsräumen) wurden erworben beziehungsweise<br />
bebaut.<br />
Zu Beginn wurden die Geschäfte in <strong>der</strong> Regel<br />
ehrenamtlich geführt. Die Geschäftszeiten waren<br />
stark eingeschränkt und oft nicht regelmäßig.<br />
Erst im Laufe <strong>der</strong> Zeit und mit zunehmendem<br />
Umsatz im Bank- und Warengeschäft wurden die<br />
Öffnungszeiten ausgeweitet und feste Kassenstunden<br />
eingerichtet. So hatte beispielsweise <strong>der</strong><br />
Neuhöfer Darlehenskassenverein im Jahr 1936<br />
folgende Kassenstunden: montags bis freitags<br />
von 8.30 bis 12.00 Uhr und von 14.30 bis 18.00<br />
Uhr, samstags von 8.30 bis 13.00 Uhr und sonntags<br />
„für beson<strong>der</strong>e Fälle“ nur nach dem Hauptgottesdienst<br />
bis 12 Uhr.<br />
Mit <strong>der</strong> eingangs zitierten Gesetzesnovelle von<br />
1889 wurde die Gründung von Genossenschaften<br />
mit beschränkter Haftpfl icht zulässig. Zuvor<br />
hatten die Mitglie<strong>der</strong> unbeschränkt gehaftet, was<br />
vielen zu riskant erschien. Die Umwandlung<br />
von Genossenschaften in solche mit beschränkter<br />
Haftpfl icht, wie sie heute üblich sind, begann<br />
im hiesigen Geschäftsgebiet jedoch erst relativ<br />
spät. Die meisten <strong>der</strong> zu diesem Zeitpunkt noch<br />
eigenständigen Raiffeisenkassen stellten ihre<br />
Haftform erst in den Jahren 1946, 1949 und<br />
1961 bis 1963 um.<br />
Als Kin<strong>der</strong> ihrer Zeit modifi zierten die Genossenschaften<br />
immer wie<strong>der</strong> ihre Organisationsform<br />
und formulierten neue ökonomische Antworten<br />
auf aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen eines sich ständig<br />
verän<strong>der</strong>nden Umfelds. Am schwierigsten war<br />
dies unter den konträr zu eigenen Prinzipien stehenden<br />
Bedingungen <strong>der</strong> nation<strong>als</strong>ozialistischen<br />
Diktatur. Aber selbst dam<strong>als</strong> verloren sie ihre<br />
Grundsätze nicht aus dem Blick.<br />
Nach 1945 knüpfte die genossenschaftliche Bewegung<br />
wie<strong>der</strong> entschlossen an ihre identitäts-
stiftenden Leitlinien und bewährten<br />
Traditionen an. Dabei sind die Genossenschaften<br />
von heute in ihrer äußeren<br />
Gestalt oft kaum mehr mit jenen <strong>der</strong><br />
Grün<strong>der</strong>generation vergleichbar. Viele<br />
sind große mittelständische Unternehmen<br />
mit internationalen Kooperationspartnern.<br />
Auf Anregung <strong>der</strong> Verbände weiteten<br />
die Genossenschaften ihre Leistungen<br />
aus. Banken etwa boten nun erstm<strong>als</strong><br />
Kontokorrentkonten für Handwerker<br />
und Kaufl eute an und führten Wechselgeschäfte<br />
ein. Ziel solcher Verbandsinitiativen war es, die<br />
Genossenschaften wettbewerbsfähig zu machen<br />
beziehungsweise zu erhalten.<br />
Im hiesigen Geschäftsgebiet war diese Entwicklung<br />
vor allem im Jahr 1934 stark ausgeprägt.<br />
Eine Vielzahl <strong>der</strong> Genossenschaften im Geschäftsgebiet<br />
nahm ein neues Musterstatut an, in dem<br />
neben den bisher betriebenen Geschäften weitere<br />
zugelassen wurden.<br />
Ab Mitte <strong>der</strong> 30er Jahre wurde ein einheitliches<br />
äußeres Erscheinungsbild forciert. Die Kreditgenossenschaften<br />
wurden von ihren Verbänden<br />
gedrängt, jeweils einheitliche Firmierungen anzunehmen.<br />
Sie sollten sich künftig <strong>als</strong> „Raiffeisenbanken“<br />
o<strong>der</strong> <strong>als</strong> „Volksbanken“ bezeichnen. Dies<br />
führte ab 1943 in einigen Fällen zur Umfi rmierung<br />
von „Spar- und Darlehenskassen“ in „Raiffeisenkassen“.<br />
1934 entstand das „Giebelkreuz“ <strong>als</strong><br />
verbindendes Zeichen <strong>der</strong> Raiffeisen-Genossenschaften,<br />
1941 das „V“ <strong>der</strong> Volksbanken.<br />
Eine weitere Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Genossenschaften<br />
war zum damaligen Zeitpunkt ihr sehr geringes<br />
Professionalisierungsniveau. Ehrenamtliche Tätigkeit<br />
war <strong>der</strong> Normalzustand. Vorstand, Rechner<br />
und Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong> waren in <strong>der</strong> Regel<br />
Laien und mussten sich in ihre Aufgaben einarbeiten.<br />
Ab und an wurden die Geschäfte auch durch<br />
Familienverbünde geführt.<br />
Folgendes Beispiel zeigt, dass bei <strong>der</strong> Führung<br />
<strong>der</strong> Geschäfte auch improvisiert werden musste:<br />
In Reulbach übernahm kurzerhand <strong>der</strong> Sohn<br />
die Geschäfte <strong>der</strong> Darlehenskasse, <strong>als</strong> sein Vater<br />
(Rechner Josef Vey) in den Krieg zog.<br />
Nicht in allen Fällen war die Geschäftsführung<br />
durch Laien mit Erfolg gekrönt. So hatte <strong>der</strong> Neuhöfer<br />
Darlehenskassenverein in den Jahren <strong>der</strong><br />
Scheinblüte Geschäfte gemacht, die mit seinen<br />
Ein Baum braucht gesunde und starke Wurzeln<br />
Ehrenamtliche Tätigkeit<br />
war <strong>der</strong> Normalzustand.<br />
Vorstand, Rechner und Aufsichtsratsmitglie<strong>der</strong><br />
waren in <strong>der</strong><br />
Regel Laien und mussten sich in<br />
ihre Aufgaben einarbeiten.<br />
eigentlichen Aufgaben nichts zu tun hatten. Auch<br />
hatte er Darlehen ohne genügende Sicherheiten<br />
vergeben. Dies führte 1930 zu Schwierigkeiten<br />
bei <strong>der</strong> Darlehenskasse, nachdem die Revision<br />
einen Fehlbetrag von 800.000 Reichsmark aus<br />
ungedeckten Wechseln ermittelt hatte.<br />
Die Schuldfrage konnte nicht restlos geklärt werden.<br />
So beschloss eine außerordentliche Generalversammlung<br />
die Sanierung <strong>der</strong> Kasse. Unter<br />
an<strong>der</strong>em wurden <strong>der</strong> Aufwertungsstock für die Infl<br />
ationsgeschädigten zur Deckung herangezogen<br />
und die Geschäftsanteile von 10 auf 410 Mark<br />
(bei regelmäßiger Einzahlung innerhalb von zehn<br />
Jahren) erhöht. Durch die Sanierung waren zwar<br />
die Probleme <strong>der</strong> Kasse gelöst, aber die Erregung<br />
hielt noch lange an.<br />
Das „Reichsgesetz über das Kreditwesen“ brachte<br />
1934 erstm<strong>als</strong> eine umfassende rechtliche Regelung<br />
des Bankgeschäfts, unter an<strong>der</strong>em durch<br />
eine obligatorische Risikostreuung sowie die<br />
Pfl icht zur monatlichen Berichterstattung gegenüber<br />
<strong>der</strong> parallel eingeführten Bankenaufsicht,<br />
zur Meldung von Großkrediten und zur Haltung<br />
von bestimmten Liquiditätsreserven. Diese<br />
strengen gesetzlichen Aufl agen verstärkten – zunächst<br />
in städtischen Kreditgenossenschaften –<br />
die Tendenz, von <strong>der</strong> ehren- und nebenamtlichen<br />
zur hauptamtlichen Geschäftsführung überzugehen.<br />
Die Mitgliedschaft in einem Verband sowie<br />
die jährliche Prüfung durch denselben wurden<br />
darin für alle Genossenschaften zwingend vorgeschrieben.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) standen<br />
Genossenschaften wie die gesamte deutsche<br />
Gesellschaft vor einem Scherbenhaufen. Genossenschaftlichen<br />
Einrichtungen, sofern sie überhaupt<br />
noch existierten, fehlten Mitglie<strong>der</strong>, von<br />
denen viele im Krieg gefallen waren. Vor allem<br />
51
52<br />
in den Städten waren Geschäftsgebäude oft ganz<br />
o<strong>der</strong> teilweise zerstört, und das Geldvermögen<br />
<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> war weitgehend vernichtet. Doch<br />
in <strong>der</strong> schwierigen Nachkriegssituation bewährten<br />
sich genossenschaftliche Prinzipien <strong>der</strong> gemeinschaftlichen<br />
Selbsthilfe und die langjährige<br />
Erfahrung im Meistern von Krisen. Allerorten<br />
begann <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau.<br />
Nach Kriegsende trennten sich die genossenschaftlichen<br />
Wege in Ost und West. Politische Entscheidungen<br />
durchkreuzten die Bemühungen in<br />
<strong>der</strong> damaligen sowjetischen Besatzungszone, Genossenschaften<br />
und Verbände nach altem demokratischem<br />
Vorbild wie<strong>der</strong> Leben einzuhauchen.<br />
Der „Kongress <strong>der</strong> ländlichen Genossenschaften<br />
Deutschlands“ 1949 in Ost-Berlin leitete ihre<br />
Umwandlung beziehungsweise Aufl ösung ein.<br />
Das Genossenschaftsgesetz blieb zwar prinzipiell<br />
gültig, aber ab 1950 verloren die Genossenschaften<br />
in <strong>der</strong> DDR ihren von Schulze-Delitzsch und<br />
Raiffeisen geprägten Charakter. Sie wurden in das<br />
sozialistische System, das Planwirtschaft an die<br />
Stelle des marktwirtschaftlichen Wettbewerbes<br />
setzte, eingeordnet und entsprechend politisch<br />
ausgerichtet.<br />
Ein auch sinnbildlicher Abschluss dieser Entwicklung<br />
war 1974 die Umwandlung <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong>en<br />
zu Genossenschaftskassen infolge<br />
<strong>der</strong> neuen sozialistischen Verfassung <strong>der</strong> DDR.<br />
Sie waren damit auch formal kein Eigentum ihrer<br />
Mitglie<strong>der</strong> mehr.<br />
Die Bäuerlichen Handelsgenossenschaften (BHG),<br />
die aus den 1945 zunächst wie<strong>der</strong> zugelassenen<br />
Raiffeisengenossenschaften hervorgegangen waren,<br />
verschmolzen 1950 auf Anordnung <strong>der</strong> Behörden<br />
mit <strong>der</strong> Massenorganisation „Vereinigung<br />
<strong>der</strong> gegenseitigen Bauernhilfe“ (VdgB).<br />
Auch den eigenständigen Genossenschaften in Kaltenlengsfeld,<br />
Kaltenwestheim, Kaltensundheim,<br />
Kaltennordheim, Gerthausen und Oberweid/<br />
Unterweid blieb dieses Schicksal nicht erspart.<br />
Bereits 1954 ging die Kasse in Ober-/Unterweid<br />
in <strong>der</strong> VdgB-BHG <strong>eG</strong>oN „Hohe Rhön“ Kaltenwestheim<br />
auf, welche ihrerseits am 5. August 1964<br />
durch die VdgB-BHG <strong>eG</strong>oN Kaltensundheim aufgenommen<br />
wurde. Am 17. Mai 1972 nahm die<br />
VdgB-BHG <strong>eG</strong>oN Kaltennordheim schließlich die<br />
VdgB-BHG <strong>eG</strong>oN Kaltensundheim auf, nachdem<br />
sie am 1. Juli 1953 bereits die VdgB-BHG <strong>eG</strong>oN<br />
Kaltenlengsfeld übernommen hatte.<br />
In <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland fl orierten die<br />
Genossenschaften dank stabiler politischer Rahmenbedingungen<br />
und des beispiellosen ökonomischen<br />
Aufschwungs mit hohen Wachstumsraten<br />
zwischen 1950 und 1974. Ein neuer und breiter<br />
Mittelstand bildete sich heraus, Lebensgewohnheiten<br />
verän<strong>der</strong>ten sich.<br />
Das ehem<strong>als</strong> agrarisch geprägte Land wurde<br />
nicht nur zügig weiter industrialisiert, son<strong>der</strong>n<br />
verwandelte sich mehr und mehr in eine Dienstleistungsgesellschaft.<br />
Der zunehmende Einsatz<br />
mo<strong>der</strong>ner Technik führte zu Produktivitätssteigerungen<br />
in fast allen ökonomischen Bereichen.<br />
Umfangreiche Investitionen wie<strong>der</strong>um führten<br />
zu einer starken Nachfrage nach Bankkrediten.<br />
So bauten und erweiterten auch die Genossenschaften<br />
im heutigen Geschäftsgebiet ihre Geschäftsräume,<br />
welche gerade auch im ländlichen<br />
Bereich durch Lagerhallen und Kohlebunker ergänzt<br />
wurden.<br />
Das Kreditwesengesetz von 1961 legte ausdrücklich<br />
die Abschlussprüfung in wesentlichen Bereichen<br />
des Bankbetriebes, eine Organisationsprüfung,<br />
die Kreditprüfung und die Prüfung <strong>der</strong><br />
wirtschaftlichen Verhältnisse des Instituts fest.
Dies entsprach ohnehin dem genossenschaftlichen<br />
Selbstverständnis. Gleichzeitig erhöhten immer<br />
größere und komplexer aufgebaute Primärgenossenschaften<br />
die qualitativen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Kompetenz <strong>der</strong> Berater.<br />
1958 hob das Bundesverfassungsgericht die<br />
Bedürfnisprüfung für Bank- und Zweigstellengründungen<br />
auf. Die Folge war ein Boom von<br />
Filialgründungen. Bis 1978 wuchs die Zahl <strong>der</strong><br />
Zweigstellen von Kreditgenossenschaften von<br />
etwa 2.400 auf knapp 15.000. So eröffnete auch<br />
die <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> Zweigstellen in<br />
Künzell-Bachrain (1966), am Rosengarten (1968)<br />
und in Neuhof (1982).<br />
Aber es gab auch eine Kehrseite: Mit Aufhebung<br />
<strong>der</strong> Bedürfnisprüfung entstand erstm<strong>als</strong> im ländlichen<br />
Raum eine nennenswerte Konkurrenz. Sparkassen<br />
und einige Privatbanken schufen ebenfalls<br />
ein breites Nie<strong>der</strong>lassungsnetz.<br />
Als 1967 die staatliche Zinsbindung aufgehoben<br />
wurde, verschärfte sich nicht nur <strong>der</strong> Wettbewerb<br />
gegenüber an<strong>der</strong>en Bankgruppen, son<strong>der</strong>n auch<br />
unter den Kreditgenossenschaften. Der Professionalisierungsdruck<br />
für <strong>Genossenschaftsbank</strong>en<br />
nahm zu.<br />
Bei den Banken erhöhten zunächst die fl ächendeckende<br />
Einführung <strong>der</strong> bargeldlosen Lohnzahlung<br />
und weitere gesetzliche Än<strong>der</strong>ungen den<br />
Wettbewerbsdruck. Im Bankengeschäft wurde<br />
mit dem Än<strong>der</strong>ungsgesetz zum Genossenschaftsgesetz<br />
1973 das Nichtmitglie<strong>der</strong>geschäft freigegeben.<br />
Dies schloss die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong>en<br />
hin zu Universalbanken ab. Drei<br />
Jahre später wurden bei einer Novellierung des<br />
Kreditwesengesetzes hauptamtliche Leiter für<br />
sie festgeschrieben und das Vier-Augen-Prinzip<br />
eingeführt. Ein höherer Professionalisierungsgrad<br />
war nun unausweichlich. In <strong>der</strong> Folge min<strong>der</strong>te<br />
sich unter an<strong>der</strong>em die Zahl <strong>der</strong> Genossenschaften,<br />
die sowohl Bank- <strong>als</strong> auch Warengeschäfte<br />
betrieben.<br />
Als ein erfolgreicher Weg, im härter gewordenen<br />
Wettbewerb zu bestehen, erwies sich die Verschmelzung<br />
von Kreditgenossenschaften zu größeren<br />
und leistungsfähigeren Einheiten. Die Verbände<br />
för<strong>der</strong>ten diesen Prozess nachdrücklich,<br />
wobei sie das Erzielen von Synergieeffekten in<br />
Bahnhofstraße 1987 zum 125-jährigen Jubiläum<br />
Ein Baum braucht gesunde und starke Wurzeln<br />
Filiale in <strong>der</strong> Bahnhofstraße – Umbau im Erdgeschoss 1984<br />
53
54<br />
Eröffnung <strong>der</strong> Filiale in Thalau im Dezember 1996<br />
Neubau am Zollweg in Neuhof 1999<br />
den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten rückten. Auch<br />
im Geschäftsgebiet <strong>der</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong><br />
kam es in <strong>der</strong> Folge zu zahlreichen Fusionen.<br />
Angesichts <strong>der</strong> deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung am<br />
3. Oktober 1990 war auf dem Bankensektor <strong>der</strong><br />
ostdeutsche Markt von Beginn an hart umkämpft.<br />
Ostdeutschen Genossenschaften lagen früh Joint-<br />
Venture-Angebote westdeutscher Kreditbanken<br />
und internationaler Banken vor. Frühe persönliche<br />
Kontakte zwischen ost- und westdeutschen<br />
Genossenschaften bildeten eine wichtige Basis für<br />
die bald intensive Unterstützung zum Wie<strong>der</strong>aufbau<br />
eines zukunftsfähigen ostdeutschen Genossenschaftswesens.<br />
Bereits im Frühjahr 1990 stellten die letzten beiden<br />
Regierungen <strong>der</strong> DDR legislative Weichen<br />
für einen genossenschaftlichen Neuanfang. Die<br />
Massenorganisation „Vereinigung <strong>der</strong> gegenseitigen<br />
Bauernhilfe“ (VdgB) wurde aufgelöst,<br />
<strong>der</strong> Bauernverband <strong>der</strong> DDR trat an ihre Stelle.<br />
Die Genossenschaften <strong>der</strong> DDR erhielten ihre<br />
unternehmerische Eigenständigkeit zurück und<br />
wurden wie<strong>der</strong> an das mitgliedschaftliche För<strong>der</strong>ungsprinzip<br />
gebunden.<br />
So arbeitete die dam<strong>als</strong> noch eigenständige Raiffeisenkasse<br />
Hohe Rhön <strong>eG</strong> Hil<strong>der</strong>s früh mit <strong>der</strong><br />
VdgB Kaltennordheim im Rahmen einer Kooperation<br />
zusammen. 1991 erfolgte die Fusion.
Ein Baum braucht gesunde und starke Wurzeln<br />
Immer wie<strong>der</strong> neue Namen: Vom „Vorschuß-<br />
Verein“ zur <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
Zur Zeit <strong>der</strong> Gründung des „Vorschuß-Vereins zu<br />
<strong>Fulda</strong>“ – <strong>als</strong>o im Jahr 1862 – regelten noch keine<br />
gesetzlichen Bestimmungen das Vereinsleben und<br />
dessen Unternehmungen. Für die Geschäftsführung<br />
war das selbst erarbeitete Statut maßgeblich.<br />
Erst das erste Genossenschaftsgesetz regelte<br />
1869 die Stellung <strong>der</strong> Genossenschaften, erließ<br />
Vorschriften für Vorstand und Aufsichtsrat und<br />
defi nierte die Rechte und Pfl ichten <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Das Statut musste mit den gesetzlichen Bestimmungen<br />
in Einklang gebracht werden. Seine<br />
revidierte Fassung, nach <strong>der</strong> die Firma nun<br />
„Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong>, eingetragene Genossenschaft“<br />
hieß, wurde am 14. Dezember 1869<br />
von <strong>der</strong> Generalversammlung genehmigt. Nach<br />
diesem Statut hatte jedes Mitglied mit seinem<br />
ganzen Vermögen für die Verbindlichkeiten des<br />
Vereins zu haften.<br />
Mit dem zwei Jahrzehnte später novellierten Genossenschaftsgesetz<br />
wurde die Möglichkeit eröffnet,<br />
die Haftung zu begrenzen. Auf Anraten <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>ehrung im Kolpinghaus 2001<br />
Verbandsleitung behielt <strong>der</strong> „Vorschuß-Verein<br />
zu <strong>Fulda</strong>“ aber die alte Rechtsform bei, was in<br />
<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Gesetzesnovelle gefor<strong>der</strong>ten erneuten<br />
Umbenennung deutlich wird: Laut Beschluss<br />
<strong>der</strong> Generalversammlung vom 1. Oktober 1889<br />
fi rmiert <strong>der</strong> „Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong>“ nun <strong>als</strong><br />
„eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter<br />
Haftpfl icht“.<br />
In <strong>der</strong> Folgezeit hatte die unbeschränkte Haftpfl<br />
icht allerdings negative Auswirkungen auf die<br />
Mitglie<strong>der</strong>entwicklung, so dass in <strong>der</strong> Generalversammlung<br />
vom 11. August 1903 die Umwandlung<br />
in die beschränkte Haftpfl icht beschlossen wurde.<br />
Das Unternehmen hieß nun offi ziell „Vorschuß-<br />
Verein zu <strong>Fulda</strong>, eingetragene Genossenschaft mit<br />
beschränkter Haftpfl icht“.<br />
Die Geschäftsberichte <strong>der</strong> Bank weisen von ihrer<br />
Gründungsphase bis zum Ausbruch des Ersten<br />
Weltkrieges eine permanente Ausweitung <strong>der</strong> geschäftlichen<br />
Entwicklung und <strong>der</strong> angebotenen<br />
Dienstleistungen aus.<br />
55
56<br />
Nachdem das Kreditbedürfnis <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> zunächst<br />
auf dem Wege des Vorschusses befriedigt<br />
wurde, erfolgte bereits 1865 die Einführung des<br />
Kontokorrentverkehrs. Um den steigenden Kreditbedürfnissen<br />
<strong>der</strong> Geschäftskunden entspre-<br />
Luftbild <strong>der</strong> Filiale in Rothemann<br />
Neueröffnung <strong>der</strong> Filiale am Zollweg in Neuhof<br />
chen zu können, wurden in <strong>der</strong> Folgezeit auch<br />
Kredite bei Banken aufgenommen.<br />
Im Zahlungsverkehr wurden um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />
„Auszahlungen auf alle in- und ausländischen<br />
Plätze (speciell Nordamerika, etc.)“<br />
angeboten. Der Hinweis auf Nordamerika hing<br />
offensichtlich mit den starken Auswan<strong>der</strong>ungen<br />
aus dem <strong>Fulda</strong>er Land nach Übersee zusammen.<br />
Der Erste Weltkrieg und die Notzeit <strong>der</strong> Nachkriegsjahre<br />
mit <strong>der</strong> sich anschließenden Infl ation<br />
setzten <strong>der</strong> kapitalmäßig gut ausgestatteten Bank<br />
hart zu.<br />
In <strong>der</strong> Folge schloss sich <strong>der</strong> „Vorschuß-Verein“ in<br />
1923 dem Hansa-Bank-Consortium in München<br />
an und fi rmierte ab dem 24. Juli 1923 <strong>als</strong> „Hansa-<br />
Bank <strong>Fulda</strong> e.G.m.b.H.“. Unternehmenszweck<br />
<strong>der</strong> Hansabank <strong>Fulda</strong> war die „För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
produktiven, wirtschaftlichen Arbeit unter beson<strong>der</strong>er<br />
Wahrung <strong>der</strong> Interessen des christlichen<br />
Mittelstandes“. Unter Ausschluss einer kapitalistischen<br />
Dividendenpolitik wollte das Unternehmen<br />
<strong>als</strong> gemeinnützige Genossenschaft wirken.<br />
Da das Hansa-Bank-Consortium nach Beendigung<br />
<strong>der</strong> Infl ation Ende 1923 genötigt war, seine<br />
Selbstständigkeit aufzugeben, musste sich auch<br />
die <strong>Fulda</strong>er Bank neu aufstellen.<br />
Die Ausdehnung des Kreditgeschäftes bedurfte<br />
einer Stärkung <strong>der</strong> Eigenmittel, die mit Hilfe <strong>der</strong><br />
vorhandenen Mitglie<strong>der</strong> kaum möglich war, da<br />
diese mit <strong>der</strong> Volleinzahlung <strong>der</strong> Anteile oft im<br />
Rückstand blieben.<br />
Daher wurde in <strong>der</strong> außerordentlichen Generalversammlung<br />
vom 10. April 1924 die Umfi rmierung<br />
in „Kurhessische Bauernbank (Bank für<br />
Landwirtschaft, Handel und Gewerbe) e.G.m.b.H.<br />
<strong>Fulda</strong>“ beschlossen mit <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Ausdehnung<br />
<strong>der</strong> Geschäftstätigkeit auf die Bauernschaft. Der<br />
bisherige Kundenkreis, <strong>der</strong> sich aus dem gewerblichen<br />
Klein- und Mittelstand <strong>der</strong> Stadt <strong>Fulda</strong> und<br />
Umgebung zusammensetzte, wurde beibehalten.<br />
Der neuen Genossenschaft wurden in <strong>der</strong> Folge<br />
große Beträge aus staatlichen Gel<strong>der</strong>n zur Verfügung<br />
gestellt. Sie sollten in erster Linie dazu<br />
dienen, die Kreditansprüche <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />
Betriebe zu befriedigen. Dies führte in<br />
1924 kurzfristig zu einem bedeutenden Zugang<br />
bei den Mitglie<strong>der</strong>n. Die Mitglie<strong>der</strong>zahl wuchs,<br />
mit einer deutlichen Verschiebung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>struktur<br />
zu den Landwirten, um 1066 auf 1982<br />
Mitglie<strong>der</strong> an.
Nach einer kurzen wirtschaftlichen Aufschwungphase<br />
<strong>der</strong> Bank wirkte sich die aufgrund <strong>der</strong><br />
Depressionszeit in <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte 1931<br />
einsetzende schwere Krise auf die Geschäftsentwicklung<br />
beson<strong>der</strong>s gravierend aus. Mit <strong>der</strong><br />
Bilanz 1933 war <strong>der</strong> Tiefststand <strong>der</strong> Entwicklung<br />
erreicht.<br />
In <strong>der</strong> außerordentlichen Generalversammlung<br />
vom 13. März 1934 wurde beschlossen, dass zur<br />
Gesundung <strong>der</strong> Bank die Geschäftstätigkeit wie<strong>der</strong><br />
auf den Mittelstand gerichtet werden sollte.<br />
Als äußeres Zeichen dieser Entwicklung wurde<br />
die Firma erneut in „Vorschuß-Verein e.G.m.b.H.<br />
zu <strong>Fulda</strong>“ geän<strong>der</strong>t.<br />
Die Geschäfte <strong>der</strong> Bank entwickelten sich in <strong>der</strong><br />
Folge positiv. Dies lag vor allem an den Krediten,<br />
die Gewerbetreibenden für die Kasernenbauten<br />
in <strong>Fulda</strong> gewährt wurden.<br />
In <strong>der</strong> Generalversammlung des „Vorschuß-Vereins“<br />
vom 30. September 1941 wurde die Verschmelzung<br />
<strong>der</strong> „<strong>Fulda</strong>er Kreditgenossenschaft<br />
e.G.m.b.H. zu <strong>Fulda</strong>“ mit dem „Vorschuß-Verein<br />
e.G.m.b.H. zu <strong>Fulda</strong>“ genehmigt. Rationalisierungsgründe<br />
führten zu <strong>der</strong> Fusion <strong>der</strong> beiden in<br />
<strong>Fulda</strong> bestehenden Kreditgenossenschaften. Die<br />
Wie<strong>der</strong>eröffnung <strong>der</strong> Filiale in Wüstensachsen nach grundlegendem Umbau<br />
Ein Baum braucht gesunde und starke Wurzeln<br />
Ehemalige Filiale in Oberkalbach<br />
neue Firma hieß „<strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong><br />
e.G.m.b.H. zu <strong>Fulda</strong>“.<br />
Die fusionierte <strong>Fulda</strong>er Kreditgenossenschaft war<br />
am 31. Januar 1930 durch 23 Kunden <strong>der</strong> damaligen<br />
Kurhessischen Raiffeisenbank, Geschäftsstelle<br />
<strong>Fulda</strong>, gegründet worden. Hintergrund war die<br />
Finanzierung von Debitorenkunden <strong>der</strong> in Liqui-<br />
57
58<br />
dation gegangenen Deutschen<br />
Raiffeisenbank A.G., da<br />
diese die eingeräumten Kredite nicht<br />
in kürzester Zeit zurückzahlen konnten.<br />
Mit <strong>der</strong> Währungsreform 1948 begann eine Zeit<br />
nahezu permanenten Wachstums, das sich in den<br />
60er Jahren durch die Übernahme <strong>der</strong> Raiffeisenkasse<br />
Horas <strong>eG</strong>mbH (1961) und <strong>der</strong> Raiffeisenkasse<br />
Kämmerzell <strong>eG</strong>mbH (1968) außerordentlich<br />
beschleunigte.<br />
In den 80er Jahren setzte sich <strong>der</strong> Fusionsprozess<br />
fort. 1987 wurden die Raiffeisenbank <strong>eG</strong> Eichenzell<br />
und die Raiffeisenbank Rothemann <strong>eG</strong> übernommen.<br />
Weitere Fusionen folgten durch die Verschmelzung<br />
mit <strong>der</strong> Raiffeisenbank Neuhof <strong>eG</strong><br />
Mit <strong>der</strong> Währungsreform<br />
1948 begann<br />
eine Zeit permanenten<br />
Wachstums.<br />
(1990), <strong>der</strong> Raiffeisenbank Vor<strong>der</strong>rhön <strong>eG</strong> (1992),<br />
<strong>der</strong> Volksbank <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> (1996) und <strong>der</strong> Raiffeisenbank<br />
Hohe Rhön <strong>eG</strong> Hil<strong>der</strong>s (2001).<br />
Anlässlich <strong>der</strong> Fusion mit <strong>der</strong> Volksbank <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
im Jahre 1996 wurde die Firmierung in die heutige<br />
„<strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> Volksbank<br />
Raiffeisenbank seit 1862“ geän<strong>der</strong>t.
4<br />
Das Geschäftsmodell –<br />
o<strong>der</strong>: Was uns antreibt<br />
59
Gemeinsam sind wir stark!<br />
60<br />
Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen<br />
viele. Dieses Prinzip beschreibt die Grundidee<br />
aller Genossenschaften. Alle Mitglie<strong>der</strong> sind<br />
gleichberechtigte Eigentümer. Je<strong>der</strong> Eigentümer<br />
hat eine Stimme.<br />
Der <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> gehören<br />
Ende 2011 mehr <strong>als</strong> 15.500 Mitglie<strong>der</strong> an. Sie wirken<br />
gleichberechtigt über die Wahl <strong>der</strong> Vertreter an<br />
<strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Genossenschaft mit. Die Eigentümerstruktur<br />
ist damit bewusst sehr breit gestreut.<br />
Jedes Mitglied hat eine Stimme, unabhängig von<br />
<strong>der</strong> Zahl seiner Geschäftsanteile. Damit wird sichergestellt,<br />
dass die Genossenschaft nicht durch<br />
wenige kapit<strong>als</strong>tarke Mitglie<strong>der</strong> dominiert wird.<br />
Nachwuchskicker beim <strong>VR</strong>-Fussballcamp in Dirlos 2011<br />
Die Vertreter wählen die Mitglie<strong>der</strong> des Aufsichtsrates<br />
und beschließen in <strong>der</strong> Vertreterversammlung<br />
beispielsweise die Feststellung des<br />
Jahresabschlusses, die Verwendung des Jahresüberschusses,<br />
die Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Satzung und<br />
die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.<br />
Dieses demokratische Prinzip ist einmalig. Die<br />
Bank ist somit die Bank <strong>der</strong> Bürger in <strong>der</strong> Region.<br />
Der Zweck <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong><br />
<strong>eG</strong> ist, ihre Mitglie<strong>der</strong> zu betreuen und wirtschaftlich<br />
zu för<strong>der</strong>n. Daher ist die Bank kein<br />
Produktanbieter, <strong>der</strong> wie eine Direktbank ohne<br />
individuelle Beratung und ohne Prüfung des Be-<br />
darfs zu Niedrigstpreisen Dienstleistungen an den<br />
Mann bringen möchte. Betreuung und För<strong>der</strong>ung<br />
heißt die Leitlinie. Zusammen mit ihren Kunden<br />
und Mitglie<strong>der</strong>n möchte das Institut die fi nanzielle<br />
Entwicklung ein Leben lang begleiten und<br />
Kunden und Mitglie<strong>der</strong> über dauerhafte qualitativ<br />
hochwertige Beratungen betreuen und för<strong>der</strong>n.<br />
Dies war schon <strong>der</strong> Leitgedanke <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>. Frei<br />
nach dem Motto: „Gemeinsam sind wir stark!“<br />
Orientierung am Miteinan<strong>der</strong><br />
Die <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> gestaltet<br />
mit ihren Kunden und Mitglie<strong>der</strong>n die Region <strong>Fulda</strong><br />
verantwortungsvoll seit nunmehr 150 Jahren.<br />
Ihre Leitlinie orientiert sich einerseits am Miteinan<strong>der</strong>,<br />
gemeinsam vertrauensvoll zu arbeiten. An<strong>der</strong>erseits<br />
steht <strong>der</strong> Kunde mit seinen fi nanziellen<br />
Fragen in allen Lebensphasen im Mittelpunkt.<br />
Gemeinsam groß werden<br />
Von <strong>der</strong> Geburt über die ersten Schritte bis hin<br />
zur Schule, die Zeit vergeht wie im Fluge. Kin<strong>der</strong><br />
müssen lernen, mit Geld umzugehen. Die Bank<br />
möchte ihre Kunden unterstützen und mit ihnen<br />
gemeinsam <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> an den richtigen Umgang<br />
mit Geld heranführen.<br />
Mit dem Berufseinstieg beginnt ein neuer Lebensabschnitt.<br />
Neue Möglichkeiten tun sich auf, aber<br />
auch Fragen. Wie schaffe ich es, mein Haus zu<br />
bauen? Auch wenn es noch weit weg ist: Wie sorge<br />
ich für mein Alter vor? Auch <strong>der</strong> Staat hilft weiter.<br />
In diesem Dschungel kann ein Beratungsgespräch<br />
helfen. Die Ziele und Wünsche sind wichtig und<br />
Grundlage für das persönliche fi nanzielle Konzept.<br />
Gemeinsam entspannen<br />
Natürlich möchte je<strong>der</strong> ein Leben auf <strong>der</strong> Sonnenseite.<br />
Was ist aber, wenn eine Regenfront heranzieht.<br />
Eine Krankheit, ein Unfall, ob Berufsun-
Das Geschäftsmodell – o<strong>der</strong>: Was uns antreibt<br />
<strong>VR</strong>-Future-Preisübergabe in Horas 2010 Tischkickerübergabe im Seniorenheim in Neuhof 2010<br />
Messestand auf <strong>der</strong> Baumesse 2010 <strong>VR</strong>-DanceCamp 2009<br />
Jahresauftaktveranstaltung mit Thomas Baschab 2009<br />
Girls- und BoysDay 2011<br />
61
62<br />
<strong>VR</strong>-Gewinnsparen-Preisübergabe am Uniplatz 2011<br />
fähigkeit o<strong>der</strong> Sachschäden – gemeinsam mit dem<br />
Verbundpartner <strong>der</strong> R+V Versicherung bietet die<br />
Bank ihren Kunden individuelle Versicherungslösungen<br />
an.<br />
Gemeinsam bauen<br />
Mietzahlungen und Mieterhöhungen erfreuen<br />
eher den Vermieter. Es wird Zeit für das eigene<br />
Zuhause. Ob Neubau, Kauf o<strong>der</strong> Übernahme<br />
einer Immobilie – alles verlangt eine optimale<br />
Planung und kompetente Beratung. Gemeinsam<br />
entwickelt die Bank mit dem Kunden die persönliche<br />
Finanzierung. Das Immobilien-Center hilft,<br />
die richtige Immobilie in <strong>der</strong> Region zu fi nden.<br />
Gemeinsam vorsorgen<br />
Die allgemeine Lebenserwartung steigt, und <strong>als</strong><br />
Rentner hat man noch viel vor sich. Das Leben<br />
genießen o<strong>der</strong> die Kin<strong>der</strong> und Enkel unterstützen.<br />
Wie schafft man sich den fi nanziellen Freiraum,<br />
um sich alle noch offenen Träume zu erfüllen?<br />
Die <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> gibt ihren<br />
Kunden den Gesamtüberblick über die gesetzliche<br />
und betriebliche Rente sowie private Vorsorge.<br />
Individuell ermittelt sie den Bedarf im Alter<br />
und ein maßgeschnei<strong>der</strong>tes Vorsorgekonzept.<br />
Gemeinsam lokal, regional und global<br />
Das Handwerk nimmt eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />
in <strong>der</strong> Region ein. Hier hat die Bank ihre<br />
Wurzeln. Handwerksleistungen sind vielfältig.<br />
Das Handwerk hat Tradition, schafft individuelle,<br />
mo<strong>der</strong>ne Lösungen und steht für Regionalität.<br />
Die Landwirtschaft ist seit Jahrhun<strong>der</strong>ten Bestandteil<br />
<strong>der</strong> Region. Einst gründeten Landwirte<br />
die Raiffeisenbanken in <strong>der</strong> Region <strong>Fulda</strong>.<br />
Sie stellen eine weitere Wurzel dar. Zusammen<br />
haben sich die Bank und ihre Grün<strong>der</strong> bis heute<br />
entwickelt. Tradition und Fortschritt verbinden<br />
sie.<br />
Steuerberater, Juristen, Ärzte, Physiotherapeuten<br />
o<strong>der</strong> Apotheker, das Spektrum <strong>der</strong> freien Berufe<br />
ist groß. Individuelle Anfor<strong>der</strong>ungen und fi nanzielle<br />
Beson<strong>der</strong>heiten greift die Bank mit ihren<br />
Kunden auf.
Das Geschäftsmodell – o<strong>der</strong>: Was uns antreibt<br />
Einzug <strong>der</strong> Karnev<strong>als</strong>gesellschaften in die Bahnhofstraße 2010 Zeitungstreff Grundschule in <strong>Fulda</strong> 2011<br />
Pressetermin zum <strong>VR</strong>-Gewinnsparen 2009<br />
Pressetermin zum Langlaufvierer 2010<br />
63
64<br />
Bauherrenabend 2009<br />
Jahresauftaktveranstaltung mit Alexan<strong>der</strong> Niemetz 2012<br />
Übergabe des <strong>VR</strong>-Mobils in Wolfsburg 2010<br />
Eine Vielzahl von kleinen, mittleren o<strong>der</strong> großen<br />
Unternehmen bildet einen weiteren Lebenszweig<br />
<strong>der</strong> Region. Hochwertige Produkte effi zient zu<br />
produzieren und Kundenaufträge zu akquirieren,<br />
das stellt in <strong>der</strong> globalisierten Welt höchste Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an einen Unternehmer. Die Bank unterstützt<br />
ihre Kunden auch mit ihrem Partner – <strong>der</strong><br />
DZ-Bank – mit dem <strong>VR</strong>-Finanzplan Mittelstand.<br />
Die Zukunft im Dialog analysieren und die richtigen<br />
Ergebnisse und Handlungsfel<strong>der</strong> ableiten –<br />
mit diesem ganzheitlichen Konzept werden die<br />
individuellen Anfor<strong>der</strong>ungen und Wünsche <strong>der</strong><br />
Kunden berücksichtigt.<br />
Gemeinsam engagieren<br />
Zusammen mit ihren Mitarbeitern, Mitglie<strong>der</strong>n<br />
und Kunden will die <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
<strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> die Region noch ein bisschen lebenswerter<br />
machen. Ehrenamtliches Engagement in<br />
<strong>der</strong> Region ist wichtig. Nur zusammen kann man<br />
etwas erreichen.<br />
Daher engagiert sich die Bank mit ihren Kunden<br />
in und für die Region durch nutzenstiftende<br />
und werthaltige Veranstaltungen wie das Projekt<br />
Zeitungstreff Grundschule. Im Verbund <strong>der</strong> <strong>VR</strong><br />
Banken im <strong>Fulda</strong>er Land wird die Region beispielsweise<br />
über den Hessisch-Bayerischen Rad-,<br />
Langlauf- und Wan<strong>der</strong>-Vierer unterstützt.
5<br />
Das Kapital <strong>der</strong> Bank –<br />
unsere Mitarbeiter<br />
65
Ausbildung – solide Grundlage <strong>als</strong> Fundament<br />
<strong>der</strong> langfristigen Entwicklung Wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter<br />
66<br />
Als Arbeitgeber stehen wir<br />
zu unserer Verantwortung,<br />
in <strong>der</strong> Region kontinuierlich<br />
attraktive und zukunftsorientierte<br />
Ausbildungsplätze bereitzuhalten.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen die<br />
geschäftspolitischen Ziele <strong>der</strong> Bank täglich um.<br />
Sie sind es, die im persönlichen Kontakt zu den<br />
Menschen das Bild <strong>der</strong> Bank nach außen prägen<br />
und <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> ein<br />
Gesicht geben. Mitarbeiter, die hochqualifi ziert<br />
und unternehmerisch denkend jede Handlung mit<br />
<strong>der</strong> größtmöglichen Sorgfalt und Qualität ausführen,<br />
für die das Kundeninteresse höchste Priorität<br />
hat. Das macht unsere 280 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter zu unserem wertvollsten Kapital.<br />
Als Arbeitgeber stehen wir zu unserer Verantwortung,<br />
in <strong>der</strong> Region kontinuierlich attraktive und<br />
zukunftsorientierte Ausbildungsplätze bereitzuhalten<br />
und in einem strukturierten Ausbildungsprozess<br />
jungen Leuten eine solide berufl iche<br />
Basis zu vermitteln. Wir bilden junge Menschen<br />
aus, um sie nach erfolgreicher Abschlussprüfung<br />
zu übernehmen, und bieten ihnen dadurch eine<br />
planbare Zukunft.<br />
Vor dem Hintergrund unseres Qualitätsanspruchs<br />
beschränkt sich die Ausbildung nicht nur auf das<br />
Vermitteln von Fachwissen, son<strong>der</strong>n schließt das<br />
Erlernen von persönlichen, sozialen und methodischen<br />
Kompetenzen ein. Selbstständiges Denken<br />
und Handeln sowie die praktische Mitarbeit<br />
werden durch For<strong>der</strong>n und För<strong>der</strong>n gezielt entwickelt.<br />
Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Belastbarkeit,<br />
Lernbereitschaft, Kritikfähigkeit und eine ausgeprägte<br />
Loyalität zur Genossenschaft zählen zum<br />
Anfor<strong>der</strong>ungsprofi l unserer Auszubildenden.<br />
Während im ersten Jahr <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> sichere<br />
Umgang im Kundenkontakt durch praktische<br />
Einsätze in den Filialen den Schwerpunkt<br />
bildet, werden im zweiten und dritten Ausbildungsjahr<br />
in den innerbetrieblichen Abteilungen<br />
Kenntnisse und Fertigkeiten bei <strong>der</strong> Bearbeitung<br />
von qualifi zierten Geschäftsprozessen und <strong>der</strong><br />
Banksteuerung vermittelt. Die Mitarbeit in kleineren<br />
Projekten, <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Berufsschule,<br />
regelmäßiger innerbetrieblicher Unterricht bei<br />
erfahrenen Bankpraktikern sowie<br />
über vierzig externe Trainingstage<br />
durch Dozenten <strong>der</strong><br />
Genossenschaftsakademie<br />
begleiten die Ausbildung<br />
und bereiten gezielt auf<br />
die IHK-Prüfung vor.
Azubi-Lehrjahr 2006–2009<br />
Azubi-Lehrjahr 2008–2011<br />
Azubi-Lehrjahr 2011–2014<br />
Das Kapital <strong>der</strong> Bank – unsere Mitarbeiter<br />
Azubi-Lehrjahr 2007–2010<br />
Azubi-Lehrjahr 2009–2012<br />
Azubi-Lehrjahr 2010–2013<br />
67
Weiterqualifi kation:<br />
Ein ständiges Lernen für den Kunden<br />
68<br />
Wir bieten jungen Menschen eine planbare Perspektive.<br />
An<strong>der</strong>erseits sind qualifi zierte, unternehmerisch<br />
denkende und handelnde Mitarbeiter<br />
auch unsere Zukunft. Die <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
<strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> will leistungsbereite Mitarbeiter<br />
gewinnen und langfristig binden. Personalentwicklung<br />
wird daher bei uns großgeschrieben.<br />
Über eine Vielzahl von attraktiven Fortbildungsangeboten<br />
können sich unsere Mitarbeiter weiterqualifi<br />
zieren für Fach-, Spezialisten- o<strong>der</strong> Führungsaufgaben.<br />
Weiterbildung in Eigeninitiative<br />
wird von uns ebenso unterstützt wie die berufsbegleitende<br />
Erlangung akademischer Abschlüsse.<br />
Durch regelmäßige strukturierte Mitarbeiterentwicklungsgespräche<br />
för<strong>der</strong>n wir gezielt nach Neigungen<br />
und persönlichen Belangen den Berufsweg<br />
und machen Karriere damit planbar.<br />
Der Bankenmarkt ist geprägt von einem ständigen<br />
Wandel <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen zum einen durch<br />
gesetzliche und aufsichtsrechtliche Vorgaben, zum<br />
an<strong>der</strong>en aber auch aufgrund verän<strong>der</strong>ter Bedürfnisse<br />
<strong>der</strong> Kunden und Wettbewerbsbedingungen.<br />
Nach dem Selbstverständnis unseres Hauses ist<br />
es erste Führungsaufgabe, die Mitarbeiter auf die<br />
sich verän<strong>der</strong>nden Anfor<strong>der</strong>ungen vorzubereiten<br />
und sie bei <strong>der</strong> Umsetzung zu unterstützen.<br />
Mitarbeiter-Riesterschulung 2010
Strategiemesse <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> 2011<br />
Die Genossenschaft<br />
braucht den Erfolgsbeitrag<br />
des Einzelnen und <strong>der</strong><br />
Einzelne das Unternehmen<br />
zur Erfüllung seiner<br />
persönlichen Erfolgsziele.<br />
In <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> gibt<br />
es mehr Kreativität, Flexibilität, Tatkraft und<br />
Ideenreichtum, <strong>als</strong> oberfl ächlich vermutet wird.<br />
Aus Bankinteresse gilt es, diese Potenziale zu<br />
entdecken und zu för<strong>der</strong>n.<br />
Des Weiteren ist die Vielzahl unterschiedlicher<br />
Individuen in unserem Unternehmen hoch. Den<br />
richtigen Mitarbeiter am richtigen Ort einzusetzen<br />
ist das Ziel. Je<strong>der</strong> ist auf seinem Platz wichtig.<br />
Die Identifi zierung <strong>der</strong> Mitarbeiter mit ihrem Aufgabengebiet<br />
ist eine entscheidende Voraussetzung<br />
für eine erfolgreiche und glaubwürdige Betreuung<br />
<strong>der</strong> Kunden.<br />
Die Genossenschaft braucht den Erfolgsbeitrag<br />
des Einzelnen und <strong>der</strong> Einzelne das Unternehmen<br />
Das Kapital <strong>der</strong> Bank – unsere Mitarbeiter<br />
Die Psychologie und die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
zur Erfüllung seiner persönlichen Erfolgsziele.<br />
Die Führungskräfte müssen Empathie zeigen, sich<br />
mit den Mitarbeitern beschäftigen und Vertrauen<br />
entwickeln, um diese dann entsprechend zu för<strong>der</strong>n<br />
und einzusetzen.<br />
Wer Menschen för<strong>der</strong>n, for<strong>der</strong>n sowie führen will,<br />
muss sie mit Werten führen. Glaubwürdigkeit,<br />
Vertrauen und Authentizität sind entscheidend,<br />
ohne diese Faktoren ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
nicht möglich. Die Führungsgrundsätze<br />
<strong>der</strong> Bank stellen die Norm für die wertorientierte<br />
Partnerschaft zwischen Mitarbeitern und Führungskräften<br />
dar.<br />
Der Leistungsstandard wird wesentlich von <strong>der</strong><br />
Leistungsfähigkeit und <strong>der</strong> Leistungsbereitschaft<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiter beeinfl usst. Um diese zu<br />
erhalten und zu steigern, bedarf es <strong>der</strong> Motivation<br />
durch die Führungskraft. Motivation setzt<br />
voraus, dass die Führungskraft die Erwartungen<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennt und<br />
sich darüber hinaus mit den individuellen Zielvorstellungen<br />
auseinan<strong>der</strong>setzt. Die Führungskraft<br />
hat durch ihr Führungsverhalten die Leistung<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiter positiv zu beeinfl ussen und<br />
sie gleich und gerecht zu behandeln. Weiterhin<br />
hat sie die Mitarbeiter bei <strong>der</strong> Erfüllung ihrer<br />
Aufgaben zu unterstützen, ihre Eigeninitiative<br />
zu för<strong>der</strong>n und <strong>als</strong> Gesprächspartner anzuerkennen.<br />
69
70<br />
Betriebsausfl üge 2009 bis 2011
Filmdreh für den Imagefi lm 2011<br />
Das Kapital <strong>der</strong> Bank – unsere Mitarbeiter<br />
71
72<br />
Klaus Engel<br />
v.l.: Sonja Harnier, Mirjam Voll<br />
v.l.: Egon Wehner, Heinrich Baumbach<br />
Angelika Kratzenberg
Das Kapital <strong>der</strong> Bank – unsere Mitarbeiter<br />
v.l.: Helga Möller, Beate Fischer, Ulrike Alter<br />
v.l.: Karl Kirchner, Angelika Kratzenberg,<br />
Manfred Schüler, Werner Geis<br />
v.l.: Thomas Reifert, Angelika Kratzenberg,<br />
Hannelore Lucht, Sven Romeis, Michael Mans<br />
73
Mitarbeiterjubiläen<br />
und -verabschiedungen<br />
2008<br />
Mitarbeiterjubiläen<br />
und -verabschiedungen<br />
2009<br />
Mitarbeiterjubiläen<br />
und -verabschiedungen<br />
2011<br />
74
Das Kapital <strong>der</strong> Bank – unsere Mitarbeiter<br />
Soziales Umfeld und Mitarbeiterverbundenheit<br />
Es ist unser Ziel, Familie und Beruf unter einen<br />
Hut zu bringen. Mit gleitenden Arbeitszeitregelungen,<br />
Elternzeiten und zeitlich fl exiblen<br />
Reintegrationsphasen können junge Eltern vorübergehend<br />
ihre Prioritäten auf die jeweilige Lebenssituation<br />
abstimmen. Den Wie<strong>der</strong>einstieg unterstützen<br />
wir, indem wir die Mitarbeiter gezielt<br />
einarbeiten und durch Fortbildungen wie<strong>der</strong> auf<br />
den aktuellen Stand bringen.<br />
Ein anspruchsvolles und längeres Arbeitsleben<br />
verlangt gesundheitliche Fitness. Durch ein umfangreiches<br />
betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
leisten wir einen Beitrag zum körperlichen<br />
Wohlbefi nden und zur längeren Erhaltung beruflicher<br />
Spannkraft.<br />
Haben wir bisher für Mitarbeiter am Ende ihrer<br />
Berufstätigkeit die Möglichkeit geboten, über Altersteilzeit<br />
langsam aus <strong>der</strong> aktiven Berufsphase<br />
zu gleiten und dabei das Wissen an die nachfolgenden<br />
Generationen weiterzugeben, werden künftig<br />
<strong>als</strong> Folge <strong>der</strong> demografi schen Entwicklung die Le-<br />
bensarbeitszeiten sich wie<strong>der</strong> tendenziell verlängern.<br />
Dieser Entwicklung wollen wir mit dem Angebot<br />
individueller Arbeitszeitmodelle begegnen.<br />
Umfangreiche Sozialleistungen außerhalb tariflicher<br />
Regelungen sind weitere Bestandteile <strong>der</strong><br />
langfristigen Partnerschaft zwischen Mitarbeitern<br />
und Genossenschaft.<br />
Im Gegenzug ist die Verbundenheit <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
zu dem Unternehmen hoch, die Fluktuationsrate<br />
äußerst gering. Die Betriebszugehörigkeit<br />
liegt bei rund 70 Prozent unserer Mitarbeiter bei<br />
über zehn Jahren. Ein deutlich überdurchschnittlicher<br />
Wert, <strong>der</strong> uns mit Stolz erfüllt, und ein Beweis,<br />
für jeden Berufsabschnitt ideale Arbeitsbedingungen<br />
zu bieten.<br />
Das erfolgreiche Bestehen <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
<strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> über 150 Jahre ist kein Zufall.<br />
Unser Erfolg beruht auch auf unseren Werten,<br />
die im Unternehmensleitbild codifi ziert sind. Sie<br />
werden von Mitarbeitern und Vorstand gleichermaßen<br />
gelebt.<br />
75
76<br />
GWV Challenge-Lauf – Team 2011<br />
Die Mitarbeiterband „Prima Notas“ 2010
Es war einmal. Helmut Kohl war gerade<br />
Bundeskanzler geworden, und <strong>der</strong> Eiserne<br />
Vorhang hing nahe unserer Haustüre. Da<br />
wurden in Banken und Sparkassen etwa ein<br />
Meter hohe und 40 Zentimeter tiefe Kästen<br />
aufgestellt. Diese Kästen – auch Kontoauszugsdrucker<br />
genannt – ersetzten sukzessive<br />
die klassischen Kontoauszugströge. Hier<br />
bekam <strong>der</strong> Kunde nun die Auszüge, indem<br />
er o<strong>der</strong> sie eine neumodische kleine Plastikkarte<br />
mit einem Magnetstreifen in das<br />
Gerät steckte, und wie ein Wun<strong>der</strong> rutschten<br />
kurze Zeit später die länglichen Papiere<br />
durch einen kleinen Schlitz.<br />
Autor: Markus Maase<br />
ANEKDOTEN<br />
KAD? Schmunzeln bei<br />
<strong>der</strong> Einführung von<br />
Kontoauszugsdruckern<br />
Ich war gerade am Schalter, <strong>als</strong> eine Kundin älteren<br />
Jahrgangs fragte, was sie jetzt eigentlich<br />
machen müsse, um an die Kontoblättchen zu<br />
kommen. Hilfsbereit ging ich mit ihr zu einem <strong>der</strong><br />
Geräte und zeigte ihr, wie sie die neue Plastikkarte<br />
in den Drucker einführen müsse. Die Auszüge<br />
kamen wie gewünscht heraus, und ich wies die<br />
Frau noch darauf hin, dass sie möglichst schnell<br />
ihre Karte wie<strong>der</strong> aus dem Gerät ziehen solle, damit<br />
diese nicht wie<strong>der</strong> eingezogen werde.<br />
Sie nahm die Karte und schaute sich nun den Auszugsdrucker<br />
etwas genauer an, schüttelte mit dem<br />
Kopf und fragte mich dann: „Wie bekommen Sie<br />
denn hier einen Menschen herein?“ Jetzt war ich<br />
etwas verdutzt. „Wie einen Menschen?“ Die Kundin:<br />
„Naja, da muss doch einer drin sitzen, <strong>der</strong><br />
mir die Auszüge gibt. Und wie <strong>der</strong> die richtigen<br />
überhaupt fi ndet?“<br />
77
78<br />
Autor: Alfred Auth<br />
Wie das Girokonto beim<br />
Bürger ankam<br />
Das Girokonto hat etwa seit 1958 bis heute<br />
Dimensionen angenommen, die man sich<br />
anfangs nicht in den kühnsten Träumen<br />
vorstellen konnte.<br />
Dam<strong>als</strong> gab es keine Computer, die alles miteinan<strong>der</strong><br />
verknüpfen. Nur selten erleichterten<br />
Buchungsmaschinen die Arbeit. Die einzelnen<br />
Buchungen wurden mit <strong>der</strong> Durchschreibebuchführung<br />
verbucht. Dies ging folgen<strong>der</strong>maßen: Der<br />
Kunde kam, tätigte eine Ein- o<strong>der</strong> Auszahlung.<br />
Dazu wurde ein Beleg geschrieben, <strong>der</strong> zunächst<br />
im Kassenbuch für die Kassenabstimmung einzutragen<br />
war. Danach wurde <strong>der</strong> Vorgang auf dem<br />
Kundenkontoblatt handschriftlich verbucht. Ausgehende<br />
Überweisungen wurden ausnahmslos<br />
vom Bankmitarbeiter mit <strong>der</strong> Hand geschrieben<br />
und über die Zentralbank zur Ausführung gegeben.<br />
Die Verbuchung wurde zu Lasten des Kunden<br />
und die Gutschrift auf das Zentralbankkonto<br />
getätigt. Eingehende Überweisungen kamen über<br />
die Zentralbank und wurden über das Kundenkonto<br />
entsprechend verbucht.<br />
Zu dieser Zeit erhielt <strong>der</strong> Kunde keine Kontoauszüge.<br />
Stattdessen führte er ein Kontogegenbuch.<br />
Hier wurden die Einträge vom Kundenkontoblatt<br />
handschriftlich eingetragen. Ebenso verhielt es<br />
sich bei einem Sparbuch. Mit <strong>der</strong> Zeit erleichterten<br />
Buchungsmaschinen und -automaten die<br />
handschriftliche Arbeit.<br />
Löhne und Gehälter wurden anfangs noch bar<br />
gezahlt. Alles wurde zu jener Zeit aus <strong>der</strong> Lohn-<br />
tüte beglichen. Wohnte <strong>der</strong> Empfänger weiter<br />
weg, wurden Verbindlichkeiten per Zahlungsanweisung<br />
durch die Post o<strong>der</strong> über das Girokonto<br />
bei <strong>der</strong> Bank abgewickelt. Über dieses Girokonto<br />
liefen keine regelmäßigen Zahlungen.<br />
Als mit <strong>der</strong> Zeit die Arbeitgeber große Mengen<br />
Bargeld für die zweiwöchentlichen o<strong>der</strong> monatlichen<br />
Lohnzahlungen benötigten, wurden nach<br />
und nach Vereinbarungen getroffen, die Löhne<br />
und Gehälter per Banküberweisung auszuzahlen.<br />
Dies war für die Firmen ein großer Vorteil. Sie<br />
brauchten kein Bargeld mehr in die Tüten abzuzählen.<br />
Nachteil für den Arbeitnehmer: Er musste<br />
nun regelmäßig zur Bank gehen und sein Geld holen.<br />
Auch diese Überweisungsgutschriften waren<br />
im Kontogegenbuch handschriftlich einzutragen.<br />
Mit dem Einsatz von Buchungsautomaten wurden<br />
dann automatisch Kontoauszüge gedruckt.<br />
Sie lösten die Kontogegenbücher ab.<br />
Es dauerte Jahre, bis das Girokonto allgemein<br />
akzeptiert wurde, doch angesichts <strong>der</strong> offensichtlichen<br />
Vorteile war sein Siegeszug programmiert.<br />
Heute läuft <strong>der</strong> gesamte private Zahlungsverkehr<br />
über diesen Weg. Daueraufträge, Überweisungen,<br />
Lastschriften, Barein- und -auszahlungen sind<br />
ohne Aufwand realisierbar, Kontoüberziehungen<br />
kein Hin<strong>der</strong>nis. Wer früher sein Konto überziehen<br />
wollte, hatte dafür einen Kontokorrentkredit zu<br />
beantragen, <strong>der</strong> in jedem Einzelfall zu genehmigen<br />
war. Hierzu waren Kreditsicherheiten zu hinterlegen.<br />
Heutzutage gewährt die Bank Lohn- und<br />
Gehaltsempfängern von sich aus einen Dispositionskredit<br />
auf dem Lohn- und Gehaltskonto, ohne<br />
dass es einer hinterlegten Sicherheit bedarf.
Der 1. Juli 1990, erster Geltungstag <strong>der</strong><br />
neuen Währung, war ein Sonntag, erinnert<br />
sich Inge Stephan, dam<strong>als</strong> Angestelle <strong>der</strong><br />
Vereinigung <strong>der</strong> gegenseitigen Bauernhilfe<br />
(VdgB/BHG Kaltennordheim) und späteren<br />
Raiffeisenbank Kaltennordheim. Zusammen<br />
mit Ingeborg Groß war sie für die Geldausgabe<br />
in Kaltennordheim eingeteilt.<br />
Lange Schlangen, sehnsüchtige und geduldige<br />
Blicke bei den Wartenden, aber auch verhaltene<br />
Nachfrage auf den Dorffi lialen waren an diesem<br />
Morgen zu beobachten. Einige schöpften die<br />
Möglichkeit, 2.000 Mark abzuheben, voll aus.<br />
Aber <strong>der</strong> Nachschub ließ nicht lange auf sich<br />
warten. Annemarie Matthes, Leiterin <strong>der</strong> Bankabteilung<br />
<strong>der</strong> BHG, war für die Überwachung und<br />
ordnungsgemäße Ausgabe <strong>der</strong> neuen Banknoten<br />
zuständig.<br />
Auch in <strong>der</strong> Nachbargemeinde Kaltensundheim<br />
herrschte Hochbetrieb. Hier waren Christa Rommel<br />
und Eveline Meß für die Versorgung mit <strong>der</strong><br />
neuen Währung beauftragt, <strong>der</strong>weil Lisa Rauch<br />
unter dem Schutz <strong>der</strong> Volkspolizei mit einem<br />
Auto die Filialen Schafhausen, Gerthausen, Reichenhausen,<br />
Erbenhausen und Melpers anfuhr<br />
und <strong>der</strong> Bevölkerung das neue Zahlungsmittel<br />
überbrachte.<br />
„Beson<strong>der</strong>s freuten wir uns über die Unterstützung<br />
durch die damalige Raiffeisenbank Hohe<br />
Rhön aus Hil<strong>der</strong>s“, erinnert sich Inge Stephan.<br />
Autor: Joachim Vey<br />
ANEKDOTEN<br />
Die Währungsumstellung<br />
1990 in den thüringischen<br />
Nachbargemeinden<br />
Hier hatten sich Dorothee Seifert und Ursula Keidel<br />
freiwillig zur Auszahlung gemeldet. Beson<strong>der</strong>s<br />
für Ursula Keidel blieb die Fahrt im Moskwitsch<br />
zwischen bewaffneten Volkspolizisten in lebendiger<br />
Erinnerung.<br />
Durch die Fusionen sind heute alle Beteiligten<br />
Kolleginnen geworden. „Das hätte dam<strong>als</strong> auch<br />
keiner gedacht“, schmunzelt Inge Stephan.<br />
Die erste Umtauschperiode endete am 6. Juli.<br />
Vom 9. Juli an konnten die Bürger voll über ihr<br />
Guthaben verfügen. 1:1 wurden – nach Lebensalter<br />
gestaffelt – zwischen 2.000 und 6.000 Ost-<br />
Mark in D-Mark umgetauscht. Alle darüber hinaus<br />
gehenden Guthaben wurden 2:1 getauscht.<br />
Damit war die DDR-Mark <strong>als</strong> gesetzliches Zahlungsmittel<br />
abgelöst. Nur für die Münzen bis 50<br />
Pfennig galt einige Wochen eine Übergangsregelung,<br />
da die Bundesbank anfangs nicht genügend<br />
Hartgeld bereitstellen konnte.<br />
79
80<br />
Autor: Thorsten Seban<br />
Die Jahrtausendwende<br />
in <strong>der</strong> EDV<br />
Ab Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre war die Jahrtausendwende<br />
in aller Munde. Begriffe wie<br />
Millennium und Y2K tauchten auf. Einerseits<br />
fi eberten viele dem Millennium mit<br />
großer Freude und Erwartung entgegen.<br />
An<strong>der</strong>seits wurden berechtigte und unberechtigte<br />
Ängste geschürt. Unterschiedliche<br />
religiöse Kreise und Wahrsager prophezeiten<br />
für den Jahrtausendwechsel den Weltuntergang.<br />
Das war eine Glaubensfrage.<br />
Die Angst vor dem Millennium-Bug, dem Crash<br />
<strong>der</strong> Computer-Welt und den eventuellen katastrophalen<br />
Folgen war realistischer. Zusammenbruch<br />
<strong>der</strong> Stromversorgung und somit Ausfall aller technischen<br />
Infrastrukturen, Versagen <strong>der</strong> Steuerung<br />
von Kernkraftwerken und automatischen Waffensystemen<br />
und nicht zuletzt die Frage: „Was passiert<br />
mit <strong>der</strong> Wirtschaft und mit unserem Geld?“<br />
Doch was genau war das Problem? In den Anfängen<br />
des Computerzeitalters war Datenspeicher<br />
sehr teuer. Daher wurden nur zweistellige Jahreszahlen<br />
bei <strong>der</strong> Verarbeitung und Speicherung von<br />
Datumswerten verwendet. Dies sollte sich später<br />
<strong>als</strong> Problem herausstellen. Die Zahlen 0 bzw. 99<br />
wurden durch die Programme unterschiedlich<br />
interpretiert, <strong>als</strong> normaler Datumswert, <strong>als</strong> Start-<br />
bzw. Endwert, <strong>als</strong> Abbruchkriterium o<strong>der</strong> für Unendlichkeit.<br />
Der Millennium-Bug stellte für weite Teile <strong>der</strong><br />
Bevölkerung eine große Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />
Hard- und Software wurden zunächst inventarisiert,<br />
die Systeme wurden auf die Problematik<br />
hin untersucht und – sofern möglich – korrigiert<br />
o<strong>der</strong> ersetzt. Dann wurde <strong>der</strong> Jahreswechsel mittels<br />
Zeitreisen auf isolierten Systemen simuliert.<br />
Parallel dazu wurden die Verfahrensweisen und<br />
Notfallpläne zum Jahreswechsel für jedes System<br />
entwickelt.<br />
Der Tag X, Silvester 1999, stand unmittelbar bevor.<br />
Mit Spannung und gemischten Gefühlen wurde<br />
in <strong>der</strong> Bank <strong>der</strong> Jahreswechsel in den vorausliegenden<br />
Zeitzonen beobachtet. Die Stimmung<br />
lockerte sich, es kamen keine Hiobsbotschaften.<br />
Trotz umfangreicher Installation von neuer<br />
Hard- und Software wurden in den Geldinstituten<br />
an diesem Abend alle Server, Computer und<br />
SB-Geräte heruntergefahren und ausgeschaltet.<br />
Anschließend ging je<strong>der</strong> zu seiner Silvesterfeier,<br />
die in diesem Jahr, zumindest bis nach 24 Uhr,<br />
alkoholfrei verlief.<br />
An Neujahr wurden gegen Mittag die heruntergefahrenen<br />
Systeme wie<strong>der</strong> in Betrieb genommen.<br />
Nun waren zahlreiche Mitarbeiter in allen<br />
Geschäftsstellen im Einsatz, um die zuvor defi -<br />
nierten Tests zu fahren. Dank umfangreicher Vorbereitungen<br />
verlief <strong>der</strong> Jahreswechsel 1999/2000<br />
ohne Probleme. Und die Welt ist auch nicht untergegangen.<br />
Ergo: Jahrtausendwende erfolgreich überstanden?<br />
Eigentlich nicht, denn dieser Übergang stand erst<br />
mit dem Jahreswechsel 2000/2001 ins Haus.
So ein Sommer-Raiffeisen-Tag konnte unter<br />
Umständen anstrengend sein, beson<strong>der</strong>s<br />
wenn man alleine Dienst hatte. Kam man<br />
morgens zur Arbeit, ging <strong>der</strong> erste Blick<br />
zum Abstellgleis <strong>der</strong> Deutschen Bahn.<br />
Stand dort ein Waggon?<br />
Wenn ja, musste alles sehr schnell gehen: Raiffeisenkasse<br />
aufschließen, Tresor öffnen, Geld,<br />
Kontokästen und wichtige Unterlagen für das<br />
Tagesgeschäft ins Büro bringen. Danach kurz<br />
scharf nachdenken, wer wohl in Frage käme, eine<br />
größere Menge Kalkammon-Salpeter (KAS) abzunehmen.<br />
Ein Waggon fasste 500 Zentner – die<br />
mussten abends entladen sein. Der leere Waggon<br />
hatte vor 19 Uhr sodazustehen, dass die Deutsche<br />
Bahn ihn wie<strong>der</strong> mitnehmen konnte. An<strong>der</strong>nfalls<br />
wurde eine Verzugsgebühr fällig.<br />
Also: Kurzes Nachschlagen in den Warenblöcken,<br />
um die in Frage kommenden Bauern herauszuschreiben.<br />
Geld zurück in den Tresor, Eingangstür<br />
abschließen, Zettel dran kleben („Post-it“ gab‘s<br />
noch nicht): „Bin gleich wie<strong>der</strong> da.“ Und ab ging<br />
es mit dem Fahrrad ins Dorf.<br />
Kaum jemand besaß ein Telefon, geschweige<br />
denn ein Handy. Ergo mussten alle Landwirte<br />
persönlich angesprochen werden, ob sie vielleicht<br />
zehn, 20 o<strong>der</strong> gar 50 Zentner KAS direkt<br />
vom Waggon abnehmen konnten. Außerdem war<br />
jemand zu fi nden, <strong>der</strong> am Nachmittag Zeit hatte,<br />
die etwa 300 Zentner, die nicht direkt verkauft<br />
ANEKDOTEN<br />
Autor: Margaretha Reifert-Lutz (über eine Zeit, in <strong>der</strong> Banker<br />
sich abends nicht noch im Fitness-Studio austoben mussten)<br />
Als <strong>der</strong> Zug mit Düngemitteln<br />
kam – Arbeitstag<br />
bei einer Raiffeisenkasse,<br />
18. Juni 1970<br />
werden konnten, mit Traktor und Wagen ins Lager<br />
zu bringen.<br />
Dann schnell wie<strong>der</strong> ins Büro, Geld wie<strong>der</strong> raus<br />
aus dem Safe, Kunden bedienen und immer wie<strong>der</strong><br />
zwischendurch raus zum Waggon, ausladen.<br />
Dabei natürlich Fenster offen lassen, um das Telefon<br />
hören zu können. Wenn man schnell war,<br />
schaffte man es vielleicht, rechtzeitig dranzukommen.<br />
Bis nachmittags waren alle abnahmewilligen Bauern<br />
da – prima! 260 Zentner an neun Kunden<br />
ausgegeben, das Eintragen in die Warenblöcke<br />
und das Abzeichnen durch den Kunden durften<br />
auf keinen Fall vergessen werden.<br />
Um 16.00 Uhr ist <strong>der</strong> nette Stammkunde wie<strong>der</strong><br />
da, <strong>der</strong> sich gerne eine Mark dazuverdient und<br />
hilft, die restlichen 240 Zentner ins Lager zu bringen.<br />
Kurz nach 18.00 Uhr ist auch das geschafft.<br />
Jetzt noch die Bremsen lösen und den Waggon<br />
mit enormer Kraftanstrengung aufs vor<strong>der</strong>e Gleis<br />
schieben. Kurz vor 19.00 Uhr wird er von <strong>der</strong> DB<br />
wie<strong>der</strong> mit nach <strong>Fulda</strong> genommen. Feierabend!<br />
81
82<br />
Autor: Daniela Dhein<br />
Drei Obstbäume und<br />
Freibier <strong>als</strong> Dividende<br />
Das Wohl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> stand bei den<br />
Genossenschaften immer im Mittelpunkt.<br />
Dies zeigt sich in <strong>der</strong> vielfältigen För<strong>der</strong>ung<br />
und Unterstützung <strong>der</strong>selben in allen das<br />
Bank- und Warengeschäft tangierenden<br />
Bereichen.<br />
So erhalten die Mitglie<strong>der</strong> für ihre Geschäftsguthaben<br />
jährlich eine Dividende, die in <strong>der</strong> Regel<br />
deutlich über <strong>der</strong> Verzinsung an<strong>der</strong>er Anlagen<br />
liegt. Die Dividendenzahlung wurde in manchen<br />
Fällen aber auch in Naturalien erbracht. So erhielten<br />
die Mitglie<strong>der</strong> des Reulbacher Darlehenskassen-Vereins<br />
für das Geschäftsjahr 1912 ihre<br />
Dividende in Form von drei Obstbäumen ausgezahlt.<br />
Die Mittelkalbacher Genossen erhielten<br />
bei Anwesenheit in <strong>der</strong> Generalversammlung<br />
1941 zwei Obstbäume. Der Rothemanner Darlehenskassenverein<br />
gründete in den 30er Jahren<br />
sogar einen Obstbaumfonds, aus dem die Mitglie<strong>der</strong><br />
jährlich einen Obstbaum zur Verfügung<br />
gestellt bekamen.<br />
Der Wüstensachsener Darlehenskassen-Verein erwirtschaftete<br />
im Geschäftsjahr 1935 einen Reingewinn<br />
von 96,33 Reichsmark. Da das Verteilen in<br />
Form einer Dividende zu einem nicht im Verhältnis<br />
stehenden Aufwand geführt hätte, beschloss<br />
die Versammlung, einen Betrag von 50 Reichsmark<br />
an die Schwestern für die Weiterführung<br />
des Kin<strong>der</strong>gartens zu spenden. Der Rest wurde in<br />
Form von Freibier in <strong>der</strong> Generalversammlung an<br />
die teilnehmenden Mitglie<strong>der</strong> ausgeschenkt.
Das Informationszeitalter war noch weit<br />
weg. „Facebook“, „Wer kennt wen“,<br />
„Schüler VZ“ gab es noch nicht – nicht<br />
einmal in irgendwelchen Gedanken.<br />
Aber auch zu dieser Zeit mussten intelligente<br />
und entwicklungsfähige Mitarbeiter,<br />
die seriös, vertrauensvoll und wohlerzogen<br />
waren, für die Berufsausbildung<br />
zum Bankkaufmann<br />
gewonnen werden. Wie schaffte<br />
man es, all diese Kriterien zu<br />
prüfen? Natürlich gab es Schulzeugnisse.<br />
Es wurden Fragen und<br />
Aufgaben gestellt, und man klopfte<br />
in persönlichen Gesprächen den Bewerber<br />
und die Bewerberin auf Herz<br />
und Nieren ab.<br />
Der Erzählung nach reichte das gängige Auswahlverfahren<br />
dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Raiffeisenbank-Direktor<br />
nicht aus. Wie waren denn all diese<br />
Kriterien in einem Gespräch in <strong>der</strong> Bank mit den<br />
entsprechenden Zeugnissen abschließend zu prüfen?<br />
Die Lösung war recht einfach. Der künftige<br />
Chef fuhr mit dem Auto zum Bewerber o<strong>der</strong> zur<br />
Bewerberin nach Hause.<br />
Wie sieht <strong>der</strong> Hof aus? Macht alles einen gepfl egten<br />
Eindruck? Wie reagieren die Eltern? Stimmt<br />
ANEKDOTEN<br />
Autor: Markus Maase auf Basis von Erzählungen<br />
Wer ist <strong>der</strong> richtige Stift?<br />
einfach das ganze Umfeld? Und wenn dann noch<br />
<strong>der</strong> Kuchen bei einer Tasse Kaffee schmeckte,<br />
konnte man bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Nachwuchskraft<br />
eigentlich nicht f<strong>als</strong>ch liegen.<br />
Das zweite Gespräch wurde <strong>als</strong>o kurzerhand<br />
nach Hause zum Bewerber gelegt und zusammen<br />
mit den Eltern und Geschwistern geführt.<br />
Merke: Der persönliche Kontakt ist immer eine<br />
gute Grundlage für Entscheidungen – früher wie<br />
heute.<br />
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84<br />
Autor: Patrick Harnier<br />
Der Euro kommt –<br />
die D-Mark geht<br />
In <strong>der</strong> deutschen Währungsgeschichte seit<br />
Reichsgründung 1871 reiht sich <strong>der</strong> Euro<br />
<strong>als</strong> Nachfolger <strong>der</strong> guten alten Deutschen<br />
Mark (DM) nahtlos ein. Vorgänger waren<br />
Goldmark, Rentenmark (später Reichsmark),<br />
Deutsche Mark sowie die Mark<br />
<strong>der</strong> DDR.<br />
Die offi zielle Geburtsstunde des Euro datiert am<br />
1. Januar 1999. Zu diesem Termin trat die dritte<br />
Stufe <strong>der</strong> Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion<br />
in Kraft, und <strong>der</strong> Euro wurde offi ziell<br />
zur Gemeinschaftswährung ernannt. Aber bis <strong>der</strong><br />
Euro in den Geldbeuteln <strong>der</strong> Bevölkerung Einzug<br />
hielt, dauerte es noch bis zum 1. Januar 2002.<br />
Insgesamt haben elf Staaten den Euro in Umlauf<br />
gebracht. Inzwischen prägen 17 EU-Län<strong>der</strong> und<br />
drei Nicht-EU-Län<strong>der</strong> eigene Euromünzen. In 23<br />
Län<strong>der</strong>n gilt er <strong>als</strong> offi zielles Zahlungsmittel.<br />
Bevor es so weit kommen konnte, waren enorme<br />
Vorarbeiten notwendig, die in <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong><br />
<strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> durch ein eigens gegründetes<br />
Euro-Team und in <strong>der</strong> letzten Stufe von<br />
allen Mitarbeitern bewältigt wurden. Den Anfang<br />
machten Informationsveranstaltungen, die bereits<br />
im Februar 1996 auf die Vor- und Nachteile einer<br />
Wirtschafts- und Währungsunion sowie volkswirtschaftliche<br />
Aspekte eingingen. Es folgten weit<br />
über 100 Veranstaltungen, die das große Interesse<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung an <strong>der</strong> neuen Währung belegten.<br />
Während dieser Zeit haben sich die Inhalte <strong>der</strong><br />
Schulungen sehr gewandelt. Je näher <strong>der</strong> Einführungstermin<br />
rückte, desto praxisnäher wurden<br />
die Inhalte. Den Höhepunkt fanden die Euroveranstaltungen<br />
durch Einsatz sogenannter Währungsrechner,<br />
mit <strong>der</strong>en Hilfe man die D-Mark-<br />
Beträge anhand des am 31. Dezember 1998<br />
festgelegten Umrechnungsfaktors (1,95583) auf<br />
Euro umrechnete.<br />
Folgende Aufgabe galt es dam<strong>als</strong> zu lösen: „Sie<br />
tätigen in einem Kaufhaus am 4. Januar 2002 einen<br />
Einkauf in Höhe von 23,14 Euro und zahlen<br />
diesen mit einem 50-DM-Schein. Wie viel Wechselgeld<br />
erhalten Sie in welcher Währung zurück?“<br />
Bei diesen praktischen Anwendungen wurde den<br />
Kunden <strong>der</strong> Unterschied zwischen einer Preis-<br />
und einer Mengennotierung bei Währungen<br />
erklärt, Rundungsregeln und Kettensatz aufgefrischt<br />
und auf Basis inverser Kurse mathematisch<br />
erklärt, warum es bei <strong>der</strong> Umrechnung von D-<br />
Mark in Euro und wie<strong>der</strong> zurück in D-Mark zu<br />
Rundungsdifferenzen kommen kann. Großes In-<br />
Wie viel Wechselgeld<br />
erhalten Sie in welcher<br />
Währung zurück?
teresse fanden dam<strong>als</strong> auch die unterschiedliche<br />
Gestaltung <strong>der</strong> nationalen Münzrückseiten sowie<br />
die Sicherheitsmerkmale des neuen Bargeldes.<br />
Technisch und logistisch war die Euro-Einführung<br />
für unser Haus eine große und auch kostenintensive<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung, galt es doch alle geldverarbeitenden<br />
Geräte auf die neuen Schein- und<br />
Münzformate anzupassen. Aufgrund des hohen<br />
Münzaufkommens musste für einige Tresoranlagen<br />
sogar die statische Belastbarkeit überprüft<br />
werden. Mangels Platz in den Tresoren wurden<br />
auch kurzerhand geeignete Räume durch Nachrüstung<br />
von Bewegungsmel<strong>der</strong>n und weiterer<br />
Alarmtechnik in das Raumüberwachungskonzept<br />
einbezogen.<br />
Ab dem 17. Dezember 2001 wurde eine erste<br />
Euromünzenmischung (das sogenannte „Starterkit“)<br />
für 20 D-Mark an die Kunden herausgegeben.<br />
Diese Starterkits beinhalteten 20 Münzen<br />
im Wert von 10,23 Euro, welche in kleine Plastiksäckchen<br />
verpackt waren. Von diesen Starterkits<br />
haben wir bis Ende Januar 2002 rund 35.000<br />
Stück verkauft.<br />
Die Versorgung mit Euro-Noten über die Geldausgabegeräte<br />
funktionierte reibungslos. Wer wollte,<br />
ANEKDOTEN<br />
konnte sich pünktlich zum Glockenschlag in <strong>der</strong><br />
Silvesternacht die ersten Euro-Scheine holen. Bis<br />
zum 28. Februar 2002 konnte in den Geschäften<br />
mit zwei Währungen gezahlt werden, das Wechselgeld<br />
wurde in Euro erstattet. Bis heute tauschen<br />
die Zentralbanken D-Mark-Bestände ein.<br />
Mit <strong>der</strong> Euroeinführung zum 1. Januar 1999 haben<br />
alle Kontoauszüge und Verträge unseres Hauses<br />
sowohl die D-Mark <strong>als</strong> auch die neuen Eurobeträge<br />
ausgewiesen. Umso kurioser war dann<br />
zur endgültigen Umstellung <strong>der</strong> Kontosalden am<br />
1. Januar 2002 eine Kundenbeschwerde. Es wurde<br />
uns mit einem Rechtsanwalt gedroht, da wir<br />
dem Kunden nach seiner Meinung nur den halben<br />
Lohn auf sein Konto überwiesen und angeblich<br />
die an<strong>der</strong>e Hälfte unterschlagen hätten. Der Fall<br />
konnte schließlich unter Zuhilfenahme des bereits<br />
erwähnten Währungsrechners aufgeklärt werden.<br />
Alles in allem waren die Währungsunion und die<br />
damit verbundenen Herausfor<strong>der</strong>ungen für uns,<br />
aber auch für unsere Kunden eine Aufgabe, die<br />
wir gemeinsam gelöst haben.<br />
(Die Lösung lautet: Sie erhalten von <strong>der</strong> Kassiererin<br />
2,42 EUR zurück.)<br />
85
ÜBERSICHTEN<br />
Erster provisorischer Ausschuss des<br />
„Vorschuß-Vereins zu <strong>Fulda</strong>“ in 1862<br />
Ignaz Müller, Uhrmacher<br />
Balthasar Josef Wahler, Kaufmann<br />
Hermann Wegner, Färbermeister<br />
Franz Müller, Hofschlosser<br />
F. W. Giesel, Bäckermeister<br />
Josef Linz, Bierbrauereibesitzer<br />
J. Markheim, Kaufmann<br />
Adam Kramer, Maurermeister<br />
Peter Pult, Konditormeister<br />
G. B. Wankel, Färbermeister<br />
J. A. Schenck, Buchbin<strong>der</strong>meister<br />
Dr. Kind, prakt. Arzt<br />
87
Mitglie<strong>der</strong> des ersten Aufsichtsrates<br />
des „Vorschuß-Vereins zu <strong>Fulda</strong>“<br />
88<br />
Damian Vomberg, Uhrmacher<br />
Josef Schwarz, Metzgermeister<br />
Peter Pult, Konditormeister<br />
Josef Hartmann, Schmiedemeister<br />
Josef Linz, Bierbrauereibesitzer<br />
Franz Müller, Hofschlossermeister<br />
Adam Kramer, Maurermeister<br />
F. W. Giesel, Bäckermeister<br />
Gerhard Fleischmann, Glasermeister<br />
Blasius Wankel, Färbermeister<br />
Hermann Wegner, Färbermeister<br />
Wilhelm Stöhr, Bandagist
Firmierungsän<strong>der</strong>ungen vom<br />
„Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong>“ zur<br />
<strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
Datum Firmierung<br />
07.04.1862 Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong><br />
14.12.1869 Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong>, eingetragene Genossenschaft<br />
01.10.1889 Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong>, eingetragene Genossenschaft mit<br />
unbeschränkter Haftpfl icht<br />
11.08.1903 Vorschuß-Verein zu <strong>Fulda</strong>, eingetragene Genossenschaft mit<br />
beschränkter Haftpfl icht<br />
24.07.1923 Hansa-Bank <strong>Fulda</strong>, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpfl icht<br />
10.04.1924 Kurhessische Bauernbank (Bank für Landwirtschaft, Handel und Gewerbe)<br />
eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpfl icht<br />
13.03.1934 Vorschuß-Verein eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpfl icht<br />
01.01.1942 <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> eingetragene Genossenschaft mit<br />
beschränkter Haftpfl icht zu <strong>Fulda</strong><br />
09.10.1973 <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> eingetragene Genossenschaft<br />
ÜBERSICHTEN<br />
30.05.1996 <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong> Volksbank Raiffeisenbank seit 1862<br />
89
90<br />
Gründungsdaten <strong>der</strong> Vorgängerinstitute<br />
<strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
19.12.1889 Kaltenwestheimer Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
17.03.1891 Darlehenskassen-Verein für das Kirchspiel Wohlmuthausen <strong>eG</strong>muH<br />
18.02.1891 Kaltensundheimer Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
03.04.1892 Mittelkalbacher Darlehnskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
22.05.1892 Dietershäuser Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
26.06.1892 Neuhöfer Darlehnskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
09.10.1892 Rothemanner Darlehnskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
09.10.1892 Welkerser Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
23.10.1892 Oberkalbacher Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
26.12.1892 Uttrichshäuser Darlehnskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
08.01.1893 Ebersberger Darlehnskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
25.06.1893 Ober- und Unterwey<strong>der</strong> Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
23.07.1893 Heubacher Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
30.07.1893 Kämmerzeller Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
06.08.1893 Horaser Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
10.12.1893 Eckweisbacher Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
25.11.1894 Seifertser Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
03.11.1895 Wüstensachsener Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
24.11.1895 Reulbacher Darlehenskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
27.09.1896 Poppenhäuser Darlehnskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
21.03.1897 Büchenberger Darlehnskassen-Verein <strong>eG</strong>muH<br />
28.03.1897 Florenberger Spar- und Darlehenskassenverein <strong>eG</strong>muH<br />
04.09.1904 Simmershäuser Spar- und Darlehenskassenverein <strong>eG</strong>muH<br />
16.04.1905 Schmalnauer Spar- und Darlehenskassenverein <strong>eG</strong>muH<br />
17.05.1914 Gersfel<strong>der</strong> Spar- und Darlehnskassenverein <strong>eG</strong>muH<br />
21.05.1918 Kaltenlengsfel<strong>der</strong> Spar- und Darlehenskassenverein <strong>eG</strong>muH<br />
23.03.1924 Eichenzeller Spar- und Darlehenskassenverein <strong>eG</strong>muH<br />
31.01.1930 <strong>Fulda</strong>er Kreditgenossenschaft <strong>eG</strong>mbH<br />
18.01.1934 Kaltennordheimer An- und Verkaufsgenossenschaft <strong>eG</strong>mbH<br />
29.06.1939 Bezugs- und Absatzgenossenschaft Hil<strong>der</strong>s <strong>eG</strong>mbH<br />
13.12.1963 Volksbank <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong>mbH
Vorstände<br />
Beginn <strong>der</strong><br />
Tätigkeit<br />
Ende <strong>der</strong><br />
Tätigkeit<br />
Vorstände<br />
ÜBERSICHTEN<br />
1862 1867 Obergerichts-Anwalt Maier, Kaufmann Balthasar Jos. Wahler,<br />
Töpfermeister Dionysius Reuß<br />
1867 1884 Director Balthasar Jos. Wahler, Cassirer Peter Pult,<br />
Controleur Dionysius Reuß<br />
1885 1886 Direktor Peter Pult, Kassirer August Koch, Controleur Dionysius Reuß<br />
1886 1894 Direktor F. C. Bellinger, Kassirer August Koch, Controleur Dionysius Reuß<br />
1894 1902 Director Carl Künstler, Cassirer August Koch,<br />
Controleur Wilhelm Mollenhauer<br />
1902 1907 Carl Künstler, Wilhelm Mollenhauer, Joseph Weinspach<br />
1907 1914 Wilhelm Mollenhauer, Joseph Weinspach, Georg Singer<br />
1914 1920 Wilhelm Mollenhauer, Joseph Weinspach, Georg Singer, Richard Mechold<br />
1921 1924 Wilhelm Mollenhauer, Joseph Weinspach, Georg Singer<br />
1925 1932 Joseph Weinspach, Georg Singer<br />
1932 1934 Joseph Weinspach, Josef Köhl<br />
1934 1942 Joseph Weinspach, Karl Ludwig, Gustav Etzel<br />
1942 1953 Joseph Weinspach, Gustav Etzel<br />
1953 1963 Fritz Küllmer, Gustav Etzel<br />
1963 1970 Gustav Etzel, Leo Köhler<br />
1970 1973 Rudi Ruppel, Leo Köhler<br />
1973 1978 Rudi Ruppel, Helmut Felber<br />
1978 1983 Rudi Ruppel, Emil Schratz, Helmut Felber<br />
1984 1986 Axel Greuling, Emil Schratz, Helmut Felber<br />
1987 1987 Axel Greuling, Manfred Gerhard, Helmut Felber, Werner Weber<br />
1988 1989 Axel Greuling, Manfred Gerhard, Werner Weber<br />
1990 1990 Axel Greuling, Artur Reith, Manfred Gerhard, Werner Weber,<br />
1991 1992 Axel Greuling, Artur Reith, Manfred Gerhard, Werner Weber,<br />
Damian Best, Hans Malkmus<br />
1993 1993 Axel Greuling, Artur Reith, Manfred Gerhard<br />
1994 1995 Axel Greuling, Artur Reith, Manfred Gerhard, Hubert Röbig<br />
1995 2001 Axel Greuling, Manfred Gerhard, Hubert Röbig<br />
2002 2003 Manfred Gerhard, Hubert Röbig<br />
2004 2006 Manfred Gerhard, Hubert Röbig, Egon Wehner<br />
2007 aktuell Manfred Gerhard, Hubert Röbig<br />
91
92<br />
Quellen<br />
Archiv <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
Genossenschaftsverband e.V.: Netzwerk, Partner im Wandel<br />
Genossenschaftsverband e.V. – <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> Vorgänger (2009)<br />
Literatur<br />
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„90 Jahre Erster Weltkrieg“. Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“. Heft 29–30/2004.<br />
Aldenhoff, Rita: Schulze-Delitzsch. Baden-Baden 1984.<br />
Becker, Jean-Jacques Becker, und Krumeich, Gerd: Der große Krieg. Deutschland und Frankreich<br />
1914–1918. Essen 2010.<br />
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Ferguson, Niall: Der f<strong>als</strong>che Krieg. Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. München 2001.<br />
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Geiss, Immanuel (Hrsg.): <strong>Chronik</strong> des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Augsburg 1997.<br />
Hirschfeld, Gerhard, Krumeich, Gerd, und Renz, Irina (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg.<br />
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Hobsbawm, Eric: Das Zeitalter <strong>der</strong> Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. München, Wien<br />
1995.<br />
Holtfrerich, Carl-Ludwig: Die deutsche Infl ation 1914–1923. Ursachen und Folgen in<br />
internationaler Sicht. Berlin, New York 1980.<br />
Keegan, John: Der Erste Weltkrieg. Eine europäische Tragödie. Reinbek 2. Aufl . 2003.<br />
Kiefer, Philip: Internet & Web 2.0 von A bis Z einfach erklärt. Düsseldorf 2008.<br />
Klein, Michael: Bankier <strong>der</strong> Barmherzigkeit: Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Das Leben des Genossenschaftsgrün<strong>der</strong>s<br />
in Texten und Bil<strong>der</strong>n. Neukirchen-Vluyn 2002.<br />
Klein, Michael: Leben, Werk und Nachwirkung des Genossenschaftsgrün<strong>der</strong>s Friedrich Wilhelm<br />
Raiffeisen (1818–1888), dargestellt im Zusammenhang mit dem deutschen sozialen Protestantismus.<br />
Bonn 1999.<br />
Mazower, Mark: Der dunkle Kontinent. Europa im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Berlin 2000.<br />
Mommsen, Wolfgang J.: Der Erste Weltkrieg – Anfang vom Ende des bürgerlichen Zeitalters. Bonn<br />
2004.<br />
Nolte, Hans Heinrich: Weltgeschichte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Böhlau, Wien 2009.<br />
Osterhammel, Jürgen: Die Verwandlung <strong>der</strong> Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. München<br />
2009.<br />
Raupp, Manfred G.: Was <strong>der</strong> Großvater schon wusste. Staffort und Lörrach 2005.<br />
Ruedin, Etienne, und Buser, Carla: E-Mail – <strong>der</strong> Zwitter. Vermeintliche und wirkliche Einfl üsse des<br />
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Schnerb, Robert: Das bürgerliche Zeitalter. Europa <strong>als</strong> Weltmacht 1815–1914. Zürich 1971.<br />
Scholz, Stefan: Internet-Politik in Deutschland. Vom Mythos <strong>der</strong> Unregulierbarkeit. Münster 2004.
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des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Magdeburg 1926, S. 195–208.<br />
Siegert, Paul Ferdinand: Die Geschichte <strong>der</strong> E-Mail. Erfolg und Krise eines Massenmediums. (Diss.)<br />
Lüneburg 2008.<br />
Wilde, Manfred: Episoden um Hermann Schulze-Delitzsch. Der Nationalökonom und Genossenschaftsgrün<strong>der</strong>.<br />
Taucha 2008.<br />
Wilde, Manfred: Schulze <strong>als</strong> Patrimonialrichter von 1841 bis 1848. In: Hermann Schulze-Delitzsch.<br />
Weg-Werk-Wirkung. Festschrift zum 200. Geburtstag am 29. August 2008. Wiesbaden 2008,<br />
S. 168–183.<br />
Autoren<br />
Alfred Auth, Rentner und ehemaliger Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
Dr. Herbert Büttner, Referent für Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong> Kreishandwerkerschaft <strong>Fulda</strong><br />
Daniela Dhein, Mitarbeiterin Organisation <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
Manfred Gerhard, Vorstandssprecher<br />
Manfred Glotzbach, Bereichsleiter Organisation<br />
Dr. Gerhard H<strong>als</strong>ch, Stellvertreten<strong>der</strong> Bereichsleiter Firmenbank<br />
Patrick Harnier, Bereichsleiter Privatbank<br />
Manfred Jost, Rentner und ehemaliger Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>VR</strong> <strong>Genossenschaftsbank</strong> <strong>Fulda</strong> <strong>eG</strong><br />
Markus Jost, Kundenberater Filiale Mittelkalbach<br />
Manfred Leinweber, Filialleiter Mittelkalbach<br />
Margaretha Reifert-Lutz, Mitarbeiterin im KundenServiceCenter<br />
Markus Maase, Bereichsleiter Vertriebsmanagement<br />
Katja Otto, Bereichsleiterin Personal<br />
Rudolf Richter, Pensionär und ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzen<strong>der</strong><br />
Hubert Röbig, Vorstandsmitglied<br />
Thorsten Seban, Abteilungsleiter IT<br />
Joachim Vey, Firmenkundenberater<br />
Bildnachweis<br />
Fotograf / Quelle Seite<br />
Astrid Helmer 61, 74<br />
Bankarchiv 13, 16, 24, 46, 47, 48, 49, 53, 54, 55, 56, 57, 61, 64, 70, 72, 73, 76<br />
B<strong>VR</strong> 12<br />
Carina Imhof 63, 71, 74<br />
Frank Schreiner 70, 71<br />
Hubert Weber 20, 22, 23, 28, 32, 33, 34, 47, 50<br />
Parzellers Buchverlag 52, 58, 79, 82, 83, 85, Nachsatz<br />
Patrick Jacobi Vorsatz, 6, 9, 26, 27, 29, 30, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 67, 68, 69, 75, 76, 77, 80<br />
SP-Luftbild, Dattenberg 56<br />
Stadtarchiv <strong>Fulda</strong> 14, 15, 17, 18, 20, 21, 22, 23, 24<br />
www.fotolia.com 8, 19, 28, 31, 37, 41, 59, 78, 81, 84, 86, 89, 90, 91<br />
www.shutterstock.com 25, 35<br />
93
Wir danken allen Autoren, die sich mit großem<br />
Zeitaufwand und Engagement an <strong>der</strong> Erstellung<br />
<strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> beteiligt haben. Es ist nicht<br />
selbstverständlich, sich neben Beruf und Familie<br />
so einzubringen. Beson<strong>der</strong>s möchten wir<br />
allen danken, die über ihre Erfahrungen,<br />
Erinnerungen berichtet haben und den<br />
Autoren wichtige und interessante Hinweise<br />
geben konnten. Weiterhin danken wir allen,<br />
die uns mit privaten Bil<strong>der</strong>n einen Einblick in<br />
die Historie unserer Bank ermöglicht und die<br />
<strong>Chronik</strong> lebendig gemacht haben.
1965<br />
Welkerser<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
09.10.1892<br />
1987<br />
Raiffeisenbank <strong>eG</strong><br />
Eichenzell Raiffeisenbank<br />
Rothemann <strong>eG</strong><br />
1971<br />
Eichenzeller SparundDarlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
23. 03. 1924<br />
Florenberger<br />
Spar- und<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
28. 03. 1897<br />
1969<br />
Uttrichshäuser<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
26. 12. 1892<br />
Rothemanner<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
09. 10. 1892<br />
1965<br />
Büchenberger<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
21. 03. 1897<br />
Oberkalbacher<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
23. 10. 1892<br />
1987<br />
1967<br />
Neuhöfer<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
26. 06. 1892<br />
Raiffeisenbank <strong>eG</strong><br />
Neuhof<br />
1970<br />
1968<br />
Mittelkalbacher<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
03. 04. 1892<br />
1990<br />
Heubacher<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
23. 07. 1893<br />
Ebersberger<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
08. 01. 1893<br />
Raiffeisenkasse<br />
Dietershausen-<br />
Ebersberg <strong>eG</strong>mbH<br />
1963<br />
Dietershäuser<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
22. 05. 1892<br />
Raiffeisenbank<br />
Vor<strong>der</strong>rhön <strong>eG</strong><br />
Gersfeld<br />
Raiffeiesenkasse<br />
Vor<strong>der</strong>rhön<br />
<strong>eG</strong>mbH<br />
1970<br />
1988<br />
Poppenhäuser<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
27. 09. 1896<br />
1992<br />
Raiffeisenbank<br />
Gersfeld-<br />
Schmalnau <strong>eG</strong><br />
1980<br />
Gersfel<strong>der</strong> SparundDarlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
17. 05. 1914<br />
<strong>VR</strong> Genossen<br />
<strong>Fulda</strong><br />
1968<br />
Kämmerzeller<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
30. 07. 1893<br />
Schmalnauer SparundDarlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
16. 04. 1905<br />
Vorschuß-Ver<br />
7. April
schaftsbank<br />
<strong>eG</strong><br />
1961<br />
Horaser<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
06. 08. 1893<br />
ein zu <strong>Fulda</strong><br />
1862<br />
1996<br />
1942<br />
<strong>Fulda</strong>er<br />
Kreditgenossenschaft<br />
<strong>eG</strong>mbH<br />
31. 01. 1930<br />
Reulbacher<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
24. 11. 1895<br />
2001<br />
Volksbank <strong>Fulda</strong><br />
<strong>eG</strong>mbH<br />
13. 12. 1963<br />
1967<br />
1969<br />
Simmershäuser<br />
Spar- und Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
04. 09.1904<br />
Bezugs- und Absatzgenossenschaft<br />
Hil<strong>der</strong>s <strong>eG</strong>mbH<br />
gegründet am<br />
29. 06. 1939<br />
Raiffeisenbank<br />
Hohe Rhön <strong>eG</strong><br />
Ehrenberg-Hil<strong>der</strong>s<br />
1968<br />
Eckweisbacher<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
10. 12. 1893<br />
1989<br />
Raiffeisenbank <strong>eG</strong><br />
Ehrenberg<br />
1970<br />
Wüstensachsener<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
03. 11. 1895<br />
1991<br />
Darlehenskassenverein<br />
für das<br />
Kirchspiel Wohlmuthausen<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
17. 03. 1891<br />
Seifertser<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
25. 11. 1894<br />
Raiffeisenbank <strong>eG</strong><br />
Kaltennordheim<br />
?<br />
1953<br />
Kaltenlengsfel<strong>der</strong><br />
Spar- und Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
21. 05. 1918<br />
1972<br />
Kaltennordheimer<br />
An- und Verkaufsgenossenschaft<br />
<strong>eG</strong>mbH<br />
18. 01. 1934<br />
VdgB-BHG-<strong>eG</strong>oN<br />
Kaltensundheim<br />
1964<br />
Kaltensundheimer<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
18. 02. 1891<br />
VdgB-BHG-<strong>eG</strong>oN<br />
Hohe Röhn Kaltenwestheim<br />
(Rhön)<br />
1954<br />
Kaltenwestheimer<br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
19. 12. 1889<br />
Ober- und<br />
Unterwey<strong>der</strong><br />
Darlehenskassenverein<br />
<strong>eG</strong>muH<br />
25. 06. 1893