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Evaluation Projekt P Ergebnisse quantitativer und qualitativer ...

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tragsformulare so gut kennen zu lernen, dass sie den Migrant/innen mit<br />

Sprachschwierigkeiten bei ihren Anträgen behilflich sein können. Die Jugendlichen<br />

haben sich im Gegenzug zu der Teilnahme an der Hospitation verpflichtet.<br />

Diese wurde erfolgreich durchgeführt <strong>und</strong> die Hilfe der Gruppe wurde von<br />

den Erwachsenen gerne in Anspruch genommen.<br />

Die Fokusgruppe findet mit sieben Mitgliedern in den Räumen des Jugendmigrationsdienstes<br />

in einem Stadtviertel statt, das vorrangig von Migrantenfamilien<br />

bewohnt wird. Das Interview hat einen ganz eigenen Charakter,<br />

weil die Jugendlichen von Anfang an von sehr persönlichen Beweggründen<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen berichten. Das <strong>Projekt</strong> ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür,<br />

dass Come in Contract bzw. das mit Leben gefüllte Ziel, Behördenchecker zu<br />

sein, für die Jugendlichen ein gelungener Einstieg in gesellschaftliches Engagement<br />

<strong>und</strong> politische Beteiligung war. Über die Hilfe für die Elterngeneration<br />

haben sie Zugang zu ihren eigenen Bedürfnissen <strong>und</strong> zu der politischen Dimension<br />

ihrer persönlichen Lebenssituationen gef<strong>und</strong>en. Die Gruppe bietet<br />

ihnen ein Forum, um sich damit auseinander zu setzen <strong>und</strong> nach (politischen)<br />

Lösungswegen zu suchen. Ihre Situation ist geprägt von den rechtlichen Einschränkungen,<br />

die der Status der zeitlich befristeten „Duldung“ (im Gegensatz<br />

zur unbefristeten Aufenthaltserlaubnis) mit sich bringt, wobei der Ermessensspielraum<br />

im Landkreis wohl besonders eng ausgelegt wird. Sie berichten ausführlich<br />

davon, was dieser Status für ihren Alltag bedeutet – selbst wenn sie in<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik geboren wurden, fließend deutsch sprechen, eine abgeschlossene<br />

Schulausbildung z. T. bis zum Abitur besitzen <strong>und</strong> sich (jugend-)<br />

kulturell wie deutsche Jugendliche darstellen <strong>und</strong> fühlen: Sie dürfen das B<strong>und</strong>esland<br />

nicht verlassen, erhalten wegen der befristeten Duldung keine Arbeitserlaubnis<br />

<strong>und</strong> keine Ausbildungsplätze <strong>und</strong> dürfen keinen Führerschein machen,<br />

da dieser als Reisedokument gilt. Dieses Vorgehen empfinden sie als<br />

völligen Abbruch ihrer bisherigen Integration: nachdem jahrelange in ihre<br />

Ausbildung investiert wurde, wird ihnen jetzt der Weg in eine selbstständige<br />

berufliche Zukunft verweigert – was sie persönlich wie wirtschaftlich völlig<br />

unsinnig finden. Die Stimmung während der Diskussion wechselt zwischen<br />

energiegeladen <strong>und</strong> frustriert, zwischen mutlos <strong>und</strong> zuversichtlich, doch durch<br />

Aufklärung etwas verändern zu können, <strong>und</strong> manchmal auch aggressiv <strong>und</strong><br />

genervt, weil sie doch einfach nur deutsch sein wollen <strong>und</strong> nicht dürfen. Gerne<br />

hätten sie ein Plakat von sich veröffentlicht mit dem Titel „Ich bin Deutschland“<br />

(in Anlehnung an die zum Zeitpunkt des Interviews überall aushängen-<br />

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