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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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die Ansprechbarkeit auf Behandlungen beeinflusst, besteht in der Fähigkeit<br />

von <strong>Kinder</strong>n, selbstbezogenes oder interpersonelles sexuelles Verhalten zu<br />

reduzieren. Ebenso unterscheiden sich <strong>ihre</strong> Bezugspersonen in deren<br />

Fähigkeit, Unterstützung in Anspruch zu nehmen <strong>und</strong> dem unangemessenen<br />

Verhalten <strong>ihre</strong>s Kindes Grenzen zu setzen. Die hier nur kurz<br />

angedeuteten Unterschiede im Ausmaß der traumatischen Vorbelastung des<br />

Kindes, in Bezug auf dessen Fähigkeit zur emotionalen <strong>und</strong> verhaltensbezogenen<br />

Selbstregulation <strong>und</strong> hinsichtlich der Kooperations- <strong>und</strong> Steuerungsfähigkeit<br />

seitens der Eltern lassen es als intuitiv einleuchtend erscheinen,<br />

dass <strong>Kinder</strong> nicht mit „Breitbandprogrammen“ erreicht werden<br />

können. Behandlungsansätze sind daher auf <strong>ihre</strong> Differenzierungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Sensitivität im Hinblick auf individuelle Erfordernisse der jeweils<br />

zu behandelnden <strong>Kinder</strong> zu überprüfen.<br />

Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommen Pithers et al. (1998a) in <strong>ihre</strong>r<br />

Interventionsstudie über bestimmte Subtypen sexuell auffälliger <strong>Kinder</strong>.<br />

Zwei Behandlungsbedingungen wurden miteinander verglichen, nämlich<br />

eine modifizierte Rückfallprophylaxe mit kognitiv-behavioralen Behandlungsmethoden<br />

<strong>und</strong> eine so genannte „expressive“ Therapie, die eher<br />

psychodynamisch f<strong>und</strong>iert ist. Je nach Kategorienzugehörigkeit konnten<br />

nach einem Beobachtungszeitraum von 16 Wochen unterschiedliche<br />

Implikationen für die Behandlung abgeleitet werden:<br />

Eine modifizierte Rückfallprophylaxe führte bei drei Typen (asymptomatische,<br />

schwer traumatisierte <strong>und</strong> sexuell reaktive <strong>Kinder</strong>) zu einer signifikanten<br />

Reduktion der problematischen sexuellen Verhaltensweisen. Bei<br />

der Kategorie der so genannten „Regelbrecher“ führten beide Behandlungsformen<br />

gleichermaßen zu signifikanten klinischen Veränderungen in positiver<br />

Richtung. Bei den <strong>Kinder</strong>n, die als „sexuell aggressiv“ klassifiziert<br />

worden waren, konnte unter beiden Behandlungsbedingungen keine signifikante<br />

Veränderung beobachtet werden. Die für drei Kliententypen nachgewiesene<br />

erhöhte Wirksamkeit der kognitiv-behavioral f<strong>und</strong>ierten modifizierten<br />

Rückfallprophylaxe begründen Pithers et al. damit, dass (1) es sich<br />

um ein hoch strukturiertes <strong>und</strong> gut vorhersagbares Behandlungsmodell<br />

handelt, (2) ein sofortiger Erwerb selbstregulierender Verhaltensweisen ermöglicht<br />

wird, der es traumatisierten <strong>Kinder</strong>n ermöglicht, akutem Stress<br />

vorzeitig entgegenzusteuern, (3) Eltern sehr schnell angemessene Reaktionen<br />

auf kindlichen Stress erlernen, (4) Eltern <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong> in die Lage<br />

gebracht werden, Unterstützungsnetzwerke mit Personen aufzubauen, die<br />

in häufigem Kontakt mit dem Kind sind <strong>und</strong> auf Verhaltensweisen des<br />

Kindes vorbereitet werden können (z.B. Erzieherinnen, Lehrkräfte,...). Die<br />

Autoren resümieren, dass eine Rückfallprophylaxe in dieser Form eine<br />

Struktur bietet, die einen eher inhaltsorientierten, didaktischen Zugang befördert,<br />

in dem Konzepte explizit benannt werden – im Gegensatz zur „expressiven<br />

Therapie“, in der diese Konzepte eher graduell <strong>und</strong> experimentell<br />

erworben werden.<br />

Pithers et al. (1998b) diskutieren die zentrale Bedeutung des Einbezugs<br />

von Eltern in den therapeutischen Prozess. Ausgehend von der Annahme,<br />

dass die mütterliche Bindung als zentraler Schutzfaktor gegenüber<br />

Viktimisierungen des Kindes fungiert (Bakermans-Kranenburg, van<br />

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