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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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haltens zu untersuchen. Der Beobachtungszeitraum von einem Jahr ist<br />

möglicherweise zu kurz, um unter diesen Bedingungen signifikante Veränderungen<br />

erwarten zu können. Im Gegensatz zu der Stichprobe von<br />

Bonner et al. handelt es sich bei Friedrich et al. ausschließlich um vorbelastete<br />

<strong>Kinder</strong> mit umfassenden psychiatrischen Störungsbildern, die in<br />

Heimen oder Pflegefamilien untergebracht waren. Hier sind schwierigere<br />

Ausgangsbedingungen für die Behandlung sexueller Verhaltensauffälligkeiten<br />

zu erwarten. Auch wenn die hier skizzierten Studien nicht direkt<br />

vergleichbar sind, so liefern Friedrich et al. beachtenswerte Hinweise auf die<br />

besondere Problematik sexueller Grenzüberschreitungen im Heim- <strong>und</strong><br />

Pflegekinderkontext. Die Autoren konstatieren, dass sexualisiertes Verhalten<br />

von <strong>Kinder</strong>n in der Jugendhilfe insofern als besonders problematisch<br />

anzusehen sei, weil es mit der Fähigkeit von Institutionen, <strong>ihre</strong> zwei<br />

wichtigsten Absichten zu realisieren, interferieren kann, nämlich mit der<br />

Gewährleistung von Sicherheit sowie mit der Verfügbarkeit von Zuverlässigkeit<br />

<strong>und</strong> Kontinuität.<br />

Ein 12-wöchiges Behandlungsprogramm (kognitiv-behavioral orientiert<br />

mit psychoedukativen Elementen; siehe Kapitel 9.3.1) für sexuell auffällige<br />

Vorschulkinder wurde von Silovsky et al. (2007) evaluiert. 53 der 85 angemeldeten<br />

<strong>Kinder</strong> absolvierten zumindest 8 Behandlungssitzungen, sodass<br />

deren Daten in die Wirksamkeitserhebung aufgenommen werden konnten.<br />

Insgesamt konnte im Verlauf der Behandlung eine signifikante Reduktion<br />

des problematischen sexuellen Verhaltens nachgewiesen werden. Dieser<br />

Effekt war unabhängig vom Vergehen von Zeit, mehr als ein Drittel der<br />

Varianz konnte durch Behandlungseffekte aufgeklärt werden. Insbesondere<br />

ältere <strong>und</strong> weibliche <strong>Kinder</strong> konnten von der Behandlung profitieren. Die<br />

Bezugspersonen, die das Programm absolvierten, berichteten ein gesteigertes<br />

Wissen, schätzten die Behandlung als nützlich ein <strong>und</strong> äußerten sich zufrieden<br />

über das Angebot. Die auf das sexualisierte Verhalten fokussierende<br />

Maßnahme führte zwar zu einer Reduktion dieser spezifischen Verhaltensauffälligkeit,<br />

andere Belastungsindikatoren waren aber auch nach Abschluss<br />

der Behandlung im klinisch signifikanten Bereich. Interessant ist der Bef<strong>und</strong>,<br />

wonach eine Vorgeschichte eines sexuellen Missbrauchs keinen Einfluss<br />

auf das Behandlungsergebnis auszuüben scheint.<br />

Einen bedeutenden Beitrag zur Differenzierung von Behandlungskonzepten<br />

in Abhängigkeit von der individuellen Problematik sexuell auffälliger<br />

<strong>Kinder</strong> lieferten Hall et al. (2002). Anhand der weiter oben dargestellten,<br />

empirisch abgeleiteten Typologie entwickelten die Autoren Vorschläge<br />

für eine bedarfsgerechte Behandlung. Sie gehen dabei von der Annahme<br />

aus, dass es keine Behandlungsform geben kann, die für alle sexuell<br />

auffälligen <strong>Kinder</strong> gleichermaßen effektiv sei. Bedauerlicherweise sei es aber<br />

übliche Praxis, dass <strong>Kinder</strong>, die verschiedene Typen repräsentieren, in ein<br />

<strong>und</strong> demselben Behandlungsprogramm zusammengefasst würden. Hall et<br />

al. zeigen, dass Behandlungserfolge in Bezug auf die Verarbeitung eigener<br />

sexueller Missbrauchserfahrungen bei sexuell auffälligen <strong>Kinder</strong>n zwischen<br />

„exzellent“ <strong>und</strong> „sehr schwach“ variieren. Allein dieser Umstand lässt erhebliche<br />

Unterschiede in den Voraussetzungen für die Behandlung sexueller<br />

Verhaltensprobleme erwarten. Ein weiteres Unterscheidungskriterium, das<br />

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