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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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Elsner & König (2010). Im Rahmen einer Evaluationsstudie wurden 19<br />

fachspezifische Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen erfasst. Die Autoren<br />

fassen die Behandlungsformen dieser Einrichtungen wie folgt zusammen:<br />

90<br />

Die meisten Behandlungsansätze sind kognitiv-behavioral orientiert.<br />

Vereinzelt finden sich tiefenpsychologisch f<strong>und</strong>ierte Konzepte. Nur zum<br />

Teil wird in Form strukturierter Behandlungsmanuale gearbeitet.<br />

Neben spezifischen einzel- <strong>und</strong> gruppentherapeutischen Settings<br />

kommen auch familientherapeutische <strong>und</strong> erlebnispädagogische Methoden<br />

zum Einsatz.<br />

Der deliktorientierte Schwerpunkt der meisten Einrichtungen wird anhand<br />

folgender Behandlungsinhalte erkennbar: Deliktarbeit, Offenlegung<br />

des Delikts, Verantwortungsübernahme, Arbeit am Tatzyklus, Deliktszenario,<br />

Täterstrategien, Auflösen von kognitiven Verzerrungen, Rückfallprävention.<br />

Als weitere Teilaspekte der Behandlung werden angeführt: Ressourcenförderung,<br />

Identifikation <strong>und</strong> Regulation von Emotionen, Wahrnehmen<br />

von Bedürfnissen, Bearbeitung eigener Traumatisierungen, Förderung<br />

sozialer Kompetenzen, des Selbstwerts <strong>und</strong> der Selbstkontrolle.<br />

Selten wird der Einsatz von Affektkontrolltrainingsprogrammen <strong>und</strong> die<br />

Vermittlung sexualpädagogischer Inhalte berichtet.<br />

Der Arbeit mit Eltern <strong>und</strong> Bezugspersonen wird von allen untersuchten<br />

Einrichtungen ein hoher Stellenwert zugeschrieben, da ein stabiles<br />

Lebensumfeld als entscheidender Faktor für das Gelingen der Behandlung<br />

gesehen wird. Entsprechend wichtig sind Kooperationen mit<br />

anderen Einrichtungen, z.B. mit Schulen.<br />

Analog zu dem, was im Kapitel Diagnostik festgestellt wurde, werden auch<br />

bezüglich der praktizierten Behandlungsansätze deutliche Unterschiede<br />

zwischen den Programmen erkennbar, die in den USA <strong>und</strong> in Deutschland<br />

zum Einsatz gebracht werden. Soweit dies erkennbar ist, scheinen in<br />

Deutschland vor alle solche Methoden angewandt zu werden, die stärker an<br />

die Arbeit mit jugendlichen (oder auch erwachsenen) Sexualstraftätern angelehnt<br />

sind. Die Unterschiede in den Programmen haben mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

damit zu tun, dass unter dem Terminus „Kind“ sehr unterschiedliche<br />

Alterskohorten erfasst werden. Während US-amerikanische<br />

Programme nicht selten auf die Arbeit mit Vorschulkindern abzielen, beziehen<br />

sich diejenigen Maßnahmen, die in Deutschland praktiziert werden,<br />

zunächst einmal auf strafunmündige <strong>Kinder</strong> unter 14 Jahren. Die <strong>Kinder</strong>,<br />

die in der Studie von Elsner & König (2010) erfasst wurden, wiesen einen<br />

Altersdurchschnitt von 13,7 Jahren auf. Insofern erscheint hier eine konzeptuelle<br />

Orientierung an der Arbeit mit sexuell übergriffigen Adoleszenten<br />

nachvollziehbar. Die Erprobung von Behandlungskonzepten für jüngere<br />

<strong>Kinder</strong> dürfte in Deutschland demnach noch sehr rudimentär ausgeprägt<br />

sein.

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