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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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Gewalt durch <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche etwa fünf Mal häufiger berichtet als<br />

sexuelle Gewalt, die durch Erwachsene in den jeweiligen Institutionen ausgeübt<br />

wurde. Dabei wurde ermittelt, dass sich unter den sexuell <strong>grenzverletzende</strong>n<br />

Minderjährigen ein hoher Anteil von <strong>Kinder</strong>n unter 14 Jahren befand<br />

(je nach Institutionsart 30 – 65%). Ähnliche Anteile finden sich in<br />

Studien, in denen therapeutische Behandlungen sexuell übergriffiger<br />

Minderjähriger evaluiert wurden. Ca. 40% der Anmeldungen in den untersuchten<br />

Behandlungseinrichtungen bezogen sich auf <strong>Kinder</strong> unter 14<br />

Jahren (Nowara & Pierschke, 2005; Priebe, 2008). Deutliche Hinweise auf<br />

die Relevanz des Problems lassen sich auch aus Berichten aus der Fachpraxis<br />

ableiten, etwa aus der Häufigkeit von Anmeldungen bei Fachberatungsstellen<br />

gegen sexualisierte Gewalt, die sich auf sexuelle Übergriffe an<br />

<strong>Kinder</strong>n durch andere <strong>Kinder</strong> beziehen (Enders, 2012; Fre<strong>und</strong> & Riedel-<br />

Breidenstein, 2004). Als Reaktion auf die Zunahme derartiger Berichte hat<br />

die „Deutsche Gesellschaft für Prävention <strong>und</strong> Intervention bei Kindesmisshandlung<br />

<strong>und</strong> –vernachlässigung (DGfPI) e.V.“ im Jahre 2010 eine<br />

b<strong>und</strong>esweite Fachtagungsreihe zum Thema „<strong>Sexuell</strong>e Übergriffe zwischen<br />

<strong>Kinder</strong>n“ durchgeführt. Es lässt sich also resümieren, dass sich auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage unterschiedlicher Beobachtungen die Hinweise auf die Relevanz<br />

dieses Themas verdichten. Systematische Dunkelfeldstudien, die darüber<br />

Auskunft geben könnten, in welchem Ausmaß <strong>Kinder</strong> durch sexuelle Übergriffe<br />

anderer <strong>Kinder</strong> (im Vergleich zu sexuellem Missbrauch durch Jugendliche<br />

<strong>und</strong> Erwachsene) betroffen sind, liegen aber nicht vor.<br />

Auch der internationale Forschungsstand über die Verbreitung sexueller<br />

Gewalt, die durch <strong>Kinder</strong> ausgeübt wird, lässt wenige Rückschlüsse auf das<br />

tatsächliche Ausmaß des Problems zu. Das Hauptproblem dürfte dabei in<br />

der Schwierigkeit liegen, sexuelle Grenzverletzungen von altersangemessenen<br />

sexuellen Aktivitäten zwischen <strong>Kinder</strong>n zu unterscheiden. Es liegen<br />

aber inzwischen einige Studien vor, die über die Häufigkeit des Auftretens<br />

bestimmter sexueller Verhaltensweisen Auskunft geben <strong>und</strong> somit – mittelbar<br />

– Hinweise dafür liefern, (1) welche Handlungen als „sexuell auffällig“<br />

zu klassifizieren sind <strong>und</strong> (2) wie häufig solche Handlungen zu beobachten<br />

sind (Friedrich, 2003; Friedrich et al., 2001; Larsson & Svedin, 2002;<br />

Sandnabba et al., 2003; Lindblad et al., 1995). Generell lässt ein Überblick<br />

über aktuelle Publikationen zumindest die Einschätzung zu, dass sexuelle<br />

Verhaltensauffälligkeiten von <strong>Kinder</strong>n ein Problem darstellen, das – offenbar<br />

auch aufgr<strong>und</strong> einer erhöhten (fach-)öffentlichen Wahrnehmungsbereitschaft<br />

- in vermehrtem Ausmaß beobachtet wird <strong>und</strong> dem sowohl von<br />

wissenschaftlicher als auch politischer Seite zunehmend Relevanz zugeschrieben<br />

wird. Daten, die dies belegen, liegen u.a. aus den USA (Chaffin et<br />

al., 2008; 2006; Araji, 1997), aus Kanada (Crooks et al., zit n. Bange, 2012)<br />

<strong>und</strong> aus England (Erooga & Masson, 2006) vor.<br />

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