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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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der Kommunikation zu Themen wie „Sexualität“ <strong>und</strong> „sexueller Missbrauch“<br />

zu entwickeln.<br />

In der <strong>Kinder</strong>gruppe werden kognitiv-behaviorale Techniken zur Anwendung<br />

gebracht, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, Kompetenzen zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> ihr Verhalten zu kontrollieren. Methodische Elemente sind<br />

singen, vorlesen, zeichnen <strong>und</strong> malen, Rollenspiele <strong>und</strong> gemeinsamer<br />

Imbiß. Als Hauptziele der Gruppenarbeit werden genannt: (a) Reduktion<br />

von Stigmatisierungs- oder Isolationsgefühlen, (b) Erhöhung des allgemeinen<br />

Wohlbefindens des Kindes <strong>und</strong> Verbesserung der Fähigkeit zur Wahrnehmung<br />

des eigenen Wohlbefindens, (c) Verbesserung der kindlichen<br />

Kommunikationsfähigkeiten, (d) Angemessener Umgang mit den eigenen<br />

Gefühlen, (e) Entwicklungsangemessene Informationen über sexuellen<br />

Missbrauch <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Sexualität, (f) Identifikation von „erlaubten“ <strong>und</strong><br />

„unerlaubten“ Berührungen.<br />

(4) Bindungsorientierte Familientherapie (Friedrich, 2007)<br />

Angesichts der vielfach nachgewiesenen ätiologischen Bedeutung von<br />

Bindungsproblemen für die Entwicklung sexueller Verhaltensauffälligkeiten<br />

bei <strong>Kinder</strong>n erscheint es überraschend, dass die meisten Behandlungsansätze<br />

eine gezielte Fokussierung auf die Eltern-Kind-Bindung vernachlässigen.<br />

Der Umstand, dass in kognitiv-behavioralen Therapien die<br />

Eltern der betreffenden <strong>Kinder</strong> in den Behandlungsprozess aktiv miteinbezogen<br />

werden, bedeutet noch nicht, dass die Qualität der Bindung<br />

zwischen Eltern <strong>und</strong> Kind in Augenschein genommen wird. Man könnte<br />

formulieren, dass die Behandlung von <strong>Kinder</strong>n einerseits <strong>und</strong> Eltern<br />

andererseits parallel verläuft <strong>und</strong> dass auf der Basis dieser Lernerfahrungen<br />

Verhaltensänderungen eintreten. Es ist aber nicht theoretisch begründet, in<br />

welcher Weise sich durch kognitiv-behaviorale Verfahren die Beziehung<br />

zwischen Eltern <strong>und</strong> Kind in gr<strong>und</strong>legendem Ausmaß verbessern kann,<br />

sodass Zweifel an der Persistenz positiver Behandlungseffekte angebracht<br />

erscheinen (Silovsky & Letourneau, 2008). In Reaktion auf die Vernachlässigung<br />

von Bindungsthemen hat Friedrich (2007) ein Behandlungsmanual<br />

entwickelt (Friedrich, 2007, S. 189 – 299), welches primär auf das Familiensystem<br />

<strong>und</strong> auf die Bindungsqualität zwischen Eltern <strong>und</strong> Kind fokussiert.<br />

Im diagnostischen Prozess misst Friedrich der Erfassung früherer<br />

(sexueller) Traumatisierungen der Eltern große Bedeutung bei. Bei der Analyse<br />

des Familiensystems empfiehlt er die Übernahme mindestens einer 3-<br />

Generationen-Perspektive, um ein umfassendes Verständnis für die Genese<br />

der problematischen sexuellen Verhaltensweisen des Kindes zu erlangen.<br />

Je nach Komplexität <strong>und</strong> Schwere der vorliegenden Symptomatik<br />

empfiehlt Friedrich eine Behandlungsdauer zwischen fünf <strong>und</strong> 35 Sitzungen<br />

im Abstand von jeweils einer Woche. Im Unterschied zu gängigen Behandlungsprogrammen<br />

handelt es sich um kein Gruppensetting, ein Großteil der<br />

Sitzungen wird mit Eltern(teil) <strong>und</strong> Kind gemeinsam durchgeführt. Der<br />

Effekt der Behandlung wird regelhaft mittels eines 3-Monats-Follow-up erhoben.<br />

Die Behandlung beinhaltet folgende zentrale Komponenten:<br />

Erhöhung der Anzahl an positiven verbalen <strong>und</strong> körperlichen Eltern-<br />

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