Sexuell grenzverletzende Kinder â Praxisansätze und ihre ...
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verschiedener Verhaltensalternativen nachzudenken. Die Verhaltensentscheidung<br />
<strong>und</strong> somit die Handlung erfolgt schließlich als Schritt 4: Das<br />
Kind muss nun einen Handlungsverlauf auswählen <strong>und</strong> seine mögliche<br />
Wirkung bewerten.<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche Etablierung des hier beschriebenen<br />
kognitiven <strong>und</strong> Verhaltensstils ist die ausführliche Arbeit an den Themen<br />
„Gefühle“, „Gedanken“ <strong>und</strong> „Verhalten“. Das letztendliche Ziel besteht<br />
darin, den <strong>Kinder</strong>n gegenüber die Interdependenz zwischen diesen drei<br />
Dimensionen anschaulich zu vermitteln. Erst wenn dies geschehen ist, wird<br />
das Stop-&-Think-Modell anhand von Alltagssituationen in die Gruppe<br />
eingeführt. Dabei wird die Aufgabe, das eigene Verhalten nach den vier beschriebenen<br />
Schritten zu organisieren in viele kleinere <strong>und</strong> damit erreichbare<br />
Teilaufgaben zerlegt. Schließlich erfolgt die Anwendung anhand von<br />
Beispielen, in denen es um sexuell aggressives Verhalten geht. In dieser<br />
Phase der Arbeit wird auf mögliche „Vorboten“ sexuell aggressiven Verhaltens<br />
rekurriert, in weiterer Folge werden die Konsequenzen verschiedener<br />
Verhaltensalternativen antizipiert <strong>und</strong> diskutiert. Durch die enge<br />
Zusammenarbeit mit Bezugspersonen ist eine fortlaufende Kontrolle<br />
darüber möglich, inwieweit ein Kind das erlernte Verhaltensmodell im Alltag<br />
zur Anwendung bringen kann.<br />
(3) Kognitiv-behaviorale Gruppentherapie für nicht-missbrauchende Mütter <strong>und</strong> <strong>ihre</strong><br />
sexuell misshandelten <strong>Kinder</strong> (Stauffer & Deblinger, 1996)<br />
Ein Behandlungsprogramm, das primär darauf abzielt, sexuell misshandelte<br />
<strong>Kinder</strong> bei der Bewältigung der Folgen <strong>ihre</strong>r eigenen sexuellen<br />
Viktimisierung zu unterstützen, wurde von Stauffer & Deblinger (1996) beschrieben.<br />
Dieser Ansatz fokussiert explizit auf die Bearbeitung sexueller<br />
Verhaltensprobleme als Folge sexuellen Missbrauchs. Es werden insgesamt<br />
11 parallele Gruppensitzungen á 2 St<strong>und</strong>en für Eltern <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong> durchgeführt.<br />
Folgende Ziele werden für die Arbeit mit Eltern definiert: (1) Bewältigung<br />
der eigenen emotionalen Reaktionen auf den sexuellen Missbrauch<br />
des Kindes, um dem Kind eine bessere Unterstützung anbieten zu<br />
können. (2) Initiierung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung einer offenen Eltern-Kind-<br />
Kommunikation, wobei sowohl sexueller Missbrauch als auch ges<strong>und</strong>e<br />
Seiten von Sexualität thematisierbar werden sollen. (3) Aneignung von Verhaltensmanagementstrategien,<br />
um das Kind bei dessen Verhaltensproblemen,<br />
die aus dem sexuellen Missbrauch resultieren könnten, zu<br />
unterstützen.<br />
Die Arbeit mit den Eltern wird in 3 Module eingeteilt: Das erste Modul<br />
(3 Sitzungen) beinhaltet Psychoedukation <strong>und</strong> Bewältigung der eigenen<br />
emotionalen Reaktionen. Das zweite Modul bildet den Schwerpunkt des<br />
Programms (6 Sitzungen) <strong>und</strong> fokussiert auf den Umgang mit Verhaltensproblemen<br />
des Kindes. Eltern sollen dabei lernen, logisch <strong>und</strong> konsistent<br />
sowohl auf die positiven als auch auf die negativen Verhaltensweisen <strong>ihre</strong>r<br />
<strong>Kinder</strong> zu reagieren, um den <strong>Kinder</strong>n eine Umgebung bieten zu können, in<br />
der diese ein ausgeprägtes Gefühl für Kontrolle entwickeln können. Modul<br />
3 (2 Sitzungen) schließlich fokussiert auf Kommunikationsfertigkeiten <strong>und</strong><br />
soll Eltern dazu befähigen, mit <strong>ihre</strong>n <strong>Kinder</strong>n eine möglichst offene Form<br />
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