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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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sexuell auffällige Verhalten des Kindes. Erst eine genaue Exploration dieser<br />

Reaktionen ermöglicht die Entwicklung von Strategien zur Erlangung elterlicher<br />

Kooperation. Je nachdem, ob Eltern z.B. Wut, Abwehr oder aber<br />

Bagatellisierung als Reaktion auf das sexuelle Verhalten <strong>ihre</strong>s Kindes zeigen,<br />

kann identifiziert werden, auf welche Weise Schwellenängste gegenüber<br />

professionellen Hilfen überw<strong>und</strong>en werden können. Heiman beschreibt ein<br />

Modell, anhand dessen Eltern für eine Zusammenarbeit gewonnen werden<br />

können, die letztlich dazu führen soll, dass das Kind eine substantielle Veränderung<br />

des familiären Kontextes wahrnimmt, die zu einer Reduktion der<br />

sexualisierten Verhaltensweisen beiträgt.<br />

Trotz vielfältiger Diagnose- <strong>und</strong> Interventionsstrategien wird eine Einschätzung<br />

der elterlichen Rolle bei der Entwicklung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung<br />

der problematischen sexuellen Verhaltensweisen des Kindes in vielen Fällen<br />

mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Rest an Unsicherheit belastet<br />

sein. Angesichts der erheblichen ätiologischen Bedeutung von Misshandlungen<br />

bewegen sich solche Einschätzungen zumeist in einem<br />

Spannungsfeld zwischen Misstrauen einerseits <strong>und</strong> dem Wunsch nach Zusammenarbeit<br />

im Interesse des Kindes andererseits. Es erscheint am<br />

ehesten zielführend, wenn sich auf diesem Spannungsfeld mehrere Akteure<br />

im Rahmen einer zuverlässigen, klar strukturierten Zusammenarbeit bewegen,<br />

um auf der Basis unterschiedlicher Perspektiven zu Einschätzungen<br />

<strong>und</strong> Handlungsstrategien zu gelangen, die eine erfolgreiche Intervention im<br />

Interesse des Kindes am wahrscheinlichsten machen.<br />

10.3 Therapeutische Hilfen<br />

Etwa seit Mitte der 1980er Jahre werden in den USA therapeutische<br />

Programme zur Behandlung sexuell auffälliger <strong>Kinder</strong> angeboten. Eine erste<br />

umfassende Übersicht über gängige Behandlungsprogramme lieferte Araji<br />

(1997). Die Autorin stellte zehn zum damaligen Zeitpunkt praktizierte USamerikanische<br />

Ansätze vor. Diese fokussieren ausschließlich auf sexuell auffällige<br />

<strong>Kinder</strong>, die jünger als 13 Jahre alt sind, wobei die meisten Programme<br />

das Altersspektrum von 4 – 12 Jahren abdecken. In der Praxis werden<br />

die Zielgruppen je nach Entwicklungsstand der <strong>Kinder</strong> in möglichst homogene<br />

Gruppen eingeteilt.<br />

Unterschiede zwischen den Projekten lassen sich an der jeweiligen<br />

Etikettierung der Zielgruppen ablesen. Manche beziehen sich auf sexuell<br />

missbrauchte <strong>Kinder</strong>, deren Verhalten als „sexuell reaktiv“ interpretiert<br />

wird, andere fokussieren auf „sexuell aggressive“ <strong>Kinder</strong>, in einem Fall wird<br />

die Zielgruppe als „Sexualtäter“ beschrieben.<br />

Dem entsprechend finden sich in den Konzepten auch mehr oder<br />

weniger ausgeprägte Anleihen aus der Arbeit mit jugendlichen oder erwachsenen<br />

Sexualstraftätern, wobei Konzepte wie „Missbrauchszyklus“ <strong>und</strong><br />

„Rückfallprophylaxe“ im Vordergr<strong>und</strong> stehen. Eine relativ hohe Übereinstimmung<br />

findet Araji in der Einschätzung der Praktiker, dass traumatogene<br />

Faktoren dem sexuellen Problemverhalten <strong>ihre</strong>r Klienten zugr<strong>und</strong>e liegen.<br />

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