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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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204).<br />

„Eltern oder anderen Professionellen gegenüber sollte versichert<br />

werden, dass das Aufspüren ultimativer, in der Vergangenheit<br />

liegender Gründe für die sexuellen Verhaltensprobleme weniger<br />

wichtig ist als eine Einschätzung darüber, welche aktuellen <strong>und</strong><br />

künftigen Faktoren identifiziert werden müssen, um hilfreich<br />

wirken zu können“ (Chaffin et al., 2008; S. 204).<br />

(5) Interviews mit dem Kind:<br />

Interviews mit dem Kind müssen unter Berücksichtigung des jeweiligen<br />

Entwicklungsstandes <strong>und</strong> einer möglichen Traumavorgeschichte geführt<br />

werden. Ziel des Interviews ist es nicht, ein „Geständnis“ zu erwirken.<br />

Bei klinischen Interviews mit <strong>Kinder</strong>n darf kein Druck i.S.<br />

eines Verhörs ausgeübt werden. Eine klinische Diagnostik darf nicht<br />

vermischt werden mit juristischen Ermittlungen. Ihre Absicht besteht<br />

demnach nicht in der Klärung der Frage, ob eine bestimmte Tat begangen<br />

wurde oder nicht. Es ist damit zu rechnen, dass <strong>Kinder</strong> in<br />

Bezug auf <strong>ihre</strong> sexuellen Verhaltensweisen wenig auskunftsfreudig sind.<br />

Sie sollten nicht nach lange zurückliegenden Ereignissen, nach Details<br />

oder nach Informationen gefragt werden, die sie mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

sehr verstören würden. Sehr junge <strong>Kinder</strong> sollten nicht<br />

über die Spezifika <strong>ihre</strong>r sexuellen Verhaltensprobleme befragt werden.<br />

(6) Standardisierte Tests:<br />

Funktionen standardisierter Tests:<br />

Information an Eltern, welche sexuellen Verhaltensweisen eher üblich<br />

sind <strong>und</strong> welche eher atypisch sind (CSBI-III; Friedrich, 1997).<br />

Erhebung von Begleitfaktoren der sexuellen Verhaltensprobleme<br />

<strong>und</strong> Identifikation von Bereichen für umweltbezogene Interventionen<br />

(CSBCL-2; Johnson & Friend, 1995).<br />

Beobachtung der Entwicklung des sexuellen Verhaltens über die<br />

Zeit <strong>und</strong> Einschätzung von Behandlungseffekten. (Weekly Behavior<br />

Report - WBR; Cohen & Mannarino, 1996a).<br />

(7) Fokussierung auf sexuellen Missbrauch in der Vorgeschichte <strong>und</strong> auf akute Gefährdungen<br />

Die Frage nach einer früheren sexuellen Viktimisierung des Kindes<br />

sollte aufgeworfen werden, aber es soll nicht automatisch auf das Vorliegen<br />

sexuellen Missbrauchs geschlossen werden. Zur Exploration von<br />

sexuellem Missbrauch/Trauma in der Vorgeschichte sollte sowohl mit<br />

dem Kind als auch mit seinen Eltern bzw. anderen Bezugspersonen gesprochen<br />

werden. Einen erhärteten Verdacht auf das Vorliegen sexuellen<br />

Missbrauchs zu melden, liegt in der Verantwortung des Diagnostikers.<br />

Eine weitere Klärung dieses Verdachts <strong>und</strong> die Durchführung<br />

formaler forensischer Interviews gehören aber zum Aufgabenbereich<br />

von <strong>Kinder</strong>schutzbehörden <strong>und</strong> Strafverfolgungsbehörden. Eine Vermischung<br />

zwischen klinischen <strong>und</strong> forensischen Explorationen soll<br />

möglichst vermieden werden. Eltern gegenüber sollte versichert wer-

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