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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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der Ursachen empfiehlt es sich, eher solche Erklärungen heranzuziehen,<br />

die in der Forschung mit größerer Häufigkeit in Zusammenhang mit der<br />

Entwicklung sexueller Verhaltensauffälligkeiten gef<strong>und</strong>en wurden. In<br />

den meisten Fällen erscheint es nicht notwendig, eine sich über mehrere<br />

St<strong>und</strong>en erstreckende psychiatrische <strong>und</strong> testpsychologische „Breitbanddiagnostik“<br />

durchzuführen. In besonders schwerwiegenden Fällen, in<br />

denen es Hinweise auf eine schwere psychopathologische Belastung des<br />

Kindes gibt, sind jedoch extensive psychodiagnostische Erhebungen angezeigt<br />

(Hoffmann & Romer, 2010).<br />

(4) Erfassung sexueller Verhaltensprobleme <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Begleitumstände:<br />

Die Erfassung des sexuellen Verhaltens sollte vor allem auf<br />

folgende Fragen fokussieren: Wann hat das Verhalten begonnen?<br />

Wie häufig tritt es auf? Wie hat es sich im Laufe der Zeit verändert?<br />

Die Chronologie der Entwicklung des sexuellen Verhaltens<br />

sollte in Bezug gesetzt werden zu Schlüsselerlebnissen im Leben<br />

des Kindes. Um dies zu eruieren, empfiehlt sich das Heranziehen<br />

vieler unterschiedlicher Informationsquellen.<br />

Es ist abzuklären, in welchem Ausmaß das sexuelle Problemverhalten<br />

selbstbezogen, auf andere bezogen, geplant, aggressiv oder<br />

unter Ausübung von Zwang auftritt. Wenn das Verhalten in der<br />

Interaktion mit anderen <strong>Kinder</strong>n auftritt, ist zu klären, wie das<br />

Verhalten initiiert wurde, welches Ausmaß an Wechselseitigkeit gegeben<br />

war, inwieweit die Verhaltensweisen geplant oder spontan<br />

auftraten <strong>und</strong> in welchem Ausmaß Gewalt oder Zwang eingesetzt<br />

wurden, um Widerstand zu brechen.<br />

Es müssen die Begleitumstände identifiziert werden, unter denen<br />

das sexuelle Verhalten auftrat, unter anderem sollte dabei auf mögliche<br />

Auslösereize für dieses Verhalten i.S. von Trigger geachtet<br />

werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Erfassung der Umstände der sexuellen Verhaltensauffälligkeiten<br />

muss eingeschätzt werden, in welchem Ausmaß das<br />

Kind beaufsichtigt werden muss, damit andere <strong>Kinder</strong> ausreichend<br />

geschützt sind. Überdies müssen frühere Interventionsversuche<br />

von Eltern oder anderen Bezugspersonen bzw. ein eventueller<br />

Mangel an Interventionen erhoben werden.<br />

Generelles Prinzip: Aktuelle <strong>und</strong> kürzlich aufgetretene Umgebungsbedingungen<br />

<strong>und</strong> emotionale Faktoren, die im Zusammenhang<br />

mit sexuellen Verhaltensauffälligkeiten aufgetreten<br />

sind, dürften eine größere Bedeutung haben als frühere oder weiter<br />

entfernt liegende Einflussfaktoren: „Obwohl ein Verständnis zugr<strong>und</strong>e<br />

liegender Ursachen <strong>und</strong> der vollständigen Ätiologie des<br />

Verhaltens informativ sein dürfte, sollten diagnostisch generierte<br />

Empfehlungen stärker darauf fokussieren, welche aktuellen Faktoren<br />

das sexuelle Verhalten aufrechterhalten, welche aktuellen<br />

Faktoren zur Einschränkung dieses Verhaltens beitragen <strong>und</strong><br />

welche Faktoren in Zukunft zur Aufrechterhaltung <strong>und</strong> Einschränkung<br />

dieses Verhaltens beitragen dürften“ (Chaffin et al., 2008; S.<br />

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