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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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stark vertreten. Die von Farmer & Pollock (1998) berichtete signifikant<br />

stärkere allgemeine psychopathologische Belastung bei sexuell auffälligen<br />

<strong>Kinder</strong>n wird von Schuhrke & Arnold eindrucksvoll bestätigt (siehe dazu<br />

auch Baker et al., 2008). Dieser Bef<strong>und</strong> wirkt insofern schwer, weil als Vergleichsgruppe<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche zur Verfügung stehen, die ebenfalls<br />

stationär untergebracht sind, sodass auch bei diesen <strong>Kinder</strong>n von einer erhöhten<br />

biographischen Belastung <strong>und</strong> entsprechenden psychischen Folgeerscheinungen<br />

ausgegangen werden muss. <strong>Sexuell</strong> auffällige <strong>Kinder</strong> zeigen<br />

signifikant erhöhte Ausprägungen unter anderem in Bezug auf Aufmerksamkeitsdefizit/Impulsivität/Unruhe,<br />

dissoziales Verhalten (Lügen, Schulschwänzen<br />

usw...) sowie bei mangelndem/<strong>und</strong>ifferenzierten Bindungsverhalten.<br />

Interessanterweise findet sich bei sexuell auffälligen <strong>Kinder</strong>, bei<br />

denen keine Berichte über eine eigene sexuelle Viktimisierung vorlagen,<br />

eine höhere Symptombelastung als bei sexuell auffälligen <strong>Kinder</strong>, die sexuell<br />

viktimisiert worden waren.<br />

Analog zu Farmer & Pollock (1998) finden auch Schuhrke & Arnold<br />

(2009) deutliche Hinweise auf problematischere „Jugendhilfekarrieren“ bei<br />

sexuell auffälligen <strong>Kinder</strong>n. Sie haben im Vergleich zu anderen fremd<br />

untergebrachten <strong>Kinder</strong>n bereits häufiger betreuungsintensive Maßnahmen<br />

durchlaufen <strong>und</strong> weisen insgesamt höhere Werte im Jugendhilfekarriere-<br />

Index auf als <strong>Kinder</strong>, die nicht sexuell auffällig sind.<br />

Problematische Hilfeverläufe <strong>und</strong> signifikant erhöhte psychopathologische<br />

Belastungen wurden auch in der australischen Pflegekinderuntersuchung<br />

von Tarren-Sweeney (2008) nachgewiesen. Während die Ergebnisse<br />

von Schuhrke & Arnold nicht nach Alter getrennt dargestellt wurden<br />

<strong>und</strong> somit auch Jugendliche bei der Interpretation der dargestellten Daten<br />

berücksichtigt werden müssen, wurden bei Tarren-Sweeney ausschließlich<br />

präadoleszente <strong>Kinder</strong> erfasst.<br />

Insgesamt lässt sich über mehrere Studien zu sexuell auffälligen <strong>Kinder</strong>n<br />

im institutionellen Kontext ein hohes Ausmaß an Übereinstimmung in den<br />

Ergebnissen feststellen. Insbesondere fällt auf, dass die geschilderten<br />

Problematiken in ähnlicher Weise in verschiedenen Ländern, in verschiedenen<br />

Alterskohorten <strong>und</strong> in verschiedenen Hilfesettings auftreten,<br />

auch wenn es Hinweise auf stärkere Ausprägungen im Heimkontext verglichen<br />

mit Pflegefamilien gibt (Baker et al., 2008). Die berichteten Ergebnisse<br />

dürften auf zwei gr<strong>und</strong>legenden Gemeinsamkeiten basieren, nämlich<br />

auf (1) biographischen Vorbelastungen der betreffenden <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> (2)<br />

einer ausgeprägten Vielfalt <strong>und</strong> Schwere von Problemen, mit denen diese<br />

<strong>Kinder</strong> die jeweiligen Hilfesysteme konfrontieren.<br />

Das von Tarren-Sweeney (2008) postulierte kumulative Ausgesetztsein<br />

gegenüber aversiven Lebensbedingungen kann als Erklärung für die besondere<br />

Problematik sexuell auffälliger <strong>Kinder</strong> im Jugendhilfekontext<br />

herangezogen werden. Dass sich deren komplexe psychopathologische Belastung<br />

zusätzlich noch in Form eines sexuellen Symptoms manifestiert,<br />

scheint den Problemdruck in den stationären Settings signifikant zu erhöhen.<br />

Baker et al. (2008) haben beschrieben, dass <strong>Kinder</strong> mit sexuellen<br />

Verhaltensauffälligkeiten Gefahr laufen, bei Erwachsenen negative Gefühle<br />

auszulösen. Diese stehen der Entwicklung einer positiven Erwachsenen-<br />

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